Cyprian Leowitz

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Cyprian Leowitz mit einem astronomischen Gerät, vermutlich einer tragbaren Zylinder-Sonnenuhr
Cyprian Leowitz: Geburtshoroskop

Der tschechische Astronom und Astrologe Cyprian Leowitz (latinisiert Cyprianus Leovitius, auch Leoviticus, tschechisch Cyprián Karásek Lvovický[1]) wurde am 9. Juli 1524 jul. um 9:52 Uhr LAT (entspricht 9:57 Uhr LMT) in Böhmen[2] geboren, wohl in der Stadt Königgrätz.[3][4]. Tätig war er als Hofastronom in Pfalz-Neuburg. Er starb am 25.5.1574 in Lauingen.

Biographie

Cyprian Karasek[1] stammte aus der Familie des Edlen und späteren Bürgermeisters Jan Karasek; nach dessen Adelung 1534 führte das Geschlecht den Namenszusatz Lvovický ze Lvovic, eingedeutscht zu Leowitz. Nach seiner Grundschulausbildung studierte er ab 1540 in Breslau, ab 1542 in Leipzig, sowie anschließend Astronomie und Mathematik in Wittenberg. 1547 zog er zunächst nach Nürnberg, später nach Augsburg zur Kaufmannsfamilie der Fugger[5], und stellte den dortigen Größen, unter anderem Jakob Fugger, das Horoskop. Nachdem er 1557 jedoch im Auftrag von Maximilian II. seine Ephemeriden herausbrachte, und sie dem Pfalzgrafen Ottheinrich widmete, rief ihn dieser als Mathematicus an seinen Hof nach Lauingen. Er lehrte bis 1566 an der dortigen Lateinschule, deren Rektor er später wurde[6]. Danach intensivierte er nochmals den nie abgerissenen Kontakt zu seiner Heimatstadt Königgrätz. Die Schulordnung der dortigen Schule aus dem Jahr 1566 stammt eventuell aus seiner Feder, er setzte sich damit für eine Steigerung des Unterrichtsniveaus ein[7].

Geburtshoroskop von Leowitz nach Johannes Garcaeus.[8]

Astronomie

Leowitz führte die Arbeiten der Astronomen Georg von Peuerbach (1423-1463) und Regiomontanus (1436-1476) weiter und beobachtete wie diese Sonnen- und Mondfinsternisse, sowie die Konjunktionen der Planeten und des Mondes, um die Genauigkeit der vorhandenen astronomischen Tafelwerke zu überprüfen.

Er zählte zu den bedeutendsten Astronomen seiner Zeit. Mit Eclipsium omnium ab anno domini 1554, useque in annum 1606 gab er eine Vorschau auf die zwischen 1554 und 1606 zu erwartenden Eklipsen.[9] Seine Tabulae Peuerbachii Alphonsiane wurden von Tycho Brahe hoch geschätzt. Brahe besuchte ihn 1569 und die beiden korrespondierten miteinander[1].

Große Konjunktion 1583/ 84

Leowitz legte im Jahre 1564 eine Berechnung vor, in der er aufzeigte, dass 1583/ 84 eine ganz besondere Himmelskonstellation auftreten würde: Ein Zusammentreffen der drei "höchsten" (= erdfernsten) Planeten Mars, Jupiter und Saturn im feurigen Widder im Mai 1584, zeitweise noch begleitet von Merkur, Venus und der Sonne. Das von ihm beschriebene Himmelsphänomen trat, so konnte er zeigen, nur alle achthundert Jahre auf. Zuletzt war es also kurz vor dem Jahr 800 aufgetreten, als Karl der Große gekrönt wurde, davor zu Christi Geburt: Angesichts solcher hervorgehobener Ereignisse erwartete er, dass wieder Großes geschehen würde - und da nach der biblischen Elia-Weissagung die Welt unterginge, ehe noch einmal - rechnerisch erst im Jahre 2400 - eine solche Himmelserscheinung auftreten würde, interpretierte er die Konjunktion als Weltuntergangszeichen.[10]

Er war damit einer der ersten Astrologen, die systematisch durch vergleichende Geschichtsforschung versuchten, in besonderen Himmelskonstellationen Gesetzmäßigkeiten zu entdecken.

Abbildung aus dem Buch von Leowitz über Eklipsen

Werke

  • Eclipses luminarium summa fide et accurata diligentia supputatae, ac figuris coloribusque suis artificiose depictae, quarum rationes ab anno domini 1554 usque in annum domini 1600 ... Augsburg, 1555 Digitalisat der BSB München
  • Eclipsium omnium ab anno Domini 1554 usque in annum Domini 1606 accurata descriptio & pictura, ad meridianum Augustanum ita supputata. Augsburg, Philipp Ulhard 1556 Digitalisat der BVPB Madrid
  • Ephemeridum novum atque insigne opus ab Anno Domini 1556 usque in 1606 accuratissime supputatum. Augsburg, Philipp Ulhard 1557 Digitalisat der SLUB Dresden; Digitalisat der BVPB Madrid
  • Tabulae Peuerbachii Alphonsiane. 1556
  • Expedita ratio constituendi thematis caelestis. 1557
  • Prognosticon Warhafftige weissagung der fürnemsten dingen so vom 1564 Jar biß auff das 1607 sich zutragen werden, auß den Finsternussen und grossen Ephemeri des Hochgelerten Cypriani Leovicii, und auß dem Prognostico Samuelis Syderocratis, gezogen und zusamen gestellt. (zusammen mit Samuel Eisenmenger "Siderocrates", 1534-1585) Straßburg, Matthias Apiarius, ca. 1564; Basel 1568 Digitalisat der BSB München
  • De coniunctionibus magnis insignioribus superiorum planetarum, solis defectionibus et cometis. Laugingae 1564 Digitalisat der BSB München; Matthäus Welack, Wittenberg 1586 Digitalisat der BSB München
  • De stella nova sive cometa ... 1572
  • Astrologische Abhandlung mit Nativitätsstellung. Handschrift ohne Datum. Digitalisat des Cod. pal. germ. 656 der UB Heidelberg
  • Aegidius Strauch II; Leowitz, Cyprian: Astrologische Aphorismen. Alfred Max Grimm Bad Tölz 1924; Baumgartner Warpke-Billerbeck 1954, 226 S.
    Enthält die Übersetzung von "De judiciis nativitatum doctrina", Übersetzer Josef E. Fuchs.

Quellen & Anmerkungen

Nativität aus einer in Heidelberg archivierten Sammlung von Leowitz
  1. 1,0 1,1 1,2 ergänzende Informationen aus der englischen Wikipedia
  2. Ortsangaben aus: Watt, Robert: Bibliotheca Britannica: A General Index of British and Foreign. S. 600. Routledge 1996 ISBN 0415137063 ISBN 9780415137065 Digitalisat bei google books
  3. Genaue Geburtsstadt von Leowitz im Augsburger Stadtlexikon.
  4. Die "Allgemeine Deutsche Biographie" gibt "Hradisch" als Geburtsort an. Dabei kann es sich tatsächlich um Königgrätz (heute Hradec Králové) handeln. Es gibt jedoch auch noch ein Kloster Hradisch (östlich von Brno/ Brünn bzw. ein Ungarisch-Hradisch, heute Stadtteil von Olomouc/ Olmütz.
  5. Leovitius in der Allgemeinen Deutschen Biographie
  6. http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de/abfragestichworte.php?UBID=4
  7. http://www.encyklopedie.ckrumlov.cz/docs/de/osobno_cykalv.xml
  8. Nach heutiger Schreibweise bedeutet die Zeitangabe 21:52 Uhr die Zeit 9:52 Uhr des Folgetages.
  9. Kurzbiographie in einer Schrift über Buchpatenschaften der UB Rostock
  10. s. "Von der Nähe Christi" Apokalyptik und Endzeiterwartung im frühen Luthertum. Von Volker Leppin, 1999