Divination

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Nichts geht ohne Gott: Ist Astrologie göttlichen Ursprungs, ihre Praxis bewusste oder unbewusste Kommunikation mit dem Schöpfer?[1]

Synonyme: Wahrsagen, Orakeln

Der Begriff "Divination" leitet sich vom lateinischen divinatio ab, was soviel heißt wie "Erforschung des göttlichen Ratschlusses" oder schlicht "Götterbefragung".
In der Kulturgeschichte, Religionswissenschaft, Ethnologie und Esoterik werden hierunter zahlreiche Praktiken und Methoden zusammengefasst, die dazu dienen sollen, zukünftige Ereignisse vorherzusagen. Auch die Astrologie besitzt unstrittig divinatorische Elemente.

Als Divination wird im weiteren Sinne jegliche Art der Deutung und Prognose bezeichnet, die sich nicht auf für jeden einsichtige Kausalzusammenhänge beruft.

Klassifikation

Bei der Zeichendeutung werden im allgemeinen zwei Formen unterschieden:

  • Entweder werden vom Zeichendeuter nicht beeinflusste bzw. nicht von ihm beeinflussbare Ereignisse oder Sachverhalte als Anzeichen herangezogen, aus denen er Erkenntnisse gewinnt. Beispiele hierfür sind die Astrologie und die Chiromantie (Handlesekunst).
  • Oder der Zeichendeuter verursacht selbst - nach bestimmten Regeln - ein Ereignis, dessen Verlauf oder Ergebnis er dann als verschlüsselte Information auffasst und auslegt. Hierunter fallen etwa das Kartenspiel des Tarot, das chinesische I Ging oder die modernen Astrowürfel.[2]

Oftmals dient die Divination dazu, quasi hellseherisch künftige Ereignisse vorherzusagen, über welche auf anderem - normalem, "rationalem" - Wege kein Wissen erlangt werden kann.

Klassifikation innerhalb der Astrologie

Der erste Bereich der Zeichendeutung, also die Interpretation von nicht beeinflussbaren Zeichen, wie sie etwa die Gestirnsstände darstellen, wird in der Astrologie meist nicht als Divination angesehen. Vielmehr gibt es große Bestrebungen, vor allem unter Heranziehung der Statistik, auf wissenschaftlich gesicherter Grundlage zu belegen, dass tatsächlich, wenn auch bisher unbekannte, prinzipiell aber einsichtige und reproduzierbare Kausalzusammenhänge zwischen dem "Oben" (dem Himmel) und dem "Unten" (der Erde) bestehen.

Der Disput, ob sich die Astrologie auf diese Weise wissenschaftlich beweisen lässt, ist noch nicht entschieden. Es gibt hier einerseits fundamentale Skeptiker und Kritiker, vor allem unter der Mehrheit der Wissenschaftler, aber auch unter den Astrologen selber; beispielsweise unter den esoterischen Astrologen. Andererseits gibt es aber auch namhafte Statistiker, die einen solchen Zusammenhang für möglich bzw. nicht unwahrscheinlich halten.

Doch haben wir es auch mit astrologischen Techniken zu tun, die dem zweiten Bereich der Divination zuzurechnen sind, also den vom Deuter selbst beeinflussten Ereignissen. Hierunter fallen Stundenastrologie und Elektion. Bei jener ist der Zeitpunkt der Fragestellung zu einem Thema ausschlaggebend, und bei der Terminwahl findet gezielt ein aktiver (steuernder) Vorgang des Wählenden statt, damit zumindest der Versuch einer Manipulation des Schicksals.

Ab Uno (lat.): "Alles geht von Einem aus"[3]
Omina 1493[4]

Ist Astrologie Divination?

In der Astrologie gibt es seit jeher starke Bestrebungen, sich als seriöse Wissenschaft und nicht Divination zu definieren, insbesondere aber sich von der als despektierlich geltenden Wahrsagerei abzugrenzen, da diese mit Scharlatanerie und Jahrmarkt-Rummel gleichgesetzt wird. In historischer Zeit war diese Abgrenzung für die Astrologen wichtig, da eine Divination bzw. Wahrsagerei oftmals staatlich verboten war. Astrologen liefen somit Gefahr, Geld- oder Freiheitsstrafen zu erleiden, vertrieben oder gar der Inquisition überantwortet zu werden.

Innerhalb der Astrologie wird vor allem dann von Divination gesprochen, wenn der jeweiligen Prognose- oder Deutungsmethode ein vom Deuter beeinflusstes Ereignis zugrunde liegt. Somit sehen sich die allermeisten Astrologen, da sie sich auf die unbeeinflussbaren Gestirnsstände berufen, prinzipiell nicht als Divinatoren, sondern als Vertreter einer mehr oder weniger wissenschaftlichen Zunft, deren Aufgabe die Deutung tatsächlicher Analogie-Zusammenhänge ist.

Insbesondere die Psychologische Astrologie versucht sich vom Ruch der Wahrsagerei dadurch zu befreien, indem sie sich jeglicher Ereignisdeutungen und Prognosen enthält. Der Problematik, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Gestirnsstand und astrologischer Aussage nicht wissenschaftlich dingfest zu machen ist, entgeht allerdings auch sie nicht.

Der Umgang in der Astrologie mit der Mythologie, aber auch mit der Namensgebung der Himmelskörper, trägt in gewissem Sinne ebenso divinatorische Züge: jegliche astrologische Deutung geht davon aus, dass Namen keinesfalls zufällig gegeben werden[5], sondern die damit verbundene Mythologie eines Himmelskörpers prinzipiell auch Aussagen über die Art seines Einflusses enthält. Ein Astrologe betrachtet es eben nicht als zufällig, dass Jupiter den Namen des obersten römischen Gottes trägt, sondern misst dem Planeten in der Deutung die Eigenschaften ebendieses Gottes zu, bzw. die von Zeus, seinem griechischen Pendant.

Entgegen der vorherrschenden Tendenz in der Astrologie, eine Abgrenzung zur Divination zu versuchen, gab und gibt es auch immer wieder Astrologen, die keine Berührungsängste haben, und die die Astrologie sehr wohl als Divination verstehen. Stellvertretend seien genannt:

Campion und Cornelius weisen auf einen heiklen Punkt der Astrologie: wenn mit falschen Ausgangsdaten erstellte Horoskope vom Klienten aber dennoch als "richtig" empfunden werden - was bei einer objektiven, "wissenschaftlichen" Astrologie doch eigentlich unmöglich sein müsse.[6]

Trotz der grundsätzlichen Nähe zur Divination legen Astrologen teilweise Wert darauf, dass ihre Aussagen nicht auf der Grundlage von Hokuspokus getroffen werden, sondern vielmehr Ergebnis einer Erfahrungswissenschaft bzw. einer empirischen Praxis sind, die sich seit nunmehr bald drei Jahrtausenden kontinuierlich fortentwickelte, und dabei große Mengen von auf Beobachtung beruhendem Wissen ansammelte, welches immer wieder durch Abgleichung bzw. Überprüfung an der Realität verfeinert sowie verifiziert wurde und wird.

Siehe auch

Wahrsager vor einem König[7]

Weblinks

Resources for enquiry into non-linear understandings* of horoscopic astrology
Cornelius' "Augenblick der Astrologie"

Literatur

  • Hans Taeger: Die Befragung eines astrologischen Würfel-Orakels nach dem Sinn einer zu erwartenden Weltkatastrophe, in Meridian, Heft 1/ 1981, S. 46-49
  • Kurt Allgeier: Das große Buch vom Orakel 256 S., Edel Entertainment (Moewig) 2001 ISBN 978-3811816671
  • Georges Minois: Geschichte der Prophezeiungen. Orakel, Utopien, Prognosen 830 S., Düsseldorf 1998 ISBN 3-538-07072-5
  • Göttinnenzyklus: Von weisen Frauen, ihren Künsten und Wirkstätten. 267 Seiten. Arun-Verlag, 2010 ISBN 9783935581356 Rezension (Karin Hoffmann, 2022)
Mit Cambra Maria Skadé. Astrologisches Orakelspiel bzw. Kartenset (nicht nur) für Frauen
Über die weiblichen Archetypen: Ishtar/ Venus, usw.
  • Eva-Christiane Wetterer: Der heiße Draht zur Zukunft 206 S., München 2006 ISBN 3-453-67011-6
  • Dianne Skafte, 2007: When Oracles Speak - Opening yourself to messages found in dreams, signs and the voices of nature. Harper Collins, 271 Seiten. ISBN 0062514458
  • Geoffrey Cornelius: The Moment of Astrology. Origins in Divination. The Wessex Astrologer; Neuausgabe 2005. 415 Seiten. ISBN-10 1902405110, ISBN-13 978-1902405117

Quellen und Anmerkungen

  1. Lateinisch: "Nihil sine Deo". Mittelalterliche Abbildung
  2. Allgemein alles, was abwertend gerne als "Kaffeesatzleserei" bezeichnet wird
  3. Historische Darstellung
  4. Nürnberger Chronik, von Hartmann Schedel (1440-1514): Naturphänomene und Geburtsmissbildungen
  5. (Lateinisch) Nomen est Omen!
  6. Ähnliches berichtet auch Peter Niehenke in seiner Dissertation Kritische Astrologie (1987), und war entsprechend enttäuscht von der (Natur-)Wissenschaftlichkeit der Astrologie.
  7. Schwedischer Stich, Olaus Magnus (1555)