Ernst Issberner-Haldane

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Ernst Issberner-Haldane
Radix Issberner-Haldanes

Der deutsche Handleser Ernst Issberner-Haldane wurde am 11.6.1886 um 7:30 LMT in Kolberg (Pommern, heute Polen) geboren[1]
Er starb 1966 in Frankfurt/ M.
Er gilt als der Wiederentdecker der Chirologie im deutschsprachigen Raum. Da diese meist auch einen astrologischen Bezug herstellt, beschäftigte er sich zeitlebens ebenso mit der Astrologie, genauer gesagt mit der Astro-Chirologie.

Seine Veröffentlichungen haben hauptsächlich die Handlesekunst und die Graphologie (Handschriftdeutung) zum Inhalt, aber auch asiatische Wege der Selbstfindung, wie etwa Yoga. Mehrere Bücher dazu von ihm werden immer wieder neu aufgelegt; seine Arbeiten zur Chirologie gelten heute noch als Standardwerke, sowie er selbst als der deutsche Altmeister der Handlesekunst.[2]

Biographie

Sein Lebenslauf bietet ein schillerndes Bild: Er lebte bis zum 18. Jahr in Kolberg und arbeitete dann im Tabakhandel seines Onkels in Berlin. 1910 wanderte er nach Australien aus. Auf der Überfahrt begegnete er verschiedenen Mitreisenden, die anscheinend antisemitische, rassistische und okkulte Gedanken und Vorstellungen pflegten (ausgehend von dem Ariosophen Lanz von Liebenfels), während er laufend seine Kenntnisse des Handlesens vertiefte. 1910-1912 arbeitete er auf verschiedenen Farmen in Australien, bereiste dann einige Monate Südamerika, wo er angeblich die Unterdrückung der Menschen mit "arischen" Merkmalen bemerkte - als vorgeblicher Beweis einer jüdischen Weltverschwörung. Auf Wanderungen fiel er in mystische Trancezustände und wurde des weiteren von einem persischen Weisen in esoterische Lehren eingeweiht. Eine wissenschaftliche Arbeit über die Handlesekunst (Chiromantie) brachte ihm angeblich den Titel "Professor h.c." ein.[3] Er kehrte nach Australien zurück, das er 1914 jedoch wieder verließ, um über Deutschland in die USA zu reisen. Auf der Zwischenstation Ceylon traf er einen Yogi, der ihn in die menschliche Aura einführte und ihm nach seinen Aussagen Lebensbilder aus seinen früheren Inkarnationen zeigte.

Astrologische Entsprechungen der Hand nach Issberner-Haldane

Wegen des Ausbruchs des I. Weltkrieges wurde er in Deutschland als australischer Staatsbürger jedoch interniert. Nach Entlassung aus dem Lager zog er 1918 nach Berlin, wo er als Handleser/ Chiromant tätig wurde.[4]

Ab den 1920er Jahren vertrat er zunehmend ariosophische Positionen. Unter dem Namen "Fra Yvo" fungierte er ab 1927 als Mitglied im Ordo Novi Templi des Lanz von Liebenfels, dessen Schüler er wurde.[5] 1920 gehörte er zu einer Berliner ariosophisch orientierten Okkultistengruppe, die sich "Svastika-Zirkel" nannte, neben u.a. Wilhelm Wulff. Viele seiner Werke enthielten daher lange vor Hitlers Machtergreifung antisemitisch-rassistische Elemente.[6] Zusammen mit Reinhold Ebertin und anderen gründete er 1933 kurzzeitig die Geistige Front, die explizit keine Juden oder "andere rassisch minderwertige Personen" [...] aufnahm.[7]

Diese Nähe zu den geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus schützte ihn wie viele andere jedoch nicht vor der "Astrologen-Razzia" nach dem Schottland-Flug von Rudolf Heß im Mai 1941. Er schreibt 1952: "Ich bin durch die Gestapo 1941 bei ...meiner Verhaftung und 4 Jahre KZ total ausgeplündert worden".[8] Die Nationalsozialisten verboten einige seiner Schriften, darunter schon 1934 seine Autobiographie "Der Chiromant".[9] Er war einer der wenigen Astrologen, die bis zum Kriegsende im KZ bzw. Gefängnis saßen. Später wurden rassistische und ariosophische Passagen aus den Neuauflagen seiner Bücher entfernt.

Seine Frau Rita, ebenfalls eine anerkannte Chirologin und Graphologin, die Werke zu diesen Themen veröffentlichte, lebte zuletzt in Bad Nauheim.

Weblinks

Werke

Frühes Bild von Issberner
  • Wissenschaftliche Handlesekunst (Chirosophie) auf Grund gereinigter alter Quellen und 20jähriger eigener Studien und praktischer Erfahrungen im In- und Auslande Karl Siegismund Verlag Berlin 1921; 3. stark erweiterte Auflage, 207 Seiten, 1925; 5. stark erweiterte Auflage 240 Seiten (plus 75 Abbildungen in Beiheft) 1932; 13., verbesserte und erweiterte Auflage Bauer Verlag Freiburg 1982; 1986 ISBN 376260052x
  • Die Kunst, aus der Hand zu lesen. 444 Seiten. Ullstein 1999 ISBN 3548358608
Alle Eigenschaften einer Persönlichkeit prägen sich in deren Hände ein und können dort von einem Wissenden gelesen und gedeutet werden. Somit vermittelt die Hand ein klares Bild über Eigenschaften und Neigungen eines Menschen. Das Buch stellt Hand-, Finger- und Daumenformen, Handberge, Handlinien, Zeichen in der Hand u.v.a. systematisch und übersichtlich dar. Auch angrenzende Gebiete wie Astrologie, Physiognomie und Kriminologie finden Berücksichtigung.
  • Der Chiromant. Werdegang, Erinnerungen von Reisen und aus der Praxis eines Chirosophen, mit Vorträgen und Betrachtungen für eine höhere Weltanschauung. Mit einem Porträt des Verfassers. Uranus-Verlag, Max Duphorn, Bad Oldesloe 1925; 2., umgearb. Auflage 312 Seiten. Neckargmünd, Rondelli-Michaelis, 1932
    • 3. Auflage unter dem Titel: Mein eigener Weg. Werdegang, Erinnerungen von Reisen und aus der Praxis eines Suchenden. 285 Seiten. Verlag Bernhard Sporn, 1936
  • Handschriftdeutung. Verlag Hachmeister & Thal, Leipzig 1928
  • Yogha-Schulung für westliche Verhältnisse. 213 Seiten. Herbert Reichstein Verlagsbuchhandlung, Pforzheim 1928
    • 2. Auflage unter dem Titel: Die kosmische Religion der Titanen. Der neue Mensch (Yogha-Schulung), 5.-8. Tausend. Leipzig Carl Milde 1935
    • 3. Stark erweiterte Auflage, von ariosophischen Ansätzen bereinigt, unter dem Titel: Kosmische Religion. Yoga-Schulung und Diätetik der Seele. 232 Seiten. Falken-Verlag Erich Sicker, Berlin [ca. 1950]
U.a. über: Hatha-Yoga, Raja-Yoga, Karma-Yoga, Bhakti-Yoga & Gnani-Yoga
  • Lexikon der wissenschaftlichen Handlesekunst und der Berufseignungsprüfung nach der Chirosophie. 80 Seiten. Verlag von Karl Siegismund Berlin, 1931
  • Medizinische Hand- und Nageldiagnostik in Wort und Bild - Für Ärzte und Heilkundige 117 Seiten. Berlin Verlag von Karl Siegismund 1932; ab 1960 Bauer Verlag Freiburg (bis 1999) ISBN 3762607087; ISBN 978-3762607083
Der Inhalt dieses Buches wurde abgetrennt aus "Wissenschaftliche Handlesekunst"
  • Eheleben und Ehewahl nach Körperformenkunde und Astrologie 70 Seiten. Berlin 1932
  • Astrologie - Einführung in die Horoskopkunde 104 Seiten. Philler Verlag 1933, 1956
  • Arisches Weistum. Aufklärende Abhandlungen über die einzelnen Gebiete der Geisteswissenschaften auf Grund eigener Erfahrungen u. Erlebnisse, Miterleben u. zuverlässigen Berichten., 180 Seiten, Zeulenroda/ Thüringen, Sporn, 1935
    • Neuauflage unter dem Titel: Uraltes Weistum. Aufklärende Abhandlungen über die einzelnen Gebiete der Geisteswissenschaften auf Grund eigener Erfahrungen u. Erlebnisse, Miterleben u. zuverlässigen Berichten. 219 Seiten. Verlag Graphia Zürich 1947 (Frontispiz Photo von Issberner-Haldane)[10]
  • Die Seele des Menschen. Real-Psychologie. 273 Seiten. Hans Wälti Verlag o.J. (1958) Biel-Schweiz
  • Weiss, S. (Hrg.): Karma Astrologie. Esoterische Studie über die Planeten Saturn und Neptun. 56 Seiten. Warpke-Billerbeck, Baumgartner-Vlg. 1964

Artikel

  • Knabe oder Mädchen?, Mensch im All , Heft 7, 1935, Ebertin-Verlag[11]

Anmerkungen und Quellen

  1. Die Information ist in zwei Werken enthalten: Horst E. Miers, Lexikon des Geheimwissens, W. Goldmann Vlg., München 1976, sowie E. Issberner- Haldane, Mein eigener Weg, Verlag Bernhardt Sporn, Zeulenroda i. Thüringen 1935. Hier schreibt er: "7° Löwe erhob sich über dem Osthorizont..., Mond im Zeichen Waage." Draus rekonstruierte Manfred Magg die aufgeführten Angaben zwar 7:29, doch in Anbetracht des langsam aufsteigenden Zeichens Löwe ist 7:30 wohl diejenige, mit der Issberner-Haldane selbst arbeitete. Die Angabe in der AstroDatabank hat das Rodden Rating AA
  2. Die biographischen Angaben dieses Abschnittes sind entnommen aus: Miers, E.: Lexikon des Geheimwissens. S. 213
  3. Honoris causa = ehrenhalber. Von einer ungenannten und nicht feststellbaren Universität
  4. Biographische Angaben aus: Goodrick-Clarke, Nicholas: Die okkulten Wurzeln des National-Sozialismus. Leopold Stocker Verlag, Graz 2000, S. 146-147. Goodrick-Clarke nennt als eine Quelle ausdrücklich die Autobiographie "Der Chiromant" von Issberner-Haldane (siehe bei "Werke")
  5. Howe, S. 152
  6. Bis hin zu Behauptungen, wie aus dem Vorwort zu "Die kosmische Religion" über Yoga zu lesen ist: " ...weil viele immer noch glauben, diese Lehren seien indisch und nicht deutsch. Das ist aber ein Irrtum, denn die Ur-Religion hat sich nur noch in den Yoghalehren erhalten (...) Der Ursprung dieser Lehren ist rein germanisch ..."
  7. Howe, Ellic: Uranias Kinder: Die seltsame Welt der Astrologen und das Dritte Reich. Beltz-Athenäum-Verlag, Weingarten 1995, S. 153; dort Zitat aus Reinhold Ebertins Astrologie-Zeitschrift Mensch im All, Oktober 1933
  8. Postkarte vom 29.8.1952, Howe, S. 261
  9. Howe, S. 152
  10. Die ariosophischen Bezüge wurden nach 1945 entfernt
  11. Über Konzeptionsastrologie