Abdias Trew

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Abdias Trew
Radix Trews (Mittagsstände, ohne Uhrzeit)

Abdias Trew[1] (auch: Treu; * 29.7.1597 in Ansbach; † 12.4.1669 in Altdorf bei Nürnberg) war ein deutscher evangelischer Theologe, Mathematiker, Astronom und Astrologe.

Leben

Geboren als Sohn des Michael Trew (1563–1620) und dessen Frau Ottilia, zog der junge Trew mit seiner Familie nach Heilsbronn. Dort war sein Vater Rektor des Gymnasiums geworden und achtete auf die Ausbildung seiner Kinder. So bezog Trew zunächst 1603 die Stadtschule, wechselte 1607 auf das dortige Gymnasium und ging am 24.10.1618 an die Universität Wittenberg. Hier widmete er sich einem Studium an der philosophischen Fakultät.

Schnell erlangte er am 20.3.1621 den akademischen Grad eines Magisters und verfolgte zunächst eine theologische Laufbahn. Durch die Notzeiten des Dreißigjährigen Krieges bemühte er sich jedoch später um einen Lehrstuhl an der Universität Altdorf. Diesen erhielt er 1636 als Professor der Mathematik und bekam 1650 zusätzlich einen Lehrauftrag über physikalische Naturphilosophie. Mit der Professur war auch die Aufsicht über die Nürnberger Stipendiaten verbunden; er wurde in der Stadt Kalenderschreiber.

In dieser Funktion war er mehrfach Dekan der philosophischen Fakultät und bekleidete auch das Rektorat der Altdorfer Hochschule. Er initiierte 1657 die Schaffung eines Observatoriums auf dem Nordturm der Altdorfer Stadtmauer und versuchte seine frühaufklärerischen Reformideen durchzusetzen. Er beteiligte sich an Lehrbüchern und war bei der astronomischen Tagespublizistik darum bemüht, dem Laien die Erlangung des mathematischen und astronomischen Wissens durch Verwendung der deutschen Prosa leichter zu gestalten. Er ging gegen astrologischen Aberglauben vor, blieb jedoch Anhänger des Weltbildes Tycho Brahes und war daher ein Gegner des Nikolaus Kopernikus. In der "Allgemeinen Deutschen Biographie" wird allerdings angeführt, dass dies eher aus religiösen Anschauungen denn aus echter Überzeugung erfolgte.[2]

Trew war zweimal verheiratet. Am 6.5.1623 heiratete er die Pfarrerstochter Barbara Weselius († 1634). Die zweite Ehe schloss er am 26.1.1635 mit Maria Ursula, der Tochter des Ansbacher Kämmers Sebastian Geyer. Aus seiner ersten Ehen gingen sieben Söhne und drei Töchter hervor, wovon ihn nur ein Sohn überlebte. Von den neun geborenen Söhnen und zwei Töchtern aus der zweiten Ehe überlebten ihn fünf Söhne und eine Tochter.[3]

Astrologie

Trew war ein radikaler Reformer, der weitgehend und ausdrücklich der Astrologie und den astrologischen Schriften Johannes Keplers folgte[4]: Die Häusereinteilung betrachtete er kritisch und konzentrierte sich stattdessen wie Kepler auf die Kardinalpunkte, die Einteilung der klassischen Würden lehnte er ganz ab. Statt dessen schlug er ein System vor, das auf der Entfernung der Planeten von der Erde basierte.[5][6] Allerdings beruhte seine Beurteilung, als Gegner des Kopernikanischen Weltbilds, auf der Annahme, dass die Erde das Zentrum des Systems darstelle. Letztlich folgte Trew in der Praxis aber doch nicht ganz Keplers drastischen Reduzierungen der astrologischen Elemente und damit ihrer möglichen Wirkungen.[7]

Rüdiger Plantiko schreibt in einer Rezension von Trews Buchs Grundriß der verbesserten Astrologie: "(Trew stellt) ein eigenes Schema vor, mit dem man sich über die relative Stärke der Planeten im Horoskop einen Überblick verschaffen kann. Bestimmte symbolische Stärkegrade der einzelnen Planeten, die er aus Leuchtkraft, Entfernung von der Erde und Geschwindigkeit extrahiert haben will, werden durch die Stellung im individuellen Horoskop modifiziert; die wichtigsten Einflüsse kommen dabei von ihrer Stellung im Häuserkreis (der mundanen Position) und ihrer Aspektsituation. Weiter spielen die aktuelle Geschwindigkeit, Beziehungen zu Fixsternen oder dem Ort der letzten Finsternis sowie für Mond und innere Planeten die Phase eine Rolle. Man bekommt auf diese Weise eine Rangliste der Planeten im Geburtshoroskop ("wie man in der Apotheke die Bestandteile einer Arznei abwiegt"), was bei der Einschätzung von Transiten, Direktionen usw. hilfreich ist."

Trew hielt nichts von konkreten Vorhersagen, doch glaubte er, dass die Astrologie in der Wetterkunde und in der Medizin von großem Nutzen sein könne.

Siehe auch

Werkauswahl

  • Discursus Von Grund und Verbesserung der Astrologiae, und was durch Anleitung derselben aus dem Gestirn, Conjuncitionibus, Finsternissen und anderen Constellationibus sowohl von natürlichen Welt-Händeln ohne Aberglauben könne geurtheilet und prognosticiret werden Wolfgang Endter Nürnberg 1643 online als PDF (top-astro.de); Neuauflage unter dem Titel: Grundriß der verbesserten Astrologie (Reformastrologie). 156 Seiten. Ins Hochdeutsche übertragen von Josef Fuchs. Jos. C. Hubers Verlag Diessen vor München 1927; Nachdruck Chiron Verlag Mössingen 1995 ISBN 3925100237 ISBN 978-3925100239
Trews "Kurtzer Bericht vom Nativitätstellen"
  • Nucleus Astrologiae correctae. Das ist: Kurtzer Bericht vom Nativitätstellen, wie darmit umbzugehen, u. was es nutze; Nicht allein den Astrologis, sondern allen in Erforschung d. Natur zu rechtem Nutz u. ohne Aberglauben Beflissenen, theils zur Nachricht, theils zu fernerm Nachdenken, aus gutem natürlichem Grund u. Erfahrung. 97 Seiten. Jeremias Dümler Nürnberg 1651. Online als PDF (top-astro.de)
  • Denckwürdige und mehrentheils neue Observationes von großen Conjunctionibus und Oppositionibus, ingleichen von der Apogaenorum, Nodorum, Centrorum, Eccentria solis und dergleichen Bewegungen, sowohl auch von neuen Sternen und Cometen Nürnberg 1653
  • Ableinung und Wiederlegung der Astrologiae judiciariae und abergläubischen Calendermacher Augspurg 1654
  • Compendium compendiorum astronomiae & astrologiae, oder kurtze und klare Verfassung der gantzen Sternkunst: so wol was den Lauff alß Wirckung sonderlich in den Menschen betrifft Georg Hagen Altdorf 1660
  • Practica Universalis in Erwehlung des Aderlassens und Artzney auf alle Jahr, wann nur die Mondsbrüche und andere Aspecten fleißig darinnen verzeichnet, zu gebrauchen Altdorf 1660 online als PDF (top-astro.de)
  • Gründlicher Bericht von dem Ende des Jenners alten und Anfang des Februar neuen Calenders 1661 erschienenen Cometen, benanntlich was dessen Ort, Lauff und muthmaßliche Bedeutung anbetrifft Nürnberg 1661
  • Dissertatio de cometis et via lactea Georg Hagen Altdorf 1662
  • Astrologia Medica, hoc est de siderali scientia ad curam valentudinis et rerum eo pertinentium dextrae applicanda Georg Hagen Altdorf 1663
  • Methodus genethliaca oder Ordnung u. Nutz des Nativität-Stellens Altdorf 1663
  • Gründliche und zu Erörterung vieler schweren Puncten in der gantzen Stern- und Natur-Kunst dienliche Beschreibung des jüngst zu End des Jahrs 1664 und im Anfang 1665 erschienenen Cometen Nürnberg: Michael und Johann Friederich Endtern 1665, 64 S.
  • Unvorgreifliches Bedencken und Discurs, von Vergleich- und Verbesserung der Calender Georg Hagen Altdorf 1665, 40 S.
  • Gründliche Calender Kunst, in zwei Theilen verfaßt Lüneburg: Heinrich Stern Erben 1666, 63 S. (Schrift zur Verbreitung des gregorianischen Kalenders)
  • Gründliche [...] Astrologia u. Calenderkunst..., ohne Ort 1666
  • Gründlicher Bericht von dem Nutzen dess Nativität Stellen Giessen 1672 online als PDF (top-astro.de)

Literatur

  • Hans Gaab: Der Altdorfer Mathematik- und Physikdozent Abdias Trew (1597–1669): Astronom, Astrologe, Kalendermacher und Theologe. Harri Deutsch, Frankfurt am Main 2011, 659 S., ISBN 978-3-8171-1882-3 (= Acta historica astronomiae Vol. 42)

Quellen und Anmerkungen

  1. Biographie von Wikipedia/Abdias Trew übernommen (gekürzt)abgerufen 5.5.2012
  2. Günther, "Trew, Abdias", in: Allgemeine Deutsche Biographie 38 (1894), S. 591-593 (Onlinefassung); Deutsche Biographieabgerufen 5.5.2012
  3. D.h. er zeugte 21 eheliche Kinder!
  4. Siehe Abdias Trew: Nucleus Astrologiae correctae, S. 7 (Einleitung)
  5. Was im Zwanzigsten Jahrhundert als neue Erkenntnis gefeiert wurde, siehe Entfernungswert
  6. Aus der Buchbeschreibung zu "Grundriß der verbesserten Astrologie"
  7. Fritz Krafft: Einleitung, in: Johannes Kepler, Was die Welt im Innersten zusammenhält. Wiesbaden 2005, S. XL