Heinrich Christian Meier-Parm

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Heinrich Christian Meier (1982)
Meier-Parms Geburtshoroskop

Der deutsche Astrologe Heinrich Christian Meier-Parm[1] wurde am 5.4.1905 um 15:08 Uhr in Hamburg-Altona geboren.[2][3]
Er starb am 30.8.1987 in Hamburg.[4]

Biographie

Er war Dramaturg, Schriftsteller (Novellen, Kurzgeschichten), und vor allem Astrologe. Ein Sohn des Hamburger Handelsgärtners Heinrich August Meier, besuchte er dort die reformpädagogische Lichtwarkschule, wo er vielfältige musikalische Anregungen erhielt. Nach dem Abitur 1924 wollte er zunächst in das Unternehmen seines Vaters einsteigen, sah nach einem Besuch Italiens jedoch davon ab. Stattdessen studierte er an der Universität Hamburg (ohne Abschluss) Psychologie, Neue Sprachen, Literaturwissenschaften und Philosophie. 1927 reiste er als freier Schriftsteller durch Italien und die Schweiz. In diesem Jahr arbeitete er auch als Dramaturg in Gera. Außerdem wirkte er als Bühnenautor und Kritiker. 1929 zeigte ein Geraer Theater sein erstes Stück Amrie Delmar. Da das Werk jedoch den Krieg kritisierte, durfte es umgehend nicht mehr aufgeführt werden. Ab 1930 forschte er als Astrologe unter dem Pseudonym Meier-Parm zur Kosmobiologie. In diesem Jahr heiratete er in erster Ehe Els Hoffmann. Nachdem das Deutsche Reich den Völkerbund verlassen hatte, beteiligte er sich ab Oktober 1933 am bürgerlichen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Dabei handelte er aufgrund seiner nationalistischen Einstellung. Er erledigte Botengänge und Mitteilungen für die "Schwarze Front" Otto Strassers, der eine Hamburger Widerstandsgruppe leitete. 1933 reiste er nach Prag, wohin Strasser emigriert war. Da Meier nicht SA-Mitglied werden wollte, konnte er sein Studium von 1934 bis 1936 nicht beenden. Er versuchte erfolglos, in die Schweiz oder nach Dänemark auszuwandern. Im Herbst 1936 besuchte er im dänischen Bornholm den geflohenen Hans Henny Jahnn. Während dieser Zeit bis zu seiner späteren Verhaftung schrieb er für das Hamburger Fremdenblatt und die Niederdeutsche Warte. Im Dezember 1936 stellte er die Kooperation mit der Schwarzen Front ein. Im Folgejahr durfte sein Bühnendrama „Die grüne Insel“ nicht mehr gespielt werden. 1938 heiratete er Annemarie Fürth (die Ehe hielt bis 1940). Nach dem deutschen Einmarsch in die sogenannte „Rest-Tschechei“ fand die Gestapo Meiers Briefwechsel mit Strasser. Am 8.9.1938 nahm sie Meier fest und zeigte ihn an aufgrund einer "Vorbereitung zum Hochverrat". Der Volksgerichtshof verhängte daraufhin gegen ihn am 4.8.1939 eine zweijährige Haftstrafe, die er im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel und in der Moorkolonie Neusustrum absaß. Ab dem 22.6.1941 arbeitete er im „Kommando Elbe“ und im Arbeitskommando Klinkerwerk. Die Zwangsarbeit dort galt als ruinös und wurde von Misshandlungen begleitet, sodass er lebensgefährlich erkrankte. 1942 galt Meier als Funktionshäftling. Er musste in mehreren Kommandos arbeiten und unter anderem helfen, in Hamburg Trümmer zu räumen. 1943 arbeitete er in der Schreibstube des KZ Neuengamme, welche dort als wichtigster Ort des Widerstands galt. Da er im Wirtschaftsverwaltungshauptamt die Anfertigung von Karteikarten anführte, konnte er mehrere ausländische Zwangsarbeiter vor gefährlichen Einsätzen bewahren. Am 7.11.1944 wurde er zur SS-Sondereinheit "Dirlewanger" abkommandiert und geriet als Bataillonstrossführer am 29.4.1945 bei Halbe in russische Gefangenschaft. Sechs Monate verblieb er im Kriegsgefangenenlager Sagan, bis man ihn im November 1945 daraus nach Hamburg entließ. Bei Kriegsende hatte er insgesamt sechs Jahre interniert verbracht, im Gefängnis (Berlin) und im Konzentrationslager (hauptsächlich Neuengamme). Nach siebenjähriger Unterbrechung nahm er schließlich seine astrologische Tätigkeit wieder auf.[5][6]
Nach dem Krieg setzte er sich für die Neutralität Deutschlands ein: er war 1951 Mitinitiator des "Deutschen Kongresses für aktive Neutralität" und legte sich dabei 1960 auch mit der Katholischen Kirche an. Darüber hinaus initiierte er eine Kampagne gegen "Nazipropagandisten".[7] Er arbeitete in Hamburg als Kulturreferent im Komitee ehemaliger politischer Gefangener und gründete dort den Kulturrat mit. 1946 hielt er seine Erinnerungen an die Neuengamme-Zeit fest in der Schrift "So war es". Es handelte sich um die erste deutschsprachige Übersicht über dieses KZ. Von 1946 bis 1948 übernahm er die Schriftleitung der Kulturzeitschrift Das Neue. 1950 arbeitete er als Rundfunkredakteur in Berlin. Für den Demokratischen Kulturbund Deutschlands gab er von 1958 bis 1961 die Zeitschrift Unter der Lupe heraus. Da er die Teilung Deutschlands kritisierte, galt er als potentiell der KPD nahestehend. Ein Engagement als Dramaturg am Deutschen Schauspielhaus endete daher im Januar 1948 nach kurzer Zeit. Als Schriftsteller schrieb er 1960 das Drama Sisyphos und 1970 die Eselsgeschichten. Die Zeit im politischen Widerstand beschrieb er 1950 in dem Roman Im Frühwind der Freiheit. Er engagierte sich im Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, sowie unterstützte ab 1957 den neugegründeten Internationalen Verband der Überlebenden des KZ Neuengamme Amicale Internationale de Neuengamme (AIN). Nachdem der Hamburger Senat deutsche Teilnehmer des AIN von Verhandlungen um ein Mahnmal des KZ ausgeschlossen hatte, legte er als Zeichen des Protests am 26.3.1963 alle seine Ämter nieder. Von 1968 bis 1980 arbeitete er wieder im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Neuengamme mit. Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg 1957 machte er Wahlwerbung für den Bund der Deutschen, trat danach politisch jedoch nicht mehr in Erscheinung.

1985 erhielt er für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz.

Ungereimtes bzw. Widersprüche

Es ist etwas unverständlich oder fragwürdig, wie Meier-Parm zugleich bekennender "Nationalist" und aktiver Regimegegner sein konnte, sowie zum einen sowohl Pazifist und mutmaßlicher Kommunist (d.h. "internationalistisch"), als auch am Kriegsende ein Bataillonstrossführer der SS gegen den ausländischen Feind.
Vielleicht wird dieser Zusammenhang, wie sich solche Gegensätze vertragen konnten, in seinem Bericht über das KZ Neuengamme deutlicher.
Er stellte seine Person jedenfalls nach dem Krieg anscheinend so dar, als hätte er nie mit den Nazis sympathisiert oder gar mit ihnen kooperiert, was aber nach Aussage von Zeitgenossen keineswegs stimmte.

Astrologie

Meier-Parm war in den 1930ern Vorreiter einer modernen, weltoffenen Astrologie, die alle Schulen transzendiert und vereint. Er sprach sich gegen den Determinismus aus und verurteilte solcherlei Aussagen als unwissenschaftlich[8]; eventuell aus diesem Grund wollten er und Frank Glahn neben der Astrologischen Zentralstelle unter der Leitung von Hubert Korsch eine weitere Astrologen-Fachschaft etablieren. Gegen die übermächtige Zentralstelle konnte er sich jedoch nicht durchsetzen, zumal der damals 29-Jährige auch erst geringe Erfahrung als Astrologe vorweisen konnte, und kurz zuvor durch eine grobe Fehlprognose auf sich aufmerksam gemacht hatte.[9] Auf einer Versammlung von Mitgliedern der Astrologischen Zentralstelle mit Anhängern der Fachschaftsidee Meier-Parms soll es nach Aussage von Korsch sogar zu Handgreiflichkeiten zwischen ihnen beiden gekommen sein.[10]

Mit der „Methode Parm" stellte er ein neues Deutungselement vor: die „Lehre vom Spannungsherrscher, der Figurine und der Ganzheitsschau".[11] Er gliederte dabei Horoskope nach ihrer Struktur ("Figurine"), wie Konjunktions-, Oppositions-, Trigonstruktur, etc., und entwickelte die Methode der Spannungsherrscher: Planeten, die im Tierkreis am weitesten von anderen Planeten entfernt sind. Später widmete er sich vor allem der Untersuchung der Vesta, hier auch motiviert durch Hans Taeger. Schon in den frühen Dreißiger Jahren hatte er sich mit Pluto als astrologischem Faktor beschäftigt.

Meier-Parm gehörte zu den Gründungsmitgliedern des DAV, und war 1978-1980 sogar dessen Vorsitzender.[12] Dabei setzte er sich besonders für die Schaffung einer Dachorganisation deutschsprachiger Astrologen-Verbände ein, und arbeitete hier eng mit Udo Rudolph zusammen.[13]

Als Idealist und Individualist war er sowohl humorvoll als auch ein ernst zu nehmender Forscher mit wissenschaftlichem Anspruch. Er galt nach dem Zweiten Weltkrieg als einer der Höhepunkte jedes Astrologenkongresses.

Werke (Auswahl)

  • Mit dem Horoskop durch die Politik. Die Methode der politischen Astrologie. 52 Seiten. Erfurt Ebertin-Verlag 1933
  • Planetengesetz in der Weltpolitik - eingetroffene astropolitische Voraussagen als Beweis für die Astrologie. 63 Seiten. Verlag Deutschlands Zukunft Hannover 1933
  • Ein Blick ins Wassermann-Zeitalter. Versuch eines geschichtlich-astronomischen Rückblicks und Vorausblicks. 120 Seiten. Uranus-Verlag 1937. 2. verbesserte Auflage Baumgartner 1953
  • Pluto im Planetenbild verglichen mit Neptun. Uranus-Verlag 1935; 1937; 2. erweiterte Auflage (105 Seiten) Uranus-Verlag Memmingen 1939. Neuauflage unter dem Titel "Pluto" bei Baumgartner, Warpke 1952 (mit Kommentaren von Hans Baumgartner
  • Spannungsherrscher und Schicksalstypus: Eine neue Beurteilung der gesicherten psychologischen Elemente der Astrologie. Uranus-Verlag 1939
  • Ganzheits-Schau im Horoskop. Die Lehre vom Spannungsherrscher. 208 Seiten. Baumgartner 1954
  • Ratschläge für praktische Astrologen. 56 Seiten. Baumgartner 1955
  • Der Weise regiert seine Sterne. Leben mit dem Kosmos. Von der Denkweise der Astrologie, ihrer Problematik und ihren Grenzen. 126 Seiten. Baumgartner 1958
  • Ein Kampf für Kosmos und Mensch. 110 Seiten. Ebertin-Verlag Aalen 1968
  • Der Planetoid Vesta. Das Prinzip des gastlichen Hauses. Aalen 1974 ISBN 3880930090
  • Die wahre Beziehung von Horoskop und Roulette. Wie zähmen wir den Geldriesen? Empfehlungen, Untersuchungen und Ratschläge Privatdruck.
Meier-Parm 1932

Artikel

  • Das Horoskop der deutschen Verfassung. In: Neue Sternblätter. 2. u. 3. Jahrgang. Ebertin Verlag, Erfurt 1929-31
  • Horoskope von 35 bordellierten Mädchen u. Frauen. In. Sterne und Mensch VII. Jahrgang 1931/ 32. Astra-Verlag Heinr. F.A. Timm, Leipzig 1932
  • Methode Parm. In: Kongress astrologischer Pioniere. Diskussionen und Beschlüsse. 10 hochaktuelle Vorträge. Historische und moderne Methoden der Horoskopie. Ebertin-Verlag 1932
  • Anwendung der Figurationsprognose in der politischen Horoskopie mit Hilfe der Methode Parm. In: Neue Sternblätter, Ebertin-Verlag Erfurt 1932/ 33
  • Figurationsprognose nach Meier-Parm. In: Mensch im All. 7. Jahrgang der Neuen Sternblätter 1934/ 1935. Ebertin-Verlag
  • Meine Stellungnahme zur Hamburger Schule. In: Astrale Warte 11/ 12 1936/ 37. Uranus-Verlag Memmingen 1937
  • Gespräch über die Wiedergeburt. In: Astrale Warte 11/12 1936/37. Uranus-Verlag 1937
  • Das Horokop des Genies. In: Sterne und Mensch XIV. Jahrgang 1938/ 39. Astra-Verlag Heinr. F.A. Timm, Leipzig 1938
  • Vorgeschichte, Entstehung und Geschäftsführung der 'Freie Akademie für Kosmische Forschung. 11 Seiten. DAV 1956 (Sonderdruck)

Zeitschriften

  • Was und wann? Astrologisches Wartezimmer 12/ 1979 - 11/ 1980
  • Die Prognose - Zeitschrift für Figurinenforschung, Astrokritik und wahrheitsbezogene Astrologie. Parm Verlag Hamburg 3/ 1987

Quellen und Anmerkungen

  1. Als astrologischer Autor oft nur Parm, ausnahmsweise auch Erasmus Parm, z.B. in Zenit 1958, Heft 3, nicht-astrologische Veröffentlichungen als Heinrich Christian Meier
  2. AstroDatabank/Meier-Parm_Heinrich_Christian: Taeger-Archiv. Die Niehenke-Datenbank gibt Eigene Angabe in `Ganzheitsschau' S.112 an (Rodden Rating A)
  3. Meier-Parm, „Ein Kampf für Kosmos und Mensch", Paperback, 110 S., Ebertin -Verlag, Aalen, 1968, S. 110
  4. Meridian (Zeitschrift), 1987, Heft 5, S. 27
  5. Meier-Parm: „Kampf", S. 54-58
  6. Heinrich Christian Meier: So war es. Das Leben im KZ Neuengamme. 126 Seiten. Hamburg, Phönix 1946
  7. Franklin Kopitzsch et al.: Hamburgische Biografie-Personenlexikon, Band 2, S. 245
  8. Dr. Korsch: Verordnungsvorschläge Meier-Parms. In: Zenit November 1934, S. 36
  9. Dierst zitiert Parms Prognose zur Reichstagswahl 1933, bei der Meier-Parm Hitler wie auch die NSDAP ausdrücklich vor zu erwartenden Verlusten und einer schwierigen Zeit warnte, sowie der SPD und weiteren Parteien Zuwächse prognostizierte
    Artikel: Niemals eine Fachschaft des Herrn Parm! In: Zenit November 1934 S. 29 ff.
  10. Dr. Korsch: Vergebliche Bemühungen. In: Zenit Dezember 1934, S. 38 f.
  11. Gefunden am 18.10.1930. Siehe Meier-Parm, „Kampf", S. 6
  12. Edgar Wunder, Ulrike Voltmer: Ein Konsens zur Astrologie? In: Zeitschrift für Anomalistik Band 7 (2007) S. 9-79.
  13. Taeger, 1982 (englisch)
  14. Kongress astrologischer Pioniere. Ebertin-Verlag Erfurt 1932