Astrokartographie

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Astroweltkarte. Erde inmitten von Himmelskreisen[1]

Synonym: Astrolandkarte[2]

Mittels der Astrokartographie kann man auf einer Weltkarte unmittelbar sehen, wo sich zu einem bestimmten Zeitpunkt welche Planeten an herausragender Stelle - nämlich in Konjunktion oder wahlweise weiteren Hauptaspekten mit einer Achse befinden.

Geschichte

Erste Astrolandkarte: Schwickert, 1950[3]

Die Astrokartographie wurde von Gustav Schwickert nach seinen Angaben bereits in den 1920er Jahren entwickelt, allerdings erst im November 1950 veröffentlicht. Er erläuterte in dieser Publikation genau die Vorgehensweise, nach der eine solche Karte erstellt wird und wollte dieses Verfahren ursprünglich nur zur Darstellung der weltweiten Auswirkung von Finsternissen, Neu- oder Vollmonden verwenden.[3]

Schwickerts Karte in moderner Computerberechnung[4]

1958 erschien dann ein Artikel von Donald A. Bradley,[5] die ebenfalls eine handgezeichnete Weltkarte enthielt mit allen Auf- und Untergangslinien sowie Kulminationen für den Zeitpunkt des siderischen Sonneningresses in den Steinbock im Januar 1958; es handelt sich hierbei um die erste im englischen Sprachraum veröffentlichte astrologische Weltkarte. Ob und inwieweit Bradley hierbei auf die Vorarbeiten von Schwickert zurückgriff oder darauf aufbaute, ist nicht bekannt. Ab diesem Zeitpunkt veröffentlichte er immer wieder derartige Karten, um Weltgegenden zu markieren, die mit siderischen Ingressen in einem besonderen Zusammenhang standen.[6]

Jim Lewis griff in den 1970er Jahren die Forschungsergebnisse Bradleys auf, und entwickelte das Verfahren in der Form, wie es heute bekannt ist. Er ist derjenige, der als Entwickler der Astrokartographie - bei ihm Astro*Carto*Graphy - bekannt und berühmt wurde, und der dafür viele Preise erhielt. Sein Verdienst ist es, entdeckt zu haben, dass in der Individualastrologie ein Ortswechsel auch eine Veränderung der Wirkungen des Geburtshoroskop entsprechend den astrologischen Gegebenheiten zum Zeitpunkt seiner Geburt am neuen Standort bedeuten kann, was - astrologisch gesehen - auch ein anderes Schicksal zur Folge haben mag.[7]

Seit Lewis Tod 1995 entwickelten vor allem Kenneth Irving und Erin Sullivan die Anwendungsmöglichkeiten der Astrokartographie weiter.

Die beiden Sonne-Zentren nach Andersen[8]

Hans J. Andersen entwickelte eine ganz eigene Methode zur generellen - d.h. nicht vom individuellen Horoskop abhängigen - Aufteilung und Zuordnung von Erdgebieten zu den Planeten und Tierkreiszeichen, die er "Astrogeographie" nannte, und erstmals 1969 publizierte[9], jedoch wenig Verbreitung fand.

Methode

In einer Astrokartographie-Übersicht sind auf einer Weltkarte zahlreiche Linien eingetragen: Es gibt dabei für jeden der Planeten vier Möglichkeiten der Achsenbindung - nämlich in Konjunktion mit dem Aszendenten, dem Deszendenten, dem Medium coeli und dem Imum coeli. Folglich finden sich vierzig Linien auf einer Astrokartographie-Karte. Die senkrechten Linien zeigen dabei an, wo Planeten in Konjunktion (bzw. im Aspekt) mit dem Medium coeli oder Imum coeli stehen, die kurvigen Linien, wo sie sich in Konjunktion (bzw. Aspet) mit dem Aszendenten oder Deszendenten befinden. Für die vier Achsen wie für die zehn Planeten gelten die üblichen Deutungsregeln.

Astrolandkarte für Johannes Kepler

Die Problematik der mangelnden Gültigkeit des Placidus-Häusersystems (wie vieler anderer Häusersysteme) für hohe Breiten zeigt sich auch in der Astrokartographie: oberhalb bestimmter Breiten können keine Konjunktionen oder sinnvolle Aspekte zur Horizontachse mehr dargestellt werden. An der Europakarte (rechts) lässt sich darüber hinaus erkennen, dass die Aspektlinien zur Meridianachse parallel zu den Längengraden verlaufen und somit in Richtung Pol immer dichter zusammenrücken, bis sie sich alle im Pol schneiden. Somit kommt es in der astrokartographischen Darstellung systembedingt zu besonders vielen Schnittpunkten nahe der Polarkreise.[10]

Die MC/IC Linie geht direkt unter dem Planeten durch und verläuft entlang eines Meridians bzw. Längengrads. Die Stelle, an der der Planet genau im Zenith steht, ist markiert. Diese Limie ist ebenfalls ein Grosskreis um die Erde.

Die Astrokartographie ist für die Individualastrologie ebenso von Bedeutung wie für die Mundanastrologie.

Astrolandkarte nach Schwickert

Beschreibung von Schwickerts Methode[3]:

  1. Berechne aus der mittleren Greenwicher Zeit der Konjunktion, der Finsternis, des Neumondes etc. auf bekannte Weise die Greenwicher Sternzeit der Konstellation. Es genügt die Rechnung auf Zeitminuten auszuführen
  2. Schreibe in der Karte diese Sternzeit an den Meridian von Greenwich oben am Rande hin
  3. Schreibe an die von 15° zu 15° laufenden Längeneinteilung gegen Osten zu je 1 h StZ (Sternzeit) mehr und gegen Westen zu je 1 h StZ weniger an. Ist die Längeneinteilung der Karte eine andere, so addiere bzw. subtrahiere man für je 5° 20 min. (...)
  4. Entnehme einer Häusertafel die den angeschriebenen Sternzeiten entsprechenden MC's und schreibe sie darunter. Die Karte zeigt nun am oberen Rande die StZ-Einteilung und der untere die diesen Sternzeiten entsprechende MC-Teilung
  5. In dieser MC-Teilung markiere die Positionen der Planeten der Konstellationsfigur, ihrer Oppositionen und ihrer Quadrate, und beschreibe sie entsprechend
  6. Ziehe von diesen Punkten aus senkrechte Linien parallel zu den Meridianen und zwar ziehe die Linien der Konjunktionen voll aus, die der Oppositionen gestrichelt und die der Quadrate punktiert. Von Vorteil ist es, wenn man für die verschiedenen Planeten auch verschiedene Farben wählt, etwa Merkur hellgrün, Venus orange, Mars ziegelrot, Jupiter violett, Saturn grau oder braun, Uranus dunkelgrün, Neptun hellblau, Pluto karmin, Sonne, Mond schwarz. Durch diese Darstellung gewinnt man eine Übersicht über die Planeteneinflüsse auf die verschiedenen Meridiane. Jeder Sternzeit entspricht auch je nach der Breite ein bestimmter Aszendent, der einer Häusertafel entnommen werden kann. Daher kann man auf einer zweiten Landkarte die Einfüsse auf den Horizont darstellen:
  7. Man entnimmt einer Häuser- oder Asz-Tafel für 0° geogr. Breite für die Konjunktionen, Oppositionen und Quadrate der Planeten als Aszendent die zugehörige StZ oder das zugehörige MC
  8. Man markiert diese Punkte anhand der StZ oder der MC-Teilung am Äquator und bschreibt sie entsprechend
  9. Man sucht in gleicher Weise die Punkte bei einer geogr. Breite von 20°, 40°, 55° und 60° Nord-, sowie für die gleichen Grade Süd-Breite
  10. Man verbindet zusammengehörige Punkte zu Kurven, die Aszendenten-Linien. diese Linien fallen bei 6h und 18h StZ, entsprechend einem Asz von 0° Lib.gif und 0° Ari.gif mit dem Meridian zusammen. Bei 0h und 12h StZ haben sie die größte Neigung zum Äquator, die umso größer wird, je größer die geogr. Breite ist. In den polaren Breiten herrschen besondere Verhältnisse (...)
Astroweltkarte, nur Achsenkonjunktionen, hier für Galileo Galilei

Deutung (nach Lewis)

Individualastrologie

Man stellt eine Astrokartographie auf den Moment der Geburt eines Menschen aus. Auf der Karte kann man sehen, wo zu diesem Zeitpunkt - unabhängig vom tatsächlichen Geburtsort - welcher Planet in Achsenbindung stand. Dort, wo sich eine Linie befindet, ist die benannte Planetenenergie besonders stark spürbar (sowie etwa 1000 Kilometer in beide Richtungen, wobei mit größerer Entfernung die Spürbarkeit nachlässt).
Wenn beispielsweise bei einem in Hamburg Geborenen eine Linie durch Kuba führt, die mit VE/DC beschriftet ist, so heißt dies, dass Venus zum Zeitpunkt seiner Geburt in Kuba am Deszendenten stand. Dies kann bedeuten, dass er in diesem Land auf ("venusische") Annehmlichkeiten trifft, dass ihm die Menschen dort liebevoll begegnen und er vielleicht sogar eine geliebte Frau findet. Auf diese Weise kann man sehen, wo in der Welt ein bestimmtes Planetenprinzip verstärkt zum Ausdruck kommt. Das heißt etwa, dass sich jemand an einem anderen als seinem Geburtsort mit den dem Planeten zugeordneten Dingen leichter tut.

Außer den Linien an sich sind noch die Kreuzungen zweier Planetenlinien von Bedeutung. An einer solchen Stelle befinden sich nämlich zwei Planeten in Konjunktion mit einer Achse. Die Deutungen für solche Kombinationen treffen aber auch für alle anderen Orte zu, die auf demselben Breitengrad liegen, wennzwar in weniger ausgeprägter Form. Man sollte sich von einem Kreuzungspunkt aus also stets eine waagrechte Linie in beide Richtungen denken und die davon betroffenen Orte mit berücksichtigen.

Eine Astrolandkarte ist allerdings immer auf der Grundlage des Radixhoroskops zu deuten. Das heißt, ein Mensch wird zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort geboren, und das darauf ausgestellte Radixhoroskop bleibt ihm erhalten. Man nimmt also beispielsweise "schwierige" Aspekte zur Venus aus dem Geburtshoroskop "überall hin mit". Zudem ist eine Planetenkonstellation zu einem bestimmten Zeitpunkt auf der ganzen Welt dieselbe. Man sollte sich also vor einem eventuellen Umzug oder einer geplanten Reise am Geburtstag (um ein günstigeres Solar zu erhalten, s.u.) darüber klar werden, wie man mit den dort angetroffenen Planetenenergien normalerweise in seinem Leben umgeht. Nicht zuletzt: Eine Garantie - sprich: eine Sicherheit, an einem anderen Ort glücklicher zu werden - gibt es hier genauso wenig wie generell in der Astrologie.

Die Astrokartographie hilft einem also zu erkennen, wo in der Welt man mit welchen Planetenprinzipien auf intensivere Weise konfrontiert wird. Für die Urlaubsplanung kann eine solche Übersicht sinnvoll sein - auch wenn nicht gesagt ist, dass die jeweiligen Energien schon nach kurzer Zeit am Ort spürbar werden. Will man jedoch ganz an einen entfernteren Ort umziehen, so empfiehlt sich die Erstellung eines Relokationshoroskops, das zwar auf die Geburtszeit, aber nicht auf den Geburtsort, sondern den Ort der Wahl berechnet ist. Dem Relokationshoroskop kann man auch entnehmen, wie sich die gesamte Planetenkonstellation an dem neuen Ort darstellt. Außerdem wäre eine Cyclo*Carto*Graphy-Karte sinnvoll. Diese überträgt die aktuellen Entwicklungen eines Menschen auf die Weltkarte, bezieht insbesondere Auslösungen mit ein.

Mundanastrologie

Für politische und gesellschaftliche (mundane) Themen ist die Astrokartographie ein wichtiges Instrument. Wie bei der Individualastrologie gilt auch hier, dass auf der Karte den Linien und ihren Kreuzungspunkten besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

In der Regel werden Astrokartographien für Finsternisse erstellt, denn diese gelten als wichtige Auslöser anstehender Ereignisse. Sie geben Hinweise auf kritische Orte. Auch die Astrokartographien von Politikern liefern Informationen über deren Beziehung zu bestimmten Ländern.

Wie das Planetenlicht auf die Erde fällt[11]

Beurteilung/Kritik

Astrodienst versteht Astrokartographie und Relokation als dem normalen Geburtshoroskop klar untergeordnet: "Entgegen einer unter Laien verbreiteten irrtümlichen Ansicht spielt der Wohnort für ein Horoskop kaum eine Rolle. Für die von uns angebotenen Horoskopdeutungen ist er völlig irrelevant. Der Geburtsort und die Geburtszeit bestimmen Ihren Aszendenten und die Häuser des Horoskops. Diese Horoskopelemente werden im Moment der Geburt Bestandteile Ihrer astrologischen Prägung, und wie bei einer genetischen Information ändert sich an ihr nichts, wenn Sie mal mziehen..."

Anhänger der Astrokartographie hingegen schwören auf die Wirksamkeit der Relokation, und teilweise gibt es unter eingefleischten Fans sogar einen regelrechten Tourismus zu günstigen Lokationen, besonders am Geburtstag (abzielend auf das Solarhoroskop). Dabei wird an jene Punkte auf der Welt gereist, an denen zur Zeit der Sonnenwiederkehr ein besonders günstiger Achsenkontakt herrscht, um die daraus erwarteten Energien mitnehmen und im folgenden Lebensjahr für sich nutzen zu können.

Erin Sullivan bringt in ihrem Buch einige verblüffende Beispiele für die Wirksamkeit von Ortsveränderungen.

Siehe auch

Astrogeographie ist der Versuch, mithilfe der astrologischen Symbolik den "Geist" oder die Atmosphäre eines Ortes (seinen genius loci) zu erfassen. Diese "Qualität des Ortes" oder "Ortsastrologie" "unterscheidet sich von der Astrokartographie dadurch, dass hier nicht ein Horoskop auf eine Landkarte projiziert wird, es wird nicht einmal Bezug genommen auf astronomische Gegebenheiten, sondern die Landkarte wird - symboldeutend bzw. mantisch - durch Methoden der Beobachtung sowie Berechnung erstellt.
Atlas Lewis & Guttman

Weblinks

Literatur

  • Jim Lewis; Kenneth Irving: Astro*Carto*Graphy - Die Magie des Ortes: Welche Erfahrungen erwarten uns an verschiedenen Orten? 303 Seiten, Edition Astrodata 1999 ISBN 978-3907029657
  • Jim Lewis, Ariel Guttman: Astro*Carto*Graphy Atlas. Mit Horoskopen und Biographien 328 Seiten. Astrodata 1990. ASIN B002GDM17O, ISBN 978-3907029145
Die dargestellten Horoskop-Beispiele wirken u.E. nicht überzeugend
Sullivan geht vom Geburtshoroskop aus und stellt dar, wie sich daraus eine Astroweltkarte entwickelt. Sie belässt es aber nicht bei einer oberflächlichen Deutung der Planetenlinien, sondern vermittelt dem Leser die verschiedenen Methoden der Feindeutung. An einem ausführlichen Beispiel demonstriert sie die Geburtszeitkorrektur mittels einer Astroweltkarte. Im zweiten Teil des Buches befasst sie sich mit dem Thema Ortswechsel; denn schon bei kleineren Entfernungen zeigt das Relokationshoroskop subtile Veränderungen
  • Walter Preuß: Geographische Positions-Tabelle mit Städte- u. Länder-Aszendenten. 30 Seiten, Baumgartner-Verlag Warpke-Billerbeck ca. 1955 (o.J.)

Quellen und Anmerkungen

  1. Bild von Andreas Cellarius , 1661
  2. Die besondere Schreibweise des Begriffs Astro*Carto*Graphy wurde durch Jim Lewis markenrechtlich geschützt. Die von Astrodienst bzw. die in diesem Wiki verwendete Schreibweise "Astrokartographie" ist jedoch frei verwendbar. Wir wollen dadurch eventuellen markenrechtlichen Auseinandersetzungen von vorneherein aus dem Weg gehen. Dasselbe gilt für den Begriff Astrolandkarte bzw. auf Englisch Astro Map.
  3. 3,0 3,1 3,2 Gustav Schwickert: Landkartenprojektion von astrologischen Figuren. In: Kosmobiologie, Ebertin-Verlag, Aalen, November 1950, S. 50-57
  4. Ekliptische Projektionspunkte ohne Breite verwendet
  5. Donald A. Bradley: What's Ahead for the World? In: American Astrology Digest 1958, Artikel datiert auf Herbst 1957
  6. planetlines
  7. Relocation and Astro*Carto*Graphy (Auf Planetlines.com) Abgerufen 23.7.2012
  8. Eines liegt bei 8°41' E/52°08' N (in Nordwestdeutschland
  9. Hans J. Andersen: Astrogeographie. In: Sein und Werden, Heft 5, 1969. Kosmobiosphische Gesellschaft, Hamburg
  10. Dass sich in eher unwirtlichen Erdgegenden besonders viele Linien kreuzen, ist also ein methodisches Artefakt.
  11. Die Illustration zeigt, wie die Aszendent/Deszendent-Linie entsteht. Die Erde wird vom Licht des Planeten genauso wie vom Sonnenlicht beleuchtet. Ein Großkreis auf der Erde markiert, welche Erdhälfte in Bezug auf den Planeten im Schatten liegt, und welche Hälfte beleuchtet ist. Dies ist die Auf/Untergangsline des Planeten, die sogenannte Aszendendent/Deszendent-Linie. Durch die Landkartenprojektion wird der Großkreis zu einer Wellenkurve verzerrt