Dorotheos von Sidon

Aus Astrodienst Astrowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dorotheus-Buch von Dykes

Dorotheos von Sidon (manchmal auch Dorotheus oder Doronius) war ein griechischer Astronom und Astrologe, der im ersten Jahrhundert n.Chr. lebte und ein astrologisches "Gedicht", Carmen Astrologicum, in fünf Büchern verfasste. Von diesen fünf Büchern wurden das dritte und vierte nur zu kleinen Teilen in die Gegenwart überliefert.

Dorotheos nennt sich selbst D. von Ägypten; spätere Astrologen und Quellen führen ihn jedoch als D. von Sidon. [1] David-Edwin Pingree datierte die darin enthaltenen Horoskope auf die Zeit um 50 n. Chr, genauer das erste auf das Jahr 7 v.Chr und das letzte, das er Dorotheos zuschreibt, auf das Jahr 43/ 44 n.Chr. Entlang dieser Datierungen verortet Pingree das Wirken von Dorotheos zwischen die Jahre 25 und 75 n.Chr.[2]

Die Werke des Dorotheos von Sidon bilden eine erste geordnete Zusammenstellung über Hellenistische Astrologie, die sich ihrerseits an Schriften von Nechepso-Petosiris, an den Hermetica und am Zoroastrismus orientierte. Im dritten Jahrhundert n.Chr. wurden des Dorotheos Bücher in die mittelpersische, später in die arabische Sprache übersetzt.

Das umfangreiche Werk hatte großen Einfluss auf die spätantike, arabische und mittelalterliche Astrologie: "Das astrologische Gedicht des Dorotheos ... diente als Quelle für viele spätere griechische und lateinische Autoren: Manethon, Anubion (durch dessen astrologisches Werk es Firmicus Maternus beeinflusste [Mathesis 6]), Hephaiston von Theben ... und Pseudo-Rhetorios... Ebenso wurde Dorotheos eine führende Autorität in der arabischen Astrologie, besonders bezüglich der Theorie der Schicksalslose (...). Sowohl die echten als auch die verfälschten Ansichten des Dorotheos werden oft zitiert (...)." [3]

Die arabische Übersetzung beinhaltet persische und sanskritische Termini, was eine redaktionelle Überarbeitung sowie Ergänzung aus den mittelpersischen und sassanidischen Vorlagen belegt.

Viktor Stegemann konnte im Zwanzigsten Jahrhundert nur die ersten 57 der umfangreichen Fragmente, die heute erhalten sind, übersetzen.[4] Weitere deutsche Literatur über Dorotheos existiert bisher nicht.

Werk

Inhalt

Die noch erhaltenen bzw. aus dem Arabischen rückübersetzten Fragmente umfassen unter dem heutigen Titel Carmen Astrologicum fünf Bücher mit folgenden Schwerpunkten[5]:

  • I. Band behandelt die astrologischen Elemente für die Deutung und Beurteilung von Geburtshoroskopen.
Unter anderem findet man Ausführungen zu den Qualitäten der sieben klassischen Planeten, zu sensitiven Punkten wie dem Bruderpunkt, zu verschiedenen Lebensbereichen, den Zeichenherrschern und zu den Planeten-Würden.
  • II. Band widmet sich vorallem den Bereichen Heirat und Kinder, den Aspekten (ohne Konjunktion) und "Orten" (= Hauspositionen; siehe Haus) der Planeten.
  • III. Band, er ist nur teilweise überliefert, beschreibt in zwei Kapiteln die Auslösungen wie auch offenkundig (knapp) den Hyleg ("haylaj" in der englischen Übersetzung) und Alkochoden hinsichtlich Vitalität, Lebenskraft und -länge.
online: Notes on Dorotheus III: the haylāj, kadhkhudāh, and terms of life (Deborah Houlding, PDF 2014)

Speziell der fünfte Band wurde oft und viel in der späteren arabischen Astrologie rezipiert.

Überliefert ist unter dem Namen von Dorotheos auch ein komplettes System der Mondhäuser, die Albohazen Doronius zuschreibt (siehe dort). Doch gilt es inzwischen als gesichert, dass alle außer dem Carmen unter seinem Namen überlieferten Werke, so auch das Mondhäuser-System, nicht von ihm selbst stammen[6].

Griechische Ausgabe

Die griechischen Fragmente enthalten nicht den vollständigen Text der modernen Ausgabe der Carmen Astrologicum, da die moderne Textedition auf den vollständigeren arabischen Textkorpus zurückgreift, worauf auch einige Differenzen bei den astrologischen Begriffen zurückzuführen sind.

Die erhaltenen griechischen Fragmente sind auf dem Hellenistic Astrology Wiki verfügbar.

Englische Ausgabe

Aus zwei arabischen Fassungen der fünf Bücher wurde von David Pingree eine englische Übersetzung erstellt:

  • Carmen Astrologicum. 173 Seiten. Astrology Classics 2005. ISBN 193330314X ISBN 978-1933303147

Weblinks

Literatur

  • David Pingree (Hrg.): Dorothei Sidonii carmen astrologicum. Teubner, Leipzig 1976.
  • David-Edwin Pingree: The Yavanajātaka of Sphujidhvaja. Harvard University Press, Cambridge 1978, ISBN 0-674-96373-3, S. 423–427
  • Viktor Stegemann: Die Fragmente des Dorotheos von Sidon. Bilabel, Heidelberg 1939
  • Viktor Stegemann: Dorotheos von Sidon Ein Bericht über die Rekonstruktionsmöglichkeiten seines astrologisches Werkes
  • Viktor Stegemann: Die Fragmente des Dorotheos von Sidon. Quellen und Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums und des Mittelalters, Reihe B, Heft 1, Heidelberg 1943
  • Benjamin Dykes: Carmen Astrologicum: The 'Umar al-Tabari Translation, Cazimi Press; zweite und aktualisierte Auflage 2019, ISBN-10 1934586501, ISBN-13 978-1934586501

Quellen und Anmerkungen

  1. Julius Firmicus Maternus: Die Acht Bücher des Wissens. Matheseos Libri VIII. Chiron-Verlag, Tübingen 2008, S. 77: Dorotheos Sidonius
  2. Carmen Astrologicum. Translated by David Pingree. Astrology Classics, Abingdon 2005, Preface X
  3. Krause, Gerhard; Müller, Gerhard et al: Theologische Realenzyklopädie S. 284 f.. Walter de Gruyter 1979 ISBN 9783110077148
  4. Wikipedia/Dorotheos_von_Sidon
  5. Carmen Astrologicum. Pingree, 2005
  6. Gundel/ Gundel: Astrologumena. Die astrologische Literatur in der Antike und ihre Geschichte. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1967, S. 119