Agrippa von Nettesheim

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Agrippa
Agrippas Geburtshoroskop

Der deutsche Arzt und Philosoph Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim wurde geboren am 15.9.1486 3:24 LAT, entspricht 3:15 LMT in Köln[1] (alternativ kursieren die Geburtsdaten 14.[2] bzw. 15.[3], auch 16.[4]9., wahrscheinlich alle nach dem Julianischen Kalender).

Er starb am 18.2.1535 in Grenoble[5] oder Lyon.[6]

Horoskopzeichnung Agrippas aus dem 16. Jahrhundert[7]
Gleichlautend bei Gauricus

Leben und Lehre

Agrippa verband neuplatonische und kabbalistische Vorstellungen mit Magie und Okkultismus. Den Makrokosmos teilte er in drei Welten auf, welche jeweils durch eine besondere Magie beherrscht würden: die physische, die astrale und die religiöse Magie.

Ziel von ihm war, alle "magischen" Richtungen zusammenzuführen, darunter auch die Astrologie. Gleichzeitig warb er dafür, Symbole und gleichnishafte Bilder als das zu nehmen, was sie waren: nämlich als ein Bild, das für etwas anderes, Allgemeineres steht.

"Was man von der unbesiegbaren Gewalt der magischen Kunst, von den wunderbaren Bildern der Astrologen, den Verwandlungen der Alchimisten und jenem gepriesenen Steine, durch welchen midasgleich alle Metalle in Gold verwandelt werden, Erstaunliches erzählt und schreibt, wird als nichtig, erdichtet und falsch erfunden werden, sooft man es buchstäblich nimmt. Wer möchte aber behaupten, dass die Überlieferungen großer und ernster Philosophen, die über solche Dinge schrieben, falsch seien? Nein, es wäre unrecht, sie für Lügen zu halten. Nur ist der Sinn ein anderer, als wie die nackten Buchstaben ihm geben. Wir dürfen das Prinzip so großer Operationen nicht außer uns suchen. Es wohnt ein Geist in uns, der sehr gut vollbringen kann, was immer die Mathematiker, Magier, Alchimisten und Nekromanten Wunderbares und Erstaunliches zu leisten imstande sind."[4]

Agrippa und der historische Dr. Johann Faust sollen sich 1532 begegnet sein.[5]

Als reifer Mann wurde er zum Skeptiker, der sich allein auf den Glauben und die (natürliche) Offenbarung bzw. Empirie verlässt. Er distanzierte sich von seinem Jugendwerk "De occulta philosophia".

Astrologie

Ein Teilgebiet der Magie war die Erstellung von Talismanen nach astrologischen Gesichtspunkten, sowie von magischen Quadraten und Sigillen. Er greift diesbezüglich auf das Wissen vor allem arabischer Astrologen bzw. Magier wie Albumasar und die Sammelhandschrift Picatrix zurück.
Das größte (von insgesamt sieben) seiner magischen Quadrate in dem Buch 'Die magischen Werke':

37 78 29 70 21 62 13 54 5
6 38 79 30 71 22 63 14 46
47 7 39 80 31 72 23 55 15
16 48 8 40 81 32 64 24 56
57 17 49 9 41 73 33 65 25
26 58 18 50 1 42 74 34 66
67 27 59 10 51 2 43 75 35
36 68 19 60 11 52 3 44 76
77 28 69 20 61 12 53 4 45

Ein Satzpalindrom, das man als magisches Quadrat horizontal und vertikal, vorwärts und rückwärts lesen kann[8]:

S A T O R – „(Der) Sämann“
A R E P O – ohne Bedeutung
T E N E T – „hält“ (von tenere)
O P E R A – „Werke“ (Nominativ oder Akkusativ Plural von opus) oder „mit Mühe“ (Ablativ Singular von opera)
R O T A S – „Räder“ (Akkusativ Plural von rota)
Agrippas Mensch im Tierkreis

Ein Beispiel für ein Saturn-Amulett, das nach ihm lebensverlängernde Eigenschaften besitzen soll: "Sie machten ... ein Bild von Saturn für die Verlängerung der Tage auf einem Saphir, zur Stunde Saturns, wenn Saturn am Aszendent stand oder glücklich gestellt. Sein Abbild war ein alter Mann der auf einem hohen Stuhl saß, seine Hände über seinen Kopf erhoben, in denen er einen Fisch oder eine Sichel hielt, und unter seinen Füßen eine Weintraube; sein Kopf mit einem schwarzen oder dunklem Tuch bedeckt, ebenso sein Gewand schwarz oder dunkel."[9]

Er befasste sich auch mit der Zuordnung von Edelsteinen und Handlinien zu den Tierkreiszeichen und Planeten.

Werke

  • De occulta philosophia (1510, 1533; Auswahl 1967)
  • De incertitudine et vanitate omnium scientiarum (1526; deutsch: Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften - – auch wie selbige dem menschlichen Geschlecht mehr schädlich als nutzlich sind, zwei Bände, herausgegeben von F. Mauthner, 1913, Nachdruck 1970) online (zeno.org)
Kapitel XC. De alcumistica oder Von der Goldmacherkunst
Das Goldmachen, es mag eine Kunst oder ein Schwindel oder ein natürlich Nachgrübeln genennet werden, ist fürwahr eine recht schöne Erfindung und ein artiger, unstrafbarer Betrug, dessen Vanität und Eitelkeit gar leicht sich herfür tut, indem es dasjenige verspricht, was die Natur keinesweges leiden noch erreichen kann; da doch sonsten jedwede Kunst und Wissenschaft der Natur nachahmet, niemals aber dieselbe übertrifft, denn die Gewalt der Natur ist viel stärker als die Macht der Kunst...

Deutsch (Auswahl)

  • Magische Werke. Vollständig in fünf Teilen, mit einer Menge Abbildungen (Geheime Wissenschaften, Bd. 10-14; Die magischen Werke). 5 Bände. 4. Auflage (Manualdruck). 358, 316, 400, 286, 367 Seiten. Barsdorf, Berlin 1921
  • Die magischen Werke. 615 Seiten. 3. Auflage. Fourier-Verlag, Wiesbaden 1988
  • Die magischen Werke. Matrixverlag 2008 ISBN 3865391532
  • Die magische Astrologie. Edition Geheimes Wissen 2007 ISBN 3902646063
Mond-Drachen aus De occulta philosophia

Siehe auch

Weblinks

Agrippa 1524

Literatur

  • Michael Kuper: Agrippa von Nettesheim – Ein echter Faust. Zerling, Berlin 1994 ISBN 3-88468-056-0
  • Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Agrippa von Nettesheim, Cornelius. In: Werner Gerabek, Bernhard Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 19 f.
  • Wolf-Dieter Müller-Jahncke: Magie als Wissenschaft im frühen 16. Jahrhundert. Die Beziehungen zwischen Magie, Medizin und Pharmazie im Werk des Agrippa von Nettesheim (1486–1535) Dissertation Universität Marburg 1973
Agrippa

Quellen und Anmerkungen

  1. Quelle: AstroDatabank, Rodden Rating XX Abgerufen 12.3.2012; gleichlautend in: Lucas Gauricus: Tractatus Astrologicus, Venedig 1552, Buch 4 Blatt 71v; auch in Junctinus, Speculum Astrologiae, Bd. 2, S. 1161
  2. Dieses Datum wird auch in anderen Quellen überwiegend angegeben
  3. AstroDatabank zitiert Getting: Book of Zodiaks: 15.2., 2:56 AM
  4. 4,0 4,1 magieausbildung.de
  5. 5,0 5,1 Siehe Wikipedia zu AgrippaAbgerufen 12.3.2012
  6. The Galileo Project: Heinrich Cornelius AgrippaAbgerufen 12.3.2012
  7. Mit dem Datum 14.9. (jul) 15:24. Da astronomisch ab Mittag des Vortages gezählt wurde, würde man heute 3:24 am 15.9. schreiben. Quelle Horoskopzeichnung: Digitalisat der BSB MünchenAbgerufen 12.3.2012 Tabulae horoscopicae Lutheri et multorum hominum illius et priorum temporum - BSB Clm 27003, 16. Jahrhundert, anonym
  8. Ob der Text eine Bedeutung hat, ist allerdings ungeklärt.
  9. Homepage Renaissanceastrology (Warnock)