Halbsumme

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Die Symmetrieachse der Halbsumme von Mars und Venus

Synonyme:

  • Halbdistanzpunkt Der Unterschied zwischen den Begriffen Halbdistanzpunkt und Halbsumme ist, dass ersterer traditionell ausschließlich eine direkte Halbsumme bezeichnet. Ein Horoskopfaktor steht dann in der arithmetischen Mitte zwischen zwei weiteren Horoskopfaktoren.
In der Halbsummenlehre wird der Halbdistanzpunkt als "direkte Halbsumme" bezeichnet. Indirekte Halbsummen werden dagegen durch Aspekte von Horoskopfaktoren zum Halbdistanzpunkt gebildet - ausgenommen die Konjunktion, da diese eine direkte Halbsumme ist, also den Halbdistanzpunkt selbst darstellt.
  • Äquidistanz oder Äquidistanzpunkt Der Unterschied zwischen Halbsumme und Äquidistanz liegt darin, daß der Äquidistanzpunkt sich stets auf die Horizont- oder Vertikalachse bezieht und von dort aus in beiden Richtungen die gleichen Abstände zu Planeten oder anderen Deutungsfaktoren abmisst.[1]

Verwendung

Viele Astrologieschulen, etwa die Hamburger Schule, Ebertin (Kosmobiologie) und Thorwald Dethlefsen, ziehen Halbsummen in ihrer Deutung des Radixhoroskops heran. In der Hamburger Schule werden zwei Halbsummen, die in einem bestimmten Winkelverhältnissen stehen, als Planetenbild bezeichnet. Halbsummen spielen auch im Horoskopvergleich eine Rolle (Synastrie bzw. vergleichende Astrologie und Sonnengleichung). So besteht das Composit aus den Halbsummenpunkten von jeweils zwei gleichen Planeten zweier Radixhoroskope.

Geschichte

Guido Bonatti ist historisch möglicherweise der erste Astrologe, der mit Halbsummen arbeitete.[2]
Benutzt wurden die Äquidistanzen, zunächst als Methode zur Rektifikation, jedenfalls im 17. Jahrundert von Antonio Francesco de Bonatti, der durch die Verwendung von Mundanen Parallelen der Mailänder Schule (Placidus de Titis) angeregt wurde (welche unter den Mundanaspekten beschrieben sind)[3], womöglich auch schon in der Spätantike als Halbdistanzpunkt bei Claudius Ptolemäus[4]. Doch erst Albert Kniepf griff die Äquidistanzen um die Jahrhundertwende für den deutschsprachigen Raum wieder auf, und über dessen Schüler Alfred Witte wurde sie 1923 bekannt.

Geometrisch gesehen ist die Halbsumme eine "Winkelhalbierende"

Berechnung

Eine "Halbsumme" [5] bezeichnet die arithmetische Mitte zwischen zwei Planeten bzw. generell zwei Horoskoppunkten.
Die Schreibweise ist am Beispiel der Halbsumme zwischen Venus und Saturn auf 5 Grad Zwillinge: Ven.gif / Sat.gif = 5 Grad Zwillinge. Es gibt immer zwei Halbsummen-Punkte für zwei Horoskopfaktoren: eine auf der längeren und eine auf der kürzeren Distanz, die sich genau in Opposition befinden. Der auf der kürzeren gilt die Aufmerksamkeit.

Deutung

Am Halbsummen-Punkt bündeln sich die Kräfte der beiden beteiligten Planeten. Befindet sich hier ein dritter Planet, so empfängt dieser beider Energien und wird gewissermaßen zu einem Kanal für sie (dies ist beispielsweise bei der Aspektfigur T-Quadrat der Fall: Zwei Planeten stehen in Opposition zueinander, ein dritter im Quadrat zu beiden).

Auch Transite über die Halbsumme und ebenso andere Auslösungen sprechen die beiden beteiligten Horoskopfaktoren an.

Hamburger Schule

Die Hamburger Schule berücksichtigt dagegen den Winkelabstand zwischen den zwei Faktoren und unterscheidet nach ihrer Position in den Häusern. Beispiel: Ven.gif / Sat.gif01, 5 Grad Zwillinge, "01" heißt, Ven.gif steht im 1.Sat.gif-Haus, zugleich steht Sat.gif im 6. Ven.gif-Haus. Bei den Planetenhäusern spiegeln die Häuser 1 und 6. [6][7]. Durch die Hauszuordnung wird der Unterschied gleicher Winkelabstände berücksichtigt. Winkel von 0° und 22°30' erfassen den Planeten im 9. oder 10. Haus, Winkel von 45° im 8. oder 11. Haus, Winkel von 67°30' im 7. oder 12. Haus, Winkel von 112°30' im 6. oder 1. Haus, Winkel von 135° im 5. oder 2. Haus, Winkel von 167°30' und 180° im 4. oder 3. Haus. Beispiel: Jupiter im 8. Haus bedeutet "Geld und materielles Glück loslassen und verlieren", dagegen im 11. Haus: "Zuwendung von Geld und Glück, Protektion aus dem Bekannten- und Freundeskreis".

Die Halbdistanzpunkte bei Frank Glahn[8]

Glahn maß allen Schnittpunkten Bedeutung zu, arbeitete aber bevorzugt mit jenen von Sonne/Mond, Sonne/Saturn, Mond/Saturn und deren Gegenpolen. Er nahm mit ihnen auch Geburtszeitkorrekturen vor, was bereits der berühmte Hofastrologe von Kaiser Friedrich II., Guido Bonatti aus Cascia/Florenz, getan haben soll. Glahn kam zur Überzeugung, dass neben den gefundenen Gesetzen mit den Schnittpunkten die Horoskope der Eltern, also die Familienvererbung, Schlüssel zur unbekannten Geburtsstunde liefern. Im Schnittpunkt Sonne/Mond sei oft der AS, MC, Sonnen- oder Mondstand eines Elternteiles zu finden.

Schnittpunkt Sonne/Mond[9]

Der Grad der Halbdistanz zwischen den Lichtern Sonne und Mond ist nach Glahn für den Horoskopträger von besonderer Wichtigkeit, ebenso Planeten, AS, MC und Mondknoten, die diese Halbsumme besetzen.

Der Schnittpunkt Sonne/Mond symbolisiert den tiefsten Wesenskern, das eigentliche Ziel, das der Mensch anstrebt oder zu dem der Mensch geführt wird.

Die Stellung, wohin im Horoskop Schnittpunkte fallen, sind besonders zu beachten. Dabei gibt es einen + und einen Pol.
Bei positiven (aktiven) Menschen ist der + Punkt maßgebender.[10] Er befindet sich in der kürzeren Distanz von Sonne/Mond. Bei negativen (passiven) Horoskopeignern ist der – Punkt richtungsgebend. Dieser befindet sich in der Mitte der größeren Distanz von Sonne/Mond. Beide Punkte/Pole liegen 180° auseinander. Der + Punkt entspricht dem Aszendenten/Widderpunkt, der – Punkt dem Deszendenten/Waagepunkt.

Positive Personen sind aktiv bis selbstherrlich, negative Menschen sind passiv, stützen sich gerne auf andere, hängen ihnen an oder sind von ihnen abhängig.[11]

Fällt der Schnittpunkt auf:

  • MC/X = Die Wesensrichtung ist auf die äußere Gestaltung des Daseins gerichtet.
  • IC/IV = Die introvertierte, häusliche Seite des Menschen ist die wichtigere.
  • AC/I = Die Individualität tritt sehr stark hervor.
  • DC/VII = Ehe oder Öffentlichkeit wirken maßgebend. Verbindungen beeinflussen das Geschick.

Deutungshinweise für die Halbsummen

Neumond und Vollmond sind nach Glahn nur günstig, wenn sie in die nachfolgenden Häuser fallen:

  • ins 2. Haus: Geld und Unabhängigkeit bzw. Gebundensein sind wesentlich.
  • ins 5. Haus: das Seelenleben und die 5. Haus-Angelegenheiten haben Vorrang.
  • ins 11. Haus: Freunde und Gesellschaften haben eine größere Bedeutung.
  • Ins 12. Haus fallend, soll die Seele auf den Pfad der Erlösung gebracht werden, meist unter Bußeleistung für Vergehen früherer Leben.

Die Schnittpunkte Sonne/Saturn und Mond/Saturn geben Aufschluss über das Schicksal, dem «nicht zu entrinnen» ist. Als Pluspunkt bezeichnen sie die geistige, aktive Seite, entsprechend dem Aszendent/Widderpunkt; als Passivpunkt die seelische, passive Seite, entsprechend dem Deszendent/Waagepunkt = das Schicksal, das allenfalls durch andere Personen zu erleiden ist.

Im Prinzip ist es das Thema, dem Schicksal, aktiv oder passiv zu begegnen, was aktiven Personen von der Anlage her in der Regel im aktiven Sinn besser gelingt.

Beispiel einer HS-Tabelle
  • Sonne/Saturn bezeichnet das berufliche Leben, die soziale Stellung
  • Mond/Saturn bezieht sich auf das «zu erleidende» Schicksal mit nahverbundenen männlichen (für die Frau) und weiblichen (für den Mann) Personen, meist im Sinne der Ehe. Gilt aber auch für das seelische Erleben[12]
  • Mars/Saturn ist wichtig für Beruf und Gesundheit

Nicht nur Tierkreiszeichen und Haus, in welche diese Schnittpunkte fallen, sind wesentlich, sondern auch das Dekanat. Außer der allgemeinen Glahnschen Rhythmenlehre und ihren Auslösungen werden jedem Dekanat 25 Jahre Wirksamkeit zugeschrieben. Fallen Schnittpunkte ins I. Dekanat, so werden sie während der ersten 25 Jahre wirksam und erfahren ihre Auslösung, ist es das 2. Dekanat, so sind die Jahre 25 bis 50 maßgebend, und ist es das 3. Dekanat, so fällt die maßgebliche, und auch genau berechenbare Zeit, in die Jahre zwischen 50 und 75.

Weblinks

Literatur

  • Reinhold Ebertin, Kombination der Gestirneinflüsse. 256 Seiten. Chiron Verlag 2002 ISBN 978-3925100703
  • Olaf Staudt, Halbsummen in der Astrologie. 220 Seiten. Astronova 2011 ISBN 978-3937077475
Zeitgemäße Aufarbeitung von Ebertins Klassiker "KdG"

Quellen und Anmerkungen

  1. Wilhelm Knappich: Der Mensch im Horoskop, Verlag Stadler, Villach, 1951, S.82
  2. Englische Wikipedia: Guido Bonatti
  3. "Wenn Bonatti in seiner Rektifikationsregel nach Äquidistanzen Planeten gleicher Abstände von einem Eckpunkt zur Korrektur verwendete, so wurde er dazu angeregt von der Placidianischen Schule bzw. von der 2. Auflage der Physiomathematica des Placidus 1675, wo dessen Schüler und Herausgeber F. Brunnacio in den Zusätzen zur Placidianischen Lehre von den neuen Äqui-Distanzen (de novis aequidistantiis) berichtet." Quelle: Walter Koch, Gesammelte Aufsätze, S. 74-75, Rohm-Verlag
  4. In der Tetrabiblos, Übersetzung von M. Erich Winkel, Linser Verlag, Berlin 1923, kann im Dritten Buch, Kapitel 10, S. 28, (S. 160, Chiron-Verlag, Mössingen 2000) folgende Stelle angeführt werden: Befindet sich nun also eines der Lichter in einem Eckhause und nahe bei ihm ein Uebeltäter, oder dieser befindet sich genau in der gleichen Entfernung von beiden Lichtern [damit sind Sonne und Mond gemeint], so dass er mit den Lichtern zusammen ein Dreieck mit zwei exakt gleichen Seiten bildet, und es kommt kein Aspekt eines Wohltäters hinzu, während der Herr der Lichter im Hause der Uebeltäter sich befindet, so schlägt die Ernährung nicht an und das Kind stirbt bald
  5. Der Begriff "Halbsumme" wird in der Astrologie erstmals von Witte verwendet, in seinem Aufsatz Der erste Transneptunplanet Cupido. in: Astrologische Blätter, Berlin, V. Jahrgang, Monat Juli 1923, Heft 4, Seite 52
  6. Alfred Witte: Die Häuser der Planeten, in: Astrologische Blätter, 6. Jahrgang, Juli 1924, Heft 4. Seite 119-121, Linser-Verlag Berlin. Nachdruck in Alfred Witte: Der Mensch. Eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen. Witte-Verlag), Hamburg 1975, ISBN 3-920807-11-1
  7. Hermann Lefeldt, Methodik der astrologischen Häuser und Planetenbilder (System Hamburger Schule), Band 1: Die Häuser. Hamburg 1962, S. 33-36, 40, 49-52, 63-70, 204-228
  8. Glahn, ein Schüler von Witte, dem Begründer der Hamburger Astrologenschule, erhielt die Kenntnis von den «Schnittpunkten» durch Albert Kniepf, Hamburg.
    Witte bekam das Wissen ebenfalls von Kniepf und führte die Halbsummen unter der Bezeichnung Planetenbilder in die moderne Astrologie ein. Die Arbeit von Witte über Halbsummen und Planetenbilder, wie sie in seinem «Regelwerk der Planetenbilder» zusammengefasst wurde, ist eine Pionierleistung. Sie wirkte zu ihrer Zeit revolutionär. Wittes Deutungen waren auf praktischer Erfahrung aufgebaut. Sie brachten daher nur Schicksalsereignisse und keine psychologische Deutung.
    Reinhold Ebertin, der viel mit Wittes Regelwerk gearbeitet und auch zu seiner Verbreitung beigetragen hat, empfand das fehlende psychologische Moment als Mangel und schuf die KdG = Kombination der Gestirneinflüsse, das heute wohl bekannteste Deutungswerk über die Planeten in ihren Halbsummen.
  9. Der Schnittpunkt von Sonne/Mond fällt bei Gertrud Hürlimann auf 19° Schütze. Interessanterweise steht im Geburtsbild von A. Frank Glahn auf 19° Schütze sein Jupiter, und der öfters zitierte Astrologe, Chirologe und Heilpraktiker Rudolf Engelhardt spendet aus 19° Löwe ein genaues Trigon von seiner Sonne auf diesen Grad.
    Zur Familienvererbung sagt Hürlimann, dass auf 19° Schütze, dem Schnittpunkt Sonne/ Mond, sich die Sonne ihres Vaters und der Mars ihrer Mutter befinden.
  10. Mit positiv ist gemeint, dass die Mehrzahl astrologischer Faktoren Feuer- oder Kardinalzeichen besetzen oder Sonne und/oder Mars sich in dominanter Stellung befinden. Auch die Tag- oder Nachtgeburt ist wesentlich.
  11. Positiv und negativ wollen als Begriffe verstanden sein und nicht als Wertung.
  12. Siehe hier Symbolkette für Mond und Saturn sowie in der KdG/Ebertin Seite 92 Ausgabe 1950, Seite 104 Ausgabe 1974