Abendstern

Aus Astrodienst Astrowiki
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Venus und Sonne in der Astronomie[1]

Als Abendstern werden die inneren Planeten bezeichnet, wenn sie nach Sonnenuntergang, also am Abend, sichtbar sind.

Astronomie

Wenn von dem Abendstern die Rede ist, ist normalerweise die Venus gemeint. In der griechischen Antike nannte man sie als Abendstern "Hesperos". Dieser ist abends am westlichen Himmel sichtbar, wenn er nach der Sonne untergeht. Im Tierkreis befindet er sich dann hinter der Sonne. Beispiel: Die Sonne steht in den Fischen, Venus im Widder. Die Venus ist während ihres 19-Monate-Zyklus immer etwa sieben Monate lang für mehrere Stunden am Abend sichtbar. Der Planet Merkur wird nur theoretisch als Abendstern bezeichnet, wenn er sich in diesem Verhältnis zur Sonne befindet, da er als solcher in Mitteleuropa nur maximal zwei Wochen im Frühjahr sichtbar ist.

Da Venus und Merkur als einzige Planeten die Sonne innerhalb der Erdumlaufbahn umkreisen, befinden sie sich von der Erde aus gesehen immer in der Nähe der Sonne (Venus kann sich maximal 47 Grad von ihr entfernen, Merkur höchstens 28 Grad (Elongation)). So können sie niemals am mitternächtlichen Himmel auftauchen, zeitweilig sind sie auch gar nicht zu sehen: nämlich dann, wenn sie weniger als zehn Grad von der Sonne entfernt sind. Aufgrund dieser Besonderheit, die mit sich bringt, dass diese Planeten immer in Horizontnähe auftauchen und wenn, dann häufig in der Übergangszeit Dämmerung, haben sie von jeher die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen; vor allem die Venus, welche nach Sonne und Mond das hellste Gestirn am Himmel ist.

Wenn Venus monatelang Abendstern war, wandert sie einige Wochen lang unsichtbar vor der Sonne vorbei und wird dann für sechs bis sieben Monate Morgenstern.[2] Als Morgenstern nannte man die Venus früher auch Phosphoros (oder Dioskurios), Lichtbringer.

Den alten Babyloniern war die Identität von Morgen- ind Abendstern bereits um 1700 v.Chr. bekannt, und der Planet wurde als die Liebesgöttin Ischtar angesehen. Nach Übernahme dieses Wissens durch die Griechen wurde er entsprechend Aphrodite genannt, während die Römer ihn als Venus identifizierten.

Deutung

Die Mondgöttin Selene, begleitet von Hesperos (Abendstern) und Dioskurios (Morgenstern)[3]
  • Ob Venus und Merkur Morgen- oder Abendstern sind, wird in der modernen Astrologie normalerweise kaum berücksichtigt. Im Altertum hingegen maß man diesem Tatbestand eine große Bedeutung bei. Spätestens seit Pythagoras (ca. 570-510 v.Chr.) war bekannt, dass es sich bei Hesperos und Phosphoros um ein- und denselben Planeten handelte.[4] Auch heute kann man die Tatsache, ob es sich bei den beiden Planeten um einen Morgen- oder einen Abendstern handelt, bei der Deutung berücksichtigen und damit feinere Nuancen in die Interpretation einbringen:

Denn Venus ist Herrscherin zweier Tierkreiszeichen: Stier und Waage. Als Abendstern entfaltet sie eher die Eigenschaften des Waage-Zeichens. So wie die Sonne in der Waage den Herbst mit seinen immer kürzer werdenden Tagen und damit eine Wendung nach innen bzw. zum Nächsten einläutet, so erscheint der Abendstern als Künder der Nacht.
Auch Merkur herrscht über zwei Zeichen: Zwillinge und Jungfrau. Als Abendstern (= nach der Sonne) entfaltet er eher die Eigenschaften der introvertierten Jungfrau, des Zeichens, welches für die Ernte steht. Als Morgenstern (= im Zierkreis nach der sonne) sind bei einem Horoskopeigner dagegen stärker die Zwillinge-Charakteristika Intellekt, Denken bzw. Kontakt und Kommunikation betont.

  • Die abendliche Stellung von Planeten, also über dem Horizont nach Sonnenuntergang oder "westliche Stellung" zur Sonne, wurde in der Klassischen Astrologie als occidental bezeichnet und galt besonders bei Venus, Merkur und dem Mond als günstig, da die abendliche Position traditionell eher mit weiblichen Qualitäten verbunden wurde[5], wohingegen man sie für die Planeten Saturn, Jupiter und Mars als ungünstig betrachtete[6]

Hellenistisches Deutungsbeispiel zu Merkur: Steht der Merkur als Abendstern in der 10. Stelle, so bereitet er einen Aufenthalt im Auslande, viele Veränderungen des Wohnsitzes, und lässt den Geborenen durch seine Handlungen öffentlich bekannt werden.[7]

Hesperus: Personifikation des Abends-[8]

Siehe auch

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Aus Ptolemäischer bzw. geozentrischer Weltsicht
  2. Auch Merkur ist "Morgenstern", wenn er vor der Sonne im Osten aufgeht, und dabei weit genug von ihr entfernt ist
  3. Zweites Jahrhundert n.Chr. (Italien)
  4. Bernd A. Mertz: Venus und Merkur als Morgen- und Abendstern im Horoskop. Mössingen 1997, S. 18
  5. Schon Ptolemäus schreibt in seinen Tetrabiblos (Chiron-Verlag, Tübingen 2000, S. 35) vom weiblichen Einfluss abendlicher Planeten
  6. William Lilly: Christliche Astrologie. Chiron-Verlag, Tübingen 2007, S. 143
  7. Firmicus Maternus lib. III, 7, 22 in: "Zum Horoskop Josef Rosensteins" von Ernst Tiede. „Astrologische Rundschau", 9. Jahrgang, Juni-September 1919, Heft 9/ 12, S. 168
  8. Bild von Anton Raphael Mengs (1765)