Herbert Freiherr von Klöckler
Der deutsche Arzt und Astrologe Dr. med. Herbert Freiherr von Klöckler von Veldegg und Münchenstein wurde am 26.4.1896 um 9.43 Uhr in Dresden[1] geboren.
Er starb 1950.
Biographie
Seine Eltern waren die Astrologin Irene von Veldegg und der Rittergutsbesitzer Freiherr Raymond Eugène Marie Guilleaume Klöckler von Veldegg und Münchenstein (geb. 8.1.1870 in Paris)[2]. Sie ließen sich bald nach seiner Geburt scheiden; Herbert wuchs bei der Mutter in Dresden auf.
Klöckler kam in Leipzig über einen Freund, den Verleger Heinrich Timm (Astra-Verlag), ein Mitglied der Leipziger Freimaurerloge "Minerva zu den drei Palmen", zur Freimaurerei. Er wurde dort 1929 aufgenommen und war bis November 1934 Mitglied, bevor er aufgrund der Zeitumstände seinen Austritt erklärte.[3] Unter den gezielten Astrologen-Verfolgungen durch die Gestapo im Juni 1941 hatte auch seine Familie zu leiden.[4]
Astrologie
Freiherr von Klöckler zählt zu den wichtigsten Vertretern und Reformern der deutschsprachigen Astrologie in der ersten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts. Sein dreibändiger "Kursus der Astrologie" gilt als eines der Grundlagenwerke der Revidierten Astrologie. Ihm war die astronomische Begründung der Astrologie äußerst wichtig, weshalb er etwa die Methoden der Direktion ablehnte. Er stand der Psychologie und überhaupt der Wissenschaft sehr nahe. Dabei bemühte er sich intensiv um empirische (Forschungs-)Erkenntnisse, was unter anderem Niederschlag in seinem Buch "Astrologie als Erfahrungswissenschaft" (1926) fand, worin er sich eingehend mit statistischen Untersuchungen befasste.[5] Insbesondere wandte er sich gegen jede Form von Determinismus oder gar Fatalismus, denn für ihn war der Charakter eines Menschen nichts von vorneherein Festgelegtes und Statisches, sondern in einer ständigen Entwicklung und Veränderung begriffen. Er betrachtete das in jedem Menschen angelegte Potential als so groß, dass es von den meisten gar nicht voll ausgeschöpft werden könne. Damit nahm er viele Überzeugungen der modernen, gerade der Humanistischen Psychologie, schon vorweg.
Als Naturwissenschaftler verstand er die Astrologie wie alle Naturkräfte: sie zeige Tendenzen an, die entwickelt werden können, aber keinen zwangsläufigen Charakter hätten, so wie etwa auch ein Krankheitsverlauf nicht unabänderlich vorgegeben sei. Zu den konkreten, bisher noch nicht nachgewiesenen Wirkursachen der Astrologie bemerkte er allerdings relativierend: Die "gewiss vielfältigen Beziehungen der Gestirnwelt zur Erde, wie sie bei Sonnenflecken, Mondeinflüssen, usw. nachgewiesen werden konnen, sind ebenso unzureichend wie unangemessen für die Begründung der astrologischen Bedeutungszusammenhänge. Aus Physikalischem wird eben zunächst nur Physikalisches oder physikalisch Erklärbares, aber nichts seelisch oder geistig Ganzes, nichts Bedeutungsvolles und Werthaftes. Der Negation astrologischer Möglichkeiten aus 'wissenschaftlichen' ... Gründen (schließlich) ist entgegenzuhalten, dass Unerklärlichkeit keine Widerlegung von Wirklichkeiten bedeutet."[6]
Klöckler verfügte über eine große pädagogische und publizistische Begabung. Er verstand es immer wieder, komplizierte Sachverhalte dem Publikum verständlich zu machen, weshalb seine Bücher eine weite Verbreitung fanden.
Von 1925 bis 1934 gab er die Zeitschrift "Sterne und Mensch - Zeitschrift für Astrologie als Wissenschaft und Weltanschauung" heraus.
Werke
- Astrologische Vorträge; Zweiter Vortrag: Astrologische Wissenschaft oder Aberglaube 48 Seiten. Theosophisches Verlagshaus Leipzig, 1924
- Astrologische Vorträge; Dritter Vortrag: Grundriss der astrologischen Lehre (Horoscopie) 41 Seiten. Leipzig, 1924
- Körperform und Menschenseele. Ein Handbüchlein der Menschenkenntnis 93 Seiten, 49 Abb. Verlag Gesellschaft für Bildungs- und Lebensreform Kempten, 1925
- Horoskop, Handschrift und Charakter 62 Seiten. Dresden Astra-Verlag, 1925
- Astrologie als Erfahrungswissenschaft Verlag Emmanuel Reinicke Wien, 1927. 384 Seiten. Neuauflage E. Diederichs München, 1989 ISBN 978-3424010039
- Berufsbegabung und Berufsschicksal: Astropsychologie d. Berufsbegabung 126 Seiten. Astra-Verlag H. Timm Leipzig, 1928
- Kursus der Astrologie Band 1. Lehrbuch der astrologischen Technik für Anfänger und Fortgeschrittene 176 Seiten. Astra Verlag Leipzig ,1929; 3., überarbeitete, ergänzte und um einen Anhang erweiterte Auflage, 1956. Astra Verlag Heinr. F.A. Timm, Berlin; Hermann Bauer Verlag, 1974; 1978; 1981; 1983
- Kursus der Astrologie. Band 2: Grundlagen für die astrologische Deutung Astra Verlag G.v.d. Hagen, Dresden 1929; verbessert und vermehrt 1932; 1952. 263 Seiten. Bauer Freiburg, 1974; 1978; 1981; 1984; 1987 ISBN 3762601730
- Kursus der Astrologie Band 3. Solarhoroskop, Transite und aktuelle Konstellationen in ihrer Bedeutung für die astrol. Prognose Astra Verlag, Leipzig 1929 189 Seiten; 2., um einen ausführlichen Nachtrag erweiterte und ergänzte Auflage, durchgesehen von Dr. Kuno Voss. Astra Verlag Heinr. F.A. Timm Berlin 1953. 240 Seiten; Bauer Freiburg, 1974; 1978; 1981; 1984
- Kursus der Astrologie. Alle drei Bände als Sonderausgabe. Bauer Freiburg, 1990; 1991 ISBN 978-3762604396
- Der Kursus ist auch auf Italienisch erhältlich - als Corso di astrologia
Anmerkungen und Quellen
- ↑ Die Niehenke-Datenbank gibt hierfür zwei Quellen an:
Archiv Heinz Specht und "Qualität der Zeit" 48/ 51 (Archiv Wassilko); als Ort wird teilweise auch "Mittelstradam" angegeben. - ↑ Degener: Wer ist's? 9. Auflage, Berlin 1928
- ↑ Ein Jahr später wurde durch die Nationalsozialisten die Selbstauflösung der Minerva erzwungen, siehe Förster: Matrikel der Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen 1741-1932. Leipzig 2004
- ↑ Seine Frau wurde acht Wochen in Haft behalten. Siehe Ellic Howe: Uranias Kinder. Die seltsame Welt der Astrologen im Dritten Reich. Athenäum/ Beltz, Weinheim 1995, S. 268
- ↑ Er suchte nach Korrelationen zwischen astrologischen Faktoren und Ereignissen wie Unfällen, Morden, Selbstmorden oder Ehescheidungen
- ↑ Im Nachwort des Kursus der Astrologie, Band 3