Anthroposophische Astrologie

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Anthroposophische Darstellung von Tierkreis und Planeten, das Rosenkreuz in der Mitte
Die wirkliche Astrologie ist eine ganz intuitive Wissenschaft und erfordert von dem, der sie ausüben will, die Entwicklung höherer übersinnlicher Erkenntniskräfte (Rudolf Steiner)[1]

In seinem Werk bzw. in seinen Vorträgen bezog sich Steiner an vielen Stellen auf die Astrologie - allerdings eher unsystematisch. Wir wissen von ihm, dass er mit Alan Leo bekannt war, den er als Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft 1907 während des Münchner Kongresses kennenlernte.[2] Weite Teile seiner Kosmologie übernahm er von der Theosophin Helena Blavatsky[3], während er seinerseits vieles an den Rosenkreuzer Max Heindel weitergab.

Kosmologie

Weltentwicklungsstufen

Nach Rudolf Steiner findet die Entwicklung unserer Welt über aufeinanderfolgende, sehr unterschiedliche Seinszustände und deren Metamorphosen statt, unterbrochen immer durch "Pralayas", d.h. Phasen der Erstarrung/ des "Todes". Also sozusagen über Welten-Reinkarnationen[4], Wiederverkörperungen nicht nur der einzelnen Wesenheiten bzw. Menschen, sondern auch der Erde bzw. des Planetensystems als Ganzes - in Jahrmilliarden dauernden Stufen, bis hin zum Stadium einer Sonne oder Fixsterns, und schließlich sogar eines Tierkreises, zu welchem unser Sonnensystem am Ende aufsteigen soll.
Die sieben Stufen, durch die sich unser Weltensystem entwickelt, werden von Steiner bezeichnet als:

  • (Alter) Saturn
Der alte Saturn war die erste Verkörperung unserer Erde bzw. unseres Planetensystems. Er bestand gänzlich aus Wärme und war ein reich gegliederter Wärmeorganismus. Seine Ausdehnung reichte von der heutigen Sonne bis zum gegenwärtigen Saturn. Damals/ dort wurde vor allem der physische Leib des Menschen entwickelt.[5]
  • (Alte) Sonne
Die alte Sonne war die zweite Verkörperung. Die alte Sonnenwelt wird gelegentlich auch als Kosmos der Stärke bezeichnet. "Die Weltenmission der alten Sonne war es, den Ätherleib des Menschen auszugestalten."[6]
  • (Alter) Mond
Auf dem "alten Mond" (nach dessen "Abtrennung" von der Sonne) erfolgte die Ausbildung unseres Astralleibs.[7]
Steiners erstes Siegel der Johannnes-Apokalypse
  • (Jetzige) Erde
  • Jupiter
  • Venus
  • Vulkan.

Diese Phasen oder "Inkarnationen" dürfen nicht verwechselt werden mit den gleichnamigen Planeten unseres gegenwärtigen Sonnensystems, welches ja nur die mittlere Stufe dieser Entwicklungsreihe ist.[8]

Drei planetarische Verkörperungen liegen also bereits in der Vergangenheit; drei weitere werden in der Zukunft noch folgen. Der letzte Schritt: "Wenn eine Sonne so weit ist, dass sie sich mit ihren Planeten wieder vereinigt hat, dann wird sie Umkreis, dann wird sie selber ein Tierkreis."[9]

Engelhierarchien

Der Kosmos und die Weltraumkörper sind nach der Darstellung Steiners lebendig, beseelt, sie werden - so wie in der mittelalterlichen Scholastik, z.B. von Thomas von Aquin gesehen - durch Planetengeister oder Engel gelenkt. Das Zusammenklingen der Planeten ist hörbar (für Hellhörige) als sogenannter Sphärenmusik.[10]

Auf den anderen Planeten unseres Sonnnensystems sind (nichtkörperliche) Wesen wohnhaft, die sich in zu uns verschiedenen Entwicklungsphasen befinden. So ist der Mond die Heimat der Angeloi (Engel), der Merkur die der Archangeloi (Erzengel), die Venus wird von den Archai bewohnt, die Sonne von den Gewalten, der Mars von den Mächten und der Jupiter von den Herrschaften. Der Begriff Saturn war ident mit demjenigen für die Wesen, die unter anderem als Throne deklariert werden... Der Tierkreis ist der physische Ausdruck der ersten Hierarchie, also der Gemeinschaft der Cherubim und Seraphim, deren Herrschaftsgebiete weit über die Grenzen unseres Sonnensystems hinausreichen.[11]
An anderer Stelle erfolgt durch Steiner jedoch eine dazu unterschiedliche Zuordnung der kosmischen Intelligenzen (Erzengel):

Signatur des Skorpion: Hin zu Höherem, zum Geistigen![12]
  • Sonne Michael,
  • Merkur Raphael
  • Venus Anael
  • Mars Samael
  • Jupiter Zachariel
  • Mond Gabriel
  • Saturn Oriphiel[13]

Zeitalter

Auch nach Steiners Aussagen befindet sich die heutige Menschheit in einem Fischezeitalter, in der nunmehr fünften Kulturepoche nach dem Untergang von Atlantis. Dieses Zeitalter begann allerdings nach ihm erst mit der Renaissance (im 15. Jahrhundert). Unsere gegenwärtige Epoche, die Germanisch-Angelsächsische Kultur, dauert genauer von 1413 bis 3573 n.Chr., und löste die Griechisch-Römische Kultur (747 v.Chr. - 1413 n.Chr.) ab, eine Widderkultur. Die aktuelle Kultur der Fische aktiviere "im Menschen die Kräfte, die mit den Füßen zusammenhängen. Vom Kopf geht es hinunter zu den Füßen" - d.h. im Grunde zu mehr Erdverbundenheit. Zugleich ist nach astrologischer Tradition aber auch Jupiter der Herr der Fische: "... Was groß machen kann diese Epoche, das muss durch die Kräfte des geistigen Lebens, der Welterkenntnis, der Weltanschauung geltend gemacht werden. Der Mensch ist [zwar] abgeschlossen von den himmlischen Kräften; er ist in das materialistische Zeitalter gebannt. Aber er hat in diesem fünften nachatlantischen Zeitalter die größte Möglichkeit, sich zu vergeistigen. Keines war der Geistigkeit so günstig..." (Rudolf Steiner[14])

Geburt und Tod

Über die Abläufe und Zusammenhänge zwischen den einzelnen Inkarnationen einer Menschenseele gibt es eine Vielzahl von Äußerungen Steiners.

Stern des Menschen

Der "Stern des Menschen" hat große Bedeutung für das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Ein bestimmter Stern, ein Fixstern, besser noch ein bestimmtes Sternengebiet, gilt als geistige Heimat eines Menschen: "Der Mensch, indem er von geistig-kosmischen Weiten heruntersteigt zu einem irdischen Dasein, kommt immer von einem bestimmten Sterne her. Man kann diese Richtung verfolgen..." Dieses Sternengebiet kann sich mit dem anderer Menschen großzügig überlappen, ist aber niemals mit dem einer anderen Person völlig identisch. Seelisch betrachtet lässt sich dieser Zusammenhang so darstellen, dass jeder Mensch einer anderen Reihe von Angeloi und Archangeloi angehört, die dem jeweiligen Sternengebiet zuzuordnen sind, wobei zu jeder einzelnen Menschenseele im Leben nach dem Tod einige tausend solcher Engel und Erzengel gehören sollen.[15]

In einer gewissen Beziehung ist sogar die Struktur des individuellen Gehirns eine Art Spiegelbild der Stellung der Himmelskörper, die bei der menschlichen Geburt vorhanden ist für denjenigen Punkt der Erde, an dem der Mensch geboren wird.

Die Mondphasen haben große Bedeutung bei der Wahl des Geschlechts für die irdische Inkarnation des Menschen. Männer suchen die Neumondzeit für den Abstieg zur irdischen Inkarnation. Das heißt nicht, dass nur bei Neumond Männer geboren werden, aber zur Neumondzeit empfangen sie entscheidende Impulse für ihre bevorstehende männliche Inkarnation. Frauen wählen sich entsprechend die Vollmondzeit, um davon fruchtbare Impulse zu erhalten.

Bedeutung des Todeshoroskops

Wenn ein Mensch stirbt, also durch die Pforte des Todes geht, dann stirbt er unter einer gewissen Sternenkonstellation. Und diese ist in der Tat wesentlich für sein weiteres Seelenleben... Es bleibt das Bestreben in dieser Seele, mit dieser Sternenkonstellation wieder hereinzukommen bei der neuen Geburt... Die Sternenkonstellation der späteren Geburt stimmt in hohem Maße überein mit der Sternenkonstellation des früheren Todes."[16]

Planetensphären

Das Kopernikanische System gilt nach Steiner für den äußerlich-physischen, das Ptolemäische hingegen für den astralen Plan. Sieben Planetensphären, die mit den klassischen sieben Planeten korrespondieren, umgeben aus okkulter Sicht in konzentrischen Kreisen die Erde und konstituieren unser gegenwärtiges Sonnensystem. Die eigentliche Realität der Planetensphären liegt dabei nicht auf der physischen, sondern auf der Astralebene.
Im Leben zwischen Tod und neuer Geburt durchwandert der Mensch schrittweise die einzelnen Planetensphären, und hält sich dort jeweils für eine bestimmte Zeit auf. "Auf der Erde leben wir zwischen Geburt und Tod. Zwischen Tod und neuer Geburt steht der Mensch in einer gewissen Verbindung mit den anderen Planeten.[17] Dieser Aufenthalt des Menschen in der Seelenwelt ist eine Zeit, während welcher der Mensch ein Mondbewohner wird. Dann wird er ein Merkurbewohner, dann ein Venusbewohner, dann ein Sonnen-, Mars-, Jupiter-, Saturnbewohner und dann ein Bewohner des weiteren Himmels- oder Weltenraumes. Man redet nicht unrichtig, wenn man sagt, dass zwischen zwei Inkarnationen auf der Erde Verkörperungen auf anderen Planeten liegen, geistige Verleiblichungen."[18][19]

Planetenwirkungen und Wesensglieder[20]

Steiner machte folgende Angaben dazu, welche Planeten am stärksten auf welche Teile des Menschen wirken:

Geistesmensch - Neptun
Lebensgeist - Uranus
Geistselbst - Saturn
Bewusstseinsseele - Jupiter
Verstandesseele - Mars
Empfindungsseele - Venus
Empfindungsleib - Merkur
Ätherleib - Mond
Physischer Leib - Sonne

Faktischer Tierkreis

Nach Steiner haben die alten Bauernregeln (siehe Astrometeorologie) durch die erfolgte Verschiebung der Sterne (Wanderung des "Frühlingspunktes", Präzession) mittlerweile ihre Gültigkeit bzw. Bedeutung verloren.
In der anthroposophischen "Biologisch-Dynamischen" Landwirtschaft[21] arbeitet man heute nach dem seit 1963 veröffentlichten Aussaatkalender von Maria Thun. Dieser richtet sich überwiegend nach dem Stand des Mondes in den Zeichen bzw. Elementen. Grundlage ist dabei allerdings nicht der tropische oder gar ein Siderischer Tierkreis, sondern der sog. faktische: bei diesem wird die Ekliptik nicht in zwölf gleich große Abschnitte aufgeteilt, sondern man nimmt die "tatsächliche" Ausdehnung der (astronomischen) Sternbilder am Himmel.[22] Auf diese Weise ist nicht jedes der zwölf Tierkreiszeichen exakt dreißig Grad groß, sondern ihre jeweilige Größe schwankt zwischen 25 und 37 Grad.

Die zwölf Triebe in Tier und Mensch[23]

Frits Julius unterschied phänomenologisch zwölf grundlegende Triebe in Tier und Mensch, die er paarweise gegenüberliegenden Tierkreiszeichen zuordnet, um ihre einander ergänzende Gegensätzlichkeit deutlich zu machen.

  • Widder (Wachtrieb): „Beim Erwachen gibt sich das Tier sofort seinen Sinneswahrnehmungen hin, stellt sich zugleich aber auch seiner Umwelt entgegen und sucht ihr gegenüber einen Zustand der Spannung aufzubauen. Es erhebt sich, verläßt sein Versteck, setzt sich in Bewegung usw. Dahinter steckt wiederum ein scharf umgrenzter Trieb, der Drang zum Wachen, zum Erwachen.“
  • Stier (Nahrungstrieb) : „Durch seinen Körperumfang, seine Nahrung sowie durch seine gesamte Konstitution ist es dazu bestimmt, einen großen Teil seines Lebens der Aufnahme und Verarbeitung von Nahrung zu widmen. Das Rind ist überwiegend vom Nahrungstrieb oder Freßtrieb beherrscht.“
  • Zwillinge (Spieltrieb): „Betrachtet man aber, wie das Spielen das Tier ganz und gar gefangennimmt, und berücksichtigt man, dass dabei ein ganz charakteristisches und sonst nirgends zu beobachtendes Verhältnis zur Umwelt zustande kommt, so liegt der Schluss nahe, dass man hier von einem Trieb sprechen muss.“
  • Krebs (Selbsterhaltungstrieb): „Eine Maus wird ähnlich wie der Krebs größtenteils vom Drang zur Vorsicht beherrscht und neigt dazu, sich versteckt zu halten.“
  • Löwe (Kampftrieb): „Als besonders charakteristisch für den Löwen erscheint seine Neigung, große Tiere anzufallen und zu vernichten. Etwas von dieser Neigung finden wir bei den unterschiedlichsten Tieren in Form des Kampftriebes.“
  • Jungfrau (Brutpflegetrieb): „Beim entgegengesetzten Zeichen der Jungfrau wird der Umhüllung, auch der des Kindes, allergrößte Sorge entgegengebracht. Hier wird auf etwas hingedeutet, was bei jeder Brutpflege stattfindet: das Zurückhalten der Fortpflanzungsprodukte, ihre Umhüllung und ihr Schutz.“
  • Waage (Schlaftrieb): „Dass es einen Drang zum Schlafen gibt, der uns vollständig beherrschen kann, wissen wir aus eigener Erfahrung nur allzugut, und wir können seine Symptome auch bei den Tieren wiederfinden. Er zeigt deutlich alle Eigenschaften, die ihn als Trieb charakterisieren und äußert sich unter anderem dadurch, dass die Tätigkeit der Sinnesorgane ausgeschaltet wird.“
  • Skorpion (Lauertrieb, Beschleichen der Beute): „Bei einem Skorpion spielt die Aufnahme und Verarbeitung seiner Nahrung eine viel geringere Rolle, was sich auch deutlich an seiner Taille ablesen lässt. Um so mehr Mühe muss er sich mit dem Belauern und Beschleichen seiner Beute geben. Für ihn ist der Lauertrieb von größter Bedeutung.“
  • Schütze (Jagdtrieb): „Der Schütze ist ein Wesen mit einem ungewöhnlich stark entwickelten Fortbewegungsapparat und einer Schusswaffe. Er lebt sich also in der schnellen Bewegung aus, die auf ein fliehendes Ziel und seine Tötung ausgerichtet ist. Deutlich ist zu erkennen, dass es sich hier um den Jagdtrieb handelt.“
  • Steinbock (Selbstdarstellungstrieb): „Wie ganz anders lebt dagegen ein Mauersegler! Andauernd fliegt er in pfeilschneller Bewegung umher. Selten berührt er die Erde oder ihre Erhebungen, außer in der Zeit des Nestbaus. Nie sucht er irgendwo Schutz. Gefahren entgeht er durch seine alles übertreffende Schnelligkeit und Unermüdlichkeit. Seine Lebensweise macht ihn zu einem der auffallendsten Tiere.“
  • Wassermann (Nährtrieb, Säugen der Jungen): „Kann sich ein Löwe auch anders verhalten, kann er sich zurückhalten, einem anderen Wesen helfen und es unterstützen, so wie es dem Menschen angemessen ist? Tatsächlich finden wir ein solches Verhalten bei der Löwin, die ihre Jungen säugt und füttert. Den Nährtrieb dürfen wir also dem gegenüberliegenden Zeichen des Wassermanns zuordnen.“
  • Fische (Fortpflanzungstrieb): „Unter all den Tierkreiszeichen zeigen die Fische bei der Fortpflanzung die größte Sorglosigkeit. Der Fischlaich wird in großen Mengen rückhaltlos in die Umgebung geschleudert.“

Häuserzuordnung nach Steiner

Steiners "Menscheitsrepräsentant"[24]

Bedeutung der Häuser für ein Menschenwesen:

Nach einem anderen Verständnis der Aussagen Steiners werden physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich allerdings nicht den ersten vier Häusern zugeordnet, sondern den Quadranten des Häuserkreuzes.[25]

Pädagogik und Psychologie

Lebensjahrsiebte

Die Waldorfschulen (weltweit gibt es über tausend Steiner schools) sind die bekannteste Anwendung Steinerschen Gedankenguts.

"Die anthroposophische Entwicklungslehre, die neben den Temperamenten (siehe Element) im Wesentlichen von Lebensjahrsiebten ausgeht, liegt zumindest der theoretischen Einteilung des Waldorflehrplans zugrunde... In einem Nachvollzug der kosmischen Planetenzeitalter entwickeln sich die Wesenshüllen bei jedem Menschen demgemäß in Sieben-Jahres-Abschnitten.[26] Dabei ergibt sich folgender elementarer Zusammenhang, in dem sich die okkulte Reihenfolge der Planeten widerspiegelt[27]:

Physischer Leib - 0-7 Jahre - Mond
Ätherleib - 7-14 Jahre - Merkur
Astralleib - 14-21 Jahre - Venus
Ich (Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele, und Bewusstseinsseele - 21-42 Jahre - Sonne
Geistselbst - 42-49 Jahre - Mars
Lebensgeist - 49-56 Jahre - Jupiter
Geistesmensch - 56-63 Jahre - Saturn

An anderer Stelle nimmt Steiner jedoch teilweise dazu ganz verschiedene Planetenzuordnungen vor, etwa die der Sonne zur Physis, und des Empfindungsleibs zum Mond (siehe oben), sowie integriert außerdem Uranus und Neptun.

Eurythmie

Die Eurythmie (eine Sprachgestaltung, bzw. ein dramatischer Gebärden- und Bewegungstanz) wurde von Steiner um 1912 entwickelt. Er sagte dazu: "Damit haben wir die Möglichkeit, uns vorzustellen, dass wir dasjenige erneuern, was in den uralten Mysterien Tempeltanz war: die Nachahmung des Sternenreigens, die Nachahmung desjenigen, was durch Götter vom Himmel herunter zum Menschen gesprochen wurde." Dabei werden den jeweligen Planeten und Tierkreiszeichen spezielle Laute und Gebärden zugeordnet, sowie bestimmte seelischen Impulse.

Steiner weiter: "In den zwölf Urkonsonanten, die den zwölf Tierkreiszeichen entsprechen, drückt sich die schöpferische formende Kraft des makrokosmischen Weltenwortes, des Christus, aus, das sein Abbild im Mikrokosmos in der menschlichen Sprache gefunden hat."
Zugeordnet werden[28]:

  • Widder - W
  • Stier - R
  • Zwillinge - H
  • Krebs - F
  • Löwe - D, T
  • Jungfrau - B, P
  • Waage - C, CH, SCH
  • Skorpion - S, Z
  • Schütze - G, K
  • Steinbock - L
  • Wassermann - M
  • Fische - N
Christus im Tierkreis[29]

Den sieben Urvokalen[30] (sowie Chakren, s.u., und Bäumen) entsprechen die sieben klassischen Planeten:

  • Mond (Wurzelchakra, Kirsche) - EI
  • Merkur (Sakralchakra, Ulme) - I
  • Venus (Nabelchakra, Birke) - A
  • Sonne (Herzchakra, Esche) - AU
  • Mars (Halschakra, Eiche) - E
  • Jupiter (Stirnchakra, Ahorn) - O
  • Saturn (Scheitelchakra, Buche) - U

Die Eurythmie wird in den ersten Jahren an einer Waldorfschule von den Schülern ausführlich praktiziert, ist fester Bestandteil des Stundenplans.

Gichtels Planeten im Menschen

Chakren

Die Lotosblumen oder Chakren (von Sanskrit, चक्र, cakra, [ʧʌkɽʌ], = Rad, Diskus, Kreis) sind aus Sicht der Anthroposophie Organe des Astralleibs (Emotional- oder Begierdenkörper, wörtlich Sternenleib)[31]. Der Begriff als solcher und die Verbindung der menschlichen Triebnatur mit den Sternen geht auf Paracelsus zurück. 1696 setzte der Theosoph Johann Georg Gichtel, ein Schüler Jakob Böhmes, die Lotosblumen in Beziehung zu den Planetensphären, wobei sich folgende Anordnung ergab:

Scheitelchakra Saturn 1000-blättrig
Stirnchakra Jupiter 2-blättrig
Halschakra Mars 16-blättrig
Herzchakra Sonne 12-blättrig
Nabelchakra Venus 10-blättrig
Sakralchakra Merkur 6-blättrig
Wurzelchakra Mond 4-blättrig

Die Zahl der Blätter der Lotosblumen hängt offenbar mit planetarischen Rhythmen zusammen. So zeigen sich im Wurzelchakra die vier Mondphasen, im Sakralchakra die drei oberen und die drei unteren Konjunktionen des Merkur (Merkur-Hexagramm), und dem Nabelchakra liegt das Venus-Pentagramm zugrunde.[32] Im zwölfblättrigen Herzlotos bildet sich schließlich der Weg der Sonne durch die zwölf Tierkreiszeichen ab.

Mondknotenwiederkehr

Der Übergang des Mondknotens über seine Radix-Position wird als wichtiger Krisen- und Wendepunkt in der geistigen Orientierung eines Menschen gesehen. "Die Mondknoten können ... zu Okularen der Selbsterkenntnis im Lebenslauf werden... Der erste Mondknoten um das 19. Jahr steht im Zeichen des Aufbruchs. Das Ich-Erlebnis, um das 21. Jahr voll zur Geltung kommend, leuchtet hier blitzartig auf. Das kann zur ersten Abnabelung vom Elternhaus führen. Oft finden sich in dieser Zeit einschneidende Begegnungen, die dem jungen Menschen eine neue Richtung geben. Möglich auch, dass körperliche Symptome auftreten - ein Knochenbruch etwa oder eine bestimmte Krankheit -, bei denen man den Eindruck hat, der Betreffende werde wie durchgerüttelt, damit sein seelisch-geistiges Wesen das, was durch Vererbung und Erziehung vorgeprägt worden ist, von innen ergreifen könne. ...Die Zeit um das 37. Jahr ist [ebenfalls] von starken Einbrüchen gekennzeichnet. Lebensgebäude fallen in sich zusammen wie Kartenhäuser, Freundschaften und Partnerschaften, auf die Verlass war und auf die man für lange Zeit bauen zu können geglaubt hat, bekommen plötzlich Risse. Krankheiten bis hin zu Todesfällen häufen sich. ...Der dritte Mondknoten liegt fast genau auf dem 56. Geburtstag, d.h. er fällt mit dem Jahrsiebt-Übergang zusammen. Krise und Bewährung sind hier nochmals gesteigert im Vergleich zum zweiten Knoten. Todesfälle häufen sich um diesen Zeitpunkt. Die Krankheitsstatistik bei Herzinfarkten weist genau auf das 56. Jahr. Wird die Krise nicht im Leiblichen durchgemacht, spielt sie sich in seelischen Verdüsterungen ab. Häufig hat sie einen sozialen Aspekt. Gefordert ist jetzt offenbar, aus freien Stücken etwas von der gewonnenen Substanz herzugeben." (Florian Roder[33])

Planetensiegel des Saturn bei Steiner

Bewertung und Kritik

Gibt es überhaupt eine nennenswerte anthroposophische Astrologie? Bezeichnend ist hier vielleicht, dass praktizierende Anthroposophen sich bei Fragen zu ihrem Horoskop, zu dessen Berechnung und Deutung, sich üblicherweise an den "Fachmann", d.h. an einen "normalen" Astrologen wenden.
Rudolf Steiner baute in seine Welt- und Menschentheorie etliche astrologische Elemente ein, quasi Bruchstücke aus dem Trümmerfeld der überlieferten Klassischen Astrologie. Vieles wird von ihm dabei metaphysisch überhöht (z.B. durch Engel); seine Aussagen über vergangene und künftige Inkarnationen des Sonnensystems sind geradezu abenteuerlich, klingen wie Science Fiction. Auf der anderen Seite nimmt er die astrologischen Symbole oft aber auch buchstäblich, wortwortlich. Als magisch-okkult muss sogar die biologisch-dynamische Praxis bezeichnet werden, zu einem bestimmtem Zeitpunkt im Jahr ein mit Mist gefülltes Kuh-Horn in der Erde zu vergraben, um es mit kosmischen Kräften "aufzuladen".
Beides in Kombination erweckt den Eindruck, als sei Steiner - zumindest in puncto Astrologie - Opfer der von ihm selbst postulierten "Widersachermächte" geworden: seine Theorien wirken einerseits abgehoben-phantastisch (= "Luzifer"), andererseits aber auch primitiv konkretistisch (= "Ahriman"). Die ausgleichende Mitte zwischen beiden, das - zwischen Körper und Geist vermittelnde - seelische Element, ist in seinen Aussagen zur Astrologie unterrepräsentiert; die moderne anthroposophische Biographiearbeit vermag dieses Manko nicht wirklich aufzufüllen. Ihm scheint insbesondere ein Verständnis für reine Entsprechungen (siehe das Analogieprinzip/astrologische Paradigma) bzw. für die Symbolische Astrologie abgegangen zu sein. Die Wirkweise der Astrologie sah er im Grunde immer noch "altmodisch" kausalistisch.[34]
Ein theoretisches Unding, nicht praktizierbar für ein mathematisches System bzw. geometrisches Modell, das die Astrologie nunmal in erster Linie ist, ist der von Maria Thun propagierte "Faktische Tierkreis" mit seinen unterschiedlich großen Tierkreiszeichen.
Von einer zusammenhängenden, in sich schlüssigen und konsistenten Steinerschen Astrologie oder gar einer anthroposophischen "Schule" kann jedenfalls keine Rede sein.

Goethes Farbenkreis

Fraglich ist grundsätzlich (erkenntnistheoretisch) aber auch die Reliabilität ("Zuverlässigkeit"), und damit die Validität ("Gültigkeit") der Steinerschen Darlegungen. Zumal er sich an vielen Stellen selbst widerspricht, und es damit seinen Interpreten nicht gerade leicht macht. Zwar redet er häufig von "wir in der Geisteswissenschaft"; Tatsache ist jedoch, dass er bislang immer noch der einzige war, der in dieser forschte. Seine hellsichtigen "Forschungsergebnisse" müssen sich von daher den Vorwurf einer fehlenden Objektivität oder Intersubjektivität gefallen lassen.

Am 1.4.1995, zum Eintritt des Uranus in den Wassermann, wurde um 15 Uhr MEZ in Dornach eine "Anthroposophisch-astrologische Arbeitsgruppe" gegründet. Die Idee dazu kam von Temenuga Koepke-Staneva und Heinz Herbert Schöffler. Engagiert vorangetrieben wurde die AG in den folgenden Jahren von der damaligen Vorsitzenden des DAV Ulrike Voltmer.

Siehe auch

Weblinks

Die ersten Indizien für eine Beschäftigung Steiners mit Bewegungskunst gehen auf das Jahr 1908 zurück
Seit 1921 entwickelten Rudolf Steiner und Marie von Sivers unter Mitarbeit von Ita Wegman aus den Bewegungsformen der künstlerischen Eurythmie die Heileurythmie
Steiners zwölf Weltanschauungen und sieben Seelenstimmungen[35]
Steiner selbst zog, insbesondere bei seelenpflegebedürftigen Menschen, gelegentlich das Geburtshoroskop zu Rate...
Steiner am 31.10.1910: "Solange der Mensch darnach zu streben hat, sich über seinen Egoismus zu erheben, ist die Ausübung der Astrologie das kräftigste Mittel, diesen Egoismus zu verstärken, und ist ihre Wirkung dabei eine nachteilige.Welche Gründe man immer anführen mag, um die Notwendigkeit oder die Nützlichkeit der Astrologie zu erhärten, man wird doch immer zu einer verfeinerten Selbstsucht kommen, die, weil sie intimer wirkt, um so gefährlicher ist...
Das Stellen eines Horoskopes gibt ganz gewiss ein allgemeines Bild von dem Leben bei der Geburt und auch von den Charaktereigenschaften, weil der Lauf von Sonne, Mond und Planeten im Tierkreis eine ungeheuer große Anzahl von Möglichkeiten enthält, aber was nicht dann zum Ausdruck kommt, das ist der Wille der entkörperten Seele, auf dem sich dieses Leben gründet, und auf diesen (vorgeburtlichen) Willen eben kommt es an. Man hindert diesen Willen an seiner Entfaltung, wenn man sich in mögliche Schicksalsschläge vertiefen will, die durch gewisse Konstellationen hervorgerufen werden könnten. Erst am Ende einer okkulten Laufbahn kommt das Studium der Astrologie in Betracht, dann erst ist sie notwendig.
Sterne sprachen einst zu Menschen,
Ihr Verstummen ist Weltenschicksal;
Des Verstummens Wahrnehmung
Kann Leid sein des Erdenmenschen;
In der stummen Stille aber reift,
Was Menschen sprechen zu Sternen;
Ihres Sprechens Wahrnehmung
Kann Kraft werden des Geistesmenschen.
Rudolf Steiner für Marie Steiner, 25.12.1922[36] (GA 40)
Anthroposophischer Engel[37]
Steiner um 1915

Literatur

  • Elisabeth Vreede, Astrologie und Anthroposophie, Verlag am Goetheanum, Dornach 1993, ISBN 3-7235-0695-X
  • Guenther Wachsmuth, Werdegang der Menschheit. Kosmische Evolution – Erdenverkörperung – Völkerwanderung – Geistesgeschichte. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Dornach 1953; 2. Auflage (Nachdruck) 1973
  • Guenther Wachsmuth, Kosmische Aspekte von Geburt und Tod. Beiträge zur Karmaforschung. Dornach 1956; 3. Auflage 1990
  • Heidi Keller-von-Asten, Sterne schauen Dich an, Verlag: Walter Keller, Dornach 1981
  • Joachim Schultz, Rhythmen der Sterne. Erscheinungen und Bewegungen von Sonne, Mond und Planeten Dornach 1985
  • Frits Julius: Die zwölf Triebe in Tier und Mensch: Eine kosmisch orientierte Triebpsychologie, Urachhaus Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 978-3825170769
  • Gisela Gorrissen: Astrosophie des Tierkreises und der Planeten: Der Mensch im Spannungsfeld zwischen Kosmos und Erde Urachhaus 2001, 200 Seiten, ISBN-10 3825172546, ISBN-13 978-3825172541
Unter besonderer Berücksichtigung der planetarischen Kräfte beschreibt Gorrissen, wie der Mensch sich im Lauf seiner Geschichte durch die großen Epochen zu einem Kultur schaffenden Wesen entwickelt hat
  • Heinz Herbert Schöffler, Gibt es eine anthroposophische Astrologie? Über die zwölf Häuser, Dornach 1994 ISBN 978-3-7235-0730-8
  • Heinz Herbert Schöffler, Rudolf Steiner und die Astrologie. Astrologie aus der Perspektive der Anthroposophie, 148 S., zahlreiche Abb., Dornach 1996
  • Robert Powell: Die Astrologische Revolution - Wie die Wissenschaft der Sterne Karma und Reinkarnation sichtbar macht (mit Kevin Dann), 295 Seiten, 2013 Astronova ISBN 978-3-937077-65-9
  • Rudolf Steiner: Mensch und Sterne. Planeten- und Tierkreisentsprechungen in Mensch und Erde. Sieben Vorträge, ausgewählt und herausgegeben von Heinz Herbert Schöffler, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2006
  • Leo de la Houssaye: Auf dem Wege zu einer neuen Sternenweisheit. 220 S. mit Abb., Dornach 2007 SBN-13: 9783723513002 ISBN-10: 372351300X

Quellen und Anmerkungen

  1. Zeitschrift Luzifer-Gnosis, 1905, GA 34, S. 396. Im Kontext einer Fragenbeantwortung: WIE VERHÄLT SICH DIE THEOSOPHIE ZUR ASTROLOGIE?
  2. Siehe Anthrowiki/Rudolf_Steiners_Geburtshoroskop
  3. Steiner selbst betonte jedoch immer die Originalität und Unabhängigkeit seiner Erkenntnisse bzw. "Geisteswissenschaft"
  4. Das Prinzip der Reinkarnation wird als universell gesehen, und gilt nicht nur für Einzelwesen, sondern auch für ganze Welten
  5. Anthrowiki zum "Alten Saturn"
  6. Rudolf Steiner, GA 104, S 169, bzw. das Anthrowiki zur Alten Sonne
  7. Das Anthrowiki zum Alten Mond
  8. Wenn Steiner etwa vom "alten Saturn" spricht, meint er also keinen Planeten, sondern eine vergangene Epoche/ Entwicklungsstufe unseres Sonnensystems. Es gibt allerdings eine inhaltliche Beziehung zwischen diesen früheren Planetenzuständen und den gegenwärtigen Planeten, was die Namensgebung rechtfertigt.
  9. Rudolf Steiner, GA 110, S 78ff, bzw. Anthrowiki zu den Weltentwicklungsstufen und Anthrowiki zum Planetensystem
  10. Anthrowiki zu Planet
  11. Anthrowiki zum Tierkreis
  12. Vom Dunkel ins Licht. Alchemistische Abbildung
  13. Anthrowiki zu Kosmische Intelligenz
  14. Anthrowiki zu den Kulturepochen
  15. Rudolf Steiner, GA 237, S 46; Anthrowiki zum Stern des Menschen
  16. Anthrowiki zu Geburts-und Todeshoroskop
  17. Vergleiche das tibetisch-buddhistische Kamaloka
  18. Anthrowiki zu den Planetensphären
  19. Diese Aussagen Steiners decken sich mit den Trance-Protokollen des amerikanischen Mediums Edgar Cayce
  20. Übernommen von Anthrowiki.at/Astrologie#Planetenwirkungen und Wesensglieder Steiners Begrifflichkeit bzw. Terminologie ist hier etwas eigen und gewöhnungsbedürftig, wenn er etwa von Lebensgeist oder Geistselbst spricht
  21. Relativ bekannt sind die auf dieser Grundlage produzierten Marken Demeter, bzw. in der Heilkosmetik Weleda oder Wala
  22. Nicht bedacht wird, dass die Grenzen der verschiedenen Sternbilder von den Astronomen bzw. der IAU im Grunde willkürlich festgelegt wurden
  23. Siehe Anthrowiki:Trieb
  24. Christus in der Mitte zwischen dem erdsüchtigen Ahriman und dem weltflüchtigen Luzifer. Skulptur von Steiner, in Anlehnung an die Figur des Magier aus dem Tarot. Tierkreiszeichen hinzugefügt
  25. Siehe Anthrowiki zur Astrologie
  26. Waldorfblog, 2010
  27. s. GA 317, S 171f, Anthrowiki zu den Siebenjahresperioden und Anthrowiki zum Lebenslauf
  28. Siehe das Anthrowiki zu den Urkonsonanten
  29. Swetizchoweli Kathedrale, Mzcheta Georgien, 12. Jahrhundert. Siehe auch Das mystische Lamm – 1908 – Zu Rudolf Steiners Christologie (12) (Lorenzo Ravagli, 2017)
  30. Anthrowiki zu den Urvokalen
  31. Anthrowiki zum Astralleib
  32. Diese Planetenkräfte wirken aus Sicht der Anthroposophie auch bei der Gestaltung äußerer Blütenformen mit: Merkur bei den sechsstrahligen Blüten (Liliengewächse) und Venus bei den fünfstrahligen (Rosengewächse), siehe Anthrowiki zu den Chakren
  33. Aus »a tempo« 4/ 2004; S.16-17, Der Mondknoten im Lebenslauf
  34. Um ihm nicht unrecht zu tun: die heute dominierende Psychologische Astrologie entwickelte sich erst nach seinem Tod
  35. Nach Tierkreiszeichen und Planeten geordnet; Zeichnung stammt evtl. von Steiner selbst
  36. Verfasst wenige Tage vor dem Brand des ersten Goetheanum. Siehe auch Der ungelöste Fall Goetheanum (Mathias Balzer/ Tagblatt 2019)
  37. Niederländische Künstlerin