Achtes Haus

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Das achte Haus

Analoges Tierkreiszeichen: Skorpion

Zugehöriger Planet: Pluto (traditionell: Mars)

Element: Wasser

Qualität: fix

Geschlecht: weiblich

Quadrant: dritter Quadrant, Taghälfte

Natur: Moor, Sumpf, Vulkan, äußerer Tod der Natur

Farbe: stahlblau, schwarz-rot, giftgrün, rostrot

Archetyp: Leichenbestatter, Untergrundkämpfer[1], Dogmatiker, Therapeut[2]

Körperbereich: Sexualsystem, Ausscheidungsorgane

Deutung

Das Zeichen an der Spitze des achten Hauses sowie etwaige in ihm vorhandene Planeten sagen etwas darüber aus, wie ein Mensch mit dem ewigen "Stirb und Werde" umgeht. Wie man sich tiefer bindet - über die im siebten Haus stattfindende Begegnung hinaus -, z.B. via Hochzeit (bis dass der Tod euch scheidet); Thema sind ebenso Tabus und Hintergründiges aller Art.

Tarotkarte Nr. 13[3]

Wandlungen und Tode

Das achte Haus steht für Umwandlungsprozesse des Menschen, wie sie vor allem durch Krisen erfolgen, die eine grundlegende Regeneration nach sich ziehen. Es ist das klassische "Haus des Todes", der auch als Transformation verstanden werden kann; es sagt aber nichts aus über den Zeitpunkt des tatsächlichen Todes. Alle Prozesse der Verwesung, Ausscheidung, der Gärung und des Zerfalls (auf materieller Ebene) werden daher ebenfalls dem achten Haus zugerechnet, wie auch schwere Operationen.

Leitbilder und Prinzipien

Das achte Haus ist der Ort der größten seelisch-mentalen Kräfte im Horoskop, bindender, fixierender, zerstörerischer, aber auch regenerativer Natur. Wie nirgendwo sonst sind hier Dogmen, verbindliche Leitbilder und Prinzipien angesiedelt, genauso Vorstellungen, Suggestionskraft, Fanatismus, Zwänge und Projektionen. Und kein anderes Haus mobilisiert so große Energien, um ein bestimmtes Ziel, persönliche Pläne, "Einbildungen" bzw. Ideen/ Ideale zu erreichen und zu vertreten, auch unter persönlichen Opfern. Deutlich wird dies an Horoskopen z.B. von Astrologen und Astrologieinteressierten: sie haben oft einen persönlichen Planeten im achten Haus stehen, nicht selten Mars. Pluto sowie Planeten in Acht sind meist ein Hinweis auf große geistige Eindrucks-, Überzeugungs- und Prägekraft des Betroffenen auf andere, hinsichtlich ihrer Ziele, Konzepte und Leitbilder (z.B. Peter Orban oder Hajo Banzhaf).

Sexualität

"Der Tod" im Crowley-Tarot

Ein Sensitiver Punkt im Horoskop. Die Sexualität in ihrer Tiefe der Verschmelzung, Tabulosigkeit und Entblößung, ist eines der markantesten Bereiche des achten Hauses. Im Französischen nennt man den Orgasmus "kleiner Tod". Da man sich dabei zutiefst öffnet und damit auch verletztlich macht, ist die partnschaftliche Sexualität ein herausforderndes Feld zwischen Abhängigkeit, Bindung und Eigenständigkeit, sowie spiegelt deutlich alle Entwicklungen einer Beziehung wider, auch die unterschwelligen. Deshalb können auch Negativitäten wie Agressionen, Eifersucht und Gewalt entstehen, wenn in einer festen Beziehung einer ein heimliches sexuelles Verhältnis zu einer weiteren Person unterhält.

Die Sexualität in einer Partnerschaft verändert potentiell die Persönlichkeit der Betroffenen grundlegend. Daraus kann eine starke Bindung zum Partner resultieren, aber auch eine (sexuelle) Abhängigkeit, Hörigkeit.

Vorstellungen, Tabus und Therapien

Die Vorstellungen des achten Hauses sind oft keine individuellen, sondern von der Familie, Sippe und/ oder Gesellschaft übernommene/ geerbte, also teilweise unausgesprochene Prinzipien - die der Betroffene zwar mit vielen Leuten teilt, aber als persönliche versteht und verteidigt. Die klassischen Tabus, das Inzesttabu z.B., stellen eine auf gar keinen Fall zu überschreitende seelisch-emotionale Grenze dar, die bei intaktem achten Haus schwere Schuldgefühle nach sich ziehen kann und zur Ausstoßung aus der Gemeinschaft führt, man wird gemieden etc. In manchen Stammesgesellschaften kam es mit dem Bruch eines großen Tabus zum Erlöschen des Lebenswillens und sogar zum Tod der Betroffenen. Übernommene starke Prinzipien und Tabus stellen natürlich andererseits ein latentes Konfliktfeld dar für die instinktiven Triebkräfte, die persönliche Individualität und den Selbstausdruck. Dies kann im Problemfall zu erheblichen seelischen Beeinträchtigungen und Erkrankungen führen, die wiederum in tiefenpsychologischen Therapien[4] gemildert oder beseitigt werden können. Etwa von Persönlichkeiten, die selber ein betontes achtes Haus aufweisen (wie z.B. Sigmund Freud).

Projektion

Eine der weiteren Eigenheiten des achten Hauses stellen die persönlichen Projektionen dar. Diese beginnen typischerweise mit der Heirat zwischen zwei Menschen. Anfangs wird das jeweilige Gegenüber vorallem der Träger positiver Projektionen sein (idealisiert). Im Laufe des Zusammenlebens oder der Ehe kann sich dies aber ändern. In Konfliktsituationen zwischen den Partnern werden vor allem die negativen Projektionen das Bild vom Gegenüber prägen und verzerren, anknüpfend an der Wahrnehmung des Partner-Schattens[5], sofern nicht über die transformierenden bzw. wandelnden Energien und Erfahrungen des achten Hauses eine gemeinsame Weiterentwicklung erfolgt.

Die Schwächen der anderen

Im achten Haus findet man aufgrund der intensiven, intimen und tiefgehenden Energien auch Zugang zu den Schwächen und Verdrängungen des Gegenüber. Im Unterscheid zum Therapeuten, der in diesem Bereich beruflich arbeitet und sich darin mit professioneller Distanz bewegt, erspüren gerade stark projektiv veranlagte Menschen die Schwachpunkte im körperlichen Bereich des Gegenüber (das zweite Haus nach dem siebten (= Partner-Haus) symbolisert das Instinktive, Materielle des anderen) und nützen diese Fähigkeit für die eigenen Ideen und Zwecke, was dem Gegenüber womöglich sogar (zumindest vorübergehend) helfen kann. Der Komplex von Leitbildern, Idealen und Projektionen, bildet mit dem Gespür für die Unausgegorenheiten des Gegenüber oft ein vielschichtiges Geflecht , bei der alle angeführten Ebenen miteinander reagieren und verwoben sind. Ein Negativbeispiel des Gespürs für die Schwächen anderer im Verbund mit dem Übernehmen und Aussenden von Projektionen, findet man im Horoskop von Hitler mit seinem Geburts-Pluto im achten Haus.

Esoterik und Okkultismus

Bis vor wenigen Jahrzehnten war Okkultismus ein Begriff für diverse tiefgehende seelisch-mentale Interessen und Vorstellungen jenseits des Naturwissenschaftlich-Rationalen, abseits des Herkömmlichen, Bekannten, Berechenbaren, Greifbaren zumindest in den westlichen Ländern. Diese Bereiche und Neigungen rechnete man teilweise dem achten Haus zu[6]. Unter anderem durch die Psychoanalyse von Freud und Jung wurden die tiefen Kräfte des achten Hauses indirekt verständlicher und von breiteren Bevölkerungsschichten bewusst wie unbewusst stärker im persönlichen Leben integriert. Sogenannte okkultistische Ansichten, Ideen und Lehren verloren ihren glaubenden, manchmal auch dogmatischen Insider-Charakter und gingen in den esoterischen Strömungen der 1960er und 1970er Jahre auf. Beiden Strömungen ist gemeinsam, dass man bei ihren Anhängern neben einer überzeugten und glaubenden Haltung oft eine Betonung des achten Hauses findet. Das achte Haus gehört eben als Wasserhaus zu den Häusern der Ahnung, der seelischen Vorstellungen, des symbolischen Empfindens und der eindrücklichen Bilder, der Intuition, sowie - beim achten Haus (und speziell beim zwölften Haus) - zu dem Bereich des Horoskops, der durchaus zukünftige Ereignisse wahrnehmen kann (Präkognition); diese Wahrnehmungen können aber auch verdrängt oder überlagert werden durch eigene Vorstellungen und fixe Bilder.

Tarot-Karte "Vergänglichkeit"

Das geistige und materielle Erbe

Das geistige und das materielle Erbe (damit sind auch Mitgiften gemeint) spielt eine wichtige Rolle im Bereich des achten Hauses. Während es im gegenüberliegenden zweiten Haus um das eigene Vermögen geht, symbolisiert das achte Haus das Vermögen der anderen, damit gegebenenfalls jedoch auch eigene Schulden[7]. Aus einem finanziellen Erbe resultiert oft auch eine persönliche Verpflichtung und Bindung, die sich auf die Übernahme der Prinzipien, Gedanken und Ideen des Vererbenden erstreckt. Das geistige Erbe ist ansonsten bei einflussreichen, prägenden Persönlichkeiten (Leitfiguren) tonangebend. Und viele Stiftungen sind dem geistigen Vermächtnis ihres Stifters verpflichtet, je nach Satzung bzw. Stiftungszweck.

Das Geld der anderen

Alle Tätigkeiten der Kreditvergabe und des Bankenwesens haben einen starken Bezug zum achten Haus, es ist schließlich das zweite der anderen (= von Sieben) und bildet damit deren Besitz und ihr Kapital ab. Ein Kapitalgeber sitzt symbolisch also im achten Haus. Schulden und sämtliche weiteren aus Krediten und Fremdkapital sich ergebenden Bindungen und Verpflichtungen sind ihm ebenfalls zugeordnet. Eine "Schuldenfalle" kann entsprechend eine Person auf viele Jahre hinaus völlig binden, bzw. sie fremden Bestimmungen und Prinzipien ausliefern (davon abhängig machen), wie es nicht selten im 19. Jahrhundert infolge des Wucherzinses der Fall war. Andererseits ist die moderne Wirtschaftsform und -ordnung nicht denkbar und lebensfähig ohne ein funktionierendes Kredit- und Fremdkapitalwesen. Hieran werden die positiven Möglichkeiten des achten Hauses deutlich, nämlich mittels fremden Kapitals zusätzliche Werte (= zweites Haus) zu schaffen. Mit diesem Vorgang sind natürlich Gefahrenpotentiale verbunden, wenn es z.B. möglich wird, außerordentliche Summen an Fremdkapital zu besorgen (was zur Überschuldung, einer Spekulations- oder Immobilienblase führen kann).

Die Sippe

Im achten Haus findet man auch, zumindest in traditionellen Familienverbänden und Gesellschaften, den dem Zusammenleben zugrunde liegenden Mythos, die Leitbilder und Prinzipien der Sippe, der Großfamilie, der Verwandtschaft. Das materielle Erbe im Todesfall hat hier meist noch eine herausragende Bedeutung für die eigene finanzielle Absicherung.
Auch das psychische Erbe der Großeltern und Ahnen ist im 8. Haus zu finden. Neue Forschungen zu transgenerationalen Traumata haben die Perspektive auf dieses Haus in den letzten Jahrzehnten erweitert.[8]

Nebenbedeutungen/Häusersystematik [9]

Geld des Partners: Das 8. Haus ist das 2. Feld des Partners (der Partner selbst ist durch das 7. Feld dargestellt). So wie das 2. Haus/Feld die eigenen Mittel, die eigene Substanz symbolisiert, ist das 8. Feld für den Horoskopträger das 2. Haus seines Partners und somit dessen Substanz und auch finanzieller Mittel

Tod des Großvaters väterlicher- und mütterlicherseits, da 8. Feld vom I. Sektor

Liebschaften der Mutter, weil 5. Feld vom IV. Sektor
Die Tarotkarte 8 der Schwerter[10]

Mundanastrologie

Bei Staaten steht das achte Haus für das Staatswesen bedrohende Gefahren wie Gebietsverluste, Schulden und Abhängigkeiten (Reparationen und Besatzer), Verschwörungen und Spionage bzw. - als Abwehr - für die Geheimdienste. Die Sterblichkeit der Bevölkerung fällt hierunter, sowie generell Verfallserscheinungen des Staatsgebildes. Desweiteren der Zustand/ die Stabilität von Lebensversicherungen, Renten und Pensionen.[11]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Hajo Banzhaf; Haebler, Anna: Schlüsselworte zur Astrologie. Hugendubel Verlag, München 2007
  • Herbert Freiherr von Klöckler: Kursus der Astrologie, Band II. Bauer Verlag, Freiburg 1987
  • Michael Roscher; Völkel, Werner: Das Buch der Häuserherrscher. Chiron Verlag, Tübingen 2004
  • Howard Sasportas: Astrologische Häuser und Aszendenten. Knaur, München 2000
  • Claude Weiss: Horoskopanalyse, Band I. Edition Astrodata, Wettswil 2001

Anmerkungen und Quellen

  1. Nicolaus Klein: Die Systematik des astrologischen Häusersystems. Hugendubel, München 1988, S. 115
  2. Hermann Meyer: Das astrologische Herrschersystem. Kailash (Hugendubel), München 1996, S. 350f.
  3. In der Astrologie wird die Figur des Schnitters bzw. Sensenmanns ansonsten meist mit dem Planeten Saturn in Verbindung gebracht
  4. Diese Art der Therapien gehören entsprechend ins achte Haus
  5. C.G. Jung sagt, dass man auf diese Weise in jeder Ehe eigtl. "zu viert" sei.
  6. Erich Carl Kühr: Psychologische Horoskopdeutung. Chiron Verlag, Tübingen 1997, S. 209
  7. Roscher/ Völkel: Das Buch der Häuserherrscher. Ebertin, Freiburg 2000, S. 199
  8. Monika Heer: Das Rätsel des 12. Hauses, Meridian, 2023
  9. Siehe Lehrbuch von Gertrud Hürlimann, Die nähere Bedeutung der Sektoren, Zonen, Felder oder Häuser (Astrodienst, 2016)
  10. Rider-Waite Tarot Deck (1920)
  11. Otto Rumburg: Horoskope und Politik, Bietigheim 1973, S. 62
  12. Aus: The Houses - Temples of the Sky, 1996