Finsternis

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Emblem 45 aus der alchemistischen "Atalanta Fugiens"[1]

Die Griechen prägten für eine Finsternis den Fachbegriff Eklipse (ἔκλειψη; altgriechisch: das Ausbleiben, Verschwinden), bezugnehmend auf das Abnehmen des Lichts von Sonne (Sonneneklipse) oder Mond (Mondeklipse). Der Name "Eklipse" leitet sich von der Eigenschaft ab, dass es zu einer Finsternis nur kommen kann, wenn die Position von Sonne und Mond auf der Ebene der Bahn der Ekliptik liegen. Bei einer Finsternis schiebt sich entweder der Mond vor die Sonne und verdunkelt diese für eine Zeit (Sonnenfinsternis), oder die Erde schiebt sich zwischen Sonne und Mond, sodass der Mond vorübergehend verdunkelt wird (Mondfinsternis).

Astronomie

Sonnenfinsternis

Phasen einer Sonnenfinsternis (Nowosibirsk 2008)

Die Voraussetzungen, damit es zu einer Sonnenfinsternis kommt, sind folgende: Sonne und Mond müssen sich aus irdischer Sicht in einer Konjunktion befinden, es muss also Neumond sein. Dieser findet zwar einmal im Monat statt, zu einer Sonnenfinsternis kommt es aber (an wenigen Stellen auf der Erdoberfläche) nur ungefähr zweimal jährlich[2]. Bei einem normalen Neumond (ohne Sonnenfinsternis) befindet sich der Mond aus Sicht der Erde zu weit ober- oder unterhalb der Sonne. Damit es zu einer Sonnenfinsternis kommt, muss der Mond eine möglichst geringe ekliptikale Breite haben. In der Horoskopzeichnung stellt sich dies so dar, dass die Konjunktion bzw. der Neumond auf oder in der Nähe der Mondknotenachse erfolgt.

Es gibt verschiedene Arten von Sonnenfinsternissen:

  • Die totale Sonnenfinsternis: Dabei bedeckt die Mond- die Sonnenscheibe vollständig - aus der Sicht derer, die sich im Kernschattenbereich der abgedunkelten Sonne befinden (siehe Abbildung 1). Damit es zu einer totalen Sonnenfinsternis kommt, muss die Sonne-Mond-Konjunktion innerhalb eines Abstands von 11 Grad 15 Minuten von der Mondknotenachse stattfinden.[3]
  • Bei der so genannten ringförmigen Sonnenfinsternis geschieht dasselbe wie bei der totalen Sonnenfinsternis. Die Sonne ist jedoch wegen der Erdferne des Mondes, welche diesen kleiner erscheinen lässt, während der Verdunkelungsphase um den Mond herum noch als "Ring" zu sehen.
  • Zu einer partiellen Sonnenfinsternis schließlich kommt es, wenn der Mond die Sonne nur teilweise verdeckt. Dabei beträgt der Abstand der Konjunktion zur Mondknotenachse zwischen 9 Grad 55 Minuten bzw. 11 Grad 15 Minuten und 15 Grad 21 Minuten bzw. 18 Grad 31 Minuten.[4]

Mondfinsternis

Phasen einer Mondfinsternis

Die Voraussetzungen, damit es zu einer Mondfinsternis kommt, sind: Sonne und Mond müssen sich aus irdischer Sicht in Opposition befinden, es muss also Vollmond sein. Vollmond haben wir einmal im Monat, wobei sich der Mond normalerweise ober- oder unterhalb des Schattens der Erde befindet. Es kommt höchstens dreimal im Jahr zu einer Mondfinsternis, nämlich dann, wenn der Mond in einer Linie mit Sonne und Erde steht. Dies bedeutet: die Opposition muss auf oder in der Nähe der Mondknotenachse stattfinden.[5]

Es gibt verschiedene Arten von Mondfinsternissen:

  • Bei der totalen Mondfinsternis wirft die Erde ihren (Kern-)Schatten auf den Mond und verfinstert diesen ganz (siehe Abbildung 2). Der Abstand zwischen der Sonne-Mond-Opposition und der Mondknotenachse beträgt dann maximal zwischen 3 Grad 34 Minuten und 6 Grad - je nachdem, ob sich der Mond in Erdferne oder -nähe befindet
  • Bei der partiellen Mondfinsternis wird der Mond nur teilweise verdunkelt. Dabei beträgt die Entfernung der Opposition der Lichter zur Mondknotenachse zwischen 3 Grad 34 Minuten bzw. 6 Grad und 9 Grad 30 Minuten bzw. 12 Grad 15 Minuten, je nach Erdferne oder -nähe des Mondes
  • Bei der so genannten Halbschattenfinsternis (auch penumbrale Finsternis genannt) befindet sich der Mond im Halbschatten der Erde. Er wird von dieser nicht abgedunkelt, sein Licht verblasst allerdings bzw. erscheint kupferrot

Eine Finsternis findet alle 18 Jahre und 10 bis 11 Tage (= die Dauer eines Mondknotenzyklus) an etwa derselben Stelle im Tierkreis statt. Dies ist die sogenannte Sarosperiode.

Deutung

Flugschrift zur Sonnenfinsternis im Krebs 1563

Albin Moller schrieb in seiner Practica von 1596: Sonn und Monfinsternis sind Zeichen / So die Welt solln zur Buß erweichen. Finsternisse galten früher als Künder kommenden Unheils, boten sie doch ein Angst erregendes Naturschauspiel. Dem tragen auch die alten Begriffe für den aufsteigenden und den absteigenden Mondknoten Rechnung, nämlich Drachenkopf für ersteren und Drachenschwanz für letzteren: Man ging davon aus, dass bei einer Finsternis ein Drache das Licht am Himmel verschlinge. In der modernen Astrologie schenkte man Finsternissen lange Zeit wenig Beachtung. Erst mit dem Tod der englischen Prinzessin Diana im Jahr 1997, welcher mit einer Sonnenfinsternis einherging, und der viel beachteten Sonnenfinsternis des August 1999, die in Europa gut zu beobachten war, wandten sich wieder weitere Kreise von Astrologen der Erforschung dieses Phänomens zu.

Finsternisse sind machtvolle Auslöser, das heißt, sie können Horoskopfaktoren aktivieren, sei es im individuellen Horoskop oder in irgendeiner anderen Art von Horoskop.

Nicht jede Finsternis wirkt gleich stark. Je näher der Neumond bzw. der Vollmond an der Mondknotenachse stattfindet, als desto wirkungsvoller gilt die Finsternis, mit anderen Worten: eine totale Finsternis ist stärker wirksam als eine partielle. Sonnenfinsternisse sind außerdem stärker zu werten als Mondfinsternisse.

Um in einem Radixhoroskop etwas auszulösen, muss der Grad, auf dem der verfinsterte Planet (Sonne oder Mond) steht, eine Konjunktion, eine Opposition oder ein Quadrat oder auch einen anderen Hauptaspekt zu einem Faktor in der Radix bilden. Wie ein Planet im Transit - der sie tatsächlich ja auch ist - aktiviert die Eklipse den betreffenden Horoskopfaktor. Dies geschieht bei einer totalen Sonnenfinsternis und in weniger starkem Maß bei einer totalen Mondfinsternis meist in extremer Weise: sei es, dass es zu einem Durchbruch von Neuem kommt, oder dass etwas "Altes" endgültig abgeschlossen wird. Eine Finsternis wird wegen ihrer Intensität und ihrer transformativen Kraft oft auch mit einer Auslösung von Pluto verglichen.[6] Die Tatsache, dass bei einer Finsternis die beiden gegensätzlichen Pole schlechthin - nämlich Mond und Sonne, welche die Ur-Prinzipien Yin und Yang bzw. "Weiblich/ Männlich" repräsentieren - aufeinandertreffen (Sonnenfinsternis) bzw. einander gegenüberstehen (Mondfinsternis), unterstreicht dies, denn bei Pluto geht es ebenfalls um diese beiden Seiten, um das Lichte und das Schattenhafte, welche zusammen eine Ganzheit bilden.

Zum genauen Zeitpunkt, wann eine Finsternis wirksam wird, schreibt Charles Carter: Üblicherweise dann, wenn die Sonne das nächste Quadrat zum Finsternispunkt bildet, d.h. ein Vierteljahr später, oder wenn ein Planet, insbesondere Mars, die Stelle transitiert.[7]

Finsternissen schenkt man gerade in der Mundanastrologie große Beachtung. Einen ersten Überblick, wo eine Finsternis Auswirkungen haben könnte, liefert eine Astro*Carto*Graphy, ausgestellt auf den Zeitpunkt der Finsternis. Mit ihr kann man auf einen Blick sehen, an welchen Orten der Welt der verfinsterte Planet in Konjunktion mit einer Achse zu stehen kommt. Um weiter ins Detail zu gehen, wäre dann zu überprüfen, ob dieser Faktor einen Aspekt zur Sonne, zum Aszendenten oder zum Medium coeli einer Stadt, eines Landes oder eines Regierungschefs bildet.[8] Was die Wirkungsdauer von Finsternissen betrifft, so kann man davon ausgehen, dass sie bis zur nächsten gleichartigen Finsternis anhält, also in der Regel ein halbes Jahr. Eine Sonnenfinsternis kann sich aber auch schon drei Monate vor ihrem tatsächlichen Eintreffen ankündigen.[9]

03_069.png Abb. 1 Sonnenfinsternis 04_070.png Abb. 2 Mondfinsternis
Aus Ostendorfers Astronomicon Caesareum[10]

Siehe auch

Die Sonne verschlingender grüner Löwe[11]
Schierstedts Buch

Weblinks

Literatur

  • Gustav Schwickert: Finsternisse und ihre Wirkungen, Zenit-Verlag München, 1957
  • Claudia von Schierstedt: Finsternisse astrologisch deuten. 196 Seiten. Chiron Verlag, Mössingen 1999. ISBN 3925100423 ISBN 978-3925100420
In alten Zeiten fürchtete man Finsternisse als Vorzeichen für Katastrophen. So verwundert es kaum, dass sie allgemein noch immer mit negativen Wirkungen in Verbindung gebracht werden. Aber dieses Buch zeigt: Finsternisse sind besser als ihr Ruf! Die Methoden zur Deutung von Finsternissen werden ausführlich und systematisch vorgestellt und an konkreten Beispielen Schritt für Schritt erklärt. Ausgehend von den alten Deutungsquellen werden verschiedene Aspekte der Finsternisdeutung beleuchtet:
  • Wie stark wirkt eine Finsternis ?
  • An welchen Orten wirkt sie ?
  • Wie lange dauert die Wirkung an ?
  • Wann ist mit der Wirkung einer Finsternis zu rechnen ?
  • Welche Art von Ereignissen sind zu erwarten ?
  • Welche Bedeutung kommt dem Finsternisgrad zu ?

Anhand zahlreicher Checklisten und Tabellen gelangt der Leser auf einfache Weise zu einer exakten Deutung der Finsternisse im allgemeinen und in Bezug zu persönlichen Horoskopen. Dort zeigen Finsternisse oft bedeutende Ereignisse im Leben eines Menschen an, also Schlüsselerlebnisse, die eine Lebenswende auslösen können. Finsternisse sind durchaus Vorboten großer Ereignisse. Sie wirken aber nicht immer negativ, sondern in erster Linie kraftvoll, intensiv und transformierend.

Quellen und Anmerkungen

  1. "Die Sonne und ihr Schatten vollenden das Werk." Von Michael Maier, ca. 1618
  2. Normalerweise kommt es zweimal jährlich zu Sonnenfinsternissen, im Abstand von einem halben Jahr; manchmal sind es jedoch insgesamt vier oder gar fünf
  3. Diese und weitere Angaben über den Abstand zur Mondknotenachse wurden entnommen aus: Schierstedt,Finsternisse. S. 14ff.
  4. Je nachdem, ob der Mond sich in Erdferne oder -nähe befindet
  5. In manchen Jahren ergibt sich auch gar keine Mondfinsternis
  6. Schierstedt, S. 32
  7. Timing the Effects of an Eclipse (Carter, Skyscript)
  8. Schierstedt, S. 91
  9. Weiss, S. 21
  10. Michael Ostendorfers Werk datiert aus den Jahr 1540
  11. Aus dem alchemistischen Rosarium Philosophorum, Frankfurt a.M., 1550