Große Konjunktion

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Abfolge Großer Konjunktionen aus irdischer bzw. astronomischer Sicht[1]
Saturn und Jupiter[2]

In der Astrologie wird so die Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn genannt, die etwa alle zwanzig Jahre stattfindet.

Details und Geschichte

Jede dritte Große Konjunktion ist eine Dreifachkonjunktion, das heißt: Jupiter zieht zunächst direktläufig, dann rückläufig und schließlich wieder vorwärts an Saturn vorbei. Dieser wird eine besondere Bedeutung beigemessen; sie gilt u.a. als eines der Erklärungsmodelle für den Stern von Bethlehem.
Je zwei aufeinander folgende Große Konjunktionen ereignen sich immer im Trigon zueinander, bei einer insgesamt rückläufigen Bewegung der Konjunktionen durch den Tierkreis. Nach etwa achthundert Jahren beginnt der Zyklus ungefähr an derselben Stelle des Tierkreises wieder von neuem.
Entwickelt wurde die Methode dieser astrologischen Geschichtsbetrachtung im sassanidischen (hellenistischen) Persien der Spätantike. Über arabische Astrologen wie Alcabitius und Albumasar kam sie in den lateinischen Westen, wo sie insbesondere in der Renaissance äußerst populär wurde, u.a. bei Gerolamo Cardano und Johannes Kepler.[3]

Abfolge Großer Konjunktionen in Keplers „De stella nova“

Deutung

Große Konjunktionen gelten klassisch als Königsaspekt (coniunctio aurea). Sie stehen symbolisch für eine Vereinigung von Geistig-Spirituellem (Jupiter) mit Weltlich-Politischem (Saturn). Nach Albumasar bedeuten sie "Veränderungen der Parteien und Ämter und in Gesetzesänderungen..." Sie zeigen sich "im Auftreten von Propheten und Weissagungen und Wundern in Parteien und staatlichen Ämtern."[4]
Im ausgehenden Mittelalter fürchtete man bei einer Großen Konjunktion oft aber auch großes Unglück (siehe Abbildungen):

Albumasar über Große Konjunktionen[5]

Große Konjunktion von 1524

Vor allem Johannes Stöffler war es, der die Konjunktion von 1524 als schreckenserregendes Ereignis ankündigte: In diesem Jahre wird weder eine Sonnen- noch eine Mondfinsternis sichtbar sein. Aber im laufenden Jahre werden äußerst bewundernswerte Bewegungen der Wandelsterne staffinden. Im Monat Februar nämlich werden 20 Konjunktionen eintreten, von denen die einen mittelmäßiger Art, die anderen bedeutungvoll sein werden. 16 davon werden in wässerigen Zeichen stehen. Diese Natuereignisse werden für annähernd den ganzen Erdkreis, für sämtliche Zonen, Reiche, Provinzen, Staaten, sowohl für Würdenträger, als auch für das niedere, ungebildete Volk, für die Tiere, die Fische und für alle lebewesen der Erde eine Veränderung, eine Umwälzung bedeuten, wie uns dieselbe während Jahrtausenden weder durch Geschichtsschreiber, noch durch die Vorfahren überliefert worden sind. Deshalb, christliche Männer, erhebet euer Haupt"[6]. Diese Aussage (und eventuell noch weitere) wurden dahingehend interpretiert, dass mit einer neuen Sintflut zu rechnen sei. In Berlin begab sich deswegen etwa der Kurfürst, beraten von seinem Astrologen Johannes Carion, samt Hofstaat auf den nahegelegenen Kreuzberg. Statt einer Sintflut fand in dem Jahr jedoch eine große Trockenheit statt[7]

Johannes Virdung sprach sich zwar, auch in Replik auf die Schrift Stöfflers, gegen das Überschwemmungsszenario aus (siehe Practica von 1522), jedoch brachte er den "Entchrist" (Antichrist) der Apokalypse ins Spiel, prognostizierte Aufstände und eine Schwächung des christlichen Glaubens. Seine Schrift wurde in besonderem Maße dazu genutzt, die Angst vor der Reformationsbewegung um Martin Luther anzuheizen. So wundert es nicht, dass sie in den folgenden Jahren bis zu fünfzehn weitere Auflagen erlebte. Metagnostisch wurden die Bauernkriege in den 1520er Jahren durchaus als Bestätigung von Virdungs Prognose aufgefasst, zumal er formulierte: "Vnd die geringen menschen, schnödes geschlechts werden sich erhöhen wider die Kunig vnd grossmechtige, sie vndtersteen zu vertreiben aus irem gewalt und jemmerlich vervolgen" (Zitat aus der Practica von 1522).

Horoskop der 1524 befürchteten "Sintflut"
Die Große Konjunktion im Krebs von 1504[8]

Siehe auch

Weblinks

Zwölfstern aus Jupiter, Saturn und Neptun bei Hartmut Warm[9]

Literatur

  • Max Steinmetz: Johann Virdung von Hassfurt. Sein Leben und seine astrologischen Flugschriften. In: Zambelli, Paola: Astrologi hallucinati: Stars and the End of the World in Luther's Time: Conference Papers, S. 195-214. Walter de Gruyter 1986 ISBN 9783110103175
    • Johannes Virdung: Prognosticon super novis stupendis et prius non visis planetarum coniunctionibus. Johann Weißenburger, Landshut 1521 Digitalisat der BSB München
    • Johannes Virdung: Practica Teutsch über die newe erschröckliche vor nie gesehen coniunction oder zusammenvereinigung der planeten im jar 1524 zukünftig. Oppenheim 1523
  • Albumasar: De magnis conjunctionibus et annorum revolutionibus ac eorum profectionibus. Erhard Ratdolt, Augsburg 1489 Digitalisat der ULB Darmstadt
  • Annett Klingner: Heimliche Regenten. Astrologen als Drahtzieher der Macht. 239 Seiten. Heyne, 2012 ISBN 9783899105568
  • Alexander von Schlieffen: Das astrologische Luftzeitalter, Random House bzw. Goldmann TB, 288 Seiten. ISBN 978-3-442-22340-4, 2021; mit zugehörigem Hörbuch Rezension und Leseprobe Hörprobe (3,2 min)

Quellen und Anmerkungen

  1. Die Konjunktionen wiederholen sich nicht exakt, sondern um wenige Bogengrad verschoben. Daraus ergeben sich auch die Abbildungen Hartmut Warms (s.u.)
  2. Alchemistische Darstellung
  3. Ptolemäische Astrologie in der Renaissance. Dag Nikolaus Hasse, 2013
  4. Carl Gustav Jung, Aion, S.87
  5. Europäische Darstellung
  6. Zitiert und übersetzt von Ernest Hentges: "Geschichtliche Notizen von Johannes Stöffler. In: Astrologische Rundschau, 1923-1926
  7. Allgemeine Deutsche Biographie Johannes Stöfflers, Zitat von Wikisource/ADB:Stöffler, Johannes
  8. Zeitgenössische Darstellung, koloriert von Adam McLean. Siehe Adam McLean's Galleries of coloured images, dort Illustration AST 65
  9. Darstellung der Raumgeraden Jupiter-Neptun bei Jupiter/Saturn-Konjunktionen, Start ca. 5.04.4950 v. Chr., 750 mal, Zeitraum 14.893,9 Jahre