Armillarsphäre

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Armillarsphäre Tycho Brahes, 1598

Die sogenannte Armillarsphäre (lat. armillaris = Reifen/ Ring und sphaera = Kugel) ist eines der ältesten astronomischen Geräte. Sie wurde auch unter der Bezeichnung "Sphärisches Astrolabium" bekannt. Eine Armillarsphäre besteht aus mehreren, gegeneinander drehbaren Metallringen, die insgesamt die Form einer Kugel bilden. Dieses Gebilde ist in der Regel in einem Gestell montiert. Der gedachte Beobachter befindet sich im Mittelpunkt der Kugel. Falls das Gerät das geozentrische Weltbild abbildet, findet sich im Zentrum dort ein bestimmter Ort der Erde, welcher mit Hilfe des astronomischen Koordinatensystems genau berechenbar ist.

Arabisches Astrolabium um 1208[1]

Funktionsweise

Die Sphäre enthält in ihrer ausgereiften Form den Himmelsäquator, mit dessen Hilfe die Deklinationen abgelesen werden können, die Ekliptik, außerdem die Mondbahn, den Horizont, sowie einen oder mehrere Großkreise, die die Ekliptik und den Himmelsäquator schneiden. Alle Bezugs- und Messrahmen sind flexibel auf die jeweilige örtliche Breite und Länge einstellbar, so dass mit den Drehungen die Himmelsbewegungen genau nachvollzogen werden konnten. Es ist dann ablesbar, wo sich der Aszendent gerade befindet, wann die Himmelskörper den Meridian passieren, am östlichen Horizont auf- bzw. am westlichen Horizont untergehen, und wo die Sterne zu einer bestimmten Zeit auf einem Längengrad im Meridian oder Nadir kulminieren. Es ließ sich so beispielsweise veranschaulichen, wann und wo eine Sonnen- oder eine Mondfinsternis stattfindet. Später integrierte man in die reich verzierten und kunstvoll gefertigten Astrolabien das Ablesen der Häuserspitzen.

Armillarsphären wurden zunächst vornehmlich von arabischen Astrologen entwickelt und verwendet.
Als Astrolabien bezeichnete man ihre zweidimensionale Ausführung.

Geschichte

Älteste Darstellung einer komplexen Armillarsphäre mit der Erde im Zentrum[2]

Die früheste Erwähnung der Armillarsphäre wurde bei Aristyllos und Timocharis in Alexandria im dritten Jahrhundert v.Chr. gefunden. Hipparchos (ca. 130 v.Chr.) benutzte die Armillarsphäre zur Positionsbestimmung, um seinen berühmten Sternenkatalog zu erstellen, welcher annähernd tausend Sterne enthielt, und von Ptolemäus in den Almagest übernommen wurde. Danach war er ein allgemein übliches Messgerät. Griechisch wurde es "sphaira krikoté" genannt und meist als "Visiergerät" benutzt. Zur Fixierung von Gestirnskonstellationen wurde es als "meteoroskopeion" bezeichnet. Wo genau die Sphäre historisch entstand, konnte bis heute nicht lokalisiert werden; in einfachen Versionen sind Armillarsphären bereits für das alte Babylonien nachgewiesen. Im zweiten Jahrhundert n.Chr. gab es Armilliarsphären, die mit Wasserkraft betrieben und justiert wurden, so dass sie sich synchron zum aktuellen Sternenhimmel bewegten.
Klaus Hünig:"Man kontrollierte den Gang dieser "Sternuhr" durch eine zweite Armilliarsphäre in einer Art Observatorium. Der im unteren Stockwerk des turmartigen Gebäudes in einem geschlossenen Raum sitzende Beobachter an der sich drehenden Armilliarsphäre rief einem zweiten Beobachter auf dem Dach zu, für welchen Stern sein Instrument im Augenblick den Aufgang oder den Untergang oder den Durchgang durch den Meridian anzeigte."[3]
Ptolemäus beschreibt in Kapitel 5,1 seines Hauptwerkes Almagest den Bau einer Armillarsphäre. Das Instrument blieb über das gesamte Mittelalter hauptsächlich im islamischen Raum in Gebrauch, wo der Astrologe anhand der vorgenommenen Justierungen durch einfache Einstellungen auf die jeweilige Breite und Länge eines Geburtsortes exakt die Direktionen der Planeten ablesen konnte.
Die Sphäre diente zudem der Messung von Koordinaten am Himmel, und auch der Darstellung der Bewegung von Himmelskörpern.
Die Kugelgestalt der Erde war von den Pythagoreern ja schon im sechsten Jahrhundert v.Chr. gelehrt, und im vierten Jahrhundert v.Chr. von Aristoteles bewiesen worden.

Siehe auch

Weblinks

Typische Armillarsphäre

Literatur

  • Peter E. Allmayer-Beck: Modelle der Welt. ISBN 3854477333
  • Klaus Hüning, Einführung in die Himmelskunde, Astromedia, 2003

Quellen und Anmerkungen

  1. Aus: Geschichte der Astron. Messwerkzeuge, 1907
  2. Mosaik aus Solunt, Sizilien, zweites bis erstes Jahrhundert v.Chr. Abbildung aus: Dela von Boeselager, Antike Mosaiken in Sizilien. Hellenismus und römische Kaiserzeit 3. Jahrhundert v.Chr. - 1. Jahrhundert n.Chr., Verlag Giorgio Bretschneider, Rom, 1983
  3. Hüning, S. 38