Ibn Esra

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Abraham Ibn Esra[1]
  • Alternative Schreibweise: Ibn Ezra
  • Alternative Namen: Aben Esra; Avenesra; Ebenesra; Abraham Judaeus

Der jüdische Gelehrte und Poet Abraham ibn Esra oder Abraham ben Meir ibn Esra (arabisch: Abu Ibrahim ibn al-Majid ibn Ezra[2] wurde etwa 1092 (zwischen 1089 und 1097 in Tudela (Spanien) geboren.
Er starb am 23.1. (oder 28.1.) 1167 wahrscheinlich in Calahorra. Da er im islamischen Spanien aufwuchs, wird er der arabischen Astrologie zugerechnet. Er trug den Beinamen "der Große Astrologe", war darüber hinaus als Arzt, Mathematiker, Philosoph, Grammatiker und vor allem Theologe tätig.[2]

Nach ihm ist der Mondkrater Abenezra benannt.

Biographie

Bis 1140 lebte er in Spanien, von wo aus er zahlreiche Reisen nach Marokko, Algerien, Gabes in Tunesien und vielleicht auch Ägypten unternahm. Gemäß einer Legende heiratete er die Tochter eines anderen großen Dichters, Juda Halewi. Man sagt, er habe fünf Söhne gehabt, von denen nur einer, Isaak, eine Epidemie überlebt haben soll, welcher die gesamte Familie zum Opfer gefallen sei.[3] In seinen Fünfzigern übte er dann Reue, indem er sich für das Leben eines wandernden Gelehrten entschied.

Viele Anekdoten berichten von seiner faszinierenden Mischung aus Mangel in praktischen Alltagsdingen und demgegenüber Witz und Weisheit in intellektuellen und spirituellen Angelegenheiten.

Ab 1140 bis zu seinem Tode führte er ein Wanderleben, schrieb während dieser Zeit die meisten seiner Werke und notierte den Ort ihrer Entstehung. In Rom (1140) scheint er Schwierigkeiten mit Vertretern der jüdischen Gemeinde gehabt zu haben, und zog von hier über Salerno nach Lucca, wo sein Aufenthalt für 1144-45 bezeugt ist. Von Lucca ging er weiter nach Mantua und Verona, wo er mathematische und astronomische Werke schrieb. 1148, abermals in Lucca, vollendete er einige seiner astrologischen Schriften, allen voran das Sefer Reshit Hokmah[2]. Anschließend (spätestens 1155[2] verließ er Italien, zog in die Provence, besuchte Narbonne und Béziers (1156), und ging weiter nach Nordfrankreich (Rouen und Dreux). In Frankreich schrieb er exegetische, sowie astrologische Werke. 1158 reiste er nach London und kehrte 1161 nach Narbonne zurück. Er starb am 23.1.1167 (in Calahorra an der Grenze von Navarra und Aragonien?)[2]

Astrologie

Die Quellen seines astrologischen Wissens waren hauptsächlich die arabischen Astrologen Albumasar, Albategnius, Messahallah und Al Kindi. Damit bezog er auch die antike Astrologie des Ptolemäus, Hipparch und Dorotheos von Sidon mit ein. Er legte großen Wert darauf, sein Wissen nicht ungeprüft übernommen zu haben, sondern nur, was er "unzählige Male erprobt" habe[4].

Seine astrologischen, astronomischen und mathematischen Schriften hatten großen Einfluss. Der sieben Traktate umfassende Corpus seiner astrologischen Schriften wurde später von einem Juden namens Hagin in altfranzösischer Übersetzung einem picardischen Schreiber namens Obert de Mondidier diktiert, und anschließend von Henri Bates de Malines ins Lateinische übersetzt (1292 abgeschlossen). Unabhängig von dieser ersten lateinischen Fassung wurde die altfranzösische Übersetzung im darauffolgenden Jahr noch einmal von Pietro d'Abano und Anfang des 14. Jahrhunderts erneut von Arnoul de Quinquempoix ins Lateinische übertragen, so dass insgesamt drei lateinische Versionen verbreitet waren. Außerdem entstanden katalanische und mittelenglische Teilübersetzungen, wahrscheinlich jeweils nach der hebräischen Originalfassung. Nur lateinisch überliefert, wahrscheinlich schon von Ibn Esra in dieser Sprache verfasst, sind seine astronomischen Tabulae pisanae und Fundamenta tabularum, von denen die letzteren in der Renaissance zu den wichtigsten Quellen algebraischer und trigonometrischer Kenntnisse gehörten. Hinzu kommen Schriften zum Astrolab, zum Kalenderwesen und zur historischen Chronologie, sowie zu Arithmetik und Zahlentheorie.[2]

Werke (astrologisch)

Hebräisch

  • Sefär Reschit Chokhma oder Se´fer Re´shit Ho´khmah; etwa 1148
    • Lateinisch als: Principium sapientiae übersetzt von d'Abano
    • französisch als: Le commencement de sapience übersetzt von Hagin le Juif, 1273
    • Englisch als: The Beginning of Wisdom Übersetzung: Meira Epstein, 1998 ISBN 0-9662266-4-X; mit ausführlichen Kommentaren von Meira Epstein und Robert Hand[5][6][7]
  • Se´fer HaTe´amim (Über die Gründe bzw. Begründungen, lt. Hentges evtl. Kurzfassung des "Sefer Reshit Hokma"); als: The Book of Reasons aus dem Hebräischen ins Englische übersetzt von Meira Epstein 1991
    • Ebenfalls englisch: 400 Seiten. Übers. Shlomo Sela. Bilingual edition Brill, 2007 ISBN 978-9004157644 Review online (Steven Birchfield, 2007)
    • Lateinisch als: Liber rationum. Übers. d'Abano
  • Se´fer Ha´Moladot (Über die Nativität)
    • Lateinisch als: Liber nativitatum. Übers. d'Abano
    • Lateinisch als: De nativitatibus. Magistralis compositio astrolabii, E. Ratdolt, Venedig 1484 (= 1485)
    • Französisch als: Le livre des fondements astrologiques, précédé de Le commencement de la sapience des signes. übers. von Jacques Halbronn, Retz, Paris 1977
    • Englisch als: The Book of Nativities and Revolutions. übers. von Meira Epstein. ISBN 978-1-934464-01-4
Behandelt den Einfluss der Planeten zur Geburtszeit auf das Schicksal
Rezension der "Nativities" (Deborah Houlding, 2008; englisch)
  • Se´fer Ha´Miv´harim oder Mibcharim ("Über die Auswahl"): Elektion und Geburtsastrologie (Gestirnsstände)
    • lateinisch als: Electiones. Übers. d'Abano
  • Se´fer Ha´Me'orot ("Buch der Lichter"): Einfluss von Sonne und Mond auf Erde und Mensch
    • Lateinisch als: Luminaria. Übers. d'Abano
  • Se´fer Ha´She´elot ("Buch der Fragen") Stundenastrologie
  • Se´fer Ha´Olam (über die Welt und die Konjunktionen; über die Höhe der verschiedenen Planeten) Mundanastrologie
    • Englische Übersetzung in: Religion and Science in Abraham Ibn Ezra's Sefer ha-Olam (Nadja Johansson 2009)
  • He´-zionot Rabbi Avraham Ibn Ezra She´haza Al Sh´nat 4914 La´Ye´tsira ("Mundanvoraussagen des Jahres 1154 für 1166 aufgrund der großen Jupiter-Saturn-Konjunktion im Steinbock")
  • Mishpatei Ha´Nolad ("Horoskopanalyse für ein Neugeborenes")
  • Kli´Ha´Ne´hoshet oder Keli ha-Nehošet (Abhandlung über das Astrolabium) veröffentlicht von H. Edelmann, Königsberg 1845 zur Häuserberechnung und Präzessionsbestimmung
Tabellen über die Planetenbewegung, ermittelt mithilfe des Astrolabiums
  • Ta´amei Lu´hot al-Khwarizmi Muhammad bin Almatani´s Abhandlung und Erklärungen zu den Astronomischen Tafeln des Muhammad al-Khwarizmi; Tabellen über die Planetenbewegungen, ermittelt mithilfe des Astrolabiums (u.a. Übernahme von astronomischen Hindu-Berechnungen in den Islam)
  • Das Buch Quadrut von Mashallah über die Eklipsen (Verfinsterungen) von Sonne und Mond (englisch: A Book ba Mashallah on the Eclipses of the Sun and the Moon)
  • Ibn Esra schrieb noch mindestens ein weiteres, jedoch verschollenes Buch:
    • Se´fer ha´Haim (Das Buch des Lebens) Dieses Buch könnte identisch sein mit einem autobiographischen Buch Ibn Esras, auch als Kohot Shnot ha-Adam betitelt

Übersetzungen

  • Sefer ha-She'elot (über die Befragung der Sterne, Stundenastrologie) Übersetzung des Messahallah
  • Quadrut (über die Verfinsterung von Sonne und Mond) Übersetzung des Messahallah

Lateinisch

Empfehlung[8] zur Lese-Reihenfolge: Zuerst "Buch bzw. Beginn der Weisheit", dann "Buch der Gründe bzw. Begründungen", "Buch der Nativitäten und Revolutionen", bei tieferem Interesse danach "Buch der Elektionen" und "Befragungen", evtl. auch "Traktat zum Astrolabium"

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Bild von Rafael del Real
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Informationen u.a. aus Ebn Ezra - Biographische Skizze von Ernest Hentges in: Zenit, 1934, Seite 285-289
  3. Isaak scheint später das Judentum verlassen und zum Islam übergetreten zu sein.
  4. Hentges (S. 287) zitiert den Beginn des zweiten Kapitels des "Sefer ha-Moladot")
  5. :Dieses Buch kann als sein astrologische Hauptwerk gelten. Es behandelt u.a. in Kapitel 7 die Stundenastrologie. Ddetaillierte Inhaltsbeschreibung in Hamburger Hefte No 173, S. 35-47:
    • 1. Kapitel: Himmelssphären, Planeten, Fixsterne: Horoskopform und -einteilung, Tierkreiszeichen und Sternbilder,sieben Planeten, deren Stärke, Bewegung und Herrschaft (über die Zeichen)
    • 2. Kapitel: Einfluss der Planeten auf die irdischen Ereignisse; Einfluss-Effekte der Zeichen und deren bedeutende Fixsterne, Aufstieg, Mischung der Fixsterne und Himmelsbilder, "untere" und "obere" Positionsgrade der Planeten (Apogäum und Perigäum)
    • 3. Kapitel: Günstige und ungünstige Anziehung der Planeten und derer Aspekte einschließlich Einfluss und Bedeutung der Quadranten und der zwölf Häuser
    • 4. Kapitel: Einfluss der Stellung der Planeten zueinander auf irdische Ereignisse, Methode für Prognosen
    • 5. Kapitel: Der Einfluss der Planeten und Fixsterne, deren Kraft nach ihrer Natur, Hauspositionen und ihren Aspekten verstärkt oder vermindert (Elevation und "Abstieg")
    • 6. Kapitel: Stärke der Planeten je nach Bahnbewegung und -position, Entfernung von der Sonne ("vor" oder "hinter" ihr); Aufstieg, Nadir und Abstieg
    • 7. Kapitel: Planetenaspekte, besonders Konjunktionen, ihre Mischung, Separation (Trennung) und 30 generelle Regeln ihrer "Umstände" und der Mischung ihrer Stärken
    • 8. Kapitel: Geburtsastrologie sowie 120 Regeln zur Beurteilung der Planeten bei Stundenastrologie und Revolutionen - siehe unten "Links"
    • 9. Kapitel: 97 günstige und ungünstige Planeteneinflüsse, alle Arten von Punkten der Planeten, der Häuser und sonstige (z.B. Arabische oder "sensitive") Punkte wie Glückspunkt und formelmäßig durch Addition und Subtraktion gewonnene Punkte
    • 10. Kapitel: summiert die Einflüsse durch die Umläufe und Einflüsse der Planeten, die Orben des Lichts, Aspekte und ihre Direktionen und die Übergänge über die einzelnen Grade des Horoskops und was diese anzeigen
  6. Einige "Anzeichen" aus Kapitel 8:
    2. Wenn Mondpause herrscht, deutet dies Vergeblichkeit an, und es zeigt an, dass alles, was der Frager ersucht, unmöglich geschehen wird
    3. Der Planet, der in eine Konjunktion oder einen Aspekt mit dem Mond eintritt, zeigt Zukünftiges an und alles, was der Frager erwartet; wenn dieser Planet günstig ist, wird er eine Wohltat sein; wenn er ungünstig ist, wird er Schaden bringen
    4. Die Separation vom Mond bezeichnet vergangene Dinge; wenn er von einem günstigen Planet aus der Konjunktion oder einem Aspekt separiert, war es günstig, mit einem ungünstigen Planeten jedoch böse
    8. Alle Planeten wirken mit zwei Gesichtern, einem hilfreichen und einem schädlichen; wo auch immer der Planet günstig steht, prognostiziere Gutes, für die gegenteilige Position, prognostiziere das Gegenteil
    12. Die Wohltäter zeigen immer Gutes an, die Übeltäter Schaden. Dennoch, wird ein Übeltäter in Erhöhung Gutes bringen, er schließt dabei jeodch Schmerz und Kummer mit ein
    89. Der Planet in Verbrennung ist wie ein Mensch im Gefängnis
    91. Der Planet, der stationär rückläufig ist, ist wie ein Mensch, der fassungslos und vor dem Missgeschick bangt, das ihn überkommen wird
    92. Ein rückläufiger Planet ist wie eine nervös zuckende und rebellische Person
    93. Der stationär rechtläufige Planet ist wie ein Mensch, den Glück erwartet
    110. Der Planet im zweiten Haus entspricht der Person im Haus der Helfer und Mitarbeiter
    114. Der Planet im sechsten Haus ist gleichbedeutend mit einem schwachen Flüchtling
    115. Der Planet im siebten Haus ist gleich einem Mann, der sich auf einen Kampf vorbereitet
    116. Der Planet im achten Haus ist verwandt mit einer von Furcht und Schrecken heimgesuchten Person
    117. Der Planet im neunten Haus bezieht sich auf einen Menschen, der in die Verbannung geht, oder der seine hohe Stellung verloren hat
  7. James Herschel Holden zitiert die Übersetzung von Raphael Levy
  8. Von Werner Popp

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