Deszendent

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Schematische Darstellung von Ekliptik, Horizont und Zenit.
Der Deszendent ist der Untergangangspunkt der Sonne

Der Deszendent ist der zu einem bestimmten Moment am Westhorizont untergehende Punkt im Tierkreis. Der Begriff kommt vom lateinischen descendere (= absteigen).

Verbreitete Abkürzungen sind DC, DS, D oder Desz.

Dem Deszendenten liegt der Aszendent genau gegenüber.

Mit dem Deszendenten beginnt das siebte Haus, das Haus der Partnerschaft, das dem Tierkreiszeichen Waage zugeordnet ist.

Astronomie

Der Deszendent ist der Schnittpunkt des westlichen Horizonts mit der Ekliptik. Er weist dieselben astronomischen Eigenschaften auf wie der Aszendent.

Deutung

Der Deszendent gilt als der Du-Punkt im Horoskop. Er zeigt an, wie der Horoskopeigner das Gegenüber wahrnimmt. Damit ist häufig der Beziehungspartner gemeint, doch beschränkt sich die Symbolik nicht darauf. Es geht um die Wahrnehmung des gesamten mitmenschlichen Bereichs und der Beziehungen, die damit verknüpft sind, auch wenn die Partnerschaft im engeren Sinne im Mittelpunkt steht.

Gleichzeitig zeigt der Deszendent an, wie andere auf den Horoskopeigner zukommen. Das Zeichen am Deszendenten und etwaige Planeten in Konjunktion mit ihm verleihen ihm die besondere persönliche Färbung. Auf die genau entgegengesetzte Art und Weise, wie am Aszendenten das eigene Wesen, die eigene Art bzw. Persona zum Ausdruck kommt, wird hier der Horoskopeigner "bewirkt" und erwartet vom Gegenüber eine Bewirkung[1]. Insofern ist der Deszendent, wie auch der Aszendent, eine bestimmte Art von Brille oder Filter, die die Erwartungen beeinflusst und steuert.

So wie der Deszendent die notwendige Ergänzung und das Gegenstück des Aszendenten ist, so ergänzt das Du das Ich, um zur Ganzheit zu gelangen. Es geht bei einer Begegnung allerdings nicht um eine symbiotische Verschmelzung, sondern um neue Erfahrungen, die alleine zu machen nicht möglich ist.

Das Gegenüber wird gerne verklärt[2]

Im innerpsychologischen Sinne repräsentiert der Deszendent den Schatten einer Persönlichkeit.[3]

Insgesamt ist es eine bemerkenswerte Symbolik, dass Partnerschaft und Liebe am Untergangspunkt des Horoskops stehen. Dazu schreibt Ernst Ott: "Manchen von uns fällt es schwer, ihr Ego in den Hintergrund zu stellen, sie müssen auch in der Beziehung den Ton angeben, sich durchsetzen oder sehen gar den Prozess der Liebe als Konkurrenzspiel. Andere wiederum haben zu wenig Selbstdurchsetzung und benutzen den Partner als Krücke für das fehlende eigene Selbstwertgefühl ... Ohne ein gesundes Ego (Aszendent) gibt es keine wirklich gleichberechtigte Partnerschaft (Deszendent). Am Deszendent geht nicht nur das aufgeblähte Ego unter, sondern auch die ängstliche Anpassung. Nach diesem Untergang beginnt die Nacht der Liebe als ein wirkliches Fest der Begegnung zweier gleichberechtiger Persönlichkeiten." [4]

In etwa vergleichbar, wie das Ego im Tierkreiszeichen Waage als aufs Äußerste geschwächt gilt, so gilt das auch für den Selbstausdruck am Deszendenten: man ist hier vollkommen auf das Gegenüber eingestellt und nimmt sich selbst zurück. Andererseits beeinflusst man selbst sein Gegenüber in der Art des Deszendeten, wenn man die Absichten seines Aszendenten verwirklicht. Als ein Beispiel mag hier der Löwe-Aszendent gelten: Im Bestreben, seine eigene Großartigkeit, und Unverwechselbarkeit zu leben und Bewunderung zu verdienen, wirkt er auf andere leicht unnahbar und ganz besonders unabhängig, vielleicht sogar schwer zugänglich und nur schwer in der Lage, sich auf Bindungen einzulassen. Das, was das Gegenüber des Löwe-Aszendenten hier wahrnimmt, ist somit sein Wassermann-Deszendent.

Der Deszendent kann auch (mehr oder weniger bewusst) zur Projektionsfläche des Individuums werden. Dann steht er für die Eigenschaften, die selbst nicht gelebt, sondern auf andere übertragen und im Außen gesucht werden; sei es, weil sie nicht im Bewusstsein sind oder weil sie beispielsweise aufgrund von Moralvorstellungen abgelehnt werden (siehe Projektion, Schatten).

Weblinks

Die Astrologie definiert den Punkt der Liebe als Punkt des Untergangs.

Literatur

  • Ernst Ott: Der Deszendent: Das Tor zur Partnerschaft im Horoskop. 265 Seiten. Chiron Verlag Mössingen 1999 ISBN 978-3925100437
Ott beschreibt den Deszendenten in den Tierkreiszeichen, jeweils mit Selbstbild und Partnerbild. Es werden die mit dem jeweiligen Deszendenten verbundenen Machtspiele in Beziehungen erläutert, z.B. Eroberung oder aufkommende Angst vor der Liebe, resultierend aus dem Zwiespalt zwischen Verschlungenwerden und Loslassen. Enthält auch eine Zusammenfassung von Mozarts „Zauberflöte“ als Reise durch den Tierkreis.

Quellen und Anmerkungen

  1. Wolfgang Döbereiner nennt den dritten Quadranten, an dessen Beginn der DS steht, "causa efficiens" = das die Person Beeeinflussende
  2. Darstellung aus dem 14. Jahrhundert (Dante und Beatrix)
  3. So ist etwa Aggressivität (= Widder) der dunkle, unbewusste Schatten des "lieben", "sanften" Waage-Aszendenten
  4. Ernst Ott: Liebe - Lust am Untergang? In: Meridian 3/ 99, S. 46f.
  5. In Volker Schendel (Hrg.): Apokryphen der Astrologie, S. 491-497 Kostenloser Download der 2. Auflage der Apokryphen (PDF)