Element
Neben der Einteilung in die Qualitäten ist diejenige in die vier "Elemente" eine wichtige Unterteilung des Tierkreises. Die Elemente sind: Feuer, Erde, Luft und Wasser.
Geschichte
Vorläufer der Vier-Elemente-Lehre stammen von den griechischen Denkern bzw. Pythagoreern Thales von Milet (624–546 v.Chr.)[2], Anaximenes (585–525 v.Chr.)[3], Heraklit (ca. 540–475 v.Chr.)[4] und Empedokles (ca. 500 v.Chr.). Platon (ca. 428-347 v.Chr.) ordnete den vier Elementen sowie dem Äther je einen regelmäßigen Körper zu, und stellte sie als Kreislauf dar.
Im Timaios schreibt er über diese nach ihm benannten sog. Platonischen Körper:
Aristoteles (384–322 v.Chr.) schließlich leitete sie aus den zwei Ur-Dimensionen bzw. Urqualitäten Trockenheit/ Feuchtigkeit sowie Wärme/ Kälte ab, und bezeichnete den Äther als den anderen zugrunde liegende Quintessenz (fünftes Element).[6] Für ihn waren diese vier die Grundbausteine der Welt, aus denen sich alles Seiende zusammensetze: Kombination von Trockenheit und Wärme bildete das Feuer; die aus Feuchtigkeit und Wärme die Luft; Feuchtigkeit und Kälte bildeten das Wasser; Trockenheit und Kälte die Erde. In früheren Publikationen wurde noch notiert, Aristoteles wäre auch derjenige gewesen, der die Elemente in die Astrologie einführte, deren "Qualitäten und Wirkungen auf die Substanz der Planeten und anderer Gestirne übertrug".[7] Eine zu Aristoteles' Lebenszeit bestehende griechische Astrologie ist jedoch nicht nachweisbar, sowenig wie er als Astrologe eingeschätzt werden kann.[8][9] Nach Chris Brennan wurde die heute übliche Zuordnung der Tierkreiszeichen zu den Elementen erst erwähnt von Vettius Valens.
Im Mittelalter und der Renaissance wurde das Viererschema auf weitere Gebiete übertragen, z.B. auf die Himmelsrichtungen, die Erzengel, die Apostel, Evangelisten, Paradiesflüsse und Tonarten.
Die vier Elemente im Tierkreis
Feuer und Luft gelten als männliche Elemente oder auch als aktiv, elektrisch, "positiv"; Erde und Wasser als weibliche Elemente bzw. als passiv, magnetisch, "negativ" - wobei diese Begriffe hier nicht wertend zu verstehen sind (Polarität).
Feuer
In der westlichen Astrologie beginnt jeder Prozess mit dem Feuer. Dazu zählen Widder, Löwe und Schütze. Feuer steht für Dynamik, Energie und Antriebskraft. Es ist der Initiator für das, was wir anpacken, und die Kraft der Veränderung. Es verwandelt Materie in Energie.
Dabei kann es angenehm wärmend, aber auch zerstörerisch und unkontrollierbar auftreten. Auf der spirituellen Ebene symbolisiert Feuer den göttlichen Funken oder die geistige Läuterung, wie dies im Bild des Fegefeuers als Ort der Wandlung zum Ausdruck kommt.
Erde
Dem Feuer folgt im Tierkreis das Element Erde. Dazu zählen Stier, Jungfrau und Steinbock. Erde ist die Basis allen menschlichen Lebens. Hierbei geht es um grundlegende (existenzielle) Bedürfnisse, wie das materielle Auskommen oder die Verantwortung für das körperliche Wohlbefinden.
Die Herausforderung für die Erdzeichen besteht darin, den materiellen Werten im Leben einen angemessenen Platz einzuräumen, jenseits von bloßem Selbstzweck oder unangebrachter Geringschätzung. Kraftplätze in der Natur sind sichtbarer Ausdruck davon, wie die Erde als Mittler für spirituelle Erfahrungen dienen kann.
Luft
Nach der Erde kommt im Tierkreis das Element Luft. Es wird repräsentiert durch die Zeichen Zwillinge, Waage und Wassermann. Das Luftelement steht für soziale Beziehungen, für den Kontakt zu anderen Menschen[11], für eine gewisse Freiheit und Ungebundenheit, für unsere intellektuelle Kapazität, aber auch für den Weg zu höherer geistiger Erkenntnis.
Es fordert einen zu Klarheit und Unterscheidungsfähigkeit heraus. Ohne Klarheit ist nämlich keinerlei Erkenntnis möglich - welche neben der meditativen Versenkung in vielen Weisheitslehren die unverzichtbare Voraussetzung ist für den Zugang zur spirituellen Welt.
Wasser
Das letzte Element im Tierkreis ist das Wasser mit den Zeichen Krebs, Skorpion und Fische. Wasser steht für den seelischen und emotionalen (empfänglich-rezeptiven) Bereich. Es ist der Ursprung allen Lebens und in seinem Auftreten unberechenbar: es kann anschmiegsam sein, weich und glatt, aber auch aufbrausend und alles verschlingend. Nichts kann es auf Dauer aufhalten ("steter Tropfen höhlt den Stein").
Das Wasserelement ist das einzige im Tierkreis, welches seine Symbole alleine dem Reich der Tiere entnimmt, ein Hinweis darauf, dass im Wasser Intuition und Instinkt über den Intellekt herrschen. In seiner spirituellen Dimension wird das Wasser zum Träger der allumfassenden göttlichen Liebe. Ein altes Bild dazu ist der Grals-Mythos (mit dem Symbol der Schale).
Elementen-Tabelle[12]
Feuer | Luft | Wasser | Erde | |
---|---|---|---|---|
Kardinal | die Tat, Aktivität der Funke (Widder) |
das Denken, Überlegen, der Entwurf die (sanfte) Brise (Waage) |
die Empfindung, (Gefühls-)Regung die Quelle, der Brunnen; der Tropfen (Krebs) |
der (körperliche) Stoff, Aufbau der Same, das Getreidekorn; der Ziegelstein, Fels, Berg (Steinbock) |
Fix | die Macht (in sich ruhende Kraft) die Glut (Löwe) |
der (plötzliche) Einfall, die Erleuchtung der Donner, Knall, die Explosion[13] (Wassermann) |
die geballte, intensive Emotion der tiefe, stille See, das stehende Gewässer (Skorpion) |
die Wohnung, das Haus das Brot; die Skulptur; der Lehm (Stier) |
Veränderlich | die Schau (über alles) der (Flammen-)Brand (Schütze) |
der Rede- und Gedankenschwall (Intellekt) die unruhige Turbulenz (Zwillinge) |
(Selbst-)Auflösung, Hingabe das (Wellen-)Meer; die Überschwemmung/ Flut (Fische) |
die Technik, Anwendung, (gründliche) Umsetzung, Mühe, Sorgfalt, Arbeit die (Getreide-)Ernte (Jungfrau) |
Chinesische Astrologie
In der chinesischen Astrologie werden nicht vier, sondern fünf Elemente gezählt, und zwar Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Die dortige Vorstellung ist folgende: Ein Kreislauf oder eine Entwicklung beginnt stets mit dem Holz, welches zu Asche verbrennt, und so in die Erde eingeht. Die Erde ihrerseits bringt Metalladern hervor, aus denen dann Wasser entspringt, welches wiederum das Holz - Symbol für die gesamte Vegetation - ernährt, usw.
Den Elementen ordnet man in China auch die fünf alten Planeten zu, und zwar Jupiter dem Holz, Mars dem Feuer, Saturn der Erde, Venus dem Metall und Merkur dem Wasser.
Moderne
In der Kunstgeschichte stößt man auf zahlreiche allegorische Darstellungen der Elemente, bis heute. So bedient sich etwa die Comicreihe um das Superheldenteam "Die Fantastischen Vier" ebenfalls der vier Elemente. Das Team besteht aus den Superhelden "Mr. Fantastisch" (Wasser), "das Ding" (Erde), "die Unsichtbare" (Luft) und "die menschliche Fackel" (Feuer).[6]
Siehe auch
Weblinks
- Wikipedia: Vier-Elemente-Lehre
- Die Ängste der vier Elemente (Holger Faß, Meridian 2023)
- Hajo Banzhaf: Parallelen zwischen den vier Elementen und der Typenlehre von C.G.Jung[14]
- Psychologische Typen (Astrodienst):
- Medizinische Astrologie & die 4 Elemente (Videovortrag von Till Ahrens, 2011)
- Die vier göttlichen Wurzeln der Existenz (Olaf Rippe, Paracelsus Medizin 2017)
Literatur
- Horst Bredthauer, Die vier Grundtypen der Persönlichkeit im Horoskop. Persönlichkeit als Balanceakt der vier Elemente, 376 S., Astronova Tübingen 2009, ISBN 9783937077352 Auszug online (Astrodienst)
- Alexander von Schlieffen: Das astrologische Luftzeitalter, Random House bzw. Goldmann TB 288 Seiten. ISBN 978-3-442-22340-4, 2021; mit zugehörigem Hörbuch Rezension und Leseprobe Hörprobe (3,2 min)
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Das Diagramm zeigt die Position der 4 Elemente zueinander, was dem Therapeuten erlaubt zu entscheiden, welches der Elemente er benötigt, um die Störungen in der Ausgewogenheit der Säfte zu beheben
- ↑ Thales sah Wasser als Urbaustein der Welt
- ↑ Anaximenes kam zu dem Schluss, dass die Luft der Urstoff der Welt sei.
- ↑ Heraklit war der Ansicht, dass das sich stets wandelnde und verändernde Feuer der Urstoff sein müsse
- ↑ Bilder aus Johannes Keplers Buch "Harmonices Mundi" (1619)
- ↑ 6,0 6,1 Siehe Wikipedia, Vier-Elemente-Lehre
- ↑ Wilhelm Gundel und Hans Georg Gundel: Astrologumena. Die astrologische Literatur in der Antike und ihre Geschichte. Franz Steiner Verlag GmbH, Wiesbaden 1966, S. 87
- ↑ Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie. C.H.Beck, München 2003. S. 85f.
- ↑ Stephan Heilen: 'Hadriane genitura' - Die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia. Walter de Gruyter, Berlin 2015. S. 499
- ↑ Alchemistische Abbildung
- ↑ Nicht von ungefähr stammen zwei seiner drei Symbolfiguren aus dem menschlichen Bereich
- ↑ Bildhafte, analoge Beispiele von Richard Vetter
- ↑ Komprimierte Luft ist hierfür die Voraussetzung
- ↑ In Volker Schendel (Hrg.): Apokryphen der Astrologie, S. 538-542 Kostenloser Download der 2. Auflage der Apokryphen (PDF)