Fischezeitalter

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Streitfrage: Befindet sich der Frühlingspunkt schon am Kopf des zweiten Fisches?

Etymologie (Wortherkunft)

Im klassischen Griechisch hat αἰών (Aion oder Äon) die Ursprungsbedeutung Zeitalter bzw. Lebenszeit.
Spätestens seit Platon diesen Begriff (z.B. im Timaios) im Sinne von Ewigkeit als Gegenbegriff zu chronos (ὁ χρόνος = fortlaufende, linear ablaufende Zeit) verwendete, hat sich allerdings auch dessen Sicht verbreitet.

Astrologie

Das Fischezeitalter bildet eine Epoche der astrologischen Zeitalter, die aufgrund der Präzession als Passage des Frühlingspunktes durch das Sternbild Pisces (nicht zu verwechseln mit dem Tierkreiszeichen gleichen Namens[1]) definiert wird.

Das rund zweitausend Jahre dauernde Zeitalter der Fische wurde nach einer durch das Musical Hair popularisierten Meinung schon in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts durch das Wassermannzeitalter abgelöst.

Da der Übertritt des Frühlingspunktes in das Sternbild des Aquarius (Wassermanns) jedoch von willkürlich festgelegten Sternbildgrenzen abhängt, kann der Wechsel der Zeitalter nicht eindeutig bestimmt werden. So wurden bislang sehr unterschiedliche Zeitpunkte berechnet und - nebst Jahren vom Ende des 18. Jahrhunderts und aus dem 19. Jahrhundert - die Jahre 1950, 1962, aber auch 1997, 2008 und 2146 angegeben. Die letztere Zahl ergibt sich, wenn man das Jahr 1 n.Chr. als Beginn dieses Zeitalters ansetzt, wie es aus Gründen der Anschaulichkeit meist getan wird. Wenn man jedoch die heute in der Astronomie geltenden Sternbildgrenzen zu Grunde legt, erfolgt der Übergang sogar erst ca. 2600. Bei Rudolf Steiner (siehe Anthroposophische Astrologie) ist das Fischezeitalter noch sehr viel weiter nach hinten verschoben; es dauert von 1413 (von der Renaissance) bis 3573 n.Chr.

Den Sternbild-Zeitaltern werden nun in astrologischer Interpretation bestimmte Grundeigenschaften zugeordnet, größtenteils die der gleichnamigen Tierkreiszeichen. C.G. Jung beschäftigte sich in seinem Werk Aion[2] ausführlich mit den den Fischen zugeschriebenen Eigenheiten, insbesondere mit der damit verbundenen christlichen Symbolik.

Deutungsansätze

Ichthys[3]: Erkennungszeichen antiker Christen

Als grundlegender Zug im Fischezeitalter gilt ein Hang zur Mystik und zur gleichzeitigen Trennung von Geist, Idee bzw. Ideal von der Materie/ sündhaften Welt. Prägend waren die großen Religionsgemeinschaften Christentum, Islam und Buddhismus, die in dieser Zeit entstanden beziehungsweise sich über weite Teile der Welt ausbreiteten.

Als Gegenbewegung entstand der moderne Materialismus, der in esoterischen Kreisen als Symptom einer Krise wahrgenommen wird.

Diese Sichtweise der Verschiedenartigkeit der beiden Fische[4] macht einen wesentlichen Teil des modernen, westlich-abendländischen Selbstverständnisses aus.

Stehender Aion, Erdmutter Gaia und die vier Jahreszeiten[5]

Der Begriff „Äon“ in der Gnosis

Die gnostischen Systeme gehen zumeist von einem höchsten, ‚göttlichen Bewusstsein‘ aus. Ein solches ‚göttliches Prinzip‘ habe nichts mit der Schöpfung der Welt, der physischen, realen Welt zu tun. Vielmehr werden eine ganze Reihe von Gottheiten postuliert, die sich zwischen dem ‚höchsten Geistwesen‘ und der physisch-realen Welt befinden. Es sind die Äonen, die ‚göttlichen Zwischenwesen‘, welche aus dem Höchsten als Emanationen hervorgingen und sich in absteigender Tendenz, meist dual (d.h. zu zweit) entwickelten. Je weiter sie sich von der ‚göttlichen Lichtquelle‘ entfernten, um so schwächer sei ihr ‚Licht‘. Aus den letzten Äonen würde die ‚böse Gottheit‘. Dieser böse Äon wäre der ‚Schöpfergott‘ (der sogenannte Demiurg). Sein Streben führe zum Sichtbaren, er schaffte die Welt mit ihrer Materie und damit auch den Körper für den menschlichen Geist, der als ein Effluvium (= Ausfluss) aus der ‚Äonenwelt des Lichtes‘ angesehen wird. Er würde vom Körper, den der Demiurg schuf, umschlossen und gefangen gehalten. Durch Erkenntnis, Wissen und Einsicht könne der Mensch sich des göttlichen Ursprungs seines Geistes bewusst werden und versuchen ihn aus dem ‚Gefängnis des Körpers‘ zu befreien. Der gute göttliche Funke im Menschen, sein göttlicher Kern, könne nur durch die Befreiung vom bösen Körper, dem Werk des Demiurgen, erlöst werden.[6]

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Robert Hand: The Age and Constellation of Pisces, in: ders., Essays on Astrology, Whitford Press, West Chester, Pensylvania, 1982

Quellen und Anmerkungen

  1. Die Differenz zwischen dem Tropischen und dem Siderischen Tierkreis wird mit dem Ayanamsha-Wert angegeben; von dem es allerdings, je nach Schule, über dreißig verschiedene Auslegungen gibt
  2. Jung, Carl G.: Aion, Gesammelte Werke 9/ 2, Zürich 1951
  3. Griechisch: Fisch
  4. Die zueinander konträr bzw. im Quadrat stehen; siehe auch Richard Vetter: Das Fische-Zeitalter, das Christentum und die Naturwissenschaft, in: Meridian 3/ 2010 online (auf Loop)
  5. Römisches Mosaik, um 230 n.Chr.
  6. Siehe auch Helena Petrovna Blavatsky: Pistis Sophia, Lucifer 6 (1890)(33): 230–239. London: The Theosophical Publishing Society

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