Erasmus Reinhold

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Die Preußischen Tafeln[1]
Geburtshoroskop von Erasmus Reinhold, für 1:30 Uhr erstellt

Erasmus Reinhold der Ältere (* 22.10.1511 um 1:30 Uhr LMT[2] in Saalfeld/ Saale; † 19.2. 1553 ebenda an der Pest[3]) war ein deutscher Astronom, Astrologe und Mathematiker.
Er war einer der ersten Verfechter des Kopernikanischen Weltbilds und entwickelte dieses weiter. Von daher kann er als Bindeglied zwischen Nikolaus Kopernikus und Johannes Kepler betrachtet werden.

Biographie

Reinhold wurde im Wintersemester 1530 an der Universität Wittenberg immatrikuliert, wo er Mathematik studierte.1535 promovierte er zum Magister, 1536 erhielt er dort eine Professur für Höhere Mathematik von Philipp Melanchthon, ähnlich wie sein Lehrer Georg Joachim Rheticus. 1540 war Reinhold Dekan der philosophischen Fakultät. Er identifizierte und beschrieb eine große Anzahl von Fixsternen. Im Jahre 1540 setzte er für die Beobachtung einer Sonnenfinsternis erstmals eine camera obscura ein, bei der das Licht der Sonne mittels einer Linse durch einen Kasten auf eine schwarze Rückwand projiziert wurde. 1549 wurden Reinholds Leistungen mit der Wiederwahl zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewürdigt, und im Winterhalbjahr 1549/ 1550 bekleidete er sogar das Amt des Rektors. Gesundheitliche und familiäre[4] Probleme zwangen Erasmus Reinhold im Sommer 1552, sich in Pflege zu seinen noch lebenden Eltern nach Saalfeld zurückzubegeben. Nur zweiundvierzigjährig starb er dort.

Prutenische Tafeln

Er benutzte die Lehren des Nikolaus Kopernikus. Von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach wurde er darin unterstützt, indem der den Druck der später so genannten Preußischen oder Prutenischen Tafeln (erste Auflage 1551) finanzierte. Diese astronomischen Tafeln halfen, das Kopernikanische System im ganzen Deutschen Reich und darüber hinaus bekannt zu machen. Sie lösten die bisher verwendeten Alfonsinischen Tafeln ab, deren vorhergesagte Daten zunehmend von der Realität abwichen. Herausgeber der zweiten Auflage (Tübingen, 1571) war Michael Mästlin (1550–1631), der später Keplers Lehrer wurde. Reinhold war für seine genauen Messwerte bekannt. Bezeichnend ist, dass Tycho Brahe so sehr an Reinholds Messungen interessiert war, dass er 1575 persönlich die Reise nach Saalfeld zu Reinholds Sohn antrat. 1582 dienten die Berechnungen des Kopernikus und die Prutenischen Tafeln als Grundlage für die Gregorianische Kalenderreform.

Astrologie

Erasmus Reinhold war auch ausgiebig als Astrologe tätig. Von ihm ist beispielsweise ein Horoskopbuch erhalten, worin die Horoskope der kompletten Familie Melanchthons überliefert sind.[5]

Reinholds Horoskop von Johannes Garcaeus, Geburtszeit 1:30 Uhr[6]

Weblinks

Werke

  • Oratio de Casparo Crucigero, Viteberga, 1549
  • Tabulae Directionum discentibus prima elementa Astronomiae necessarius & utilissimus , Ulrich Morhard Nachf. Tubinga 1554
  • Prutenicae Tabulae coelestium motuum, Ulrich Morhard Tubingae 1551; 1562; Mästlin Tübingen 1571; Matthäus Welack Witeberga, 1585 Download als PDF (1551; ETH Bibliothek)

Erasmus Reinhold junior

  • Gründlicher und Warer Bericht. Vom Feldmessen. Erffurdt 1597

Erasmus Reinhold junior hat hier wohl ein begonnenes Werk seines Vaters vollendet.

Weiterführende Literatur

  • Ernst Koch: Magister Erasmus Reinhold aus Saalfeld, in: Saalfelden Weihnachtsbuchlein (Saalfeld, 1908), pp. 3-16
Horoskoprudiment, enthalten in der anonymen Handschrift CLM 27003 der BSB München[7]

Quellen und Anmerkungen

  1. Erstausgabe 1551. Von Reinhold gibt es leider keine Abbildung
  2. Geburtszeit entspricht der in der Handschrift CLM 27003 angegebenen, bestätigt bei Junctinus, Speculum astrologiae, Bd. 2, S. 1163, sowie Johannes Garcaeus (siehe nebenstehendes Horoskop).
    Ernst Kroker, Nativitäten und Konstellationen aus der Reformationszeit, in: Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs. 6. Band Leipzig 1900, S. 1-35, zitiert ein Horoskop, angeblich von Reinhold selbst, dieser sei am 21.10.1511 um 21:15 p.m. (nach heutigen Angaben 22.10. 9:15 Uhr) geboren. Die Abbildung liegt leider nicht vor. Eventuell handelt es sich hierbei um einen Lesefehler von Kroker, der den 21. um 13:30 fälschlich als 21:13 gelesen hatte
  3. Garcaeus, S. 323
  4. Seine erste Frau war 1548 gestorben, so dass er vier Kinder zwei Jahre lang alleine erziehen musste
  5. Das Horoskopbuch wurde in der Wanderausstellung "Melanchthons Astrologie" ausgestellt, erstmals Herbst 1997 im Reformationshistorischen Museum der Lutherhalle Wittenberg. Kurator: Jürgen Hoppmann
  6. Quelle: Iohannis Garcaei Astrologiae methodus...
  7. Die angegebene Uhrzeit 13:30 des 21.10. bezieht sich auf die Mittagsstände, bedeutet somit 1:30 Uhr des Folgetages

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