Astrologischer Zwilling

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Das Tierkreiszeichen Zwillinge bei Johfra Bosschart

Als "astrologische Zwillinge" bezeichnet man zwei Menschen, die am selben Tag und Jahr geboren sind. Sie haben ein ähnliches Geburtshoroskop, d.h. mit Ausnahme des Mondes identische Planetenstände und Aspekte, jedoch unterschiedliche Häuser.

Der Geburtszeitpunkt ist nach Auffassung aller Astrologen für einen Menschen (seine Anlagen, Chancen, Charakter und Schicksal) von entscheidender Bedeutung. Demnach wird der neu Geborene einem Energiefeld ausgesetzt, das ihm seinen Lebensplan ("Matrix") vorgibt. Personen mit demselben Geburtshoroskop sollten folglich Ähnliches erfahren. Astrologische Zwillinge – in der angelsächsischen Literatur als astro-twins oder time twins bezeichnet – sind nach Auffassung der Astrologiegegner der definitive Test für die Fähigkeiten der Astrologie.[1]

Definition

Es gibt keine einheitliche Definition von astrologischen Zwillingen. Die Spanne reicht von „an einem Tag an einem beliebigen Ort“ bis zu „innerhalb von 5 Minuten am selben Ort“. Der Astrologe John Addey, der 1967 eine umfangreiche Studie über astrologische Zwillinge anfertigte, geht davon aus, dass wirklich außergewöhnliche Ähnlichkeiten in Lebensweg und Wesensart nur bei solchen Personen zu finden sei, die nahezu zur gleichen Zeit [innerhalb weniger Minuten] und an der gleichen Lokalität geboren seien. Dennoch hält er die Tendenz zu Ähnlichkeiten, die bei einer Geburt am gleichen Tag auftreten, für signifikant genug, näher untersucht zu werden.[2][1]

Statistische Häufigkeiten von astrologischen Zwillingen

Eine statistische Stichprobe[3], auf Basis aller Geburten Hamburgs im Jahre 1971 und anhand zehn über das Jahr 1971 in gleichmäßigen Abständen verteilten Stichtagen, ergab einen durchschnittlichen Anteil der astrologischen Zwillinge (plus Drillingen und Vierlingen) von 37% an den Geburten pro Tag. Als astrologische Zwillinge wurden dabei alle Geburten innerhalb eines Kalendertages mit 24 Stunden berücksichtigt, die im Abstand von maximal sechs oder weniger Minuten zur Welt kamen.

Studien und deren Ergebnisse

Die erste systematische Studie über astrologische Zwillinge wurde von den britischen Astrologen Peter Roberts und Helen Greengrass 1994 durchgeführt. Mit Unterstützung der Medien konnten sie 128 astrologische Zwillinge ausfindig machen, die innerhalb von einer Stunde geboren waren, und dies an sechs verschiedenen Geburtstagen im Zeitraum von 1934 bis 1964. Nach den Interviews der Probanden konnten Anhaltspunkte für ähnliche Interessen und Berufe festgestellt werden: Beispielsweise waren zwei Personen, die im Abstand von 15 Minuten zur Welt kamen, Klarinetten- beziehungsweise Fagottspieler. Es ließen sich jedoch keine eindeutigen Ähnlichkeiten bezüglich ihres Aussehens, der Handschrift, und der Namen oder Ereignisse in ihrem Leben feststellen. Nachdem der Kreis der astrologischen Zwillinge auf Personen erweitert wurde, die innerhalb eines Tages geboren wurden – in der Summe 1400 Paare – stellten man eine prozentuale Zunahme der Ähnlichkeiten fest. Dies steht prinzipiell allerdings im Widerspruch zu den Annahmen, dass mit zunehmenden Abstand der Geburtszeitpunkte die Parallelen der „Lebenspläne“ abnehmen sollten.[1] In einer unabhängigen Analyse der Daten konnten außerdem systematische Fehler in der Analyse von Roberts und Greengrass festgestellt werden.[4] Die Re-Analyse kam zu dem Schluss, dass es keine signifikanten Ähnlichkeiten im „Lebensplan“ der astrologischen Zwillinge im Vergleich zu anderen Personen gibt.[1]

Kirchenvater Augustinus

Geschichte

Augustinus von Hippo (354–430) äußert sich in seiner ca. 420 verfassten Schrift De civitate Dei ("Über den Gottesstaat") im 5. Buch, Kapitel 2, zu astrologischen Zwillingen (Auszug):

Denn die zwischen der Geburt von Zwillingen verlaufende kurze Spanne Zeit, die herhalten muss wegen des Teilchens am Himmel, wo die Stunde einzutragen ist, was man Stellung des Horoskops nennt, macht entweder nicht soviel aus, dass sie die bedeutende Verschiedenheit zu erklären vermöchte, die sich im Wollen, Handeln, Gebaren und im Schicksal von Zwillingen findet, oder aber sie macht sogar mehr aus, als dass sie den gleichen Geburtsstand von Zwillingen zu erklären vermöchte, da man ja den gewaltigen Unterschied zwischen niederer und vornehmer Abkunft, der sich bei Zwillingen nicht findet, ausschließlich auf die astrologische Stunde der Geburt zurückführt. Und demnach müssten Zwillinge, wenn sie so rasch nacheinander zur Welt kommen, dass das Horoskop in der gleichen Stellung bleibt, in allem einander gleich sein, was doch niemals der Fall ist; oder sie müssten, wenn sich die Ankunft des einen so sehr verzögert, dass sich unterdessen das Horoskop ändert, verschiedene Eltern haben, was dem Begriff „Zwillinge“ widerstreitet.[5][6][7]

Für Kritiker der Astrologie sind Augustinus' Argumente auch über 1500 Jahre später immer noch gültig.[8]

Das Problem der Kriterien und der Signifikanz

Allgemein wird man in astrologischen Kreisen am ehesten von echten astrologischen Zwillingen sprechen, wenn sie, wie Addey es formulierte, am gleichen Tag, mit wenigen Minuten Abstand, und am gleichen Ort geboren wurden. Doch selbst wenn hier die Horoskope praktisch deckungsgleich sind, muss man davon ausgehen, dass eine bestimmte Konstellation auf mehrere Arten und Weisen er- und gelebt werden kann.

Bei der Ausweitung der Kriterien auf 24 Stunden wird ein weiteres Problem sichtbar: die Energien, die durch die mundanen Konstellationen (also Planeten in Zeichen und deren Aspekte) entstehen, werden auf unterschiedliche Lebensbereiche (= Häuser) angewandt, die Vergleichbarkeit sinkt somit erheblich.

Radix von George W. Bush[9]
Radix Sylvester Stallone[10]

Für die global z.T. tagelang geltenden Planeten-Aspekte soll anhand der astrologischen Drillinge George W. Bush, Sylvester Stallone und Peter Singer die Unterschiedlichkeit der Erlebnisebenen veranschaulicht werden: Alle drei wurden mit einem Mars-Jupiter-Spiegelpunkt geboren, zwei von ihnen, Bush und Singer, leben diese Konstellation als persönliche, seelische und geistig-mentale Qualität. Der Filmfigur Rambo und Bush wie Singer sind der raumgreifende, seelische und mentale Pioniergeist, der instinktive und teilweise aggressive Glaube an hohe Ieale gemeinsam, ähnliche Erkenntnisse und eine gewisse Anmaßung, verbunden mit einem mehr oder weniger offenen Drang zu einer Art globalen Stellvertreter-Bewusstsein.

  • Sylvester Stallone füllte diese Energie mit seinen Rambo-Filmrollen, als Krieger im Kampf "für die gute Sache", im Einklang mit der Reagan-Ära, gegen sowjetische Expansion und Herrschaft[11]
  • George W. Bush wiederum initierte real zwei Kriege ab 2001, im Kampf für eine angeblich gute Sache. Auf dem Titelblatt des Spiegel-Magazins, Ausgabe Nr. 8/ 2002, wurde er in Rambo-Position abgebildet
  • Der dritte astrologische Zwilling mit gleichem Geburtstag, Peter Singer, lehrte zunächst als Philosophie-Professor, später als Bioethik-Professor. Er wurde schon früh mit aufsehenerregenden, z.T. scharf formulierten Thesen und Positionen zu Tierrechten und einer utilitaristisch geprägten Ethik/ Moral mit universalem Geltungsanspruch bekannt. Auch bei Singer kann man die Mars-Jupiter-Qualität gut erkennen, aber auf einer ganz anderen Realisierungsebene

Bei allen drei fällt es schwer, eine statistisch relevante Ähnlichkeit/Signifikanz in den konkreten Lebensstrukturen zu erkennen. Hierzu muss man ihre jeweilige (Er-)Lebensweise auf die grundsätzlichen energetischen Qualiäten einer Verbindung zurückführen, je nach individueller Disposition, aber auch Häuserstellung. Insbesondere die Positionen von Planeten an Häuserspitzen oder gar an den vier Kardinalpunkten (AS, MC, DS, IC) beeinflussen stark die individuelle Lebensweise.

Eine Überlegung ist der Ansatz, dass Unterschiede bei astrologischen Zwillingen auch auf verschiedene Entwicklungsniveaus (siehe auch kybernetisches Modell) der Personen beruhen können.

Bekannte astrologische Zwillinge

Die historisch bekanntesten astrologischen Zwillinge sind der wohlhabende Eisenwarenhändler Samuel Hemmings und Georg III., König von Großbritannien. Über beide wurde berichtet, dass sie dieselbe Geburts- und Todesstunde hatten. Auch gab es offiziell eine Vielzahl weiterer Parallelen, wie beispielsweise die Heirat am selben Tag.[12] Eine genauere Untersuchung der zeitgenössischen Dokumente konnte allerdings nur ihren zeitgleichen Tod bestätigen.[13][1]

Nachgewiesene astrologische Zwillinge sind auch:

  • Charles Darwin und Abraham Lincoln (* 12. Februar 1809)
  • Margaret Thatcher und Lenny Bruce (* 13. Oktober 1925)
  • Christo und Jeanne-Claude (* 13. Juni 1935)
  • Paul McCartney und Roger Ebert (* 18. Juni 1942)
  • Laura Bush und Robert Mapplethorpe (* 4. November 1946)
  • Patrick Kluivert und Ruud van Nistelrooy (* 1. Juli 1976)[14]

Astrologische Drillinge

  • George W. Bush, Sylvester Stallone und Peter Singer (alle * 6. Juli 1946)

Astrologische Zwillinge in der Literatur

Erich Kästner beschreibt in seinem Roman Das doppelte Lottchen (1949) im ersten Kapitel das astrologische Zwillingspaar Eduard VII. (Großbritannien) und dessen Doppelgänger, einen Schneider.[15]

Bush als "Rambo" im Spiegel, 2002

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Suitbert Ertel & Geoffrey Dean: Are personality differences between twins predicted by astrology? In: PaID, 21/ 1992, S. 449–54
  • Maritha Pottenger (Hrg.): Astrological Research Methods. Band 1, International Society for Astrological Research (Los Angeles 1995), ISBN 0-9646366-0-3
  • Wolfgang Hübner: Die Astrologie der Antike In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 8/ 1985, S. 7–24.
  • Robert Matthews: Comprehensive study of 'time twins' debunks astrology. in: The Washington Times, 2003 online

Quellen und Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 G. Dean, I.W. Kelly: Is Astrology Relevant to Consciousness and Psi? in: Journal of Consciousness Studies, 10/ 2003, S. 175–98
  2. J. Addey: Astrological twins. In: Astrological Journal 9/ 1967, S. 14–29
  3. Hamburger Statistik 1971, 17.649 Geburten. Quelle: Statistisches Landesamt Hamburg, geliefert i.A. von Kulturgut Astrologie e.V., Freiburg, 1973
  4. C.C. French u. a.: The astrology of time twins: a re-analysis. in: Journal of Scientific Exploration 11/ 1997, S. 147–55
  5. Augustinus: Zwillinge von gleichem und von verschiedenem körperlichen Befinden. 5. Buch, Kapitel 2
  6. F.A. Muller: Concepts of Simultaneity: From Antiquity to Einstein and beyond] in: Journal of Physics A: Mathematical and Theoretical 40/ 2007, S. 12255–6
  7. N. Fischer, M. Mayer: Die Confessiones des Augustinus von Hippo. Herder, Freiburg i.Br., S. 284–341
  8. Dr. Christian Köllerers Notizen: Augustinus: Der Gottesstaat, 2011
  9. Geburtsdaten von Astrodatabank
  10. Darsteller von "Rocky": Geburtsdaten von astro-databank/Stallone_Sylvester
  11. Stallone verkörperte auch die Filmrolle des "Rocky"
  12. Meira B. Epstein: The Madness of King George II. in: AAGB Journal, 1995
  13. G. Dean: Was there ever a Samuel Hemmings? In: Correlation 13/ 1994, S. 17–30
  14. Niederländische Fußball-Nationalspieler
  15. P. Lewy: Das doppelte Lottchen oder vom Vorlesen, Zugfahren, Fernsehen und anderen Zufällen, 1997

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