Parallele

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Wenn Sonne und Mond parallel sind, führt Vollmond zu einer Mondfinsternis, und Neumond zur Sonnenfinsternis

Symbol: Parallele Symbol.jpg

Synonyme: Deklinationsparallele, Parallelschein, Parallelaspekt, Gleichschein

Definition

Die Parallele ist von der Mundanen Parallele (Rapt Parallele) zu unterscheiden und bezieht sich auf die Deklinationswerte zweier Planeten bzw. auch auf andere Horoskopfaktoren (z.B. Medium coeli, Aszendent oder Häuserspitzen etc.). Die Deklinationsparallele definiert sich aus dem gleichen senkrechten Winkelabstand eines Planeten, Tierkreisgrades oder anderen Horoskpfaktors vom Himmelsäquator, und zwar sowohl in nördlicher als auch in südlicher Richtung. Man spricht also von einer "Parallele", wenn zwei Planeten oder Horoskopfaktoren beide nördlich oder südlich im gleichen Abstand zum Himmelsäquator liegen.
Wenn der eine südlich und der andere Planet oder Horoskopfaktor nördlich liegt, dann wird der Deklinationsaspekt als "Kontraparallele" (Gegenparallele) Contraparallele Symbol.jpg bezeichnet. In der älteren Literatur wird sowohl die Parallele als auch die Kontraprallele lediglich mit einem P. gekennzeichnet, denn in der Regel wurde in der Bewertung eines Parallelaspektes nicht zwischen südlicher und nördlicher Deklination unterschieden, da man grundsätzlich von einer gleichen Wirkung bei identischen Abständen zum Äquator ausging.
Der Orbis einer Parallele beträgt nicht mehr als 1° bis maximal 1,3°.

Beispiele: (N = nördlich und S für südlich des Himmelsäqutors) anhand von gleichen Deklinationswerten der Planeten Uranus A40_238.gif und Jupiter A29_112.gif zum Himmelsäquator.

  1. A40_238.gif 17° N und A29_112.gif 17° N = Parallele Symbol.jpg (Parallele)
  2. A40_238.gif 17° S und A29_112.gif 17° S = Parallele Symbol.jpg (Parallele)
  3. A40_238.gif 17° S und A29_112.gif 17° N = Contraparallele Symbol.jpg (Kontraparallele)
  4. A40_238.gif 17° N und A29_112.gif 17° S = Contraparallele Symbol.jpg (Kontraparallele)

Geschichte

Regiomontanus veröffentlichte 1468 die Tabula primi mobilis (Sonnendeklinationstabellen). Ob er die Deklinationen in der Deutung berücksichtige, wie Wilhelm Knappich es, jedoch ohne nähere Quellenangabe, erwähnt[1], ist historisch bisher nicht näher untersucht worden. Die ausführliche Berücksichtigung der Deklinationsparallelen als gültige Aspekte ist jedoch in der Mailänder Schule des Placidus de Titis (1603 - 1668) nachweisbar, was die spätere englische Astrologie übernahm.[2][3] Wilhelm Knappich über das Leben und die Lehre von Placidus in Bezug zu den Parallelaspekten:

Placidus notierte stets Breite (Latitude) und Deklination[4]

"Zu den wirksamen Zodiakalbeziehungen gehören außer den Zodiakalaspekten im engeren Sinne auch die Zeichen selbst, dann die Zodiakalparallelen die ebenfalls als "Punkte gleicher Kraft im Zodiakallauf" (169) definiert werden, aber nicht wie die alten Antiszien bloß nach Ekliptikgraden genommen werden dürfen. Denn nicht die Ekliptik, sondern nur die Sterne selbst leuchten und sind wirksam, und daher müssen diese Parallelen von den Sternen selbst in ihrem Verhältnis zu den vier Wendepunkten des Tierkreises genommen werden, also nach gleicher oder entgegengesetzter Deklination (primäre und sekundäre Zodiakalparallelen)."[5]

Das Becker-Astrologielexikon:"Parallelen werden in der alten Tradition als stark wirkend angesehen, in der neuen Astrologie aber meist vernachlässigt. Der Parallelaspekt ist von den Antiszien zu unterscheiden."[6]

Direktion / Progression der Parallelen

Placidus berücksichtigte die Deklinationsparallelen ausgiebig. Er betrachtete sowohl die mundanen Parallelen (siehe Mundanaspekt) als auch die Deklinationsparallelen einzelner Planeten. Aus Coopers englischer Übersetzung von Placidus "Primum mobile" (Deutung des Horoskops von Bartholomew Massari, 18.2.1603, 12:26, Bononia, gestorben 18.2.1655 etwa um 17:00):"..he died the day he had predicted, to the grief of the whole city of Felsina. .... It is worth observing that the native died at the hour of the Sun's revolution, in which he had the declination of Saturn; and the Moon that of Mars; and the Moon was also in a parallel declination of Mars's progression, Mercury in opposition of Moon, square and parallel of the Sun's progression, also Moon in parallel declination of Saturn's progression, and Mars with the Moon's anaretic declination." [7] Placidus berücksichtigte auch Deklinationsparallelen in Form von Transiten zu den Radixpositionen, und die Deklinationsparallel-Transite zu den progressiven (Sekundärprogression), bzw. dirigierten (Primärdirektion) Geburtsplaneten.[5]

Bedeutung

Eine Bedeutung gleich der zodiakalen Konjunktion wird dem Deklinationsaspekt besonders in der englischen Astrologie[8] beigemessen, sowie von bestimmten Astrologen: John Partridge[9], Alfred John Pearce[10], Alan Leo, Max Heindel, Friedrich Feerhow, Frank Glahn, Karl Brandler-Pracht, Johannes Vehlow, Erich Carl Kühr, Reinhold Ebertin, Oscar A. H. Schmitz, C.Aq. Libra, Alfred Witte[11] und vielen anderen. Alfred Max Grimm und Otto Pöllner vertraten die Ansicht, dass die Parallelen in der Mundanastrologie von großer Bedeutung seien.[12] Letzterer wies darauf hin, dass die Parallele in der Astrometeorologie neben der Konjunktion der stärkste und wirksamste Aspekt ist, während die anderen diesen untergeordnet sind.[13]

Wie hoch und wichtig damalige Astrologen die Parallelen einschätzten, verdeutlicht folgende Stellungnahme eines Astrologie-Lehrbuches aus dem Jahre 1922:
"Es ist ebenso notwendig die Parallele, im Radix-Horoskop, und bei Progression zu verfolgen, als auch die andern Aspekte. Durch ungenügende Kenntnis des richtigen Grades des M.C. und Asz. ist man oft gezwungen, die mundane Parallele zu vernachlässigen, wenn wir nun noch ausserdem die zodiakalen Parallele (gemeint ist der besprochene Deklinationsaspekt) verwahrlosen, dann leisten wir halbe Arbeit. Wenn man also von den sogenannten verkürzten-Ephemeriden Gebrauch macht, in denen die Deklinationen nicht angegangen sind, so muss man für korrekte Arbeit, die Deklinationen der Planeten und der Häuser-Spitzen in Raphaels Ephemeride von dem Jahre, in dem man geboren ist, aufsuchen" (C.Aq. Libra)[14]

Aspekttabelle mit Auflistung der Deklinationsaspekte[15]

In Deutschland und auch in den USA kamen im Zwanzigsten Jahrhundert vereinfachte Ephemeriden ohne Deklinationsangaben in Mode, weshalb die Berücksichtigung der Deklinationsaspekte zunehmend verschwand, obwohl sie wichtiger Bestandteil der weiterentwickelten klassischen Astrologie in der Renaissance (14.-17. Jahrhundert) sind, und bis in das 19. Jahrhundert von namhaften Astrologen sowohl in der Mundanastrologie, Prognostischen Astrologie, und auch in der Individualastrologie als selbstverständlicher bzw. wichtiger Deutungsfaktor verwendet wurden. In Deutschland bemühte sich besonders Reinhold Ebertin eine zeitlang, eine Deklinations-Ephemeride herauszubringen, die jedoch nur geringen Absatz fand. Die englische Raphael-Ephemeride (seit 1830) ist diesbezüglich heute immer noch die professionellste und vollständigste erhältliche Ephemeride.

Weblinks

Literatur

  • Alfred Max Grimm: Astrologisches Wetter-Lehrbuch (Astrometeorologie), 1952, Baumgartner Verlag Warpke
  • Reinhold Ebertin: Deklinationsprallelen im Geburtsbild, Ebertin-Verlag, Freiburg 1976

Quellen und Anmerkungen

  1. Wilhelm Knappich: Der Mensch im Horoskop. Versuch einer Charakter- und Lebenslaufdeutung auf Grund der symbolischen Astrologie. 215 Seiten. Stadler Verlag Villach 1951
  2. James Herschel Holden, A History of Horoscopic Astrology, American Federation of Astrology, 1996 S. 92
  3. Tabulae primi mobilis cum thesibus et canonibus, Mailand 1657 (astronomisches Tafelwerk) Online (Google books)
  4. Aus Placido de Titis, Tabulae, 1657, S. 131 Tabulae primi mobilis online
  5. 5,0 5,1 Wilhelm Knappich, Placido de Titi's Leben und Lehre, Zenit 1935, Heft 7-11, III. Allgemeine Grundsätze oder Einflußlehre, online
  6. Udo Becker, Lexikon der Astrologie. 1988, S.214
  7. Primum mobile by Placidus de Titis (Cooper translation), p.289, Kommentar:"Not only does it make early reference to the use of minor aspects (sesqui-quadrates and quintiles), Placidus considers mundane aspects as well as zodiacal aspects, parallels, mundane parallels, declinations, and even parallel declinations between planets in return charts and progressions!".
  8. Zadkiel: "The student should pay very particular attention of the declination of the planets, also the ZODIACAL PARALLEL is of more importance than any other aspect. The effect of this position is exactly the same as that of a close conjunction." Zadkiel, Grammar of Astrology, London, 1852, S. 372 Google Bücher
  9. "...zodiacal parallel or parallel of declination; (..) This configuration has precisely the same effect as a conjunction,... "Mundane Paralleles are equal distance from the angles of a figure, and are, in their effects, equivalent to a conjunction." (The Spirit of Partridge, or, the Astrologers Pocket Companion and General Magazine, Printed and published for the London Astrological Society, By Davis & Dickson, 1825, S.41 Google Books (PDF)
  10. Pearce, Alfred J., Textbook of Astrology, Verlag: Warrington : Printed and published for the author by Mackie , 1911
  11. (1920: "... Sie bilden auch neue Direktionen und horizontale Parallelen mit den Radixplaneten, die von großer Wichtigkeit sind ..."), Alfred Witte: Leichte Berechnung der Deklinationen von vorgeschobenen Planeten mit Hilfe von Tabellen, In: Astrologische Rundschau, 10. Jahrgang, März 1920, Heft 4-6, S. 57-60. Nachdruck in Alfred Witte: Der Mensch - eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen. 358 S., Witte-Verlag, Hamburg 1975, S. 41-47, ISBN 3-920807-11-1
  12. Alfred Max Grimm: Astrologisches Wetter-Lehrbuch. Hans Baumgartner-Verlag Warpke, 1952
  13. Otto Pöllner: Mundan-Astrologie. Theosophisches Verlagshaus, Leipzig 1920, S. 101
  14. C.Aq. Libra: Astrologie - ihre Technik und Ethik, Amersfoort (Holland)1922, S. 164
  15. Die häufig nur mit einem P sowohl für die Parallele als auch für die Kontraparallele gekennzeichnet werden. Zwischen Mond und Mars, Aszendent und Jupiter besteht in diesem Beispiel gleichzeitig eine Parallele und eine zodiakale Opposition. Die Parallele wurde deshalb in der Tabelle zusammen mit dem Oppositionssymbol eingetragen: A18_017.gif P. In der Spalte unter "Deklination" wurde auf die Kennung N für Nord oder S für Süd verzichtet, somit auf die Unterscheidung zwischen Parallele und Kontraparallele. (C. AQ.Libra, Astrologie ihre Technik und Ethik, 1922)