Humanistische Astrologie

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Abbildung aus Agrippas De occulta philosophia[1]

Begriffsbestimmung

Das lateinische "humanus" bedeutet sich auf den Menschen beziehend, zum Menschen gehörig; menschlich. Als "Humanistische Astrologie" bezeichnet Dane Rudhyar seine besondere Form der Psychologischen Astrologe, die ausgesprochen lösungs- und wachstumsorientiert ist. Er schreibt dazu:

Der Ausdruck "humanistisch" wurde nicht aufgrund irgendeiner Beziehung zur Humanistischen Bewegung im Europa des 15. Jahrhunderts gebraucht – die sich später in eine anti-religiöse und ultra-rationalistische Kraft unserer westlichen Zivilisation entwickelte.[2] Ich verwende ihn vielmehr, um meinen Zugang zur Astrologie auf die Bewegung der Humanistischen Psychologie zu beziehen, die mit Abraham Maslow, Anthony Sutich und anderen begann. Ebenso wie sich die Humanistische Psychologie als eine «Dritte Kraft» neben der Freudianischen Psychologie auf der einen Seite und der Verhaltens- und der Experimentellen Psychologie auf der anderen Seite entwickelt hat, so hielt ich die Humanistische Astrologie für wesentlich verschieden von der traditionellen wahrsagenden und prognostischen Astrologie und auch von der gegenwärtigen Forschungs- und statistischen Astrologie, die darauf aus ist, wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen[3].

Humanistische Psychologie

Die Humanistische Psychologie[4] wiederum lehrt, dass sich eine gesunde und schöpferische Persönlichkeit nur mit dem Ziel einer Selbst-Verwirklichung entfaltet. In der Psychotherapie fällt hierunter u.a. die Gestalttherapie und die Gesprächstherapie nach Carl Rogers, deren Kernthese lautet:

Das Individuum verfügt potentiell über unerhörte Möglichkeiten, um sich selbst zu begreifen und seine Selbstkonzepte, seine Grundeinstellung und sein selbstgesteuertes Verhalten zu verändern; dieses Potential kann erschlossen werden, wenn es gelingt, ein klar definiertes Klima förderlicher psychologischer Einstellungen herzustellen.[5].

Ziel ist somit eine weniger auf die Aufarbeitung einer belastenden Vergangenheit ("traumatischen Kindheit") beruhende Vorgehensweise, sondern aus der Gegenwart heraus eine dem Individuum zuträgliche und erfreuliche Zukunft zu gestalten. Die Astrologie kann hier helfen, die besonderen individuellen Potentiale eines Menschen zu erkennen, sowie Wege und Möglichkeiten aufzeigen, diese zu erschließen, und zwar in einer individuellen, auf den einzelnen Menschen zugeschnittenen bzw. passenden Art und Weise.

In Maslows Bedürfnishierarchie ist Selbstverwirklichung der höchste Wert

Die Grundannahmen der Humanistischen Psychologie können in etwa auch auf die Humanistische Astrologie übertragen werden[6]:

  • Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile.
  • Der Mensch lebt in zwischenmenschlichen Beziehungen.
  • Der Mensch lebt bewusst und kann seine Wahrnehmungen schärfen.
  • Der Mensch kann entscheiden.
  • Der Mensch ist intentional.

Ein weiterer wichtiger Vertreter dieser astrologischen Richtung ist neben Dane Rudhyar Alexander Ruperti, der vor allem Zyklen betont:
Mit "Zyklizität" meint er die Phasen, in denen sich jeder Planet im Vergleich zu einem anderen befindet. So wie die Mondphasen ausgehend von der Sonne/ Mond-Konjunktion beschrieben werden können (Neumond, zunehmender Viertelmond, zunehmender Halbmond, zunehmender Dreiviertelmond, Vollmond, usw.), lässt sich dies auch auf die Planeten übertragen: d.h. sowohl deren Radixstellung als Teil eines Zyklus zu begreifen, als auch die Transite und die damit verbundenen Aspekte im Zusammenhang eines (ganzen) Kreislaufs zu betrachten.

Siehe auch

  • In Deutschland vertritt Claus D. Stahl mit seinem Institut die Humanistische Astrologie

Weblinks

Michelangelos Gottebenbildlichkeit des Menschen

Literatur

  • Alexander Ruperti: Kosmische Zyklen. Planetarische Muster des Wachstums. Chiron Verlag Tübingen 2005 ISBN 3899971264
  • Dane Rudhyar: Die Astrologie der Persönlichkeit - Ein neues Verständnis astrologischer Konzepte in Bezug auf zeitgenössische Philosophie und Psychologie . 442 Seiten. München, Hugendubel 1979 ISBN 388034037; Chiron Verlag 2001 ISBN 3925100636 ISBN 978-3925100635
Rudhyar sieht hier das Horoskop als Symbol der Zielrichtung bewussten Seelenlebens, in dem die Persönlichkeit als Instrument wirksam wird.
  • Dane Rudhyar: Die Planeten der Persönlichkeit - Struktur und Inhalt der menschlichen Existenz. 170 Seiten. Chiron Verlag 2005 ISBN 389997123X ISBN 978-3899971231
Rudhyar definiert in diesem Buch u.a. vier grundlegende Antriebskräfte, die im Menschen aufbauend oder zersetzend wirken können. Diese ordnet er den Planetenpaaren Mond/ Saturn, Jupiter/ Merkur, Venus/ Mars und Uranus/ Neptun zu. Jeder dieser Antriebe stellt einen besonderen Aspekt der Lebenskraft und psychischen Energie im Menschen dar. Immer wenn die Freisetzung einer der Energien vereitelt, abgelenkt oder eingedämmt ist, entstehen Bedingungen, die zur Bildung von negativen Komplexen führen können.
  • Dane Rudhyar und Leyla Rael Rudhyar: Der Sonne-Mond-Zyklus. 192 Seiten. Astrodata 1988 ISBN 3907029062

Anmerkungen und Quellen

  1. AD 1510, 1533
  2. Siehe die mit Skeptiker-Organisationen verbündete "Humanistische Union"
  3. In: Dane Rudhyar: Die Planeten der Persönlichkeit
  4. Informationen zur Humanistischen Psychologie aus Wikipedia zusammengefasst
  5. Jürgen Stadelmann (1998), Führung unter Belastung, Huber&Co Ag, Frauenfeld, ISBN 3-7193-1165-1
  6. Irvin Yalom (1989), Existenzielle Psychotherapie, Edition Humanistische Psychologie, Köln, S.30/31, ISBN 978-3926176196