Galileo Galilei

Aus Astrodienst Astrowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Galileo Galilei (1636)
Geburtshoroskop von Galilei

Der italienische Astronom Galileo Galilei, der auch astrologisch tätig war, wurde am 15.2.1564 (jul.) um 15:31 Uhr LMT in Pisa geboren.[1]
Er starb am 8.1.1642 in Arcetri bei Florenz.[2]

Biographie

Galileo Galilei stammte aus einer verarmten Florentiner Patrizierfamilie. Galileis Vater Vincenzo war Tuchhändler, Musiker und Musiktheoretiker und hatte mathematische Kenntnisse. Galilei wurde als Novize im Kloster der Vallombrosaner erzogen und zeigte Neigung, in den Benediktinerorden einzutreten, wurde aber von seinem Vater nach Hause geholt und 1580 zum Medizin-Studium nach Pisa geschickt.

Nach vier Jahren brach er sein Studium ab und ging nach Florenz, um bei Ostilio Ricci, einem Gelehrten aus der Schule von Nicolo Tartaglia, Mathematik zu studieren. Er bestritt seinen Lebensunterhalt mit Privatunterricht, beschäftigte sich mit angewandter Mathematik, Mechanik und Hydraulik und begann, in den gebildeten Kreisen der Stadt mit Vorträgen und Manuskripten auf sich aufmerksam zu machen. 1585/86 veröffentlichte er erste Ergebnisse zur Schwere fester Körper und löste ein antikes Problem (Heron) durch Konstruktion einer hydrostatischen Waage zur Bestimmung des spezifischen Gewichts.

Im Jahr 1589 erhielt Galilei eine Stelle als Lektor für Mathematik an der Universität Pisa. Der Lohn reichte kaum zum Überleben; dennoch gelang es ihm, vorzügliche Instrumente zu bauen und zu verkaufen. Er untersuchte die Pendelbewegung und fand, dass die Periode nicht von der Auslenkung oder dem Gewicht des Pendels, sondern von dessen Länge abhängt. Zur Untersuchung der Fallgesetze führte Galilei, ausgehend von der Bewegung des Pendels, die schiefe Ebene als Versuchsanordnung ein. Er experimentierte an dieser schiefen Ebene mit Kugeln aus verschiedenen Materialien. Diese Idee erlaubte es erstmals, die Geschwindigkeit der langsam anrollenden Kugeln zu messen. So entdeckte er die Beschleunigung und die Tatsache, dass diese etwas von der Geschwindigkeit völlig verschiedenes ist. Galilei fasste die Ergebnisse seiner mechanischen Untersuchungen in einem Manuskript zusammen, das heute als De motu antiquiora zitiert wird und erst 1890 gedruckt wurde. Galileis Anstellung wurde 1592 nicht verlängert.

Dank guter Protektion wurde Galilei 1592 auf den Lehrstuhl für Mathematik in Padua berufen, auf den sich auch Giordano Bruno Hoffnungen gemacht hatte. In Padua, das zur reichen und liberalen Republik Venedig gehörte, blieb Galilei 18 Jahre lang. Er besserte sein Salär auf, indem er vornehmen Schülern Privatunterricht erteilte ab 1597 einen Proportionszirkel vertrieb, einen Vorläufer des Rechenschiebers, dessen Konstruktion er erheblich verbessert hatte.

Im Herbst 1610 ernannte der Großherzog der Toskana und ehemalige Schüler Galileis Cosimo II. de’ Medici ihn zum Hofmathematiker, Hofphilosophen und zum ersten Mathematikprofessor in Pisa ohne jede Lehrverpflichtung. Galilei bekam damit volle Freiheit, sich ganz seinen Forschungen zu widmen.

Spätestens bei der Umsiedlung nach Florenz trennte sich Galilei von Marina Gamba, seiner Haushälterin, mit der er drei Kinder hatte: Virginia (Ordensname: Maria Celeste; 1600–1634), Livia (Ordensname: Arcangela; 1601–1659) und Vincenzio (1606–1669).

Galileis Io, Europa, Ganymed und Kallisto

1611 wurde Galilei aufgrund seiner astronomischen Entdeckungen zum sechsten Mitglied der Accademia dei Lincei ernannt. Diese Ehre war ihm so wichtig, dass er sich fortan Galileo Galilei Linceo nannte.

Viele seiner Veröffentlichungen richteten sich gegen Aristoteles, und, aus der Sicht der Inquisition noch schlimmer, auch gegen die Bibel, vor allem seine Unterstützung des kopernikanischen Systems, das nicht mehr die Erde - und damit den Menschen - ins Zentrum der Schöpfung stellte, sondern die Sonne.

Nach langen Vorarbeiten und wieder unterbrochen durch Krankheiten, vollendete Galilei 1630 den Dialogo di Galileo Galilei sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e Copernicano (Dialog von Galileo Galilei über die zwei wichtigsten Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische). Für dieses Buch erhielt er auch eine Druckerlaubnis, allerdings unter der Auflage, am Ende müsse er das Werk zugunsten des ptolemäischen Systems beschließen. Dieser meinte Galilei nachzukommen, indem er diese Rede in den Mund des offensichtlichen Dummkopfs Simplicio legte. Einige ironische Äußerungen mehr in diesem Buch führten dazu, dass er die Protektion des Papstes, unter der er bisher stand, verspielte, und vor der Inquisition erscheinen musste.

Nachdem er seinen "Fehlern" abgeschworen, sie verflucht und verabscheut hatte, wurde er zu lebenslänglicher Kerkerhaft verurteilt und war somit der Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen entkommen. Galilei selbst hielt an seiner Überzeugung fest. Die Behauptung, der zufolge er beim Verlassen des Gerichtssaals gemurmelt haben soll, „Eppur si muove“ (und sie [die Erde] bewegt sich doch), ist historisch nicht belegt und äußerst unwahrscheinlich. Sie wurde jedoch schon zu seinen Lebzeiten verbreitet.

Galilei blieb nach dem Urteil unter Arrest in der Botschaft des Herzogtums Toskana in Rom. Nach wenigen Wochen wurde er unter die Aufsicht des Erzbischofs von Siena gestellt, der allerdings sein glühender Bewunderer war und ihn nach Kräften unterstützte. In Siena konnte er seine tiefe Niedergeschlagenheit über den Prozess und seinen Ausgang überwinden. Nach fünf Monaten, im Dezember 1633, durfte er in seine Villa Gioiella in Arcetri zurückkehren, blieb jedoch unter Hausarrest, verbunden mit dem Verbot jeglicher Lehrtätigkeit. Galilei hatte seit längerem Probleme mit seinen Augen; 1638 erblindete er vollständig – sei es als Folge seiner anfangs ohne ausreichenden Schutz unternommenen Sonnenbeobachtungen oder aufgrund einer genetisch bedingten Veranlagung.[2].

Astronomie

Aufzeichnungen zu Galileis Entdeckung (1610)

Bereits 1597 ließ er in einem Brief an Johannes Kepler deutlich erkennen, dass er das heliozentrische Weltsystem gegenüber dem vorherrschenden Glauben an das geozentrische Weltbild favorisierte: „…unser Lehrer Copernicus, der verlacht wurde“.

Die heute nach Kepler benannte Supernova von 1604 veranlasste ihn zu drei öffentlichen Vorträgen, in denen er die aristotelische Astronomie und Naturphilosophie angriff. Aus der Tatsache, dass keine Parallaxe festgestellt werden konnte, schloss Galilei wie bereits 1572 Tycho Brahe, dass der neue Stern weit von der Erde entfernt sei und sich deshalb in der Fixsternsphäre befinden müsse. Nach herrschender Lehre wurde diese Sphäre für unveränderlich gehalten, ein neues Himmelsobjekt hätte insofern dort nicht erscheinen dürfen.

1609 erfuhr Galilei von dem im Jahr zuvor in Holland von Jan Lippershey erfundenen Fernrohr. Er baute aus käuflichen Linsen ein Gerät mit ungefähr vierfacher Vergrößerung, lernte dann selbst Linsen zu schleifen und erreichte bald eine acht- bis neunfache, in späteren Jahren bis zu 33-fache Vergrößerung.

Als einer der ersten Menschen nutzte Galilei ein Fernrohr zur Himmelsbeobachtung. Dies bedeutete eine Revolution in der Astronomie, denn bis dahin waren die Menschen auf Beobachtungen mit dem bloßen Auge angewiesen. Er stellte fest, dass die Oberfläche des Mondes rau und uneben ist, mit Erhebungen, Klüften und Kratern. Er erkannte zudem, dass die dunkle Partie der Mondoberfläche von der Erde aufgehellt wird (sog. Erdschein) und dass die Planeten – im Gegensatz zu den Fixsternen – als Scheiben zu sehen sind. Er entdeckte die vier größten Monde des Jupiter, die er in Vorbereitung seines Wechsels an den Medici-Hof die Mediceischen Gestirne nannte und die heute als die Galileischen Monde bezeichnet werden. Er beobachtete, dass die Milchstraße nicht – wie es dem bloßen Auge vorkommt – ein nebliges Gebilde ist, sondern aus unzähligen einzelnen Sternen besteht. Diese Entdeckungen und seine Federzeichnung der Mondoberfläche wurden im Sidereus Nuncius (Sternenbote) von 1610 veröffentlicht und machten Galilei auf einen Schlag berühmt.

Galilei setzte seine astronomischen Beobachtungen fort und fand heraus, dass der Planet Venus Phasengestalten wie der Mond zeigt. Die Venussichel und die volleren Phasen interpretierte er derart, dass die Venus zeitweise zwischen Sonne und Erde steht, zu anderen Zeiten aber jenseits der Sonne. Zwischen Ende 1610 und Mitte 1611 beobachtete Galilei erstmals mit dem Teleskop dunkle Flecken auf der Sonnenscheibe.

Für Galilei war es offensichtlich, dass seine astronomischen Beobachtungen das heliozentrische Weltbild des Nikolaus Kopernikus stützten, aber keinen zwingenden Beweis lieferten: Sämtliche Beobachtungen wie etwa die Venusphasen waren auch mit dem Weltmodell des Tycho Brahe vereinbar, wonach sich Sonne und Mond um die Erde, die übrigen Planeten aber um die Sonne drehen. Galilei hielt sich von nun an mit Äußerungen in der Öffentlichkeit zum kopernikanischen System zurück, da die Inquisition dieses System als nicht der Bibel gemäß ablehnte. 1624 reiste Galilei nach Rom und wurde sechs Mal von Papst Urban VIII. empfangen, der ihn ermutigte, über das kopernikanische System zu publizieren, solange er dieses lediglich als Hypothese behandle[2].

Astrologie

Galileis Rektifikationen seines Horoskops

Allgemein geht man inzwischen davon aus, dass Galilei zumindest über weite Zeiträume seines wissenschaftlichen Wirkens auch als Astrologe tätig war.[3][4].

Vieles, was auf Galileis astrologisches Wirken hindeutet, ist heute verloren, allerdings sind etwa 25 Horoskopzeichnungen von ihm erhalten, sowie einige Horoskopdeutungen[5], so auch die nebenstehend abgebildeten Rektifikationsversuche für sein eigenes Horoskop. Er soll die Astrologie aus Porphyrius' Werk Introductio in Ptolemaei opus de effectibus astrorum erlernt haben, in dem in Florenz erhaltenen Exemplar dieses Werkes sind noch Galileis Anmerkungen erhalten. Im Jahr 1604 ist Galilei erstmals von der Inquisition angeklagt worden, und einer der Vorwürfe, die von Galileis Sekretär Signor Silvestro erhoben wurden, lautete auf Erstellung von deterministischen Deutungen für seine wohlhabenden Klienten. Silvestre zitiert Galileis Deutung für einen Klienten, dieser würde "noch weitere zwanzig Jahre leben, und er bestand darauf, dass diese Vorhersage sicher sei und unbedingt eintreffen würde"[5]. Die Protokolle weisen aus, dass es vor allem dieser Fatalismus war, den die Inquisitoren Galilei vorwarfen, und es war nur seiner Protektion zu verdanken, dass der Schuldspruch der Inquisition nicht an Rom weitergeleitet wurde.

Sidereus Nuncius, 1610

In seinem großen naturwissenschaftlichen, 1610 veröffentlichten Werk Sidereus Nuncius, das auch die Jupitermonde beschreibt, hebt er mit der Beschreibung der astrologischen Eigenschaften Jupiters an: "Wer wüsste auch nicht dass Gnade, Herzensgüte, gute Manieren, die Herrlichkeit königlichen Geblüts, Adel in öffentlicher Stellung, umfänglicher Einfluss und Macht über andere, alle, die von hochwohlgeborener Herkunft sind - wer, so sage ich, wüsste nicht, dass diese Qualitäten, entsprechend der göttlichen Vorhersehung, aus der alle Dinge kommen, dem höchst wohltätigen Jupiter entspringen?"[6] Etwas später im Text deutet Galilei das Horoskop seines Landesfürsten Cosimo de Medici betreffend Jupiter wie folgt: "Jupiter, Jupiter, sage ich, hatte zum Zeitpunkt Ihrer hochwohlgeborenen Geburt bereits die langsamen, wabernden Nebel des Horizonts verlassen und besetzte die Himmelsmitte, von der aus er östlichen Aufgang bestrahlt; von diesem erhabenen Thron wurde die höchst glückliche Geburt und all die Herrlichkeit und Pracht des Neugeborenen in die höchst reine Luft ergossen." Auch die Rektifikation, die Galilei für dieses Horoskop erstellte, ist erhalten. Nicht nur für Cosimo selbst, auch für seine Töchter errechnete Galilei Horoskope und erstellte Deutungen, ebenso für weitere florentiner Adlige[5].

Es muss allerdings erwähnt werden, dass Galilei in seiner 1623 erschienenen Schrift Saggiatore seine berühmt gewordene Überzeugung äußerte, die Philosophie (was damals auch die Naturwissenschaft meinte) stehe in dem Buch der Natur, und dieses Buch sei in mathematischer Sprache geschrieben. Seither gilt Galilei als Begründer der modernen, mathematisch orientierten Naturwissenschaften, gleichzeitig enthielt dies eine klare Absage an Alchemie und Astrologie[2].

Weblinks

Literatur

  • Friederike Boockmann et al: "Nicht das Kindt mit dem Badt außschutten". Zur Rolle einer Pseudowissenschaft im Zeitalter der wissenschaftlichen Revolution: Die Astrologie bei Johannes Kepler, Heinrich Rantzau und Galileo Galilei, Akademie Aktuell 04/2008

Quellen und Anmerkungen

  1. AstroDatabank, Rodden Rating A. Abgerufen 20.3.2012 Arthur Blackwell zitiert Galileis eigene Angabe aus "Le Opere Di Galilei," Vol. 19, herausgegeben von Barbera. Nick Kollerstrom zeigt zwei Kopien von Horoskopen aus der Bibliothek von Florenz, die als von Galileo selbst gezeichnet akzeptiert sind, einmal für 16:09 Uhr LMT, ein weiteres 15:59 GMT, was wohl näher an der von Galilei schließlich akzeptierten Fassung liegt.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Wikipedia: Galileo Galilei Abgerufen 11.2.2013 Inhalt gekürzt und neu gegliedert
  3. Die Forschungen über sein astrologisches Wirken stammen von Kollerstrom, aus dessen Veröffentlichung nachfolgend zitiert wird. Dieser wiederum stützt sich auf die Forschungen der italienischen Astrologin Grazia Mirti.
  4. Bruce Scofield: Were They Astrologers? — Big League Scientists and Astrology. The Mountain Astrologer, Aug/ Sept 1998
  5. 5,0 5,1 5,2 Nick Kollerstrom: Galileo's Astrology. online bei Skyscript Abgerufen 11.2.2013
  6. Kollerstrom zitiert aus van Heldens Übersetzung des Sidereus Nuncius