Astrolabium planum

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Farbiges Astrolabium Planum im Heidelberger Schicksalsbuch[1]

Das Astrolabium Planum wurde von Johannes Angelus im 15. Jahrhundert erstellt, es fand im 16. Jahrhundert seine Verbreitung. Die genaue Bezeichnung der lateinischen Ausgabe lautet Astrolabium planum in tabulis ascendens.

Es handelt sich dabei um ein Werk der Gradastrologie, bei dem also jeder einzelne Grad des Tierkreises gedeutet wird, die damals Monomörien genannt wurden.

Entstehung

Die Idee der Monomörien geht davon aus, dass jedem Tierkreisgrad ein eigener "Gott" bzw. eigenes Schicksal zugeordnet ist, vergleichbar dem Tierkreiszeichen, oder den Dekangöttern der ägyptischen Astrologie.

Johannes Angelus schöpft bei diesem Werk aus noch älteren gradastrologischen Werken, insbesondere sind hier als Verfasser Albumasar (gest. 886) für den Text und Pietro d'Abano (1250 oder 1257 bis 1360) für die Art der Bilddarstellung zu nennen. Albumasar überliefert hierbei die arabische Tradition der Orakelastrologie, d'Abano hat mit seinem Werk dessen Rezeption in Italien überliefert.[2]

Das Astrolabium planum ist sowohl in lateinischer als auch deutscher Fassung verfügbar, sowohl als Einzelausgabe als auch in Sammelwerken, insbesondere auch die sehr aufwändig gestaltete deutsche Fassung spricht für eine große Wertschätzung, die dieser Art der gradbezogenen Deutung damals entgegengebracht wurde.

Beurteilung

Im Allgemeinen wird das Astrolabium planum der Trivialastrologie zugerechnet, doch dürfte das weniger an der Gradastrologie als mit dem Umgang damit liegen. Wie in der nebenstehenden Prunkfassung dieses Werkes ersichtlich ist, ist einmal ein orakelartiger Spruch zum betreffenden Grad gegeben, anschließend folgt eine sehr eindeutige und bestimmte Deutung. Anwendung sollte diese Deutung ursprünglich nur für den entsprechenden Aszendentengrad finden, wie auch aus der jeweils mit angegebenen Horoskopzeichnung bzw. auch aus dem Titel ersichtlich ist. Dass eine derart eng eingegrenzte Auslegung so wohl nicht allgemein zutrifft, davon ist auszugehen. So eine Art der Deutung wirkt aus heutiger Sicht zu stark determiniert und birgt so schon die große Gefahr in sich, unzutreffend zu sein. Andererseits waren diese Deutungen gerade durch ihre Einfachheit auch für nicht astrologisch ausgebildete Menschen klar und verständlich, was wohl ihre Beliebtheit erklärt.

Allerdings sollte das Augenmerk, um zu einem tieferen Verständnis des Astrolabium planum zu gelangen, verstärkt auf den Orakelspruch selbst und weniger auf den Deutungssatz gelegt werden, denn ersterer lässt eine wesentlich weiter gefächerte Deutungsmöglichkeit zu. Er muss zudem durchaus nicht nur auf den Aszendenten passen, sondern kann ebenso auch auch die Lichter Anwendung finden.

Das Werk geriet ab dem 17. Jahrhundert zunehmend in Vergessenheit, ebenso wie die Idee der Gradastrologie insgesamt. Erst im 19. Jahrhundert gibt es eine Renaissance dieser Art der astrologischen Deutung durch Charubel und Sepharial, allerdings ohne dabei an das historische Vorbild anzuknüpfen. Erst in neuerer Zeit wird das Astrolabium wieder beachtet[3], auch eine teure Faksimile-Ausgabe des Prunkbandes von 1491 wurde in den 1970er Jahren veröffentlicht[4], wohl weniger zu astrologischen Zwecken als zur Repräsentation. Das Büchlein Schmatzbergers ist auch über zwei kleinere Auflagen in den 1980er Jahren nicht hinaus gekommen, trotzdem er sich die Mühe einer weiter gehenden Ausdeutung gemacht hatte, die durchaus mit den Ansätzen Charubels und Sepharials mithalten kann.

Siehe auch

Quellen und Anmerkungen

  1. Siehe auch Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832 (Online-Fassung des Schicksalsbuchs)
  2. Stammler, Wolfgang et al: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Walter de Gruyter 2004 ISBN 978-3110168327
  3. Schmatzberger, Herbert: Das aufsteigende Zeichen. März Verlag Berlin und Schlechtenwegen 1983, als Rowohlt Tb 1986 ISBN 978-3499156755
  4. Das Heidelberger Schicksalsbuch. Faksimile des "Astrolabium Planum", Insel Verlag Frankfurt 1981 ISBN 978-3458148241