Hermes Trismegistos

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Hermes Trismegistos vereint die Polaritäten von Sonne und Mond[1]

Die mythische Gestalt des Hermes Trismegistos gilt als eine der wichtigsten Quellen für alchimistische, philosophische, esoterische und spirituelle Lehren aller Art, darunter auch die Astrologie.

Geschichte

Für die frühe astrologische Überlieferung entscheidend sind die ägyptischen Schriften des "Hermes" aus dem 3./2. Jahrhundert v.Chr., die verloren gingen und nur über Zitate und Bemerkungen in die Gegenwart überliefert wurden, so bei Firmicus Maternus oder Vettius Valens[2]. Die allgemein bekannteren gnostischen Schriften des Corpus Hermeticum dagegen, aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, enthalten in nur geringem Umfang astrologische Lehren, wie die kurze Abhandlung zu den Dekanaten[3]

Hermes ist so etwas wie der Urvater der Erkenntnis. Trismegistos kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt: der dreimal Größte, das heißt der Allergrößte. Die Bezeichnung stammt aus der hellenistischen Zeit, als die griechische Kultur stark von der ägyptischen beeinflusst war. Es handelt sich um den griechischen Namen des altägyptischen Gottes der Schrift und Gelehrsamkeit, Thoth. Sein berühmter Grundsatz "wie oben so unten" ist nur eine sehr verkürzte Wiedergabe der Tabula smaragdina (siehe unten), auf der seine Weisheiten niedergeschrieben sind.

Auf die Smaragdene Tafel berufen sich vor allem die Esoterische Astrologie und die Vertreter des Prinzips der Analogie[4].

Tabula smaragdina

Die Smaragdtafel[5]

Die Tabula Smaragdina oder Smaragdtafel ist eine alchemistische Schrift, in der das hermetische Verständnis der Entstehung der Welt, sowie eine Anleitung zur Erlangung sämtlicher Erkenntnisse und Fähigkeiten - oft auch bezeichnet als "Stein der Weisen" - in stark komprimierter Form dargestellt ist.

Ihre älteste erhaltene Textversion findet sich im Anhang zu einem arabischen Manuskript des sechsten Jahrhunderts. Im zwölften Jahrhundert ins Lateinische übersetzt, wurde die Tabula im Mittelalter und verstärkt im Zeitalter der Renaissance von vielen Alchemisten kommentiert und rezipiert.

Ihr Text lautet[6]:

1. Wahrhaftig, ohne Täuschung, gewiss und wahrheitsgetreu:
2. Was unten ist, gleicht demjenigen, was oben ist, und was oben ist, wiederum demjenigen, was unten ist, auf dass sie gemeinsam das Wunder des Einen Dinges vollbringen.
3. Und ebenso wie alles aus dem Einen entstammt: ebenso werden auch alle (weltlichen) Dinge aus diesem Einen Ding in gleicher Art und Weise gezeugt.
4. Sein (des Dinges) Vater ist die Sonne, und seine Mutter der Mond
5. Die Luft (= der Geist) trägt es gleich wie die Gebärende, genährt aber wird es von der Erde.
6. Dies ist der Ursprung aller wunderbaren Dinge, die in der Welt sind.
7. Seine Kraft wird vollständig erhalten, wenn es in die Erde eingegangen ist.
8. Scheide die Erde (= Materie) vom Feuer (= Bewusstsein), das Feine vom Groben, aber sanft und mit großer Fertigkeit.
9. Steigt es von der Erde gen Himmel, und von dort wiederum zur Erde, und nimmt so die Kraft des Oberen und Unteren in sich auf,
10. so wirst du die ganze Herrlichkeit der Welt erlangen: dann soll alle Finsternis von Dir weichen.
11. Dies ist die ganze Kraft, die den Mutigen stärkt: denn sie übertrifft sowohl die zartesten Dinge, als sie auch das Massivste durchdringt.
12. Auf diese Weise ist die Welt geschaffen.
13. Und so können in gleicher Art Wunder gewirkt werden, wenn es nur auf diese Weise durchgeführt wird.
14. Man nennt mich deshalb Hermes Trismegistos, weil ich für die Philosophie der Dreifaltigkeit stehe.
15. Somit ist alles gesagt vom Werk des Einzigen.

Populär, und heute noch in zahlreichen Exemplaren erhalten, war in Mittelalter und Renaissance auch das dem Hermes zugeschriebene Centiloquium.

Der alchemistische Stein der Weisen[7]

Siehe auch

Weblinks

Ausgabe 17. Jahrhundert[8]

Literatur

  • Gundel, Wilhelm: Neue astrololgische Texte des Hermes Trismegistos. Gerstenberg, Hildesheim 1978
  • Colpe, Carsten/ Holzhausen, Jens: Das Corpus Hermeticum. Übersetzung, Darstellung und Kommentierung. 3 Bände (2 erschienen) Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1997 ff.
Teil 1: Die griechischen Traktate und der lateinische „Asclepius“. 1997
Teil 2: Exzerpte, Nag-Hammadi-Texte, Testimonien. 1997

Quellen und Anmerkungen

  1. Bild aus dem alchemistischen Viridarium chymicum, 1624 (Stolcius von Stolcenberg)
  2. James Herschel Holden: A history of Horoskopic Astrology. American Federation of Astrologers, Tempe 2006, S. 16
  3. Holden, S. 90
  4. Im Unterschied zum kausalen bzw. einem naturwissenschaftlichen Verständnis der Astrologie
  5. Darstellung von Heinrich Khunrath (1606)
  6. Aus der lateinischen und mittelhochdeutschen Fassung von Wikipedia, ins Deutsche übertragen
  7. "Besuche die inneren Gefilde, erhöhe sie und finde den verborgenen Stein (der Weisen)". Dies kann als Kurzfassung der Smaragdtafel gewertet werden. Man beachte auf der Darstellung die astrologische Symbolik (Planeten)
  8. Leipzig, 1657