Al Kindi

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Al-Kindi[1]

Abū Yaʿqūb ibn Ishāq al-Kindī, meist nur Al Kindi, latinisiert: Alkindus/ Alchindus, deutsch auch: Alkendi; * um 800 in Kufa; † 866 oder 873 in Bagdad), war ein arabischer Astrologe, Philosoph, Wissenschaftler, Mathematiker, Arzt und Musiker.

Biographie

Abū Yaʿqūb ibn Ishāq al-Kindī, kompletter Name Abū Yūsuf Yaʿqūb ibn Isḥāq ibn al-Ṣabbāḥ ibn ʿUmrān ibn Ismāʿīl al-Kindī (arabisch: أبو يوسف يعقوب ابن اسحاق ابن الصّبّاح ابن عمران ابن اسماعيل الكندي‎ "vom Stamme der Kinda") war arabischer Abstammung und wurde von seinen vielen persischen Genossen und Kollegen deshalb „der arabische Philosoph“ genannt. Er selbst führt seinen Stammbaum auf die alten Kinda-Fürsten zurück, was darauf hindeutet, dass er aus einer wohlhabenden Familie stammte. Er wurde um 800 in Kufa geboren, wo sein Vater Statthalter war. Der erwähnte Reichtum seiner Ahnen führte einerseits zu einem sehr gebildeten und bewanderten Stamm, wovon al-Kindī in seiner Ausbildung profitierte, als auch später zu der Möglichkeit, sehr viele Übersetzer beschäftigen zu können. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Bagdad, das damals das kulturelle Zentrum der islamischen Welt schlechthin war und es ihm ermöglichte, sich mit den verschiedensten Kulturen und Lehren auseinanderzusetzen. So gilt er auch als einer der ersten großen „Übersetzer“, da er einen Großteil des Werkes von Aristoteles, Platon und des Neuplatonismus übersetzen ließ. al-Kindī selbst baute darauf seine eigenen Werke auf. Er hatte Zugang zum Hof des Kalifen, auch wenn nicht überliefert ist, in welcher Stellung. Zeitweise dürfte er auch in Ungnade gefallen sein, seine Bibliothek war eine Zeit lang konfisziert und das Fehlen seiner genauen Geburts- und Todesjahre deutet darauf hin, dass er in untergeordneter Stellung gestorben sein dürfte.

Bekannt war er aber nicht nur als Philosoph sondern auch als Arzt, Mathematiker, Physiker, Pharmakologe (von Alchemie hingegen hielt er wenig), Astrologe, Geograph und Prinzenerzieher am Hofe al-Ma'mūns. Lange Zeit galt er auch als Theologe, vor allem wegen seiner Versuche, Philosophie und Religion zu einen. Tatsächlich stand er der mu'tazilistischen Schule sehr nahe – oder eher diese ihm, da sie als rationalistisch orientierte Islam-Schule bekannt ist. Al-Kindī starb vermutlich um das Jahr 870 herum, eventuell im Jahre 873.

Das philosophische Schaffen al-Kindīs war vor allem durch seine vielen Übersetzungen geprägt, die er in der Regel selbst korrigierte. Dem folgen auch Entwicklungen in seinen eigenständigen Werken. Zunehmend kenntlich wird eine Nähe zu Platon und Texte in der Tradition des Neuplatonismus, aber auch an Aristoteles, dessen Werke eine starke Stellung in Kindīs Bibliothek einnehmen. In seinem Hauptwerk „Über die Erste Philosophie“ sind diese Einflüsse besonders deutlich.

Astrologie, Astronomie und Kosmologie

In Astrologie[2] und Astronomie folgte er dem geozentrischen Weltbild des Ptolemäus mit seinem Spärenmodell. In einer seiner Abhandlungen erklärt er die Himmelskörper der Sphären zu vernunftbegabten Wesen, deren Umlaufbewegungen Ausdruck ihres Gehorsams gegenüber und Anbetung zu Gott seien. Sie agieren, nach Al-Kindi, als Werkzeug der göttlichen Vorsehung. Als Beweis hierfür führt er die Jahreszeiten an, die von der Sonne beeinflusst werden, sowie das unterschiedliche Auftreten einzelner Völker, die unter verschiedener planetarischer Herrschaft stehen.[3]

Al-Kindi diskutiert, auf welche Weise die Himmelskörper die materielle Welt beeinflussen: eine Theorie übernimmt er von Aristoteles, wonach es die Planetenbewegung selbst ist, die die sublunare Sphäre unter Spannung setzt. Eine andere These vertritt er in seiner Abhandlung über Strahlen, wo die direkte Strahlung der Himmelskörper verantwortlich sein soll. Er beschreibt somit zwei vollkommen voneinander verschiedene physikalische Wirkmodelle: Beeinflussung durch direkten Kontakt oder Wirkung über die Distanz. Diese Gegensätzlichkeit taucht bei ihm nochmals in seiner Abhandlung über Optik auf.[3] Seine Bücher über Astrometeorologie wurden wegweisend für spätere Autoren auf diesem Gebiet.[4]

In seiner Kosmologie vertritt Al-Kindi die aristotelische Position, dass schwere Körper, wie die Erde, sich der Schwerkraft entsprechend abwärts zum Zentrum bewegen, leuchtende Körper, wie die Himmelskörper, jedoch aufwärts.[5]

Al-Kindi scheint astrologischer Lehrer von Albumasar gewesen zu sein, welcher jedoch später zu seinem Rivalen wurde, eventuell, weil Al-Kindis religiöse Vorstellungen bei Hofe keine Gnade mehr fanden.

Werke (Auswahl)

  • Astrorum judices [aut Liber], de pluviis, imbribus et ventis, ac aeris mutatione. Petrus Liechtenstien, Venedig 1507 Digitalisat der Bibliothèque Numérique Gallica
  • De radiis stellarum. Seiten 174ra-179va der Handschrift Theorica artis magice. Standort: Brugge, Stedelijke Openbare Bibliotheek; In weiteren HS: Freiburg, Universitätsbibliothek: Erfurt, Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek
  • De electione dierum
  • Introductio ad judicia astrologiae
  • Scientific Weather Forecasting in the Middle Ages. The Writings of Al-Kindi by Gerrit Bos and Charles Burnett (2000)
Al-Kindi[6]

Handschriften

  • Liber de pluviis (14 Seiten)
  • De Nativitatibus (4 Seiten)
  • De combustionibus planetarum (2 Seiten)
  • Epistola de aeribus et pluviis (11 Seiten)
  • De accidentali stellarum proprietate (6 Seiten)
  • Disposicio de planetis (4 Seiten)
  • Liber de impressionibus planetarum eorumque naturis
  • De aspectibus (14 Seiten)
  • De iudiciis astrologicis (100 Seiten)

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Nachempfundene Darstellung Al Kindis
  2. Astrologische Erläuterung aus der englischen Wikipedia übersetzt, abgerufen 8.5.2012
  3. 3,0 3,1 Peter Adamson (2005) 'Al-Kindi'. In Peter Adamson & Richard C. Taylor (eds). The Cambridge Companion to Arabic Philosophy. Cambridge: Cambridge University Press. S. 42 f., abgerufen 8.5.2012
  4. James Herschel Holden, A History of Horoscopic Astrology. Tempe (USA) 1996, 2006 Abschnitt "Arabian Astrology" online
  5. George N. Atiyeh, Al-Kindi: Philosopher of the Arabs, (Rawalpindi: Islamic Research Institute, 1966), S. 85, abgerufen 8.5.2012
  6. In einem mittelalterlichen arabischen Manuskript

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