Hubert Korsch

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Dr. jur. Hubert Korsch, 1933

Hubert Korsch, geboren am 13.6.1883 um 19:56 Uhr LMT (standesamtlich 20 Uhr) in Neuss[1], gestorben wohl am 24.4.1942 im Konzentrationslager Oranienburg (oder Sachsenhausen) bei Berlin. Die offizielle Todesursache lautete auf Lungenentzündung, er wurde aber vermutlich durch Genickschuss umgebracht.[2][3]

Biographie

Geburtshoroskop Korschs

Aus dem Leben von Korsch ist wenig bekannt. Er war promovierter Jurist, bzw. ein in Düsseldorf ansässiger Rechtsanwalt, mit Schwerpunkt Vereins-, Versammlungs- und Verwaltungsrecht (Abschluss 3.11.1915, Universität Greifswald). Während der NS-Zeit erfuhr er eine Aberkennung seines Doktortitels[4], vermutlich im Zusammenhang mit seiner Verhaftung und den Verhören 1941.[5]. Er war Autor bzw. bekannter Astrologe, und gab 1930-1938 die damals bedeutende Fachzeitschrift Zenit heraus.

Astrologie

Auf dem 8. Astrologen-Kongress vom 3. - 6.8.1929 in Nürnberg wurde er zum Vorsitzenden der „Astrologischen Zentralstelle" gewählt. Er war seit 1926 eine der prägendsten Persönlichkeiten der deutschen Astrologieszene, und trug durch sein Vertreten einer wissenschaftlich fundierten Astrologie, die jede esoterische oder "nur" symbolische Astrologie ablehnte, zu heftigen Kontroversen bei. Dies führte u.a. zu einer Spaltung von der 1924 durch Hugo Vollrath ins Leben gerufenen Astrologischen Gesellschaft in Deutschland (AGiD, einer Vorläufervereinigung des heutigen Deutschen Astrologen-Verbandes). Vollrath wurde sein Gegner, nicht nur astrologisch. Bei den konkurrierenden Vereinen und Zeitschriften kam es zu Rivalitäten, besonders seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933), wobei Korsch nach Recherchen zu Vollraths Doktortitel Ende 1934 belegen konnte, dass dessen angebliche Dissertation an der Universität Tübingen dort unbekannt war.[6]

Astrologen-Kongress Stettin 1932, Korsch Mitte erste Reihe

Internationale Anerkennung erwarb sich Korsch durch die Herausgabe der monatlichen Zeitschrift Zenit[7], die einen explizit wissenschaftlichen Anspruch hatte ("Zentralbatt für astrologische Forschung"). 1938 wurde das Heft jedoch von den Nationalsozialisten verboten[8], und das trotz der - damals häufig praktizierten - Nähe bzw. Anbiederung an Hitler. Es gab beispielsweise 1935 ein Telegramm an diesen, worin Korsch schrieb[9]:
... (Gruß an den Führer) ...: "Die zu ihrem XIV. Kongreß in Wernigerode versammelten wissenschaftlichen Astrologen der "Astrologischen Zentralstelle" geloben dem Führer unseres deutschen Volkes unentwegte Treue und Gefolgschaft. Durch ernstes, verantwortungsbereites Erforschen uralten germanischen Weistums wollen sie mithelfen am Wiederaufbau deutschen Bildungs- und Kulturgutes zum Wohle für Volk und Vaterland."
Der "Führer" sandte daraufhin folgende Telegramm-Antwort: "Danke herzlichst für Begrüßungstelegramm, erwidere Grüße mit besten Wünschen für weiteren Erfolg Ihrer Arbeit. Adolf Hitler".[10]

Korsch setzte sich als Vorstand der "Zentralstelle" für eine Prüfungskommission von Astrologen ein. 1933 initiierte er eine Verbandsprüfung der Gesellschafts-Mitglieder, wie sie in Deutschland heute noch üblich ist.

Gründungshoroskop des Internationalen Verband wissenschaftlicher Astrologen

Am 4.9.1936[11], die Olympischen Sommerspiele von Berlin waren gerade vorbei, gründete er auf einem Kongress in Düsseldorf den Internationalen Verband wissenschaftlicher Astrologen. Auf der Gründungsversammlung anwesend waren vierhundert Teilnehmer aus 17 Staaten. Die Versammlung wählte Korsch zu ihrem Präsidenten. Über zweihundert Zeitungen aus aller Welt berichteten darüber. Dem Verband war jedoch kein gutes Schicksal beschieden: schon bald mussten Repressionen der Nazis hingenommen werden, und der Verein wurde nach dem Schottland-Flug von Rudolf Heß (im Mai 1941) ganz aufgelöst.[12]

Nach der Affäre Heß setzte am 9.6.1941 schlagartig die Verhaftung aller bekannten Astrologen ein, mit Beschlagnahmung ihrer Literatur. Unter den Verhafteten war auch Korsch, der anschließend vierzehn Tage lang von der Gestapo verhört wurde wegen einer negativen Deutung des Geburtshoroskopes von Hitler, welche im "Zenit" schon im Mai 1931 unter dem Pseudonym "Spectator" erschienen war.[13] Korsch gab den Namen des Autors aber nicht preis[14].

Zeichnung Korschs (1933)

Publikationen

Zenit Erstausgabe
  • (Hrg): 14 Vorträge über Astrologie. Gehalten auf dem VIII. Astrologen-Kongress Nürnberg. Düsseldorf, 1929
  • Astrologie 1930 - Vorträge und Bericht des IX. Astrologen-Kongresses Dortmund 1930 Düsseldorf, Hrg. von der Astrologischen Zentralstelle
  • Astrologie 1931 - Vorträge des X. Astrologen-Kongresses Wiesbaden. I. Internationaler Astrologen-Kongress. Düsseldorf, Hrg. i.A. der Zentralstelle von Dr. Hubert Korsch, 1931
  • Astrologie 1932 - Vorträge des XI. Astrologen-Kongresses Stettin. Düsseldorf, Hrg. von Korsch
  • Astrologie 1933 - Vorträge und Bericht des XII. Astrologen-Kongresses Stuttgart. Hrg. von Korsch
  • Astrologie 1934 - Vorträge und Bericht des XIII. Astrologen-Kongresses München. Düsseldorf, Hrg. von Korsch
  • Astrologie 1935 - Vorträge und Bericht des XIV. Astrologen-Kongresses Wernigerode 1935. Düsseldorf, Hrg. von Korsch
  • Astrologie 1936. Vorträge und Bericht des III. Internationalen Astrologen-Kongresses, des XV. Deutschen Astrologen-Kongresses Düsseldorf. Herausgegeben im Auftrage der "Zentralstelle"
  • Grundriß der Geschichte der Astrologie. (= Zenit, Sonderheft 7)., Düsseldorf, 1935 online
  • Grundriß der Astronomie für Astrologen bearbeitet (= Zenit, Sonderheft 8)., Düsseldorf, 1937

Weblinks

Goebbels schrieb im Mai 1941 (nach dem Heß-Flug) in sein Tagebuch:
„Ich gebe einen scharfen Erlaß gegen Okkultismus, Hellseherei etc. heraus. Dieser ganze obskure Schwindel wird nun endgültig ausgerottet. Die Wundermänner, Heß’ Lieblinge, werden hinter Schloß und Riegel gesetzt...“

Quellen und Anmerkungen

  1. Laut Kopie des Geburtsregistereintrages, die Andreas Schmitt am 11.1.2012 vom Stadtarchiv Neuss erhielt. Neuss liegt in Nordrhein-Westfalen, am linken Niederrhein, auf der gegenüberliegenden Seite von Düsseldorf. Korrigiert durch Korsch selbst, d.h. Rodden Rating A. Zeitangabe von 19:56 Uhr in ZENIT 1934 ("100 Astrologen", erschien über mehrere Ausgaben verteilt)
  2. Astrologischer Auskunftsbogen Nr. 66 Dez. 1956, Seite 14, zitiert Josef Loh
  3. Erich Carl Kühr: Psychologische Horoskopdeutung, Bd. 2. Czerny, Wien 1951, Einleitung
  4. Rehabilitation von Korsch durch Universität Greifswald (2001)
  5. Ellic Howe: Uranias Kinder. Beltz Athenäum, Weinheim 1995, S. 269
  6. Howe, S. 157
  7. Erstausgabe Januar 1930
  8. Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie, München, Verlag C.H. Beck, 2003, S.327
  9. XIV. Astrologen-Kongress, Wernigerode 3. - 5.7.1935
  10. Zenit, 6. Jahrgang, September 1935, Heft 9, Seite 306 und Beilage, Kongressbericht 1935, 1. Lieferung, S.5
  11. Kurz nach 19 Uhr
  12. Astrologischer Auskunftsbogen 138 (Dezember 1962) und 140 (Februar 1963)
  13. Zenit, Zentralbatt für astrologische Forschung. 2. Jahrgang, Mai 1931, Heft 5, S.198, Düsseldorf
  14. Howe, S. 269