Übeltäter

Aus Astrodienst Astrowiki
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Liz Greene's Klassiker

In der klassischen Astrologie ist "Übeltäter" ein Ausdruck für die Planeten Saturn und Mars, denen man ungünstige Einflüsse zuschrieb. Außerdem wurde noch unterschieden zwischen dem "großen Übeltäter" Saturn und dem "kleinen Übeltäter" Mars. Die Deutung sowohl in Radix- als auch Ereignisastrologie tendierte hier von vornherein in die negative Richtung .

Doch auch die Klassische Astrologie sieht Saturn und Mars nicht prinzipiell und ausnahmslos nur als Übeltäter. Schon der Neoplatoniker Marsilio Ficino verstand zu Beginn der Renaissance seinen Saturn durchaus als konstruktiv (wie in moderner Zeit Liz Greene). So gelten die sog. Übeltäter im günstigen Aspekt zur Sonne durchaus als wohltätig, ebenso wenn sie in guten Würden stehen. Bei ungünstiger Aspektierung oder Schwächen, oder wenn sie harte Aspekte zu Wohltätern eingehen bzw. gar selbst untereinander aspektiert sind, sieht man sie jedoch als Verursacher bzw. Auslöser negativer Ereignisse.

Bei heutigen Astrologen ist das Konzept in der - wieder in Mode gekommenen - Stundenastrologie und in der Elektion von Bedeutung, da diese Prognosemethoden, um eindeutige Aussagen zu gewinnen, ein streng festgelegtes Interpretationsmuster benötigen.

Kritik am Konzept von Wohl- und Übeltätern

Bereits der Vorkriegsastrologe Emil Saenger "vertrat den Standpunkt, dass der Gebrauch des Wortes 'Übeltäter' für Planeten nicht nur eine schlechte Formulierung, sondern auch sachlich falsch sei. Nichts sei 'übeltäterisch', was die ihm angemessenen Grenzen einhielte, und selbst das Wohltätige wäre von Schaden bei übergroßer Expansion." Heinrich Bessler ergänzt: "Übeltäter sind also nur dann wahrhaft übeltäterisch, wenn sie dem Gesamten nicht integriert werden, wenn sie nicht den ihnen gemäßen Platz gefunden haben, wenn sie keiner höheren Ordnung unterstellt werden."[1]
Robert Hand dazu relativierend: "Ob ein Planet günstig oder ungünstig ist, hängt letzten Endes an einer Anzahl von Faktoren. Planeten, die zur einen Kategorie natürlicherweise gehören, können durch andere Umstände im Horoskop in das Gegenteil umgewandelt werden. Man kann nicht annehmen, dass Venus und Jupiter immer gute Resultate produzieren werden, und dass Saturn sowie Mars immer schlechte Resultate liefern. Dies ist eine alte Klassifikation und muss heute ein wenig freier verstanden werden. Am Ende mag ich Ptolemäus' Definition der Begriffe am meisten. Nach ihm ist ein günstiger Planet einer, dessen natürlicher Einfluss zu Mäßigung und zu Gleichgewicht führt. Ein ungünstiger ist einer, dessen natürlicher Einfluss zu Extremen und Ungleichgewicht beiträgt."[2]

Die neuen entwicklungsorientierten astrologischen Strömungen des Zwanzigsten Jahrhunderts, wie Revidierte Astrologie, Psychologische Astrologie, Esoterische Astrologie oder Karmische Astrologie, lehnen das Konzept von Wohltätern und Übeltätern ab, da es wertet und festlegt.

Quellen und Anmerkungen

  1. Heinrich Bessler in: Der böse Pluto (Astrologische Monatshefte 5-6/ 1961)
  2. The Lot or Part of Fortune (Robert Hand, 1996; drei Teile)