Heinrich Rantzau

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Heinrich Rantzau
Geburtshoroskop Rantzaus

Heinrich Rantzau, auch: Heinrich Ranzow, Pseudonym: Christianus Cilicius Cimber, (* 11.3.1526 jul. um 22:31 Uhr[1] auf der Steinburg bei Itzehoe; † 31.12.1598 auf Schloss Breitenburg) war von 1556 bis 1598 Statthalter (produx cimbricus) des dänischen Königs für dessen Anteil von Schleswig-Holstein.

Er war ein bedeutender Vertreter der Renaissance und des Humanismus im deutsch-dänischen Bereich und trat als Finanzier und politischer Berater unter drei dänischen Königen hervor, außerdem als Bauherr, Verbesserer der Gutswirtschaft, als Autor und Korrespondent bedeutender Zeitgenossen. In seinem Entwurf eines europäischen Generalfriedens auf der Grundlage der Glaubens- und Gewissensfreiheit war er seiner Zeit weit voraus.

Rantzau 1596, im 71. Lebensjahr

Biographie

Heinrich[2] war der älteste Sohn des Johann Rantzau, königlich-dänischer Feldherr und Rat, und dessen Nichte Anna Walstorp. Bereits als Zwölfjähriger wurde er von seinem Vater an der Universität Wittenberg eingeschrieben. Dort erhielt er unter Anleitung seines Hofmeisters Johannes Saxonius eine so gute Ausbildung in der lateinischen Sprache, dass er sich ihrer zeitlebens als Autor und neulateinischer Dichter bedienen konnte. Saxonius lenkte sein Interesse außerdem auf die Gebiete der Rhetorik und der Rechtswissenschaft. Zeitweise verkehrte der junge Rantzau zusammen mit ihm sogar im Hause von Luther.

Ab 1548 befand er sich im Gefolge von Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf am Hof Kaiser Karls V. Dort eignete er sich jene Weltläufigkeit an, die ihm später als dänischer Staatsmann zugute kam. Im Jahre 1554 heiratete er Christine von Halle aus dem Braunschweigischen. Sie soll eine Mitgift von vier Tonnen Gold (ca. 400.000 Taler) in die Ehe eingebracht haben, eine der Grundlagen späterer Kreditgeschäfte der beiden. Das Paar hatte zwölf Kinder, sieben Söhne und fünf Töchter, von denen sieben die Eltern überlebten.

König Christian III. ernannte den noch nicht Dreißigjährigen 1554 zum königlichen Rat, ein Jahr später zum Amtmann von Segeberg. Dann bestellte er ihn am 1.3.1556 auch zu seinem Statthalter (produx) in den Herzogtümern Schleswig und Holstein, starb aber bald darauf.

Als Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf die Gelegenheit gekommen sah, sich das reiche Dithmarschen zu unterwerfen, bewies Rantzau erstmals staatsmännisches Geschick. Er informierte zunächst seinen Vater Johann Rantzau und dann die weiteren Regenten Schleswig-Holsteins, nämlich den gerade inthronisierten König Friedrich II., sowie Herzog Johann d.Ä. von Schleswig-Holstein-Hadersleben, so dass es zum gemeinsamen erfolgreichen Angriff auf die Bauernrepublik kam, die dann unter den drei Siegern aufgeteilt wurde. Eine Beschreibung dieses Feldzugs, an dem er persönlich teilnahm, veröffentlichte er 1570 unter dem Pseudonym Christianus Cilicius Cimber in lateinischer Sprache zu Basel.

Nach dieser Fehde erfreute sich Schleswig-Holstein der bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein währenden pax Danica ("Dänischer Friede"). Rantzau konnte seine umfassende Bildung nun für friedliche Zwecke, zur Hebung von Wirtschaft und Kultur im Land, und als Unterhändler für Dänemark im Frieden von Stettin einsetzen, womit 1570 der "Dreikronenkrieg" beendet wurde, welcher sich im Süden Schwedens abgespielt hatte. Die Politik Kopenhagens wurde über vier Jahrzehnte von den mehr als tausend schriftlichen Absprachen des Statthalters beeinflusst, der über sein ausgedehntes Korrespondentennetz immer ausgezeichnet über die aktuelle Lage informiert war. Friedrich II. erkannte Rantzaus Verdienste an, indem er ihm 1580 den Elefanten-Orden verlieh, den höchsten dänischen Orden, mit dem Rantzau auf vielen Porträts abgebildet ist.

Die letzten Lebensjahre Rantzaus wurden überschattet durch den Tod von vieren seiner Kinder. Am tiefsten aber griff 1588 der Tod seines Dienstherrn und Freundes König Friedrich II. von Dänemark in sein Leben ein. Während der Unmündigkeit des Nachfolgers Christian IV. (dieser war erst elf, als sein Vater starb) übernahm die Königinwitwe Sophie die Regentschaft und drängte darauf, dass das Land erneut unter ihre Söhne aufgeteilt werde. Das Land war durch die bisherigen Teilungen jedoch bereits zersplittert genug, weshalb Rantzau sich diesem Plan als erster Vertreter der einheimischen Ritterschaft entgegenstellte. Es kam zum Konflikt, Rantzau wurde 1598 durch den jungen König aller seiner Ämter entbunden und starb kurz darauf in der Neujahrsnacht 1599. Sein Sohn Gerhard Rantzau wurde Nachfolger als königlicher Statthalter.

Nativität Rantzaus im Tractatus astrologicus

Astrologie

Rantzau maß der Originalität eines humanistischen Textes sicherlich Bedeutung bei, doch wichtiger war es ihm, auf den von der lateinischen Klassik vorgezeichneten Bahnen zu wandeln. Den Nachweis dessen erbrachte er durch geschmeidiges Latein und große Zitierfreudigkeit. Allerdings ließ er sich bei der Zusammenstellung seiner Texte wesentlich von seinem Sekretär Georg Ludwig Frobenius helfen. So entstanden unter dessen Mitarbeit Rantzaus Calendarium ranzovianum mit Tabellen zur Berechnung des Kalenders (in Dänemark wurde die Kalenderreform von Papst Gregor XIII., deren Zeitgenosse Rantzau war, erst im Jahr 1700 übernommen); Frobenius half auch, den Tractatus astrologicus Rantzaus zusammenzustellen. Dieser war - als eines der letzten großen Werke der ausklingenden Renaissance in Deutschland - prägend für die Astrologen nach ihm, und so beruft sich beispielsweise Abdias Trew (in seinem "Grundriss einer verbesserten Astrologie) mehrmals explizit auf ihn und nennt ihn in einer Reihe mit großen Klassikern.

Rantzau mit Elefanten-Orden, 1586

Werke (Auswahl)

  • Catalogus imperatorum, regum ac virorum illustrum, qui artem astrologicam amarunt. Antwerpen, 1580; Leipzig, Georg Defner 1584
  • Exempla, quibus astrologicae scientiae certitudo; und:
    De annis climactericis, et Periodis imperiorum tractatus. Köln, Maternus Cholinus 1585
  • Horoscopographia, continens fabricam cardinum coelestium ad quoduis datum tempus : & viam deductionis Ptolemaicam. Straßburg, Antonius Bertram 1585
  • Diarium sive Calendarium Romanum, Oeconomicum, Ecclesiasticum, Astronomicum et fere perpetuum. Ad dies veteris Iulianii & novi Gregoriani anni accomodatum. Wittenberg, 1593 Digitalisat der BSB München; Leipzig 1596 Digitalisat der BSB München
  • Tractatus astrologicus De genethliacorum thematum judiciis pro singulis nati accidentibus. Francfort, Johannes Wechel, 1593; Zweite Auflage Wittemberg, Wolffgang Meisner, 1594 Digitalisat der BSB München

Literatur

  • Günther Oestmann: Heinrich Rantzau und die Astrologie. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts. Braunschweig 2004 (= Disquisitiones Historiae Scientiarum. Braunschweiger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte, 2) ISBN 3-927939-65-X

Quellen und Anmerkungen

  1. Quelle Geburtsdatum: siehe nebenstehendes Geburtshoroskop aus seinem Tractatus astrologicus, Wittenberg 1594, S. 562 (Digitalisat der BSB München)
  2. Biographie gekürzt aus Wikipedia/Heinrich Rantzau übernommen.