Alfred Witte

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Alfred Witte
Wittes Geburtshoroskop
Wittes Horoskop mit Wirkpunkten der Hamburger

Der deutsche Astrologe und Begründer der Hamburger Schule Alfred Carl Christian Witte wurde am 2.3.1878 um 21:12:44 Uhr LMT (standesamtlich: 22 Uhr, Korrektur durch ihn selbst) in Hamburg geboren.[1]
Er nahm sich am 4.8.1941 um 4:01 MESZ[2] ebendort das Leben.

Biographie

Witte war Vermessungstechniker der Stadt Hamburg. Seine Tätigkeit verlangte eine hohe mathematische Begabung, die er auch für die Astrologie einsetzte. Privat beschäftigte er sich zunächst mit der Astronomie, und drang später mit Hilfe von Albert Kniepf, seinem Lehrer, in die Lehren der Astrologie ein.[3] Witte diente während des Ersten Weltkriegs als Frontkämpfer im Schützengraben an der russischen Front. Dort versuchte er, russische Granateneinschläge astrologisch vorauszuberechnen, was nicht wie gewünscht gelang, weshalb er einen hypothetischen Planeten "Cupido" zur Korrektur einführte, später folgten drei weitere.[4] Nach Kriegsende wurde er, da er vorher bereits mit Friedrich Sieggrün bekannt war, in den von diesem gegründeten "Keplerzirkel" eingeladen, wo er seine astrologischen Theorien vorstellte.[5] Seine Ideen stießen dort auf eine sehr positive Resonanz.

Walter Rothenburg schreibt über ihn: „Alfred Witte war ein frommer Mann. Nur ein einziges Mal habe ich ihm persönlich gegenübergestanden. Er suchte mich in meinem Büro auf. Als er hereintrat, spürte ich, ein Außergewöhnlicher betrete den Raum, soviel Güte und Liebe strahlte von ihm auf mich über. Er verehrte mir ein Bild von sich; mit seinem Namenszug versehen, schickte er es mir zu. Ich halte das für erwähnenswert, weil Alfred Witte mein Horoskop kannte. Ich bekenne, mich sehr geehrt gefühlt zu haben, diesem stillen, ernsten, reinen Mann zu gefallen. Alfred Witte stellte keine Prognosen. Er betrieb Astrologie nur als Forscher. Sein ‚Regelwerk für die Astrologie‘ bildet die Grundlage für seine Schüler. In solcher Hand ist Astrologie ein Segen"[6]

Alfred Witte blieb das Konzentrationslager nach dem - astrologisch geratenenen - Schottlandflug von Führer-Stellvertreter Rudolf Höß erspart. Vermutlich, weil er bei der Stadt Hamburg angestellt und zudem obligatorisches Parteimitglied war. Statt inhaftiert zu werden, musste er sich jedoch regelmäßig bei der Gestapo melden, wo er durch üble Verhöre psychisch zermürbt wurde und ihm erneute Verhaftung angedroht wurde. Am 4. August 1941 erhängte er sich mit 63 Jahren. Auf dem Tisch hinterließ er ein Schild mit seinen letzten Worten: "Ich gehe nur aus dem Leben, weil ich nicht ins Konzentrationslager will."[7] Der vorliegende Totenschein datiert den Fund seiner Leiche auf die Uhrzeit 9:45 Uhr (-2 = GMT). Dies war ein schwerer Schlag für Wittes junge Familie und auch für die Anhänger der Hamburger Schule. Er hinterließ Frau Gertrud mit zwei Töchtern (damals sieben und fünf Jahre alt).

Regelwerk (1928)

Astrologie

Witte gilt als Begründer einer methodenkritischen Auswertungsmethode (1913-1925), die zuerst von Außenstehenden ab 1923 als „Hamburger Schule" bezeichnet wurde.[8][9] Den Begriff übernahmen später seine Schüler und gaben seiner Auswertungsmethode den Namen "Hamburger Schule", während sie im englischsprachigen Raum "Uranian System" und "Uranian Astrology" genannt wird (siehe Hans Niggemann).

Auf der Basis der Klassischen Astrologie setzte er die neuen technischen Möglichkeiten für die Deutung und Prognose ein. Er arbeitete mit Planetenbildern, welche aus zwei Halbsummen bestehen (diese hatte er bei Albert Kniepf kennen gelernt), und entwickelte eine drehbare 360-Grad-Scheibe. Gleichzeitig war er ein zutiefst spiritueller Mensch, was seine astrologische Tätigkeit ebenfalls prägte. Außerdem arbeitet die Hamburger Schule mit hypothetischen Planeten, den so genannten Transneptunern, die Witte intuitiv schaute. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit dem Zusammenhang von Zahlen, Farben und Tönen. Seine Theorien legte er in zahlreichen Aufsätzen nieder.

Das Verbot seines Hauptwerks, des "Regelwerks für Planetenbilder" durch die Nationalsozialisten 1937[10], da es angeblich unter das Verbot der Wahrsagerei fiel[11], traf ihn hart. In der Zeit wurde er auch von Hamburger Astronomen bespitzelt, bei der Gestapo denunziert und von dieser wiederholt verhört.[12]

Weblinks

Publikationen

Bücher

  • Regelwerk für Planetenbilder. Ludwig Rudolph (Witte-Verlag), Hamburg - 200 Seiten 1928;
    - 407 Seiten 1932;
    - 420 Seiten, 1935; 1936 großenteils beschlagnahmt und verbrannt;
    - 295 Seiten (Typo, bearbeitet und herausgegeben von Ludwig Rudolph, überarbeitet, erweitert und ergänzt durch die Aussagen über Pluto und die von Friedrich Sieggrün berechneten Transneptunplaneten Apollon, Admetos, Vulkanus und Poseidon von Hermann Lefeldt) 1946-50;
    - 375 Seiten, (-dito-), 1959, 1983, 2012 ISBN 392080709X
  • Leitfaden der Astrologie, System Hamburger Schule. (Mit Ludwig Rudolph) 48 Seiten. Witte-Verlag Hamburg 1933
  • Immerwährende Ephemeride fur Mondknoten, Uranus, Neptun, Cupido, Hades, Zeus und Kronos. Aussage der Planeten in den Häusern und Sonnenbogen-Tabelle. Ludwig Rudolph, Hamburg 1935
  • Der Mensch - eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen. 358 Seiten. Mit Kommentaren von Hermann Sporner. Enthält Wittes 47 Aufsätze von 1913 bis 1925. Hamburg, 1975 ISBN 3920807111 siehe Empfangsstation kosmischer Suggestionen (Witte-Verlag)
  • Transneptun-Ephemeride 1890-2000 (mit Friedrich Sieggrün) Neu bearbeitet von Ruth Brummund. Witte-Verlag, 1978 ISBN 3920807022

Artikel[13]

  • Aktuelle, chronologisch geordnete Horoskope, Astrol. Blätter 5. Jhg. 1923-24/ Heft 11
  • Berechnung der Deklination mit Hilfe zweier Tabellen, Astrol. Blätter 5. Jhg. 1923-24/ Heft 6
  • Berechnung einer Konstante für Tage des progressiven Horoskops, Astrol. Blätter 5. Jhg. 1923-24/ Heft 8
  • Betrachtungen über Farbe, Zahl, Ton, Astrol. Rundschau 4. Jhg. 1913-14/ Heft 1
In dieser Grundsatzarbeit zeigt Witte die Zusammenhänge auf zwischen den drei Kulturbereichen Malerei (Farbe), Mathematik (Zahl) und Musik (Ton).
  • Das Erdhoroskop, Astrol. Blätter 5.Jhg.1923-24/ Heft 10
  • Das Erdhoroskop, Synthese 1.Jhg./ Heft 1, 1996 ASHS
  • Das horoskopische System des Planeten Erde, Astrol. Rundschau 11. Jhg. 1920-21/ Heft 3-4
  • Das Jahreshoroskop der Erde 1922, Astrol. Rundschau 12. Jhg. 1921-22/ Heft 3-4
  • Das Lunarhoroskop eines Tages, Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 6
  • Das Planetenbild, Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 1, Linser-Verlag Berlin
  • Das progressive Jahreshoroskop, Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 2
  • Das Tageshoroskop mit dem persönlichen Meridian, Astrol. Rundschau 11. Jhg. 1920-21/ Heft 7-8
  • Das Tageshoroskop, Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 1
  • Das Verhältnis der sensitiven Punkte zueinander, Astrol. Rundschau 12. Jhg. 1921-22/ Heft 9-10
  • Der 2. Transneptun-Planet Hades, Astrol. Rundschau 16. Jhg. 1924-25/ Heft 3
  • Der erste Transneptunplanet Cupido? Astrol. Blätter 5. Jhg. 1923-24/ Heft 4
Sporner-Wittes Empfangsstation
  • Der erste Transneptunplanet Cupido (Nachdruck), Synthese 1.Jhg./ Heft 3, ASHS
  • Der Lauf der Erde (Sonnenbogen) in Tagen vom Geburtstage an, Astrol. Rundschau 17. Jhg. 1925-26/ Heft 3
  • Der progressive Meridian während eines Jahres, Astrol. Rundschau 15. Jhg. 1924/ Heft 2
  • Der vierte Transneptunplanet Kronos, Astrol. Rundschau 15. Jhg. 1924/ Heft 4
  • Die Auswertung des Erdhoroskops und die Auslösung seiner sensitiven Punkte. Astrol. Rundschau 11.Jhg.1920-21/ Heft 9-10 + 11-12
  • Die Auswertung eines aktuellen Planetenbildes, Astrol. Rundschau 12. Jhg. 1921-22/ Heft 3-4
  • Die Bestimmung der unbekannten Geburtszeit, Astrol. Rundschau 12. Jhg. 1921-22/ Heft 1-2
  • Die Differenzierung der Planeten, Astrol. Rundschau 16. Jhg. 1924-25/ Heft 1
  • Die Differenzierung der Radixsonne und die des unteren Geburtsmeridians, Astrol. Rundschau 16. Jhg. 1924-25/ Heft 1
  • Die Ereignisse mit andern Menschen aus dem eigenen Radixhoroskop. Astrol. Rundschau 11. Jhg. 1920-21/ Heft 11-12
  • Die Häuser der Planeten, Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 4
  • Die Häuser des Aszendenten, Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 1
  • Die Häuser des Geburtsmeridians, Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 2
  • Die Lehren der alten Astrologie sind gut gewesen, Hamburger Hefte 1. Jhg. 1961/ Heft 2
  • Die magnetischen Farben der Tierkreiszeichen, Astrol. Rundschau 10. Jhg. 1919-20/ Heft 7-9
  • Die Profektion und die Lunation, Astrol. Rundschau 12. Jhg. 1921-22/ Heft 5-6
  • Die Synodische Lunation, Astrol. Rundschau 12. Jhg. 1921-22/ Heft 3-4
  • 'Direktionen und Planetenbilder, Astrol. Rundschau 17. Jhg. 1925-26/ Heft 2
  • Ein Beitrag zur kriminalistischen Studie (ff.), Astrol. Blätter 7. Jhg. 1925-26/ Heft 5
  • Ein Beitrag zur kriminalistischen Studie, Astrol. Blätter 7. Jhg. 1925-26/ Heft 3/4
  • Jahr, Monat und Stunde, Astrol. Rundschau 16. Jhg. 1924-25/ Heft 2
  • Leichte Berechnung der Deklinationen von vorgeschobenen Planeten mit Hilfe von Tabellen. Astrol. Rundschau 10. Jhg. 1919-20 / Heft 4-6, 1920
  • Noch einmal ein oder das Horoskop des Exkaisers, Astrol. Rundschau 10.Jhg.1919-20/ Heft 10-12
  • Planetenbilder und sensitive Punkte, Astrol. Rundschau 15. Jhg. 1924/ Heft 6
  • Sensitive Punkte, Astrol. Rundschau 10. Jhg. 1919-20/ Heft 1-3
  • Sensitive Punkte, Hamburger Hefte 12. Jhg. 1972/ Heft 3
  • Sterntafeln des Uranus und Neptun, Astrologische Rundschau 12. Jhg. 1921-22/ Heft 11-12
  • Tafel des Planeten Neptun für alle Zeiten, Astrol. Blätter 5. Jhg. 1923-24/ Heft 5
  • Tafel des Planeten Uranus für alle Zeiten, Astrol. Blätter 5. Jhg. 1923-24/ Heft 8
  • Vergleichende Astrologie, Astrol. Rundschau 16. Jhg. 1924-25/ Heft 5
  • Wahrscheinlicher Lauf des zweiten Transneptun-Planeten "Hades", Astrol. Blätter 6. Jhg. 1924-25/ Heft 3
  • Zum Artikel "Unbekannte Geburtszeit", Astrol. Rundschau 13. Jhg. 1922-23/ Heft 1/2

Erscheinungsorte:

  • Astrologische Rundschau: Theosophisches Verlagshaus, Leipzig,
    bis 1913 auch Organ der DAG, ab 1924 Organ der AGiD
  • Astrologische Blätter: Linser Verlag
  • Hamburger Hefte: Ludwig Rudolph, Hamburg
Regelwerk von 1959

Sekundärliteratur

  • Carl-Otto Fleischhauer: Alfred Witte: Landmesser und Astrologe – und die Heß-Affäre. Michael Feist (Edition Astrologic), Hamburg 2003, ISBN 3-00-012760-7

Quellen und Anmerkungen

  1. Hans Taeger: Internationales Horoskope-Lexikon, Freiburg i.Br., 1992. Dies ist auch die Zeitangabe der AstroDatabank, Rodden Rating AA, sie beruft sich auf Wittes Angabe in: "Der Mensch eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen". Hamburg, o.J. Seite 4. Laut Ludwig Rudolph sei dies die Zeit, mit der Witte selbst gearbeitet habe. Es liegt auch eine Geburtsurkunde vor, Reg-Nr. G 3/678/78, Standesamt Hamburg-Eimsbüttel: Alfred Carl Christian Witte, 2.3.1878 in Hamburg-Eimsbüttel "... nachmittags zehn Uhr ..." (entspricht 22:00 Uhr Ortszeit). Es ist davon auszugehen, dass Witte persönlich seine Geburtszeit korrigierte, deswegen wird hier diese Zeit als Grundlage des Geburtshoroskops verwendet
  2. AstroDatabank: Alfred Witte
  3. Wikipedia: Alfred Witte
  4. Edgar Wunder: Wilhelm Hartmann (1893-1965): Astrologe und Berufsastronom., Teil 2
  5. Rückblick von Ludwig Rudolph anlässlich seines 80. Geburtstags In: „Hamburger Hefte", I/1973, S.1-5
  6. Rothenburg, Walter: „Die Sterne lügen nicht. Aufsehenerregende astrologische Voraussagen. Ein Tatsachenbericht" - Selbstverlag, Hamburg 1948, S. 46
  7. Nach dem Bericht von Wittes Tochter Marion vom 29. März 1958
  8. "Astrologische Rundschau", 14. Jahrgang, Heft 2, August 1923, S. 11-15 und 25-29, Theosophisches Verlagshaus Hugo Vollrath, Leipzig
  9. "Astrologische Blätter", 5. Jahrgang, Heft 5, August 1923, S. 84, Linser Verlag, Berlin
  10. Mit Brief (Original liegt vor) vom 23.1.1937 schreibt Ludwig Rudolph an Hermann Lefeldt: "... Soeben war die Gestapo bei mir und hat die beschlagnahmten Regelwerke abgeholt. Wir haben ja die Polizeiverordnung in Hamburg. Auf Grund derselben hat sich die Gestapo an die Reichsschriftkammer gewandt und gefragt, was auf Grund des Polizeiverbots am Regelwerk verboten sei. Daraufhin hat die RSK geantwortet, der ganze zweite Teil sei verboten. Das würde bedeuten, dass das Werk praktisch eben verboten sei und man nur die ersten 40 Seiten als wissenschaftliches und unverbotenes Schrifttum anerkennt. So meint die Gestapo"
  11. Michael Feist: Regelwerke im Wandel der Zeit. Hamburger Hefte 2/ 99
  12. Siehe Sterne über Hamburg - Maßnahmen gegen die Astrologie (der Vorsitzende der Deutschen Astronomen Schorr an das Innenministerium)
  13. Übernommen von Claudia von Schierstedt, mit freundlicher Genehmigung. Siehe auch Werkverzeichnis des Astrologen Alfred Witte