Heraklesmythos

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Herakles kämpft gegen den Kentauren Nessus

Der Mythos von Herakles und seinen zwölf Aufgaben zählt zu den bedeutendsten der griechischen Mythologie. Obwohl Herakles in der Astrologie kein direkter Namensgeber eines Planeten ist, begegnet er doch wichtigen astrologischen Symbolfiguren. Darüber hinaus lag es schon immer nahe, eine Analogie zwischen seinen zwölf Aufgaben und den zwölf Tierkreiszeichen herzustellen.
Veröffentlichungen dazu stammen u.a. von Alice Bailey, Wolfgang Denzinger und Olga von Ungern-Sternberg[1].

Deutung nach Ungern-Sternberg

Die erste Aufgabe von Herakles, die Tötung des Nemeischen Löwen, entspricht dem Zeichen Löwe. Der Nemeische Löwe war ein unverwundbares Raubtier, das Menschenopfer verlangte. Mit Hilfsmitteln wie Pfeil, Schwert und Keule richtete Herakles gegen ihn nichts aus. Nur mit der eigenen Körperkraft konnte er den Löwen schließlich erwürgen. Daraufhin zog er ihm das Fell ab, legte es sich selbst um, und verleibte sich damit dessen Kräfte ein.
Beim Zeichen Löwe geht es darum, sich seiner subjektiven Ich-Kräfte bewusst zu werden und sie auf konstruktive, sowie der Gemeinschaft dienliche, Weise zur Entfaltung zu bringen.

Die zweite Arbeit, die Tötung der Lernäischen Hydra, entspricht dem Zeichen Krebs. Die Hydra war ein Ungeheuer, halb Wasserschlange, halb Hund, mit zahllosen Köpfen. Als Herakles gegen sie kämpfte, schickte die ihm feindlich gesinnte Göttin Hera einen Riesenkrebs, um die Hydra zu unterstützen. Dieser biss den Helden in die Ferse und ließ ihn nicht mehr los, doch Herakles zerschmetterte den Krebs schließlich mit dem Fuß.
Beim Krebs-Zeichen geht es um das Thema Festhalten und Loslassen. Falls der Krebs nicht aufhört zu klammern, ist bisweilen ein schmerzhafter Befreiungsschlag nötig.

Die dritte Arbeit, die Überwindung der Kerynitischen Hirschkuh, entspricht dem Zeichen Widder. Dabei geht es sich um eine Hirschkuh, welche der Mondgöttin Artemis geweiht war. Ungern-Sternberg setzt sie in Beziehung zu dem Widder, dessen goldenes Vlies (Fell) Iason, Herakles und andere Helden zu einer abenteuerlichen Reise veranlasste.
Thema ist der pionierhafte Aufbruch, Kampf und die Durchsetzungsfähigkeit gegenüber Gegnern - wie beim Tierkreiszeichens Widder.

Die vierte Arbeit, der Kampf mit dem Erymanthischen Eber, entspricht dem Zeichen Wassermann. Dabei handelt es sich um einen riesigen Eber, der auf dem Berg Erymanthos hauste und die Umgebung unsicher machte. Um der Unberechenbarkeit des Ebers Herr zu werden, war äußerste Wachsamkeit erforderlich, "Wachsamkeit als Lebenselement, die aus der Sphäre des Geistigen heraus alles Versteckte, noch Triebhafte zur Strecke bringt und das Bewusstsein auf sich selbst stellt. Das Denken wird vorurteilslos."[2]
Diese Eigenschaften schreibt die Astrologie dem Wassermann zu, dem dritten Luftzeichen.

Die fünfte Arbeit, die Reinigung der Augiasställe, entspricht dem Zeichen Jungfrau. König Augias, ein Sohn des Sonnengottes Helios, besaß riesige Viehherden, deren Ställe so schmutzig waren, dass man sie nicht mehr benutzen konnte. Herakles erhielt die Aufgabe, sie zu reinigen. Dazu schlug er Löcher in die Stallmauern und leitete die Flüsse Alpheios und Peneios hindurch.
Dies weist auf die emanzipierte Jungfrau-Energie, die sich nicht in pedantischer Kleinarbeit verliert, sondern sich die kosmischen Ströme (des Gegenzeichens Fische, s. Opposition) zunutze macht, um im Inneren zu Reinheit und Klarheit zu gelangen.

Die sechste Arbeit, die Vertreibung der Stymphalischen Vögel, entspricht dem Zeichen Zwillinge. Dabei handelt es sich um Vögel mit eisernen Schnäbeln und Krallen, welche ihre Federn als Geschosse einsetzten und damit die Menschen am See Stymphalos bedrohten. Herakles vertrieb sie mit gigantischen Rasseln aus Bronze, welche ihm der himmlische Schmied Hephaistos eigens angefertigt hatte.
Die Vögel symbolisieren das Luftelement, das als ungezähmte Gedanken die Klarheit und Reinheit des Geistes gefährdet. Erst durch Töne (Rasseln) können sie harmonisiert werden (Sphärenharmonie).

Herkules-Statue, Bistoon/Kermanshah, Iran (148 v.Chr.)

Die siebte Arbeit, der Raub des Kretischen Stiers, entspricht dem Zeichen Stier. Herakles musste den Stier von König Minos, der ihn eigentlich dem Meeresgott Poseidon versprochen hatte, aus Kreta holen. Minos hatte die Opfergabe jedoch verweigert, weil ihm der Stier zu makellos war. Da der Stier aber inzwischen zur Bedrohung geworden war (Felder und Tiere vernichtete), ließ Minos Herakles gewähren. Das mächtige Tier ergab sich der Kraft des Helden.
Die Geschichte ist ein Bild für die Natur in der vollen Kraft des Frühlings, wie sie sich im Sonnenzeichen Stier offenbart. Sie muss jedoch gezähmt werden, damit der Mensch sie genießen kann.

Die achte Arbeit, der Raub der Stuten des Diomedes, entspricht dem Zeichen Steinbock. Dabei handelte es sich um menschenfressende Pferde des grausamen Königs Diomedes, die Herakles holen sollte. Diomedes wollte das verhindern, doch Herakles erschlug ihn und verfütterte ihn an seine gefräßigen Pferde. Daraufhin wurden sie zahm.
Diese Arbeit weist zum einen Parallelen zu Saturn auf, dem Herrscher des Zeichens Steinbock, der seine Kinder verschlungen hatte und erst zahm wurde, nachdem er entmannt worden war. Darüber hinaus ist die Bändigung der Rosse ein Symbol dafür, Struktur und Ordnung in triebhaft-wilde, chaotische und machtvolle Gedanken zu bringen, die große Herausforderung des Steinbocks.

Die neunte Arbeit, der Raub des Gürtels der Amazonenkönigin Hippolyte, entspricht dem Zeichen Fische. Die Tochter von König Eurystheus, dem Herakles dienen musste, begehrte als ausgefallenes Hochzeitsgeschenk den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte. Herakles machte sich auf den Weg zu dieser, und als sie ihn erblickte, war sie bereit, den Gürtel freiwillig an den großen Sonnenhelden abzugeben. (In manchen Versionen geht die Geschichte so weiter, dass die Herakles feindlich gesinnte Göttin Hera ihm einen so leichten Sieg nicht gönnen wollte. Deshalb stachelte sie die Amazonen auf, ihn anzugreifen, weil er angeblich ihre Königin entführen wolle. Herakles verdächtigte daraufhin die Königin, ihr Wort gebrochen zu haben, erschlug sie und entriss ihr den Gürtel.)
Ungern-Sternberg interpretiert diese Arbeit als "Hinüberbewegen in ein Reich, wo nicht mehr die Gesetze der geschlechtlichen Differenzierung das Leben bestimmen". Die Fische sind das Symbol für die Auflösung aller Grenzen, auch der geschlechtsspezifischen.

Die zehnte Arbeit, der Raub der Rinder des Geryon, entspricht dem Zeichen Schütze. Geryon war ein dreiköpfiges Ungeheuer, das im Westen der damals bekannten Welt, nahe der Meerenge von Gibraltar (den "Säulen des Herakles"), eine große Viehherde besaß. Herakles sollte diese nach Argos in Griechenland treiben. Schon seine Reise dorthin war sehr abenteuerlich. Dabei erhielt er unter anderem Hilfe vom Sonnengott Helios, der ihm seine goldene Schale lieh, mit der er immer am Himmelszelt entlangzog. Am Ziel angekommen, trieb Herakles das Vieh auf die goldene Schale; den herbeieilenden Geryon streckte er mit einem Pfeil nieder. Der Rückweg war noch abenteuerlicher: Nachdem Herakles Helios die Schale zurückgegeben hatte, durchquerte er Spanien und Südfrankreich zu Fuß, geriet vom Weg ab, irrte bis zum Schwarzen Meer, kehrte von dort nach Italien zurück und schließlich über Sizilien nach Griechenland. Häufig wurde er überfallen, und einmal wurde ihm nachts auch die Herde geraubt. Als typischer Held überwand er jedoch alle Gefahren. Wieder angekommen bei seinem Auftraggeber, König Eurystheus, zeigte sich dieser sehr überrascht, ihn nach so langer Zeit doch noch wiederzusehen.
Die Analogie zur Schütze-Energie drängt sich auf: Erfahrungen sammeln in der Ferne, seinen Horizont erweitern, Schwierigkeiten meistern, und dadurch am Ende zu seinen Wurzeln finden.

Die elfte Arbeit, der Raub der goldenen Äpfel der Hesperiden, entspricht dem Zeichen Skorpion. Die Hesperiden waren Töchter des Atlas, der das Himmelsgewölbe trug. Ihre Äpfel befanden sich in einem Garten am Rande der Welt und wurden von einem Drachen bewacht. Sie waren ein Hochzeitsgeschenk von Gaia an Hera. Um die Äpfel zu bekommen, bediente sich Herakles diesmal einer List statt seiner Körperkraft. Er bat Atlas, ihm doch behilflich zu sein, während er sich anbot, solange das Himmelsgewölbe zu tragen. Atlas ging darauf ohne Zögern ein, denn so konnte er von seiner schweren Arbeit ausruhen. Seine Töchter gaben Herakles gern die Äpfel. Atlas fand Gefallen an der neuen Rolle und wollte dieÄpfel für Herakles nach Griechenland bringen. Dieser bediente sich erneut einer List, und willigte zum Schein in den Rollentausch ein, bat Atlas aber, kurz noch einmal das Himmelsgewölbe zu halten, damit er sich den Kopf polstern könne. Atlas tat ihm den Gefallen, und Herakles nutzte die Gelegenheit, nahm die Äpfel und entkam mit ihnen.
Der Ort dieser Arbeit ist die Grenze zum Jenseits, das in der Astrologie Skorpion/ Pluto zugeordnet ist. Um etwas zu erreichen, wird dabei auch List, wenn nicht gar Heimtücke eingesetzt. Diese Themen sind eng mit dem Skorpion verbunden.

Die zwölfte Arbeit, die Überwältigung des Höllenhundes Kerberos, entspricht dem Zeichen Waage. Bis Herakles zu dem dreiköpfigen Hund vorgedrungen war, hatte er bereits zahlreiche Kämpfe bestehen müssen, unter anderem mit Hades, dem Herrn der Unterwelt persönlich. Dabei war ihm der Götterbote Hermes zu Hilfe gekommen. Schließlich konnte er den Hund ergreifen und König Eurystheus vorführen. Der hatte ihm die Aufgabe eigentlich nur übertragen, weil er sicher war, dass Herakles sie nicht lösen könne und in der Unterwelt bleiben müsse.
Ungern-Sternberg ordnet diese Arbeit der Waage zu, denn sie sieht darin das "Sinnbild der Todesbegegnung oder genauer der Begegnung mit dem höheren Ich ... In Ägypten war Osiris der Totenrichter. Er legte das Herz des Verstorbenen auf die eine Schale der Waage, auf die andere wurde eine Flaumfeder gelegt. Das Herz musste leichter sein als die Flaumfeder. Also sollte alles Irdische losgelöst werden, damit der Tote zu höheren Sphären aufsteigen konnte.

Weitere Deutungsmodelle

Einen esoterischen Deutungsansatz für den Heraklesmythos liefert Alice Bailey. In gewohnt schwülstig-bombastischer Sprache der Theosophen werden die zwölf Heldenaufgaben des Herakles von ihr geschildert als astrologisches Paradigma (Musterbeispiel) für den Weg des weltlichen Menschen zur Befreiung/ zum Licht.

Die Drehbücher großer Kinofilme beruhen oft auf dem immer gleichen Strickmuster: sie sind auf dem Mythos der Heldenreise aufgebaut. Deren zwölf Stationen scheinen analog zu psychischen Abläufen auch des modernen Menschen zu sein, in den typischen Versuchungen, Krisen und Bewährungen kommt ein archetypisches Funktionsmuster der menschlichen Seele zum Ausdruck.

Heldenreise nach Joseph Campbell (1949)

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Olga von Ungern-Sternberg: Grundlagen kosmischen Ichbewusstseins. Die seelengestaltende Macht des Tierkreises im Heraklesmythos. 189 Seiten. J. Kamphausen Verlag (Aurum) 1977 ISBN 978-3591080446; Neuauflage unter dem Titel: Die Sternenschrift im Heraklesmythos. Oratio Verlag (Novalis) 1989. ISBN 978-3721405996 Schaffhausen 1989
  • Alice Bailey, Die Arbeiten des Herkules. Lucis, Genf 1988, ISBN 3876839122 (gechannelt von dem aufgestiegenen tibetanischen Meister Djwhal Kul) Auszug online
  • Franz Josef Röll: Mythen und Symbole in populären Medien. Frankfurt/ M. 1998

Quellen und Anmerkungen

  1. Wolfgang J. Denzinger: Die zwölf Aufgaben des Herakles im Tierkreis. Der zeitlose Entwicklungsweg des Menschen. 351 Seiten. Kailash Verlag, 1994; Edition Uranos, 2009 ISBN 978-3939474029;
    Olga von Ungern-Sternberg: Die Sternenschrift im Heraklesmythos. Schaffhausen 1989
  2. Ungern-Sternberg 1989, S. 100
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