Friedrich Bernhard Marby

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Friedrich Bernhard Marby
Marbys Geburtshoroskop

Der Astrologe und Runenforscher Friedrich Marby wurde am 10.5.1882 um 20:42 geboren in Aurich (Ostfriesland).[1]
Er starb am 3.12.1966 in Stuttgart.

Biographie

Marby[2] begann 1896 eine Lehre zum Schriftsetzer, 1898 erfolgte der Umzug nach Hannover. Dort lernte er über deutschnationale Kreise okkult-germanophiles bzw. ariosophisches Gedankengut kennen und versenkte sich immer tiefer in entsprechende Literatur. Ab 1907 besondere Beschäftigung mit den Runen, die er bis 1911 intensiv erforschte, angeregt durch Werke des Ariosophen und Runenverehrers Guido von List.[3] Marby schreibt: "Es gelang mir die Wiederentdeckung der Methode, nach der wir die Runen unserer germanischen Vorfahren wieder zu raunen im Stande sind, indem wir die Runen-Zeichen in Körperstellung und Körperbewegung nachahmen und dabei den Namen der betreffenden Rune raunen, sprechen, singen oder hinausrufen... Der rettende Weg, die allezeit wirksame Methode der Selbsthilfe in jeglicher Not war gefunden!"

Anschließend Beschäftigung mit Kopfformkunde (Phrenologie), Chirologie und Astrologie. Hierzu hielt er auch Vorträge in Hamburg. Nach kurzem Aufenthalt dort, kam er 1917 als Redakteur und Herausgeber an die Württembergische Zeitung nach Stuttgart. Seit 1924 war er Verleger im Selbstverlag (Zeitschrift "Der eigene Weg"), ab 1931 Herausgabe der Marby-Runen-Bücherei, 1933 kamen noch eine Buchdruckerei dazu.

Zwischen 1928 und 1930 hielt er sich zur Ahnenforschung mehrfach in Dänemark und Schweden auf (Burg Mörby)[4], wo nach seinen Angaben auch familiäre Wurzeln lagen, um sich noch ausgiebiger der Runenforschung zu widmen. 1931 gründete er den "Internationalen Bund der Runenforscher (IBdR)" und den "Bund der Deutschen Runenforscher (BdDR)".

1935 veranlassten Marbys Runenforschungen den "völkischen" Esoteriker und SS-Gruppenführer Karl Maria Wiligut (Pseudonym Weisthor, persönlicher Berater von Heinrich Himmler) zu eimem Brief an Himmler, in dem er forderte, man möge doch etwas gegen die "Runengymnastik" des Siegfried Adolf Kummer und Marbys unternehmen; bezeichnet wurde er als "antinazistischer Okkultist". Seine Schriften wurden daraufhin beschlagnahmt und ihm jede weitere Vortrags- und Verlegertätigkeit untersagt - mit der Begründung, sie sei schädlich für Staat und Volksgesundheit. Diese Maßnahme mussten viele zeitgenössische Astrologen ebenso erdulden. Hierauf nahm Marby bei seinen Anhängern Darlehen in großer Höhe auf, die er wohl nicht zurückzahlen konnte, und wurde Anfang 1938 wegen Betrugs und Bankrotts zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten und 14 Tagen verurteilt.[5] Er wurde zunächst für zwei Monate in das kleine Konzentrationslager Welzheim bei Stuttgart eingewiesen, anschließend für weitere sieben Monate nach Flossenbürg. Danach wurde er jedoch nicht freigelassen, sondern in das KZ Dachau überführt, aus dem er erst am 29.4.1945 von der amerikanischen Armee befreit wurde, wie Wedemeyer-Kolwe berichtet (S. 413).[6] Im Vergleich zu anderen Häftlingen hatte Marby "Glück", denn er wurde als so genannter "Vorzugshäftling" für Küchendienste eingesetzt. Auch seiner Runentätigkeit konnte er im KZ weiter nachgehen.

Seinen Lebensunterhalt bestritt er nach Kriegsende hauptsächlich durch astrologische Beratungen, Vorträge und Kurse. Einige seiner astrologischen Werke entstanden zu dieser Zeit, wurden jedoch zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht. Karl Spiesberger führte Marbys Forschungen in den 1950ern fort. Teile von Marbys Lehren wurden von dem sogenannten Armanen-Orden aufgegriffen, und Marby wurde in den 1980er Jahren durch den esoterischen Verleger Rudolf Spieth wiederentdeckt, der seinen Verlag als Nachfolger des Marby-Verlags versteht.

Politische Einordnung

Dass Marby nationalem und völkischem Gedankengut aufgeschlossen gegenüberstand, offenbart sich, wenn er schreibt: "Die germanischen Runen und ihre Anwendung enthalten den Einweihungs-Weg der Menschen germanischen Blutes! - Menschen anderer Rassen haben ihre eigenen Einweihungs-Wege... Jegliche Kultur auf unserer Erde ist entstanden aus der Wirkung der Runen-Übungen der germanischen Völker... Dabei dürfen die Angehörigen anderer Rassen sich nicht zurückgesetzt fühlen. Sie haben ja ihre eigenen Übungen, ihre eigenen Tänze und Einweihungs-Einrichtungen. Sie sollen diese nur pflegen, uns aber nicht zumuten, dass wir ihre Tänze mitmachen. Denn diese wirken auf uns verderblich ein." Nach Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte er, seinen "Bund der Runenforscher" als "Widerstandsgruppe Marby" darzustellen, um so Entschädigung für die Haft im Konzentrationslager zu erlangen. Dies wurde jedoch von den Gerichten zurückgewiesen, die der Ansicht waren, er habe durch seine Runentätigkeit "dem Nationalsozialismus sogar Vorschub geleistet".

Marbys Runenwerke finden heute noch, gerade in neonazistischen Kreisen, große Aufmerksamkeit. Wohl hauptsächlich deswegen war er bei Astrologen nach dem Krieg kein gern gesehener Gast, auch wenn man ihm nie eine aktive Unterstüzung des Nationalsozialismus nachwies.

Marbys Runenastrologie

Astrologie

Er arbeitete viel mit den vermuteten Wirkungen der einzelnen Tierkreis-Grade. In seiner Gradastrologie ließ er auch physiognomische Aspekte einfließen. Daneben schrieb er ein Buch über astrologische Namensdeutung und ein noch unveröffentlichtes über "Galaktische Astrologie". Hier könnte es sich herausstellen, dass er möglicherweise der erste Astrologe war, der sich mit dem Galaktischen Zentrum beschäftigte, noch vor Theodor Landscheidt. Denn ein von ihm bekanntes Horoskopformular zeigt einen Tierkreis, der mit dem Zeichen Widder auf dem 27. Grad des tropischen Tierkreises Schütze beginnt, was ziemlich genau dem GZ entspricht.

Weblinks

Werke (Auswahl)

  • Runen Kalender. Der Runen- und Priester Astrologie. Astrologisches Vierteljahresbuch Juli - September 1930 Stuttgart, Marby Verlag 1930
  • Sonne und Planeten im Tierkreis - Eine Studie über Wirken und Bedeutung aller 360 Grade 256 Seiten. Spieth Verlag, Stuttgart 1975 ISBN 3880930031
  • Astrologische Namensdeutung. Name, Wesensart und Schicksal 264 Seiten. Berlin Spieth Verlag, 1996
  • Geheim-Systeme der Astrologie: Sphärische und galaktische Astrologie - die Astrologie der Milchstrasse Berlin, ca. 2008

Quellen und Anmerkungen

  1. Quelle Geburtsdaten: Homepage von Siegfried Schmid, gleichlautend persönlich von Manuel Kregel. Siehe Astro-databank/Marby, Friedrich Bernhard (Rodden Rating C)
  2. Biographie aus seinen Memoiren (teilweise veröffentlicht auf der Homepage des Spieth Verlags)
  3. Goodrich-Clarke, Nicholas: The occult roots of Nazism. The Aquarian Press, Wellingborough (GB) 1985, S. 160
  4. Nicholas Goodrich-Clarke: The occult roots of Nazism. The Aquarian Press, Wellingborough (GB) 1985, S. 161, entsprechend den Angaben aus Sonne und Planeten im Tierkreis von Marby, Stuttgart 1975
  5. Zenit, 9. Jahrgang, Februar 1938, Heft 3, S. 44
  6. Die immer wieder kolportierte Legende, Marby sei "99 Monate" im KZ gewesen, stimmt nicht. Damit hätte er bereits Anfang 1937 eingewiesen worden sein müssen. Die Angabe von Goodrick-Clarke in "The occult roots of Nazism", S. 161, Marby sei bereits 1936 nach Welzheim eingewiesen worden, ist falsch