Indianischer Tierkreis

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Indianischer Tierkreis nach Sun Bear

Vorweg (Einschränkung): Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass es einen einheitlichen nordamerikanischen Kulturraum gab, angesichts der vielen hundert unterschiedlicher Indianerstämme. Diese hatten alle ihre eigene Mythologie (inkl. Sternenglauben). Lediglich die Mayas in Zentralamerika besaßen (in vorkolumbianischer Zeit, d.h. vor dem Jahr 1000) eine dem Abendland vergleichbare Astronomie (aber nicht Astrologie).

Sternenglaube der Cherokee[1]

Als die Europäer (Hernando DeSoto) 1540 auf die Cherokee stießen, notierten sie von deren "Astrologie": Ein wesentlicher Teil der Glaubensvorstellungen der Cherokee ist die Auffassung, dass alles auf dieser Erde die irdische Reflexion eines Sterns ist. Das betrifft nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Flüsse, Steine, Bäume ... Insofern haben die Sterne und Konstellationen für die Cherokee eine besondere Bedeutung. Beispielsweise ist der Nord- bzw. Polarstern, der Herr des Tanzes. Rund um ihn vollziehen die Himmel in einem Zyklus ohne Ende ihren heiligen Tanz... In der Mythologie der Cherokee gibt es zwölf Winde. Ihre Namen sind: Kolibri, Würger, Lerche, Wachtel, Strandläufer, Specht, Fledermaus, Reiher, Möwe, Amsel, Rotkehlhüttensänger und Rotschwalbe... Zu jedem Vogel (Wind) gehört ein Stern in einem der zwölf Tierkreiszeichen, die auf der Ekliptik liegen[2]... Nach dem Tod wandert jede Seele die Milchstraße entlang und kommt dabei an der Großen Mutterhündin, vorbei. Sie wird repräsentiert von Sirius, dem Hundestern... Am Ende des Pfades der Seelen müssen wir den Großen Mutterwolf passieren, der von Antares repräsentiert wird... Darüber hängt der Stern Deneb, den sie "Reiher" nennen... Die Schildkröte sehen sie in den drei Sternen des Oriongürtels. Alnitak, einer der drei Sterne, repräsentiert das Kosmische Ei der Cherokee... Weiter unten an dem großen Fluss befindet sich Serpens, die Verkörperung der Großen Schlange... Den Großen Wagen kombiniert die Mythologie der Cherokee mit vier Sternen aus dem Sternbild Bootes, um daraus den Bären zu formen (der Wagen des Großen Wagen), der von den Sieben Jägern gejagt wird. Die Jäger sind die drei Sterne vom Griff des Wagens: Rotkehlchen, Eichhörnchen (mit einem Topf, in dem der Bär gekocht wird) und Bussard. Aus der Bootes-Gruppe kommen dazu: Taube, Eichelhäher... (Corona Borealis) und die Sieben Jäger folgen ihm nach... Die Plejaden sind die Sieben Jünglinge...
Nach den Plejaden richtet sich bei den Cherokee auch der Beginn des neuen Jahres, ebenso wie der Anfang der Aussaat im Frühjahr... Die Schöpfungsmythen der Cherokee berichten, dass das Volk ursprünglich von den Plejaden kam, genauer gesagt von Alcyone, dem hellsten Stern der Gruppe... Im Sonnenkalender der Cherokee entspricht der Plejaden-Monat dem November, genauer gesagt der Zeit vom 23. Oktober bis zum 21. November [was dem Tierkreiszeichen Skorpion entspricht]... Ein weiterer Stern, der Dämonenstern der Cherokee, ist Algol... Ebenfalls bedeutsam sind Castor und Pollux im Sternbild Zwillinge... Kometen, Meteoriten und Supernovas nannte man Feuerpuma, weil sie wie der Puma Feuer atmen. Außerdem galten sie als Vorboten des Unheils... Über allem steht die Große Göttin, die Rote Frau, das heißt die Sonne und ihr zweites Ich, das Feuer. Ihr heiliges Tier ist der Puma, ihr Vogel die Taube. Und ihr Prinzgemahl ist Großvater Mond mit seinem alter ego, dem Fluss. Sein Tier ist der Wolf, sein Vogel der Rabe... Die Cherokee glauben, dass die Seele nach dem Tod hinauf ins Himmelsgewölbe fliegen würde, um dort als Stern am Himmel zu scheinen. Da jeder Mensch die irdische Reflexion eines Sterns ist, sein Schatten, seine Emanation, hat auch jeder Mensch einen eigenen Platz im Himmel...
Der Heilige Kalender der Cherokoee ist ein Venuskalender von 260 Tagen: Zwanzig individuelle Tageszeichen und 13 Zahlen ( 20 x 13 = 260 )... Das Sonnenjahr der Cherokee beginnt, wenn die Plejaden genau im Osten stehen, dies wird aber erst am ersten Neumond danach gefeiert, also gewöhnlich etwa um den 1. November... Wenn die Plejaden ihren westlichsten Punkt erreichen, etwa um den 1. Mai herum, ist die Zeit der Aussaat gekommen... Die zwanzig Tageszeichen sind: Schildkröte - Wirbelwind - Feuerstelle - Drache - Schlange - Zwillinge - Hirsch - Hase - Fluss - Wolf - Waschbär - Klapperschlangenzahn - Schilfrohr - Puma - Adler - Eule - Reiher - Feuerstein - Kardinalsvogel - Blume... Die zwanzig Tageszeichen sind entgegen dem Uhrzeigersinn angeordnet. Folgt man ihnen von Anfang an bis zum Ende, dann bewegen sie sich synchron zur Erdrotation. Auch der Zeremonialtanz rund um das Feuer der Mitte erfolgt in derselben Richtung... Ein Sonnenjahr umfasst 360 mittlere Sonnentage plus 5 oder 6 solare Tage, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Plejaden ihren östlichsten Punkt am Himmel erreichen...

Medizinrad von Sun Bear

Lakota-Medizinrad[3]

Das Medizinrad ist rsprünglich ein ritueller Steinkreis, ansatzweise ähnlich demjenigen von Stonehenge, wovon es in den Great Plains etliche Exemplare (Überreste) zu sehen gibt. Die heilige Zahl Vier, kombiniert mit dem Kreis, ist aus psychologischer Sicht ein Symbol für das Selbst. Das besonders in Deutschland populäre Rad des Ojibwa (Chippewa) Vincent LaDuke (alias Sun Bear, 1929-1992) aus dem White Earth Anishinaabeg Reservat in Minnesota, beruht auf dessen Vision von ca. 1978, und kann nicht als authentisch nzw. als originär indianische Astrologie bezeichnet werden. Sun Bears Modell popularisierte nordamerikanische indianische Überlieferungen und Konzepte, es handelt sich faktisch um ein Konglomerat mit westlicher Astrologie; im Grunde ist es als ein "New-Age-Glaubenssystem" zu werten.

Skizze von Sun Bears Rad mit seinen "Speichen":
Wie die Aufteilung eines Horoskops in Quadranten betont es u.a. die vier Himmelsrichtungen, Winde und Sonnwendpunkte.

  • Wintersonnenwende um den 22. Dezember
  • Sommersonnenwende um den 22. Juni (Solstitium)
  • Frühlings-Tagundnachtgleiche um den 21. März
  • Herbst-Tagundnachtgleiche um den 23. September (Äquinoktium)

Die vier daraus entstehenden Jahreszeiten heißen: Geist des Nordens oder Waboose für den Winter; Geist des Ostens oder Wabun für den Frühling; Geist des Südens oder Shawnodese für den Sommer, sowie Geist des Westens oder Mudjekeewis für den Herbst.

Dieser Zyklus wird noch einmal in jeweils drei Monde (= Monate) unterteilt, die nach zwölf Tierzeichen benannt werden. Diese lassen sich zum westlichen Tierkreis in Beziehung setzen. Sie werden ebenso den vier Elementen zugeordnet. Ansonsten bedient sich die Symbolik des Tierreichs ("Tier-Totems"); Zeichen mit menschlichen Symbolen (z.B. Wasserman, Jungfrau) oder Gerätschaften wie die Waage kommen darin nicht vor.

Die nachfolgende Zuordnung zu dem europäischen Tierkreis ist wie gesagt mit Vorsicht zu genießen:

  • Roter Habicht, entspricht der Widder-Energie, dynamisch und vorwärtsstrebend
  • Biber, entspricht der Stier-Energie, sinnlich und ästhetisch
  • Hirsch, entspricht der Zwillinge-Energie, aufmerksam und umsichtig
  • Specht, entspricht der Krebs-Energie, häuslich und fürsorglich
  • Stör (Lachs), entspricht der Löwe-Energie, kraftvoll und begehrenswert
  • Braunbär, entspricht der Jungfrau-Energie, vorausplanend und streng
  • Rabe (Schmetterling), entspricht der Waage-Energie, ausbalancierend und gerecht
  • Schlange, entspricht der Skorpion-Energie, hingebungsvoll und erotisierend
  • Eule, entspricht der Schütze-Energie, spirituell und suchend
  • Schneegans (Büffel), entspricht der Steinbock-Energie, zäh und ausdauernd
  • Otter (Drache), entspricht der Wassermann-Energie, klug und kommunikativ
  • Puma (Wolf), entspricht der Fische-Energie, verborgen und grenzgängerisch[4]

Siehe auch

Karte "indianisches" Tarot

Weblinks

Literatur

  • Raven Hail: Indianische Astrologie, Kreuzlingen/ München: Hugendubel (Kailash) 2001 ISBN 9783720522304
  • Sun Bear: Das Medizinrad. Eine Astrologie der Erde (mit Wabun). Dianus Trikont, München 1981; Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-21740-7

Quellen und Anmerkungen

  1. Nach R. Hail, S.9 ff.
  2. Diese Stelle - "Tierkreiszeichen, Ekliptik" - lässt annehmen, dass Hails Darstellung von westlicher Astrologie beeinflusst ist
  3. In stilisierter, ritualisierter Form
  4. In Klammern die Totemtier-Zuordnungen von Stephanie Jean Clement