Crater

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Corvus, Crater und Hydra[1]

Der Becher (Crater)[2] ist ein kleines Sternbild südlich des Himmelsäquators, nördlich von Wasserschlange (Hydra) und Rabe (Corvus), mit denen er sich in einer engen mythologischen Beziehung befindet.

Sternbild Crater astronomisch

Astronomie

Er besteht aus einer unscheinbaren Gruppe von Sternen um die vierte Größenklasse.

δ Crateris, der hellste Stern im Becher, ist ein neunzig Lichtjahre entfernter gelblich leuchtender Stern der Spektralklasse K0. Der zweithellste Stern, α Crateris, ist rund 160 Lichtjahre entfernt. Sein Eigenname Alkes ist altarabischen Ursprungs und bedeutet „Krug“. γ Crateris ist ein 84 Lichtjahre entferntes Doppelsternsystem. R Crateris ist ein halbregelmäßig veränderlicher Stern der Spektralklasse M7. Seine Helligkeit schwankt innerhalb von etwa 160 Tagen von 9,8 bis 11,2 m. Zu seiner Beobachtung benötigt man ein mittleres Teleskop. SV Crateris trägt auch die Bezeichnungen Gliese 425 oder Abts Stern. Mit einer Entfernung von 44 Lichtjahren gehört er zur näheren Umgebung unserer Sonne. Im Becher befinden sich drei Galaxien, die bereits mit mittleren Teleskopen beobachtet werden können. NGC 3511 ist eine Spiralgalaxie vom Typ SBbc, die wir von der Seite sehen. Sie gehört zum Galaxienhaufen Abell 1060. Ihre Ausdehnung am Himmel beträgt 4 × 1 Bogenminuten. NGC 3887 ist eine balkenförmige Spiralgalaxie vom Typ SBc mit einem Durchmesser von 3,5 Bogenminuten. NGC 3981 ist eine Galaxie vom Typ SBbc. Im größeren Teleskop werden zwei ausgeprägte Spiralarme sichtbar. Die Galaxie wurde 1785 von Wilhelm Herschel entdeckt.

Die beste Zeit für eine Beobachtung sind die Monate März bis Mai.

Tropisch befindet sich die Konstellation z.zt. Ende Jungfrau.

Himmelsatlas von Alexander Jamieson, 1822

Geschichte

Der Becher gehört zu den 48 Sternbildern der Antike, welche bereits Ptolemäus erwähnte.

Anfang des 17. Jahrhundert sah man in dem Sternbild den „Kelch der Leiden Christi“. Diese Bezeichnung setzte sich allerdings nicht durch.

Mythologie

In der griechischen Mythologie wird der Crater mit den Sternbildern "Rabe" und der "Wasserschlange" in Verbindung gebracht:
Apollon schickte für eine Opfergabe an seinen Vater Zeus einen Raben aus, damit dieser Wasser aus einer Quelle hole. Der Rabe griff sich den Becher und machte sich auf den Weg. Unterwegs sah er allerdings auf einem Feigenbaum noch nicht ganz reife Feigen, von denen er unbedingt kosten wollte. Also wartete er einige Tage, bis die Feigen reiften, und beendete erst dann seinen Auftrag. Um eine Entschuldigung für seine Verspätung zu haben, griff er sich eine Wasserschlange und behauptete, diese habe ihm den Weg zu der Quelle versperrt. Apollon aber durchschaute die Lüge und bestrafte ihn dadurch, dass er zur Zeit der Feigenreife nicht mehr trinken konnte und versetzte ihn, zusammen mit dem Becher und der Wasserschlange, als Warnung an den Himmel.

Einer anderen Überlieferung zufolge opferte König Demophon von Elaios jedes Jahr eine adlige Tochter seiner Stadt, um Seuchen abzuwehren. Dabei wurde das Opfer mittels Los bestimmt, wobei allerdings Demophon seine eigene Tochter stets ausnahm. Als einer der Adligen mit Namen Matusios dagegen aufbegehrte und forderte, auch die Königstochter an der Verlosung teilnehmen zu lassen, ließ Demophon kurzerhand dessen Tochter opfern. Matusios nahm blutige Rache, tötete die Königstochter und ließ Demophon Wein vorsetzen, der mit dem Blut seiner Tochter versetzt war. Matusios wurde für diese Freveltat hingerichtet, der Becher zur Warnung an den Himmel versetzt.

Wichtige Fixsterne

Name Katalog Mag eklipt. Breite Position 1900 1950 2000 2050 Natur (klassisch)
Alkes α-Crateris 4.2 22°42' s 22°19' Vir.gif 23°0' Vir.gif 23°41' Vir.gif 24°23' Vir.gif Venus/ Merkur
Labrum, Labr δ-Crateris 3.8 16°39' s 25°18' Vir.gif 26°0' Vir.gif 26°41' Vir.gif 27°23' Vir.gif Venus/ Merkur
Alsharasif, Al Sharas β-Crateris 4.5 25°38' s 27°10' Vir.gif 27°52' Vir.gif 28°33' Vir.gif 29°15' Vir.gif Venus/ Merkur

Wirkung

Ptolemäus

Der Becher hat nach Ptolemäus Venus- und etwas Merkurnatur.[3]

Der Becher schematisch

Manilius

Manilius beschreibt in seiner Astronomica[4] die Wirkung des Bechers blumig-dionysisch so:

Wer auch immer von ihm seine Herkunft und Denkart bezieht, wird wasserdurchrieselten Ebenen folgen, den Strömen und Seen,
dich an deine Ulmen binden, wenn du Hochzeit hältst, Bacchus,[5] oder spaliermäßig ordnen - das Laub bildet dann einen Reigen -
oder dich, wenn du eigener Festigkeit traust, nur verästeln und überlasst dich dir, trennt dich, wie damals der Mutter entrissen,
immer vom Liebesnest ab, und er sät zwischen Trauben Getreide, und jede andere Form des zahllosen Anbaus auf Erden
wird er, der Gegend entsprechend, betreiben. Er spricht den erzeugten Weinen reichlich zu und genießt die verdienten Erträge,
freut sich des reinen Weins und ertränkt seine Sinne im Becher.
Und er wird nicht nur sein jährliches Hoffen und Wünschen der Erde anvertrauen,
der jährliche Zehnt wird ihn kümmern und Waren, welche besonders im Feuchten gedeihen und Wasser enthalten.
Solcherlei Menschen gestaltet der Becher, der Freund alles Feuchten.

Quellen und Anmerkungen

  1. Auf Tafel 32 in Urania's Mirror, einer Serie handgefertigter und -kolorierter astronomischer Himmelskarten mit Text von Jehoshaphat Aspin. London, 1825
  2. Quelle für die Beschreibung und Mythologie: Wikipedia: Becher (Sternbild)
  3. Claudius Ptolemäus: Tetrabiblos. Chiron Verlag, 2. Auflage 2000 S. 43 ISBN 3925100172
  4. Marcus Manilius: Astronomica - Astrologie. Lateinisch-deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Wolfgang Fels. Reclam Stuttgart, ISBN 978-3150185551 Buch 5, Verse 234-250
  5. Mit "Bacchus" sind symbolisch Weinreben gemeint, die - ähnlich dem Efeu - emporranken, bis sie, siehe nachfolgender Vers, an Spalieren kultiviert werden