Anita Cortesi

Aus Astrodienst Astrowiki
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Anita Cortesi ca. 2021

Die Schweizer Astrologin Anita Cortesi wurde am 1.10.1955 um 17:45 Uhr in Zürich geboren.[1]

Biographie

Cortesis Geburtshoroskop

Cortesi ist Lehrerin und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Seit 1988 beschäftigt sie sich intensiv mit Astrologie. Sie machte eine dreijährige Ausbildung in Psychologischer Astrologie und eine ebenfalls dreijährige Ausbildung in Psychosynthese[2], Nachdem sie einige Zeit für Astrodata tätig war, machte sie sich selbständig, unterstützt von ihrem Mann, der in der Informatikbranche arbeitete.
Die gemeinsame Tocher Olivia Anita wurde am 20.5.1981 geboren[3].

Cortesis Familie lebt in Gachnang (Thurgau/Schweiz).

Ende 2010 erkrankte sie schwer an einer Autoimmunkrankheit. Ihr Nervensystem wurde vom Rückenmark zu den Muskeln zerstört. Sie war 13 Monate im Krankenhaus, ist seit 2012 zwar wieder zuhause, aber auf den Rollstuhl angewiesen. Im Herbst 2015 erschien ihr Buch Schritte zählen - Leben mit dem Guillain-Barré-Syndrom.
Astrologische Anfragen beantwortete während der Rehabilitationszeit ihre Tochter Olivia[4], 2012 übergab sie den Großteil ihrer astrologischen Aktivitäten an Esther Brandner und Helga Bernet

Die junge Cortesi

Astrologie

Nach Abschluss ihrer astrologischen Ausbildung begann sie, schriftliche Horoskopanalysen zu erstellen. Hieraus entwickelte sie eigene, sehr umfangreiche und einfühlsam verfasste Computer-Deutungstextprogramme, welche einen guten Zugang zur Psychologischen Astrologie ermöglichen, zuerst unter der Bezeichnung Startext bzw. Stardeut, später als Cortesi Texte.[5]

Ihr Interessenschwerpunkt liegt auf Kinderhoroskopen, Mythologie und Märchen. Sie verfasste einen Fernlehrgang für Psychologische Astrologie mit Deutungstraining.

Weblinks

Werke

  • Kinder-Horoskope: Deuten und verstehen. Astrologie als Schlüssel zum Kinderherzen 380 Seiten. Ullstein Tb 1999 ISBN-10: 3548358667; Ebertin-Verlag Freiburg 2000 ISBN 3871860883; Chiron Verlag 2003. ISBN 978-3925100574
  • Die Astrologie des Mondes. Grundbedürfnisse erkennen und Lebensaufgaben gestalten 205 Seiten, 3 Abbildungen, Chiron Verlag 2019. ISBN 978-3-89997-258-0, EAN 9783899972580

Artikel (Meridian)

  • Das Kinderhoroskop in der Praxis. 4/ 1998
  • Das Kinderhoroskop in der Praxis, Teil II. 5/ 1998
  • Das Kinderhoroskop in der Praxis, Teil III. 6/ 1998
  • Die Zukunft der Astrologie. 5/ 2010

Serie "Mond und Märchen"
Die Astrologie ist eine Symbolsprache. So besteht die Arbeit des Astrologen darin, Symbole in Beispiele aus dem Leben zu übersetzen. Wenn Sie mit Horoskopen arbeiten, so wissen Sie, dass ein und dasselbe Symbol unendlich viele konkrete Entsprechungen hat. Das Leben beweist immer wieder, dass es viel mehr Fantasie und Kreativität hat als der beste Astrologe. Wir finden die Entsprechungen für astrologische Symbole nicht nur in den Lebenssituationen unserer Klienten, sondern überall. Astrologische Symbole sind Archetypen, und alles, was wir sehen, erleben und gestalten, ist eine Kombination davon. In besonders verdichteter Weise begegnen uns die astrologischen Symbole in Mythen, Märchen, biblischen Geschichten, aber auch in den Filmen und Romanen, die zu Kassenschlagern werden. In dieser zwölfteiligen Reihe soll der Schwerpunkt auf den Märchenbildern liegen.

  • Der Widdermond - „Die neidischen Schwestern“ aus 1001 Nacht. 2/ 2009
  • Der Stiermond - »Tischlein deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack« 3/ 2009
Menschen mit Stiermond gelten als bedächtig, genussfähig und bequem. Sie lieben einen gewissen materiellen Wohlstand, Sicherheit und klare Besitzverhältnisse. Solange man ihnen nicht ins Gehege kommt, sind sie friedlich, ganz nach dem Motto "Leben und leben lassen". Doch wehe, man respektiert ihre Grenzen nicht, vergreift sich an ihrem Eigentum oder überstrapaziert ihre Gutmütigkeit. Dann verwandeln sie sich in zornige Furien und walzen alles nieder, das ihnen in die Quere kommt. So wie man sie lange reizen kann, bis sie wütend werden, so braucht es auch einiges, bis sie sich wieder besänftigen. Doch in der Regel sind sie schon aus reiner Bequemlichkeit friedlich. Sie fühlen sich wohl in ihrem vertrauten Umfeld, fahren zum Beispiel jedes Jahr an denselben Ort in Urlaub, und genießen wie kein anderer Mond das Hier und Jetzt mit allen Sinnen. Sie geben sich zufrieden mit dem Spatz in der Hand und streben nicht nach der Taube auf dem Dach.
  • Der Zwillingemond - »Wie die Erzählungen aus 1001 Nacht entstanden sind.« 4/ 2009
Kein Mond ist dem Verstand so nahe wie der Zwillingemond. Hier verirrt sich der überfließende, sensible, phantasievolle und irrationale Mond, der Archetyp von Mutter und Kind, in die nüchterne Welt von Vernunft und Logik. Mutterliebe und Kindbedürfnisse wollen in Worten zum Ausdruck gebracht werden. Sie werden ins Licht des Bewusstseins gestellt, mit Neugier analysiert und begründet. Es ist, wie wenn die Urmutter in eine technisierte Medienstation geraten wäre. Dass da ihrer Entfaltung einiges im Wege steht, ist klar. Im konkreten Horoskop und Alltag eines Menschen kann ein Zwillingemond viele Gesichter haben. Immer aber geht es um eine Polarität von Luft und Wasser, von Denken und Fühlen. Ein Zwillingemond-Mensch spricht über seine Gefühle. Im Extremfall analysiert er sie so sehr mit dem Verstand, dass er sie gar nicht mehr fühlt. Am anderen Ende der Luft-Wasser-Skala steht ein kindlich-naiver, verträumter Schwätzer, der seine Fantasie mit Verstand verwechselt. Die goldene Mitte wäre, dass Kopf und Bauch das Verhalten gemeinsam lenken.
  • Der Krebsmond - „Das Märchen vom süßen Brei und das Märchen von der Unke“. 5/ 2009
Der süße Brei
Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald, und begegnete ihm da eine alte Frau, die wusste seinen Jammer schon und schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem sollt es sagen: »Töpfchen koche«, so kochte es guten, süßen Hirsebrei, und wenn es sagte: »Töpfchen steh«, so hörte es wieder auf zu kochen. Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, sooft sie wollten. Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen; da sprach die Mutter: »Töpfchen koche«, da kocht es, und sie isst sich satt; nun will sie, dass das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiß das Wort nicht. Also kocht es fort, und der Brei steigt über den Rand hinaus und kocht immerzu, die Küche und das ganze Haus voll, und das zweite Haus und dann die Straße, als wollt‘s die ganze Welt satt machen, und ist die größte Not, und kein Mensch weiß sich da zu helfen. Endlich, wie nur noch ein einziges Haus übrig ist, da kommt das Kind heim und spricht nur: »Töpfchen steh«, da steht es und hört auf zu kochen; und wer wieder in die Stadt wollte, der musste sich durchessen.
  • Der Löwemond - Das Wasser des Lebens. 6/ 2009
  • Der Jungfraumond - Heinzelmännchen, Brautschau und Frau Holle. 1/ 2010
Anita Cortesi
Wie war zu Köln es doch vordem
Mit den Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul,... man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man's gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten...
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,...
War all sein Tagewerk... bereits gemacht!

(aus "Die Heinzelmännchen von Köln" von August Kopisch)

Die Brautschau

Es war ein junger Hirt, der wollte gern heiraten und kannte drei Schwestern, davon war eine so schön wie die andere, dass ihm die Wahl schwer wurde und er sich nicht entschließen konnte, einer davon den Vorzug zu geben. Da fragte er seine Mutter um Rat, die sprach: »Lad alle drei ein und setz ihnen Käs vor und hab acht, wie sie ihn anschneiden.« Das tat der Jüngling; die erste aber verschlang den Käs mit der Rinde, die zweite schnitt in der Hast die Rinde vom Käs ab; weil sie aber so hastig war, ließ sie noch viel Gutes daran und warf das mit weg; die dritte schälte ordentlich die Rinde ab, nicht zuviel und nicht zuwenig. Der Hirte erzählte das alles seiner Mutter; da sprach sie: »Nimm die dritte zu deiner Frau.« Das tat er und lebte zufrieden und glücklich mit ihr.

  • Der Waagefraumond - Prinz Seyn Alasnam und der König der Geister. 2/ 2010
  • Der Skorpionmond - Baba Jaga und Wassilissa die Wunderschöne. 3/ 2010
  • Der Schützemond - Aladdin und die Wunderlampe. 4/ 2010
  • Der Steinbockmond - Der Wolf und die sieben Geißlein. 5/ 2010
Der Mond im Rider-Waite-Tarot[6]
Es war einmal eine alte Geiß, die hatte sieben junge Geißlein und hatte sie lieb, wie eine Mutter ihre Kinder liebhat. Eines Tages wollte sie in den Wald gehen, um Futter zu holen; da rief sie alle sieben herbei und sprach: »Liebe Kinder, ich muss hinaus in den Wald, seid auf eurer Hut vor dem Wolf; denn wenn ihr ihn hereinlasst, so frisst er euch alle mit Haut und Haar. Der Bösewicht verstellt sich oft, aber an seiner rauhen Stimme und an seinen schwarzen Füßen werdet ihr ihn gleich erkennen.« Die Geißlein sagten: »Liebe Mutter, wir wollen uns schon in acht nehmen, Ihr könnt ohne Sorgen fortgehen.« Da meckerte die Alte und machte sich getrost auf den Weg.
Es dauerte nicht lange, so klopfte jemand an die Haustür und rief: »Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!« Aber die Geißchen hörten an der rauhen Stimme, dass es der Wolf war. »Wir machen nicht auf«, riefen sie, »du bist unsere Mutter nicht, die hat eine feine und liebliche Stimme, aber deine Stimme ist rauh; du bist der Wolf!«
Da ging der Wolf fort zu einem Krämer und kaufte sich ein großes Stück Kreide, die aß er und machte damit seine Stimme fein. Dann kam er zurück, klopfte an die Haustür und rief: »Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!« Aber der Wolf hatte seine schwarze Pfote in das Fenster gelegt, das sahen die Kinder und riefen: »Wir machen nicht auf, unsere Mutter hat keinen schwarzen Fuß wie du; du bist der Wolf!!«
Da lief der Wolf zu einem Bäcker und sprach: » Ich habe mich an den Fuß gestoßen, streich mir Teig darüber.« Und als ihm der Bäcker die Pfote bestrichen hatte, so lief er zum Müller und sprach: »Streu mir weißes Mehl auf meine Pfote. [...] Nun ging der Bösewicht zum drittenmal zu der Haustüre, klopfte an und sprach: »Macht mir auf, Kinder, euer liebes Mütterchen ist heimgekommen und hat jedem von euch etwas aus dem Walde mitgebracht.« Die Geißchen riefen: »Zeig uns erst deine Pfote, damit wir wissen, dass du unser liebes Mütterchen bist!« Da legte er die Pfote ins Fenster, und als sie sahen, dass sie weiß war, glaubten sie, es wäre alles wahr, was er sagte, und machten die Türe auf. Wer aber hereinkam, das war der Wolf.
Sie erschraken und wollten sich verstecken. Das eine sprang unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste unter die Waschschüssel, das siebente in den Kasten der Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und machte kein langes Federlesen: eins nach dem andern schluckte er in seinen Rachen; nur das jüngste in dem Uhrkasten, das fand er nicht.
Als der Wolf seinen Hunger gestillt hatte, trollte er sich fort, legte sich draußen auf der grünen Wiese unter einen Baum und fing an zu schlafen. Nicht lange danach kam die alte Geiß aus dem Walde wieder heim. Ach, was musste sie da erblicken! Die Haustür stand sperrangelweit offen, Tisch, Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel lag in Scherben, Decke und Kissen waren aus dem Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder und rief sie nacheinander beim Namen, aber niemand antwortete. Endlich, als sie an das jüngste kam, da rief eine feine Stimme: »Liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten.« Sie holte es heraus, und es erzählte ihr, dass der Wolf gekommen wäre und die andern alle gefressen hätte. Da könnt ihr denken, wie sie über ihre armen Kinder geweint hat. Endlich ging sie in ihrem Jammer hinaus, und das jüngste Geißlein lief mit. Als sie auf die Wiese kam, lag da der Wolf unter einem Baum und schnarchte, dass die Äste zitterten. Sie betrachtete ihn von allen Seiten und sah, dass in seinem angefüllten Bauch sich etwas regte und zappelte. Ach Gott, dachte sie, sollten ihre armen Kinder noch am Leben sein? Da musste das Geißlein nach Haus laufen und Schere, Nadel und Zwirn holen. Dann schnitt sie dem Ungetüm den Wanst auf, und kaum hatte sie einen Schnitt getan, so streckte schon ein Geißlein den Kopf heraus, und als sie weiterschnitt, da sprangen nacheinander alle sechse heraus und waren noch alle am Leben und hatten nicht einmal Schaden gelitten, denn das Ungetüm hatte sie in der Gier ganz hinuntergeschluckt. Das war eine Freude! Da herzten sie ihre liebe Mutter und hüpften wie ein Schneider, der Hochzeit hält.
Die Alte aber sagte: »Jetzt geht und sucht Wackersteine, damit wollen wir dem gottlosen Tier den Bauch füllen, solange es noch im Schlafe liegt.« Da schleppten die sieben Geißchen in aller Eile die Steine herbei und steckten sie ihm in den Bauch, soviel sie hineinbringen konnten. Dann nähte ihn die Alte mit solcher Geschwindigkeit wieder zu, dass er nichts merkte und sich nicht einmal regte. Als der Wolf endlich ausgeschlafen hatte, machte er sich auf die Beine, und weil ihm die Steine im Magen so großen Durst erregten, wollte er zu einem Brunnen gehen und trinken. [...] Und als er an den Brunnen kam und sich über das Wasser bückte und trinken wollte, da zogen ihn die schweren Steine hinein, und er musste jämmerlich ersaufen. Als die sieben Geißlein das sahen, da kamen sie herbeigelaufen, riefen laut: »Der Wolf ist tot! Der Wolf ist tot!« und tanzten mit ihrer Mutter vor Freude um den Brunnen herum.
  • Der Wassermannmond - Hans im Glück. 6/ 2010
  • Der Fischemond - Die Nixe im Teich
Es war einmal ein Müller, der führte mit seiner Frau ein vergnügtes Leben. Sie hatten Geld und Gut, und ihr Wohlstand nahm von Jahr zu Jahr noch zu. Aber Unglück kommt über Nacht: Wie ihr Reichtum gewachsen war, so schwand er von Jahr zu Jahr wieder hin, und zuletzt konnte der Müller kaum noch die Mühle, in der er saß, sein Eigentum nennen. Er war voll Kummer, und wenn er sich nach der Arbeit des Tags niederlegte, so fand er keine Ruhe, sondern wälzte sich voll Sorgen in seinem Bett. Eines Morgens stand er schon vor Tagesanbruch auf, ging hinaus ins Freie und dachte, es sollte ihm leichter ums Herz werden. Als er über dem Mühldamm dahinschritt, brach eben der erste Sonnenstrahl hervor, und er hörte in dem Weiher etwas rauschen. Er wendete sich um und erblickte ein schönes Weib, das sich langsam aus dem Wasser erhob. Ihre langen Haare, die sie über den Schultern mit ihren zarten Händen gefasst hatte, flossen an beiden Seiten herab und bedeckten ihren weißen Leib. Er sah wohl, dass es die Nixe des Teichs war, und wusste vor Furcht nicht, ob er davongehen oder stehenbleiben sollte. Aber die Nixe ließ ihre sanfte Stimme hören, nannte ihn bei Namen und fragte, warum er so traurig wäre. Der Müller war anfangs verstummt; als er sie aber so freundlich sprechen hörte, fasste er sich ein Herz und erzählte ihr dass er sonst in Glück und Reichtum gelebt hätte, aber jetzt so arm wäre, dass er sich nicht zu raten wüsste. »Sei ruhig«, antwortete die Nixe, »ich will dich reicher und glücklicher machen, als du je gewesen bist, nur musst du mir versprechen, dass du mir geben willst, was eben in deinem Hause jung geworden ist.« — »Was kann das anders sein«, dachte der Müller, »als ein junger Hund oder ein junges Kätzchen?« und sagte ihr zu, was sie verlangte. Die Nixe stieg wieder in das Wasser hinab, und er eilte getröstet und guten Mutes nach seiner Mühle. Noch hatte er sie nicht erreicht, da trat die Magd aus der Haustüre und rief ihm zu, er sollte sich freuen, seine Frau hätte ihm einen kleinen Knaben geboren. Der Müller stand wie vom Blitz gerührt; er sah wohl, dass die tückische Nixe das gewusst und ihn betrogen hatte. Mit gesenktem Haupt trat er zu dem Bett seiner Frau, und als sie ihn fragte: »Warum freust du dich nicht über den schönen Knaben?« so erzählte er ihr, was ihm begegnet war und was für ein Versprechen er der Nixe gegeben hatte. »Was hilft mir Glück und Reichtum«, fügte er hinzu, »wenn ich mein Glück verlieren soll? Aber was kann ich tun?« Auch die Verwandten, die herbeigekommen waren, Glück zu wünschen, wussten keinen Rat. Indessen kehrte das Glück in das Haus des Müllers wieder ein. Was er unternahm, gelang, es war, als ob Kisten und Kasten von selbst sich füllten und das Geld im Schrank über Nacht sich mehrte. Es dauerte nicht lange, so war sein Reichtum größer als je zuvor. Aber er konnte sich nicht ungestört darüber freuen: die Zusage, die er der Nixe getan hatte, quälte sein Herz. Sooft er an dem Teich vorbeikam, fürchtete er, sie möchte auftauchen und ihn an seine Schuld mahnen. Den Knaben selbst ließ er nicht in die Nähe des Wassers: »Hüte dich«, sagte er zu ihm, »wenn du das Wasser berührst, so kommt eine Hand heraus, hascht dich und zieht dich hinab.« Doch als Jahr auf Jahr verging und die Nixe sich nicht wieder zeigte, so fing der Müller an, sich zu beruhigen. Der Knabe wuchs zum Jüngling heran und kam bei einem Jäger in die Lehre. Als er ausgelernt hatte und ein tüchtiger Jäger geworden war, nahm ihn der Herr des Dorfs in seine Dienste. In dem Dorf war ein schönes und treues Mädchen, das gefiel dem Jäger, und als sein Herr das bemerkte, schenkte er ihm ein kleines Haus; die beiden hielten Hochzeit, lebten ruhig und glücklich und liebten sich von Herzen. Einstmals verfolgte der Jäger ein Reh. Als das Tier aus dem Wald in das freie Feld ausbog, setzte er ihm nach und streckte es endlich mit einem Schuß nieder. Er bemerkte nicht, daß er sich in der Nähe des gefährlichen Weihers befand, und ging, nachdem er das Tier aus-geweidet hatte, zu dem Wasser, um seine mit Blut befleckten Hände zu waschen. Kaum aber hatte er sie hineingetaucht, als die Nixe emporstieg, lachend mit ihren nassen Armen ihn umschlang und so schnell hinabzog, dass die Wellen über ihm zusammenschlugen. Als es Abend war und der Jäger nicht nach Haus kam, so geriet seine Frau in Angst. Sie ging aus, ihn zu suchen, und da er ihr oft erzählt hatte, dass er sich vor den Nachstellungen der Nixe in acht nehmen müsste und nicht in die Nähe des Weihers sich wagen dürfte, so ahnte sie schon, was geschehen war. Sie eilte zu dem Wasser, und als sie am Ufer seine Jägertasche liegen fand, da konnte sie nicht länger an dem Unglück zweifeln. Wehklagend und händeringend rief sie ihren Liebsten mit Namen, aber vergeblich. Sie eilte hinüber auf die andere Seite des Weihers und rief ihn aufs neue, sie schalt die Nixe mit harten Worten, aber keine Antwort erfolgte. Der Spiegel des Wassers blieb ruhig, nur das Halb-Gesicht des Mondes blickte unbeweglich zu ihr herauf. Die arme Frau verließ den Teich nicht. Mit schnellen Schritten, ohne Rast und Ruhe, umkreiste sie ihn immer von neuem, manchmal still, manchmal einen heftigen Schrei ausstoßend, manchmal in leisem Wimmern. Endlich waren ihre Kräfte zu Ende — sie sank zur Erde nieder und verfiel in einen tiefen Schlaf. Bald überkam sie ein Traum. Sie stieg zwischen großen Felsblöcken angstvoll aufwärts; Dornen und Ranken hakten sich an ihre Füße, der Regen schlug ihr ins Gesicht, und der Wind zauste ihr langes Haar. Als sie die Anhöhe erreicht hatte, bot sich ein ganz anderer Anblick dar. Der Himmel war blau, die Luft mild, der Boden senkte sich sanft hinab, und auf einer grünen, bunt beblümten Wiese stand eine reinliche Hütte. Sie ging darauf zu und öffnete die Türe; da saß eine Alte mit weißen Haaren, die ihr freundlich winkte. In dem Augenblick erwachte die arme Frau. Der Tag war schon angebrochen, und sie entschloss sich, gleich dem Traum Folge zu leisten. Sie stieg mühsam den Berg hinauf, und es war alles so, wie sie es in der Nacht gesehen hatte. Die Alte empfing sie freundlich und zeigte ihr einen Stuhl, auf den sie sich setzen sollte. »Du musst ein Unglück erlebt haben«, sagte sie, »weil du meine einsame Hütte aufsuchst.« Die Frau erzählte ihr unter Tränen, was ihr begegnet war. »Tröste dich«, sagte die Alte, »ich will dir helfen: da hast du einen goldenen Kamm. Harre, bis der Vollmond aufgestiegen ist, dann geh zu dem Weiher, setze dich am Rand nieder und strähle dein langes schwarzes Haar mit diesem Kamm. Wenn du aber fertig bist, so lege ihn am Ufer nieder, und du wirst sehen, was geschieht.« Die Frau kehrte zurück, aber die Zeit bis zum Vollmond verstrich ihr langsam. Endlich erschien die leuchtende Scheibe am Himmel; da ging sie hinaus an den Weiher, setzte sich nieder und kämmte ihre Die Frau kehrte zurück, aber die Zeit bis zum Vollmond verstrich ihr langsam. Endlich erschien die leuchtende Scheibe am Himmel; da ging sie hinaus an den Weiher, setzte sich nieder und kämmte ihre langen schwarzen Haare mit dem goldenen Kamm, und als sie fertig war, legte sie ihn an den Rand des Wassers nieder. Nicht lange, so brauste es aus der Tiefe, eine Welle erhob sich, rollte an das Ufer und führte den Kamm mit sich fort. Es dauerte nicht länger, als der Kamm nötig hatte, auf den Grund zu sinken, so teilte sich der Wasserspiegel und der Kopf des Jägers stieg in die Höhe. Er sprach nicht, schaute aber seine Frau mit traurigen Blicken an. In demselben Augenblick kam eine zweite Welle herangerauscht und bedeckte das Haupt des Mannes. Alles war verschwunden, der Weiher lag so ruhig wie zuvor, und nur das Gesicht des Vollmondes glänzte darauf. Trostlos kehrte die Frau zurück, doch der Traum zeigte ihr die Hütte der Alten. Abermals machte sie sich am nächsten Morgen auf den Weg und klagte der weisen Frau ihr Leid. Die Alte gab ihr eine goldene Flöte und sprach: »Harre, bis der Vollmond wieder kommt, dann nimm diese Flöte, setze dich an das Ufer, blas ein schönes Lied darauf, und wenn du damit fertig bist, so lege sie auf den Sand; du wirst sehen, was geschieht.« Die Frau tat, wie die Alte gesagt hatte. Kaum lag die Flöte auf dem Sand, so brauste es aus der Tiefe — eine Welle erhob sich, zog heran und führte die Flöte mit sich fort. Bald darauf teilte sich das Wasser, und nicht bloß der Kopf, auch der Mann bis zur Hälfte des Leibes stieg hervor. Er breitete voll Verlangen seine Arme nach ihr aus, aber eine zweite Welle rauschte heran, bedeckte ihn und zog ihn wieder hinab. »Ach, was hilft es mir«, sagte die Unglückliche, »dass ich meinen Liebsten nur erblicke, um ihn wieder zu verlieren.« Der Gram erfüllte aufs neue ihr Herz, aber der Traum führte sie zum drittenmal in das Haus der Alten. Sie machte sich auf den Weg, und die weise Frau gab ihr ein goldenes Spinnrad, tröstete sie und sprach: »Es ist noch nicht alles vollbracht, harre, bis der Vollmond kommt, dann nimm das Spinnrad, setze dich an das Ufer und spinn die Spule voll und wenn du fertig bist, so stelle das Spinnrad nahe an das Wasser, und du wirst sehen, was geschieht.«Die Frau befolgte alles genau. Sobald der Vollmond sich zeigte, trug sie das goldene Spinnrad an das Ufer und spann emsig, bis der Flachs zu Ende und die Spule mit dem Faden ganz angefüllt war. Kaum aber stand das Rad am Ufer, so brauste es noch heftiger als sonst in der Tiefe des Wassers, eine mächtige Welle eilte herbei und trug das Rad. mit sich fort. Alsbald stieg mit einem Wasserstrahl der Kopf und der ganze Leib des Mannes in die Höhe. Schnell sprang er ans Ufer, fasste seine Frau an der Hand und entfloh. Aber kaum hatten sie sich eine kleine Strecke entfernt, so erhob sich mit entsetzlichem Brausen der ganze Weiher und strömte mit reißender Gewalt in das weite Feld hinein. Schon sahen die Fliehenden ihren Tod vor Augen; da rief die Frau in ihrer Angst die Hilfe der Alten an, und in dem Augenblick waren sie verwandelt, sie in eine Kröte, er in einen Frosch. Die Flut, die sie erreicht hatte, konnte sie nicht töten, aber sie riss sie beide voneinander und führte sie weit weg. Als das Wasser sich verlaufen hatte und beide wieder den trocknen Boden berührten, so kam ihre menschliche Gestalt zurück. Aber keiner wusste, wo das andere geblieben war; sie befanden sich unter fremden Menschen, die ihre Heimat nicht kannten. Hohe Berge und tiefe Täler lagen zwischen ihnen. Um sich das Leben zu erhalten, mussten beide die Schafe hüten. Sie trieben lange Jahre ihre Herden durch Feld und Wald und waren voll Trauer und Sehnsucht. Als wieder einmal der Frühling aus der Erde hervorgebrochen war, zogen beide an einem Tag mit ihren Herden aus, und der Zufall wollte, dass sie einander entgegenzogen. Er erblickte an einem fernen Bergesabhang eine Herde und trieb seine Schafe nach der Gegend hin. Sie kamen in einem Tal zusammen, aber sie erkannten sich nicht, doch freuten sie sich, dass sie nicht mehr so einsam waren. Von nun an trieben sie jeden Tag ihre Herden nebeneinander. Sie sprachen nicht viel, aber sie fühlten sich getröstet. Eines Abends, als der Vollmond am Himmel schien und die Schafe schon ruhten, holte der Schäfer die Flöte aus seiner Tasche und blies ein schönes, aber trauriges Lied. Als er fertig war, bemerkte er, daß die Schäferin bitterlich weinte. »Warum weinst du?« fragte er. »Ach«, antwortete sie, »so schien auch der Vollmond, als ich zum letztenmal dieses Lied auf der Flöte blies und das Haupt meines Liebsten aus dem Wisser hervorkam.« Er sah sie an, und es war ihm, als fiele eine Decke von den Augen; er erkannte seine liebste Frau; und als sie ihn anschaute und der Mond auf sein Gesicht schien, erkannte sie ihn auch. Sie umarmten und küssten sich, und ob sie glückselig waren, braucht keiner zu fragen.

Quellen und Anmerkungen

  1. Niehenke-Datenbank ohne Quelle; Eigenangabe von Cortesi auf ihrer Homepage. Rodden Rating A
  2. Psychosynthese ist eine Form der Transpersonalen Psychotherapie, die vom italienischen Psychiater und Psychoanalytiker Roberto Assagioli (1888–1974) entwickelt wurde. Sie unterscheidet sich von anderen Formen der Psychotherapie einerseits durch das ihr zugrunde liegende Modell, welches die Psyche als ein Zusammenspiel verschiedener Teilpersönlichkeiten versteht, und darauf zielt, diese zu erkennen, zu verstehen und zu integrieren (= bewusst zu nutzen) und andererseits durch die Verwendung unterschiedlicher Techniken (Imagination, Spontanes Zeichnen, Aufstellungsarbeit, etc.) versucht, schnell und lösungsorientiert zu ersten Erfolgen zu kommenen.
  3. HP von Olivia (oxus.ch)
  4. Information auf der Homepage von Olivia
  5. Ihre Deutungstexte können als Zusatzmodul in vielen deutschsprachigen Astrologieprogrammen implementiert werden
  6. Angeheult von Hunden/Wölfen