Hellenistische Astrologie

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Die Sonne über der Akropolis (Parthenon-Tempel)

Geschichte

Hellenistisches Papyrus-Horoskop[1]

Mit Hellenistischer Astrologie ist jene Astrologie gemeint, die sich im hellenistischen Kulturraum - zwischen Rom, Ägypten, Griechenland und Vorderindien - nach den Eroberungsfeldzügen Alexander des Großen ab 336 v.Chr. bildete.

Als ein wichtiger Vermittler der Astrologie nach Griechenland (vom Orient in den Okzident) wird immer wieder Berossos genannt, ein Zeitgenosse Alexanders und vormaliger Marduk-Priester. Dieser babylonische Priester brachte im dritten Jahrhundert v.Chr. eine nur in Teilen und indirekt überlieferte Geschichte Babylons heraus, zu welcher Fragmente mit einigen astrologischen bzw. kosmologischen Elementen gezählt werden.[2] Um 280 v.Chr. soll sich Berossos auf der Insel Kos niedergelassen und dort die erste Astrologieschule der hellenistischen Welt gegründet haben.[3] Er lehrte allerdings noch nicht die Geburtshoroskop-Astrologie, wie sie ab dem zweiten Jahrhundert v.Chr. im hellenistischen Ägypten bzw. im ägyptischen Ptolemäerreich (besonders in Alexandria) entwickelt wurde.[4][5]

Geistiges und kulturelles Zentrum des Alexandrinischen Reiches wie der Nachfolgereiche war auf Jahrhunderte hin die Großstadt Alexandria im Nildelta. Das in Ägypten auf Alexanders Tod folgende Ptolemäer-Reich bot den kulturellen Nährboden für die Hellenistische Astrologie.

Auch nach der endgültigen römischen Eroberung Ägyptens 30 v.Chr. und dem Zerfall der anderen hellenistischen Nachfolgereiche, blieb der Hellenismus die prägende Kraft der Astrologie. Die überlieferten astrologischen Manuskripte waren über Jahrhunderte - von wenigen Ausnahmen abgesehen - alle in griechischer Sprache verfasst, und standen in inhaltlicher Tradtion der hellenistischen Ursprünge und Quellen. Im siebten Jahrhundert erlosch diese Astrologie dann, nachdem das weströmische Reich zerfallen bzw. von den Germanen erobert worden war, das oströmische (Konstantinopel) isoliert, und andererseits die aufsteigenden islamischen Reiche sich über den Orient samt Ägypten und Alexandria bis nach Spanien ausbreiteten.

Hintergrund und Bedeutung

Der Historiker Wilhelm Knappich notiert, dass zwischem dem Tod Alexanders und dem Beginn des römischen Kaisertums die hellenistische Astrologie als typisches Schmelzprodukt entstand: "aus orientalischen Gestirnslehren, ägyptischer Tempelweisheit, babylonischer Sternforschung, griechischer Mathematik und Naturphilosophie, das die Griechen systematisch geordnet und zu einem grandiosen Lehrgebäude zusammengefasst haben (...) und noch heute die Grundlage der modernen Astrologie bildet"[6].

Die Astrologie fügte sich gut ein in hellenistische Weltanschaungen, und wurde zur damals herrschenden Schicksalslehre. Während die im dritten Jahrhundert v.Chr. in Athen entstandene Stoa noch relativ deterministisch, kausalistisch bzw. fatalistisch war[7], zeigte sich der Neuplatonismus deutlich positiver, entwicklungsorientierter bzw. erlösungsbezogener, und passte damit auch besser zu dem aufkommenden Christentum.[8] Plotins berühmtester Schüler Porphyrios (Rom, drittes Jahrhundert n.Chr.) war zudem ein ausgewiesener Astrologe.

Der Großteil des griechischen Astrologie-Gebäudes wurde durch Vettius Valens Werk Anthologiae[9] und durch Claudius Ptolemäus in seinen "Tetrabiblos" zusammengefasst. Ähnlich wie in ihrer Wissenschaft und Philosophie, waren die Griechen auch in der Astrologie ausgesprochen produktiv, erfinderisch und innovativ. Viele der hellenistischen Konzepte und Interpretationstechniken lassen sich nach heutigem Forschungsstand nicht auf frühere Quellen zurückführen.

Elemente der Hellenistischen Astrologie jener Zeit:[10][11]

  • Babylonischer Herkunft sind: die zwölf Tierkreiszeichen, die genaue Zeichenposition der Planeten mit Sonne und Mond, Planeten-Erhöhungen in bestimmen Zeichen, dieDodekatemorien (Unterteilung der Zeichen in Abschnitte von 2,5 °), die Zeichen-Triplizitäten.
  • Ägyptischer Herkunft ist: das Konzept der 36 Dekane, mit dem aufsteigenden Dekan am Ost-Horizont, aus dem sich die Idee des Aszendenten bzw. der Achse von Aszendent zu Deszendent entwickelte; wahrscheinlich entstammt auch die vertikale Horoskop-Achse zwischen Medium coeli, die Himmelsmitte bzw. als 'MC' abgekürzt, und Imum coeli, die Himmeltiefe oder als 'IC' abgekürzt, ursprünglich ägyptischen Astronomiekonzepten von den Himmelsegmenten mit besonderen Bedeutungen. Die bis heute überlieferte astrologische Deutung der Horoskop-Achsen und –'Orte' (= Horoskophäuser) ist jedoch für die vorhellenistische Zeit Ägyptens nicht nachweisbar.[12][13]
  • Griechischer Herkunft sind: die vier Elemente, männliche und weibliche Zeichen, das Zeichen-Herrschersystem (z.B. der Mond 'herrscht' über das Zeichen Krebs), Planetenstunden.
  • Hellenistischer bzw. alexandrinischer Herkunft sind: die zwölf Horoskophäuser, die Idee 'nächtlicher' und 'täglicher' Planeten-Positionen im Horoskop, die Planeten-Wirkungen in den einzelnen Zeichen und Horoskophäusern, die Aspekte, der 'Pars Fortuna' oder Glückspunkt, die Unterteilungen innerhalb der Zeichen nach so genannten Grenzen und Gesichtern, das jährliche Solar-Horoskop, das so genannte Dekumbitur-Horoskop (Horoskop-Technik für Krankheitsprognosen), eine stundenastrologische Methode (Elektion) mit dem Begriff 'Katarchen-Horoskope' (Wahl eines astrologisch günstigen Zeitpunktes), ebenso die Horoskop-Techniken der so genannten Profektionen und Lunationen.

Astronomie

Nach himmlischen Proportionen "Sphärenmusik" spielender Pythagoras[14]

Die Grundlagenwissenschaft der Arithmetik wurde von den Pythagoreern geschaffen.[15] Diese sowie die Geometrie seiner Zeit fasste um 325 v.Chr. der Mathematiker Euklid[16] in den 13 Bänden seiner "Elemente" zusammen und systematisierte sie.

Kugelgestalt der Erde[17]

Pythagoras vertrat schon im sechsten Jahrhundert v.Chr. die Idee einer Kugelgestalt der Erde. Auch Platon ging von einer solchen aus. Sein Schüler Aristoteles gab dafür im vierten Jahrhundert v.Chr. u.a. folgende Gründe an:

  • Bei von der Küste wegfahrenden Schiffen wird der Rumpf vor den Segeln der Sicht verborgen
  • In südlichen Ländern erscheinen südliche Sternbilder höher über dem Horizont
  • Der Erdschatten ist bei einer Mondfinsternis stets rund

Die erste Messung des Erdumfangs wird Eratosthenes im späten dritten Jahrhundert v.Chr. zugesprochen. Auf Ptolemäus im zweiten Jahrhundert n.Chr. geht die Erstellung eines Globus und die Ortsangabe durch geographische Koordinaten (Längen und Breiten) zurück. Auch in seinem geozentrischen Weltbild ging er von einer kugelförmigen Erde aus.[18]

Planetensphären

Der Mathematiker und Astronom Eudoxos formulierte in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts v.Chr. eine Planetentheorie mit 27 ineinandergelegenen Sphären, welche die Erde als gemeinsames Zentrum hatten. Sein Planetensystem blieb in der erweiterten Version des Kallippos maßgeblich, bis es ab Ende des dritten Jahrhunderts v.Chr. von der Epizykeltheorie verdrängt wurde. Insbesondere prägte es die astronomischen Vorstellungen des Aristoteles, der versuchte, das mathematische Modell physikalisch zu fundieren, indem er die Sphären als reale materielle Gegebenheiten auffasste (nicht nur als bloße Rechenkonzepte), ihre Anzahl noch erhöhte und davon ausging, dass sie alle miteinander verbunden seien (siehe auch die Sphärenharmonie).

Aristarch von Samos

Der Astronom Aristarchos vertrat schon im dritten Jahrhundert v.Chr. ein heliozentrisches Weltbild (dass die Erde sich um die Sonne bewege), sowie die Eigenrotation der Erde; er konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. Der für das Mittelalter wegweisende Ptolemäus beispielsweise griff seine Theorie nicht auf; das heliozentrische Konzept passte auch nicht zur Bibel und dem aufstrebenden Christentum.

Hipparch

Der Astronom Hipparchos beobachtete im zweiten Jahrhundert v.Chr. die Sterne so genau, dass er ihre Präzession (bzw. die der Sonnwendpunkte) feststellen konnte.

Horoskopbestandteile

Die Horoskop-Häuser

Historisch

Älteste Horoskop-Grafik[19] (Anfang erstes Jahrhundert)

Die hellenistische Astrologie entwickelte erstmals in der Geschichte der (westlichen) Astrologie das Modell der Horoskop-Häuser. Ausgangpunkt für diese Erfindung war - technisch gesehen - die Einführung des Aszendenten, dem "ωροσκοποσ" oder "Horoskop"[20] (= Stundenschauer), von dem die übrigen Häuser zunächst entlang der nachfolgenden Tierkreiszeichen gegen den Uhrzeigersinn abgeleitet wurden. Man nannte die Häuser in der hellenistischen Astrologie Orte[21], da bereits die Tierkreiszeichen, die sog. "Himmelshäuser", die generelle Bezeichung "Haus"[22] trugen.

Aus der Babylonischen Astrologie[23] - sie ging der Hellenistischen voraus und bildete u.a. mit den zwölf Tierkreiszeichen, den Planetenbahnberechnungen, usw., die Basis für die anschließende Astrologie - sind die so genannten Keilschrift-Horoskope[24] bekannt. Diese stellten aber keine Horoskope im modernen Sinne dar, sondern dokumentierten meist lediglich die Planetenstände am Tag der zu deutenden Geburt. Nur beim Mond wurde wegen dessen schneller Bewegung häufiger auch die Geburtsstunde angegeben.[25] Einen Aszendenten und entsprechend die Horoskop-Häuser gab es bei den Keilschrift-"Horoskopen" bzw. in der babylonischen Astrologie noch nicht. Die aus den Jahren 410-69 v.Chr. erhaltenen Keilschrift-Horoskope[26], belegen aber den Anfang der individuellen Geburts-Horoskopdeutung oder Geburtskonstellationen-Interpretation.

Allgemein kannte die Hellenistischen Astrologie noch keine Einpassung der Häuser in die Horizont- und Meridianachse. Sie arbeitete daher mit den so genannten äqualen Häusern bzw. Ganzzeichen-Häusern. Ein Horoskop bestand entsprechend der Anzahl und Ausdehnung der zwölf Tierkreiszeichen stets aus zwölf Horoskop-Häusern, auch Dodekatopos[27] genannt.

Benennungen

Folgende Namen sind in der hellenistischen Astrologie für die Horoskop-Häuser bekannt:

Kentrons: rot; positive Deutung: blau; schwächste Orte: grün
  • Erstes Haus: Horoskopos (von horos = Stunde und skopein = zeigen; der Stundenzeiger). Manchmal auch als Anatole (= Aufgang, Osten) bezeichnet
  • Zweites Haus: Anaphora (ana = hinauf, pherein = bringen, übertragen). Aufstieg aus der Unterwelt
  • Drittes Haus: Thea (die Göttin). Priesterin, Königin, Göttin
  • Viertes Haus: Hypogaion (hypo = tief, gaia = Erde) meint den Tiefstpunkt[28]
  • Fünftes Haus: Agathe Tyche (agathe = gut, Tyche = Schicksalsgöttin, Fügung). Gutes Glück
  • Sechstes Haus: Kakos Tyche (kakos = böse, schlecht, Tyche = Schicksalsgöttin, Fügung). Unglück
  • Siebtes Haus: Dysis (= Sonnenuntergang). Deszendent
  • Achtes Haus: Epikataphora (epi = auf, über, kata = abwärts, pherein = bringen, übertragen). Abstieg in die Unterwelt
  • Neuntes Haus: Theos (der Gott). Priester, König, Gott
  • Zehntes Haus: Mesourania (meso = Mitte, ouranos = Himmelsgewölbe) meint den höchsten Punkt am Himmel[29]
  • Elftes Haus: Agathos Daimon Agathos = gut, Daimon = Geist; bezeichnet eine wohlwollende Gottheit
  • Zwölftes Haus: Kakos Daimon. kakos = böse, schlecht, Daimon = Geist; bezeichnet eine übelwollende Gottheit

Eine besondere Bedeutung wurde auch der Aspektierung der Häuser untereinander zugemessen: die stärksten Häuser waren jene, die an den Kardinalpunkten lagen, sie wurden als kentros, also Zentren gesehen. Eine starke, aber schon etwas geringere Bedeutung wurde in den Häusern gesehen, die sich im Sextil- oder Trigon-Aspekt zum Horoskopos bzw. Aszendenten-Zeichen befanden. Aber auch sie wurden, wie bei der heutigen Aspektdeutung, als wohltätig gewertet, was sich aus den Bezeichnungen ablesen lässt: Göttin (3. Haus), gutes Glück (5. Haus), Gott (9. Haus) und guter Geist (11. Haus)[30]. Die übrigen Horoskop-Häuser - Zwölf und Acht, Sechs und Zwei - wurden, da sie keine Haupt- oder Ptolemäischen Aspekte zum Horoskopos oder Aszendenten-Zeichen besaßen, negativ bewertet[31], und als faule Orte[32] bezeichnet, da der schlechteste Zustand, die schlechteste Position jener ohne alle Aspekte[33] war: als Aufstieg aus der Unterwelt (Haus 2), Unglück (Haus 6), Abstieg in die Unterwelt (Haus 8) und böser Geist (Haus 12).

Gerade die Negativ-Deutung der "verworfenen Orte" erhielt sich in der klassischen Astrologie für die Häuser 6 (Krankheit), 8 (Tod) und 12 (Gefängnis); lediglich das 2. Haus gewann - mit dem "Besitz" - eine wesentlich positivere Bedeutung.

Die Kentra, also die Eckhäuser Horoskopos, Mesourania, Dysis und Hypogaion, galten als die stärksten Orte; als die zweitstärksten diejenigen, die ihnen in Zählrichtung folgen. Diese heißen "Epanaphora" (also entsprechend des Anaphora = 2. Ortes: das 2., 5., 8. und 11. Haus: heute als nachfolgende Häuser bekannt). Als die schwächsten Orte galten diejenigen, die den Kentren vorangehen; man nannte sie "Apoklima" (die Häuser 3, 6, 9, 12: heute als fallende Häuser bezeichnet).

Aspektierung

Aspekte im modernen Sinne gab es zunächst einmal - wie oben beschrieben - nur in Bezug auf den Aszendenten. Aspekte der Planeten untereinander wurden als Zeichenaspekte gedeutet, und zwar nach der gleichen Regelung wie heute: die Aspekte in der 90-Grad-Aufteilung sah man als herausfordernd, die in der 60-Grad-Aufteilung als "hilfreich". Eine Konjunktion konnte sich nur innerhalb eines Zeichens abspielen, d.h. beispielsweise nicht von 29° Wassermann auf 1° Fische.

Weitere Horoskopelemente

  • Grenze: In bestimmten Gradbereichen eines jeden Tierkreiszeichens wirken die Klassischen Planetenen, also ohne Sonne und Mond, besonders günstig
  • Glückspunkt: Aus dem Grad-Abstand von Sonne und Mond im Horoskop wird vom Aszendenten aus der Glückspunkt berechnet. Seine Stellung hatte nach Ansicht der traditionellen Astrologie großen Einfluss auf Leben und Glück des Geborenen
  • Freude: Die klassischen Planeten sowie Sonne und Mond hatten in bestimmten Horoskop-Häusern bzw. -Orten eine gute Stellung
  • Aszendent: Das aufsteigende Zeichen oder der Zeichengrad im Geburtsaugenblick. Der Aszendent gilt, neben Sonne und Mond, als wesentliche (Lebens-)Kraft im Horoskop
  • Hyleg: Der Hyleg ist der nach bestimmten Kriterien am besten gestellte Planet (Sonne und Mond mitberücksichtigt), auch Geburtsgebieter genannt. Er hat erheblichen Einfluss auf Gesundheit und Vitalität
  • Hayiz: Die Lehre von der Tag- oder Nachtqualität der Planeten (samt Sonne und Mond)
  • (MC): Das Medium Coeli wird erstmals bei Vettius Valens und Ptolemäus im zweiten Jahrhundert erwähnt, später auch bei Firmicus Maternus. Obwohl Valens die Berechnung und Deutung beschreibt[34], setzte sich das MC als Spitze des 10. Hauses in der Hellenistischen Astrologie noch nicht durch, sondern erst in der arabischen Astrologie.

Horoskoparten und -techniken

  • Individualastrologie: Das individuelle Geburtshoroskop wird zum Ausgangpunkt der astrologischen Deutung für einzelne Menschen. Dabei zählen die Planetenstellungen und die Horoskopgrafik samt Aszendent und den Horoskop-Häusern beim Geburtsaugenblick; das MC wurde allerdings noch nicht als Spitze des zehnten Hauses gedeutet
  • Solar(horoskop): Sonderhoroskop, das exakt für den Wiederkehraugenblick der laufenden Sonneberechnet wird. Es wird von Geburtstag zu Geburtstag als Horoskop für das entsprechende Lebensjahr gedeutet. In der hellenistischen Astrologie wurde jedoch meist kein komplettes Solar-Horoskop berechnet bzw. erstellt, sondern nur die Planetenstellungen beim Augenblick der Sonnen-Wiederkehr errechnet[35]
  • Decumbitur-Horoskop: Horoskop für den Augenblick, in dem ein Kranker sich niederlegt, womit besonders die Krankheitskrisen anhand des weiteren Mondlaufes berechnet wurden
  • Profektion: Spezielle Jahresprognose entlang der Gleichsetzung, ein Tierkreiszeichen wäre ein Jahr. So wandert der Geburts-Aszendent pro Jahr ein Tierkreiszeichen weiter, wobei vor allem der jeweilige Aszendenten-Herrscher und seine Stellung im Geburtshoroskop gedeutet werden/ wurden
  • Elektion: Die hellenistische Astrologie entwickelte die Idee, für bestimmte "Anfänge" ("Katarchai") von Ereignissen bzw. Unternehmungen geeignete Planeten-Stellungen und -Konstellationen zu suchen bzw. zu berechnen

Sonstige Besonderheiten

  • Weibliche und Männliche Tierkreiszeichen: Man teilte die Tierkreiszeichen ein in männliche und weibliche, wobei ihnen jeweils typische Eigenschaften zugeschrieben wurden
  • Element: Die These von den vier grundlegenden Elementen der Welt wurde aus der griechischen Philosophie (Aristoteles) auf die zwölf Tierkreiszeichen übertragen. Seitdem werden diese in Feuer- und Wasser-, Erd- und Luft-Zeichen unterteilt, sowie als solche zur Horoskop-Deutung herangezogen
  • Triplizität: Damit fasste man die jeweils drei Tierkreiszeichen des gleichen Elements zusammen, speziell unter dem Gesichtpunkt der Tag- und Nachtherrscher über die Triplizität
  • Planetenstunde: Die Planetenstunde wird abhängig vom so genannten Tagesregenten berechnet und zeigt den Stundenherrscher.[36] Dazu wird jener Planet, der gerade "die Stunde" beherrscht und daher als besonders wirksam oder wichtig gilt
  • Heptazonos: Meistens Chaldäische Reihe genannt, orientiert sich an der Umlaufzeit der klassischen Planeten sowie Sonne und Mond. Saturn als langsamster Planet bildet den Anfang, der Mond als schnellster den Schluss der Reihe. Die Namen der Wochentage in vielen europäischen Sprachen wurden von der chaldäischen Reihe abgeleitet

Hellenistische Astrologen

Ptolemäus[37]

Siehe auch

Weblinks

Brennans Buch

Literatur

  • Neugebauer, Otto; Hoesen, Henry-Bartlett van: Greek Horoscopes. American Philosophical Society, Philadelphia 1959 (2. Auflage 1987) online
Grundlagenwerk zu den Geburtshoroskopen der hellenistischen Astrologie
  • James Herschel Holden: A History of Horoscopic Astrology Tempe/ USA 2006 Abschnitt daraus: "Arabian Astrology"
  • Joseph Crane: Astrological Roots - The Hellenistic Legacy Bournemouth/ England 2007, 336 pages. ISBN 978-1902405247. Auszug Rezension (Garry Phillipson auf Skyscript)
  • Yves Lenoble: De Claude Ptolémée à André Barbault in: L'astrologie: Hier et aujourd'hui. S. 230. Publication Univ. Rouen, Havre 2008 ISBN 9782877754156
  • Nicholas Campion: The Dawn of Astrology: A Cultural History of Western Astrology - The Ancient and Classical Worlds. Continuum 2008. ISBN 978-1-84725-214-2
  • Erik van Slooten: Traditionelle Horoskopdeutung: Ein Lehrgang zum Selbststudium Chiron Verlag 2013, 206 S., ISBN 978-3-89997-223-8
  • Robert Hand: Traditionelle Astrologie: Ganzzeichenhäuser - Tag- und Nachthoroskope 184 Seiten. Chiron Verlag 2007 ISBN 978-3899971576
Hand beschäftigt sich mit den Grundlagen der Astrologie. Nach eingehendem Quellenstudium zeigt er, dass früher zwischen Tag- und Nachtgeburten unterschieden wurde. Auch war das ursprüngliche Häusersystem ganz anders, als wir es heute kennen. Er belegt an vielen Beispielen, wie aktuell diese antiken und längst vergessenen Methoden noch sind und jede Horoskopdeutung enorm bereichern können.
  • Chris Brennan: Hellenistic Astrology. The Study of Fate and Fortune 696 Seiten. Amor Fati Publications, 2017 ISBN-10: 0998588903 ISBN-13: 978-0998588902
  • Dorian Gieseler Greenbaum: The Daimon in Hellenistic Astrology: Origins and Influence, Brill 2015

Quellen und Anmerkungen

  1. Aus dem dritten Jahrhundert, in altgriechischer Schrift. Quelle Abbildung: www.csad.ox.ac.uk. Informationen zum Papyrus: www.trismegistos.orgAbgerufen 23.9.2012
  2. John M. Steele, The 'Astronomical Fragments' of Berossos in Context, in: Johannes Haubold, Giovanni B. Lanfranchi, Robert Rollinger, John M. Steele (Hrsg.): The World of Berossos: Proceedings of the 4th International Colloquium on 'The Ancient Near East between Classical and Ancient Oriental Traditions (Classica et Orientalia, 5). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2013. S. 101
  3. Was jedoch nicht als gesichert gilt, siehe Geert Eduard Eveline de Breucker: De Babyloniaca van Berossos van Babylon: inleiding, editie en commentaar. Groningen 2012. S. 27f, S. 677 Publikation als PDFs abrufbar, Abgerufen 1.3.2017
  4. James Herschel Holden: A History of Horoscopic Astrology. American Federation of Astrologers, Tempe (USA) 2006. S. 9. In der Berossos-Forschung wird angemerkt, dass keiner der nach ihm lebenden Astronomen wie Astrologen, so beispielsweise Hipparchos oder Ptolemäus, diesen zitierte oder referierte.
  5. John M. Steele, The 'Astronomical Fragments' of Berossos in Context, in: Johannes Haubold, Giovanni B. Lanfranchi, Robert Rollinger, John M. Steele (Hrg.): The World of Berossos: Proceedings of the 4th International Colloquium on 'The Ancient Near East between Classical and Ancient Oriental Traditions (Classica et Orientalia, 5). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2013. S. 110
  6. Wilhelm Knappich: Geschichte der Astrologie. Frankfurt /M., 1967, S. 46
  7. Fata volentem ducunt, nolentem trahunt. ("Den Willigen führt, den Unwilligen zerrt das Schicksal". Seneca, römischer Stoiker des ersten Jahrhunderts n.Chr.)
  8. Der Neuplatonismus sah alles in der Welt als belebt, beseelt, vom Geist (dem Ideellen, göttlichen Prinzip) durchdrungen. Hier ließen sich leicht Brücken schlagen zu den astrologischen Entsprechungen oder Analogieketten; ein Denken, das in der Renaissance von Marsilio Ficino aufgegriffen und wiederbelebt wurde
  9. Vettius Valens: Blütensträusse. Scripta Mercaturae Verlag, St. Katharinen 2004
  10. James Herschel Holden: A History of Horoscopic Astrology. American Federation of Astrologers, Tempe (USA) 2006. S. 12-15
  11. Vettius Valens: Blütensträusse. S. 204–211
  12. Alexandra von Lieven, Schweine, Fische, Insekten und Sterne: Über das bemerkenswerte Leben der Dekane nach dem Grundriss des Laufes der Sterne, in: Mark Geller, Klaus Geus (Eds.): Productive Errors: Scientific Concepts in Antiquity, Reprint 430, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin 2012, S. 125. Als PDF veröffentlicht, abgerufen 13.3.2017
  13. Stephan Heilen: 'Hadriani genitura' – die astrologischen Fragmente des Antigonos von Nikaia. Walter de Gruyter, Berlin 2015. S. 694 - 696
  14. Holzscnitt aus der Theorica musicae des Franchino Gaffurio, 1492
  15. D.h. die Grundrechenarten Addition (Zusammenzählen), Subtraktion (Abziehen), Multiplikation (Vervielfachen), Division (Teilen), sowie die zugehörigen Rechengesetze; zur Arithmetik gehören auch die Gesetze der Teilbarkeit ganzer Zahlen, die irrationalen Zahlen, sowie die Division mit "Rest". Weiter als Errungenschaft der Griechen zu erwähnen ist das Rechnen mit Brüchen, Wurzeln und Potenzen.
  16. Siehe Wikipedia: Euklid
  17. Aus Wikipedia - Flache Erde
  18. Im Mittelmeerraum und dem Orient war seit dem ersten Jahrhundert die irdische Kugelgestalt unter Gelehrten generell akzeptiert und wurde allmählich auch im Volk gewusst. Es sind nur wenige (und unwichtige) Autoren aus der Spätantike bekannt, die Einspruch gegen die Hypothese einer kugelförmigen Erde einlegten. Dass die Menschen im Mittelalter dachten, die Erde sei eine flache Scheibe, ist ein Mythos des 19. Jahrhunderts
  19. Abbildung nach Form und Beschriftung des Original-Papyrus. Original-Horoskopgrafik abgedruckt in: Neugebauer, Otto; Hoesen, Henry-Bartlett van: Greek Horoscopes. American Philosophical Society, Philadelphia 1959, S. 18
  20. Die Übertragung des Begriffes Horoskop (= Aszendent) auf die ganze Geburtsgrafik fand erst im europäischen Spät-Mittelalter bzw. in der frühen Neuzeit statt.
  21. Valens, Blütensträusse, S.57 ff., auch bei Firmicus Maternus, Die acht Bücher des Wissens, S. 65.
  22. Noch William Lilly (17. Jahrhundert) spricht bei den Domizilen der Planeten, den Zeichen, die sie beherrschen, von ihren "Häusern", neben den Häusern des Horoskopes. So z.B. in Christliche Astrologie. Tübingen 2007, S.77 (Saturn)
  23. Eine Übersicht zur Astrologie im Gebiet Mesopotamiens/ des Zweitstromlandes bietet Francesca Rochberg, The Heavenly Writing. Divination, Horoscopy, and Astronomy in Mesopotamian Culture. New York/ USA 2007 teilweise online (Google Books)
  24. Francesca Rochberg: Babylonian Horoscopes. Philadelphia /USA 1998. Das Werk enthält alle bisher bekannten Keilschrift-"Horoskope". Siehe google.de
  25. Rochberg, Babylonian Horoscopes, S. 1f.
  26. Rochberg, S. 3
  27. Das von wenigen Astrologie-Historikern wie Patrice Guinard oder Wilhelm Knappich angenommene Horoskop mit nur acht Häusern - Oktotopos - als Vorläufer des Dodekatopos hat wohl keine Basis. Der Acht-Kreis oder Oktotopos wird bei Manilius wie Vettius Valens und Firmicus Maternus erwähnt, ohne dass seine Verwendung in der astrologischen Praxis der hellenistischen Astrologie erkennbar wäre. Genausowenig ist klar, wie die zwölf Tierkreiszeichen - die schon in der vorangehenden babylonischen Astrologie als allgemeine Grundlage verwendet wurden - in ein vermutetes Horoskopschema mit acht Orten/Häusern einfügbar wie deutbar gewesen wären
  28. Der Imum coeli muss jedoch nicht in diesem Ort stehen
  29. Das Medium coeli muss nicht an diesem Ort stehen
  30. Firmicus Maternus, Julius: Die Acht Bücher des Wissens. Matheseos Libri VIII. Chiron-Verlag, Tübingen 2008, S. 68 - 69 (Buch II, § 19). Der Mond hatte entsprechend im dritten Haus seine "Freude" und die Venus im fünften, die Sonne ihre im neunten und Jupiter seine im elften Haus
  31. Da die Hellenistische Astrologie zunächst nur mit Ganzzeichen-Häusern arbeitete, befanden sich das achte Haus (= achtes Zeichen vom Aszendenten aus) wie das sechste (= sechstes Zeichen vom Aszendenten aus) automatisch in keinem damals bekannten oder anerkannten Aspekt zum Aszendenten als "Lebensgeber" (das Quinkunx zählte nicht). Gleiches galt für das zwölfte und zunächst auch für das zweite Horoskop-Haus, welche im Halbsextil zum Aszendenten-Zeichen standen; die Horoskop-Häuser wurden als "verworfene" betrachtet.
  32. Firmicus Maternus, Julius, S. 66 (Buch II, § 17), dort auch Anmerkung 40
  33. Lateinisch "aspicere", bedeutet "anblicken" oder "ansehen". Die Horoskop-Häuser bzw. -Orte ohne Aspekt zum Aszendenten schauten diesen nicht an, hatten von daher keine Verbindung zu ihm (s. Robert Hand, Traditionelle Astrologie, S. 109 - 113)
  34. Valens, Blütensträusse, S. 20-21 u. 219. S. 219: "Ein Beispiel: Stundenschauer in den Zwillingen; Himmelsmitte ist nach Graden im Wassermann" [im System der Ganzzeichen-Häuser vom Aszendenten an wäre die Himmelsmitte normalerweise in den Fischen gewesen] "dieser Ort nun wird das Verhältnis zu Handeln, Ruhm und Kindern enthalten, auch das zu fremdem Land und zur Gottheit, da er sich im Tierkreis am 9. Ort vom Stundenschauer aus fand..."[...]. Das Zitat macht deutlich, dass Valens die Bedeutung des 10. mit der Bedeutung des 9. Hauses, worin das MC in seinem Beispiel gefallen war, verband
  35. Vettius Valens notiert andererseits in seinem Werk Anthologiae, wie man den Solar-Aszendenten berechnet (Valens, Blütensträusse, S. 206)
  36. Valens beschreibt astrologiegeschichtlich erstmals die Bestimmung der Stundenherrscher (Blütensträusse, S. 24)
  37. Mittelalterliches Idealbild