Häusersystem

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Verbreitung der Häusersysteme[1]

Definition (Allgemeines)

Als "Häusersystem" (englischer Fachausdruck Domifikation) bezeichnet man die Art, nach welcher der Tierkreis in zwölf weitere Abschnitte, die Häuser, unterteilt wird (siehe Abbildungen). Bezugspunkt hierbei ist - neben Geburtsdatum und -uhrzeit - der geographische Ort, für den ein Horoskop erstellt wird. Die Zählung der Häuser beginnt üblicherweise am Aszendenten bzw. (bei manchen Systemen) mit demjenigen Haus, in dem der Aszendent zu stehen kommt, und erfolgt - wie bei den Tierkreiszeichen - gegen den Uhrzeigersinn. Selten kann auch das Medium coeli Ausgangspunkt der Zählung sein.

Die Häusersysteme werden in "Äquale" und "Inäquale" eingeteilt. Ungeachtet dessen sind aber die Hauptachsen (Horizontachse und Vertikalachse) immer dieselben.

Unter den Astrologen herrscht keineswegs Einigkeit darüber, welches Häusersystem "das richtige" ist. Es gibt kein System, das erwiesenermaßen den anderen überlegen wäre, und so muss jeder selbst Erfahrungen sammeln, um feststellen zu können, mit welchem er die besten Deutungsergebnisse erzielt. Die inäqualen Systeme nach Placidus und Koch haben den Nachteil, dass sie in Gegenden mit höheren Breitengraden (beim Nord- oder Südpol) nicht mehr funktionieren.

Äquale Systeme

Äquale Häuser[2])

Bei den äqualen (= gleich großen) Häusersystemen umfasst jedes Haus exakt dreißig Grad. Dabei ist der Aszendent entweder die Spitze des ersten Hauses (Häuserspitze) oder aber er befindet sich in der Mitte desselben (z.B. bei Vehlow). Das Medium Coeli muss sich dann keineswegs im zehnten Haus befinden, sondern kann auch im achten, neunten oder elften Haus liegen. Dafür gibt es bei den äqualen Häusern keine eingeschlossenen Tierkreiszeichen.

Das Häusersystem der Ganzen Zeichen (englisch "Whole Sign Houses") ist das älteste überhaupt. Hier gilt als erstes Haus das Zeichen, in dem der Aszendent liegt. Häuser- und Zeichengrenzen sind identisch.

Inäquale Systeme

Bei den inäqualen (= verschieden großen) Häusersystemen werden die vier Quadranten, also die Abschnitte zwischen den Achsen, in jeweils drei weitere, ungleich große Abschnitte unterteilt. Die einander gegenüberliegenden Häuser haben die gleiche Größe.
Es gibt zahlreiche inäquale Häusersysteme. Die bekanntesten bzw. gebräuchlichsten sind Placidus und GOH (Koch = Geburtsort-Häuser):

  1. Placidus
  2. Koch-Häusersystem (GOH)
  3. Porphyrius
  4. Alcabitius
  5. Campanus
  6. Regiomontanus
  7. Polich-Page ("topozentrische Häuser")
Gleiches Horoskop mit Placidus

Placidus-Häusersystem: Dieses System wurde von Placidus de Titis (1603-1668), einem italienischen Geistlichen, geschaffen. Es beruht auf der gleichmäßigen Unterteilung der Tag und Nachtbögen, auf welchen sich alle Himmelspunkte bewegen. Der Tierkreisgrad an der zwölften Hausspitze hat ein Sechstel seines Tagebogens vollzogen, der Tierkreisgrad an der elften zwei Sechstel, usw.

Koch-Häusersystem: Das so genannte Geburtsorthäuser (GOH)-System wurde von Dr. Walter Koch (1895-1970) propagiert und wird verschiedentlich auch nach ihm benannt. Es teilt die Zeit, die der Tierkreisgrad am MC benötigt hat, um vom Horizont zur Kulmination zu gelangen, durch Drei. Für die beiden sich so ergebenden Zwischenzeiten werden "Aszendenten" berechnet. Diese sind dann die Hausspitzen 12 und 11.

Porphyrius-Häusersystem: Dieses System wird heute kaum mehr verwendet. Es stammt aus dem dritten Jahrhundert nach Christus und unterteilt die vier Quadranten in jeweils gleich große Abschnitte. Bezugskreis ist die Ekliptik.

Campanus-Häusersystem: Schöpfer dieses Systems war der Mathematiker Giovanni Campani (1233-1296). Es beruht auf der Unterteilung eines Großkreises, der durch den Ost- und Westpunkt des Horizontes, sowie durch Zenit und Nadir führt, in Abschnitte zu je dreißig Grad. Durch jede Marke führt ein Kreis, und diese Kreise treffen sich am Südpunkt und am Nordpunkt des Horizontes. Die Häuserspitzen befinden sich dort, wo diese zwölf Kreise die Ekliptik schneiden.

Regiomontanus-Häusersystem: Bei diesem System von Regiomontanus (Johannes Müller, 1436-1476), Mathematiker, Astronom und Astrologe, wird der Himmelsäquator in Abschnitte zu je dreißig Grad unterteilt. Dort, wo die Kreise, die durch die Marken führen und sich wiederum am Südpunkt und am Nordpunkt treffen, die Ekliptik schneiden, befinden sich die Häuserspitzen.

Topozentrisches Häusersystem: Dieses System wurde von dem Ungarn Wendel Polich und dem Briten Anthony Nelson Page in den 1960er Jahren in Argentinien erfunden. Es handelt sich um eine Variation des Placidus-Systems.

Weblinks

Regiomontanus

Literatur

  • Wilhelm Knappich: Placido de Titi's Leben und Lehre, Zenit 1935, Heft 7-11
  • Holden, Ralph William: Astrologische Häusersysteme. Entstehung, Berechnung, Bewertung , Chiron-Verlag, 1998
Holden schildert zunächst die historische Entstehung der astrologischen Häuser und zeigt, wie diese schrittweise vom Tierkreis abgeleitet wurden. Anschließend widmet er sich der Darstellung der einzelnen Systeme. Er erklärt die 14 gebräuchlichsten Methoden der Häuserteilung, und erläutert diese dann an jeweils demselben Beispielhoroskop. Dabei wählt er einen systematischen Ansatz. Er stützt sich auf die mathematischen Berechnungsgrundlagen und erläutert die Stärken und Schwächen der jeweiligen Häusersysteme

Quellen und Anmerkungen

  1. Umfrage der amerikanischen Zeitschrift The Mountain Astrologer auf Facebook, 2011
  2. Das MC ist nahe der Spitze des neunten Hauses. Eröfnungshoroskop dieses Astro-Wikis; siehe Hauptseite