Jean-Baptiste Morin

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Jean-Baptiste Morin
Morins Radix mit Regiomontanus-Häusern[1]

Jean-Baptiste Morin (latinisiert: Morinus)

  • 23.2.1583 um 8:47 in Villefranche[2][3]

† 6.11.1656 in Yonne,
war ein französischer Mathematiker, Astrologe und Astronom.

Biographie

Mit 16 Jahren begann er in Aix-en-Provence Philosophie zu studieren. Ab 1611 folgte ein Studium der Medizin in Avignon, das er 1613 mit dem Dr. med. abschloss. Anschließend war er bis 1623 beim Bischof von Boulogne, welcher ihn zum Studium des Bergbaus nach Deutschland und Ungarn schickte, sowie ihn als Astrologen verwendete. Bis 1629 war er danach in ähnlicher Funktion beim Herzog von Luxembourg, fand aber auch Zeit für wissenschaftliche Arbeiten über Optik und astronomische Beobachtungen mit Pierre Gassendi. 1630 wurde er Professor für Mathematik am Collège de France, was er bis zu seinem Tod blieb.

Als Astronom war er ein Gegner des heliozentrischen Weltbildes und griff Galileo Galilei öffentlich an. Zur Lösung des von der Pariser Akademie für einen Preis ausgeschriebenen Längengrad-Problems schlug er die Verwendung der Mond-Ephemeriden vor (einschließlich der Parallaxe des Mondes). Kardinal Richelieu setzte ein Komitee zur Beurteilung seiner Vorschläge ein, das ihm aber den Preis nicht zuerkennen wollte, da seine Methode mit den Beobachtungsmitteln der Zeit nicht praktikabel war. Er erhielt aber dennoch von Mazarin 1645 eine Pension für seine Längengrad-Arbeiten, die für die Navigation auf den Weltmeeren von immenser praktischer Bedeutung waren.

Da er zuletzt auch Descartes heftig angriff, isolierte er sich gegen Ende seines Lebens von seinen Wissenschaftlerkollegen.

J.B. Morin

Astrologie

Morinus[4] gewann seinen größten Ruhm wahrscheinlich als Astrologe. Gegen Ende seines Lebens vollendete er die Astrologica Gallica, deren Veröffentlichung er jedoch nicht mehr erlebte. Das 26-bändige Werk, in verschachteltem Latein verfasst, wurde 1661 als 850 Seiten dicker Foliant in Den Haag verlegt. Es behandelt sämtliche damals denkbaren Aspekte der Astrologie, einschließlich aller technischen Voraussetzungen und auch den Bezug zur Theologie. Große Teile wurden ins Französische, Englische, Spanische und Deutsche übersetzt.

Zumindest unter den englischsprachigen Astrologen ist Morin als Spezialist der astrologischen Prognose bekannt, der vor allem aus dem Geburtshoroskop die Möglichkeiten, die einem Menschen gegeben sind, zu deuten wusste. Seine Techniken waren in erster Linie die Direktion, das Solar und dasLunar, wohingegen er die Transite nur ergänzend hinzuzog, wenngleich er sie auch als Schlüssel einer akkuraten zeitlichen Auslösung ansah.

Morin stellte das gesamte klassische Theoriengebäude der Astrologie auf den Prüfstand, selbst die Astrologie von Claudius Ptolemäus, um eine solide Basis an Werkzeugen präsentieren zu können. So führte er Gründe für und wider spezieller Techniken ins Feld, die für die Astrologie vor seiner Zeit noch unangefochten und grundlegend waren. Gleichzeitig entwickelte er die Mundanastrologie weiter, mit einer Technik, die hauptsächlich auf dem Werk von Regiomontanus fußte, und erst dank kurz zuvor gemachter Mathematik-Fortschritte anwendbar wurde. Er führt einige Ereignisse an, die nur und erstmals durch diese Technik so exakt beschrieben werden konnten.

Auf ihn geht die heute gängige Methode zur Entschlüsselung einer Horoskopstruktur mithilfe der Häuserherrscher-Lehre zurück.[5]

Werke

Horoskop von Morin selbst gestellt[6]
  • Tabulæ Rudolphinæ Ad Meridianum Uraniburgi supputatæ / A Johanne Baptista Morino Doctore Medico, & Regio Parisiis Mathem. Professore ad accuratum & facile compendium redactæ. In: Astronomia Carolina, Nova Theoria Motuum Coelestium, Secundum optimas Observationes & rationi maxime consentanea fundamenta Artis...: cum... Tabulis & Præceptis pro calculo Eclipsium &c. / Thomas Streete. - Nürnberg: Otto, 1705 (Rudolfinische Tafeln)
  • ASTROLOGIA GALLICA
Principiis & Rationibus Propriis Stabilita, Atque in XXVI Libros Distributa. Non Solum Astrologiae Judiciariae Studiosis, Sed Etiam Philosophis, Medicis, & Theologis.[7] Druckerei Adriani Vlacq., Gravenhage, 1661

Englisch

(überwiegend übersetzt von James Herschel Holden)

  • Astrologia Gallica Books 13, 14, 15, 19. Morin explains the strengths of the planets, the division of the sky into celestial houses, the essential dignities of the planets, and the principles of judgment. Verlag: American Federation of Astrologers 2007 ISBN 978-0866905718
  • Astrologia Gallica Book 16: The Rays And Aspects Of The Planets. AFA, 2008 ISBN 978-0866905824
  • Astrologia Gallica Book 17: The Astrological Houses. AFA, 2008 ISBN 978-0866905831
  • Astrologia Gallica Book 18: The Strengths Of The Planets. AFA, 2004 ISBN 978-0866905541
Astrologia Gallica (1661)
  • Astrologia Gallica Book 21: The Morinus System Of Horoscope Interpretation. AFA, 2008 ISBN 978-0866901321
  • Astrologia Gallica Book 22: Directions. AFA, 1994 ISBN 978-0866904254
  • Astrologia Gallica Book 23: Revolutions. AFA, 2000 ISBN 978-0866905152
Kapitel 18 (S.129): Über Solar und Lunar
  • Astrologia Gallica Book 24: Progressions And Transits. AFA, 2005 ISBN 978-0866905206
  • Astrologia Gallica Book 25: The Universal Constitutions Of The Caelum. AFA, 2008 ISBN 978-0866905848
Maggs Bearbeitung

Deutsch

  • Astrologia Gallica Buch XXI: Über die aktiven Determinationen der Himmelskörper und die passiven Determinationen der sublunaren Welt. Chiron Verlag Tübingen 1996 ISBN 3925100261
  • Astrologia Gallica des J.B. Morinus
Otto A. Ludwig beschreibt das Werk auszugsweise in fünf Fortsetzungen, in: ZENIT, Zentralblatt für astrologische Forschung, 2. Jahrgang, 1931, S. 7, 61, 90, 185, 219; Düsseldorf
  • Manfred Magg: Jean-Baptiste Morin de Villefranche: Die Astrologie der Häuserherrscher, Astrologia Gallica, Buch XXI, Chiron-Verlag ISBN 3899972821

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Wie es Morin selbst verwendete
  2. Quelle: AstroDatabank: Geburtszeit angegeben bei Lescaut, dort zitiert Tony Louis Morinus selbst, der öfter über sein eigenes Geburtshoroskop referierte. Es gibt auch geringfügig abweichende Angaben, so gibt Lois Rodden in Astrodata III eine Zeit, mit B-Rating, von 8:33 an, zitiert in skyskript.co.uk
  3. Carlos Raitzin legte eine Rektifizierung der Geburtszeit auf 8:28:40 vor
  4. Englische Wikipedia: Jean-Baptiste Morin (mathematician)
  5. questico.de
  6. „Nach der rationellen Manier des Monteregio"
  7. Übersetzt: "Nicht nur für Studenten der Judiciarastrologie, sondern auch für Philosophen, Ärzte und Theologen"

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