Johannes Praetorius

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Johann Praetorius, vor 1680

Der deutsche Schriftsteller und Dichter Johannes Praetorius[1] (mit Geburtsnamen Hans Schultze, Pseudonyme: Petrus Hilarius, Steffen Läusepelz, Johannes Petrus de Memel wurde am 22.10.1630 in Zethlingen (Altmark) geboren, er starb am 25.10.1680 an der Pest. Seine besonderen Interessengebiete lagen, neben der Dichtung, auf Naturbeobachtungen, aber auch in Okkultismus und Astrologie.

Biographie

Der Vater von Johannes, Paul Schultze, starb bereits vier Jahre nach der Geburt seines Sohnes am 9.10.1634, während des Dreißigjährigen Krieges. Bereits ein Jahr später heiratete seine Mutter Ilse Books einen Hans Schultze, eventuell einen Verwandten des Vaters. Dieser war gebildet und sorgte dafür, dass auch Johannes eine gute Ausbildung genoss. Im Jahr 1636 brannte das heimatliche Gehöft durch den Krieg ab. Am 29.10.1641 kam Hans in Salzwedel auf die Grundschule, bereits am 11.12.1641, wohl auf Betreiben seines Stiefvaters, auf eine gehobene städtische Schule. Sein Lateinlehrer ermunterte den damaligen Hans Schultze wohl zur Latinisierung seines Namens, und der nunmehr Praetorius genannte entwickelte eine große Liebe zur lateinischen Sprache, sein Examenswerk zum 27.3.1650 war ein selbst verfasstes lateinisches Gedicht auf den Dreißigjährigen Krieg. Danach ging er auf die Lateinschule nach Halle, und folgte seinem Lehrer Franckenstein 1652 nach Leipzig, wo er neben der lateinischen Sprache auch Naturwissenschaften studierte. 1654 legte er die Prüfungen ab und wurde 1656 Magister.

Planeten und Tierkreiszeichen im Gesicht[2]

Bereits wenige Jahre später tritt er aber nicht nur als Dichter und Naturwissenschaftler in Erscheinung, sondern es sind von ihm Vorlesungsankündigungen und Schriftwechsel in Gedichtform erhalten, in denen er zu Chiromantik-Seminaren lädt, aber auch zu welchen über die „Stern-Lehr“ und und „Erd-Kunst“. Da er als Privatdozent arbeitete und somit nicht ordiniert war, hatte er jedoch Probleme, für seine Vorlesungen die Bezahlung zu erhalten, und gab die Tätigkeit bald darauf wieder auf, um sich der Dichterei zu widmen. Bereits 1659 trug er den Titel „poeta laureatus Caesareus“, der ihm von einem kaiserlichen Palatin verliehen worden war.

Ebenfalls 1659 heiratete er Barbara Röhrmeister; sie hatten zwei Töchter, Johanna Susanne (22.10.1660) und Barbara Elisabeth (3.8.1662). Bis auf kurze Ausnahmen lebten alle die folgenden Jahre in Leipzig.

Insgesamt veröffentlichte er mehr als fünfzig Bücher. Für die Nachwelt wurde er unvergesslich vor allem durch seine Sammlung der Rübezahl-Sagen, einige seiner Sagen wurden von den Brüdern Grimm übernommen, die große Stücke auf ihn hielten. Auch gilt Praetorius als der erste Autor, der über die "Blockes-Berges Verrichtung" (Leipzig u.a. 1668), also die Walpurgisnacht auf dem Harzer Brocken schreibt und dadurch viele Autoren inspirierte.

In seinen wissenschaftlichen Publikationen mischt Praetorius immer wieder deutsche und lateinische Buchabschnitte, so dass die Buchtitel noch keine Aussage über die Sprache abgeben, in der ein Werk verfasst ist.

Astrologie

Lageskizze des Kometen von 1677

Praetorius unterscheidet in seinen Werken sehr zwischen dem Volksaberglauben und der wissenschaftlich begründeten esoterisch-okkulten Lehre, und verurteilt erstere scharf. Als wissenschaftlich gelten für ihn die Astrologie und die Chiromantie, die Metoposkopie, aber auch der Glaube an Hexen und Zauberei. Ein mystischer Glaube an die durch kein Gesetz gebundene göttliche Weisheit und Allmacht durchzog seibe Schriften.

Von ihm stammt eine größere Abhandung über Chirologie und Metoposkopie, astronomische Karten, sowie auch eine Betrachtung über den Aufbau von Erde und Himmel. Sein astrologisches Steckenpferd war die Deutung von Kometen.

Von besonderem Interesse ist seine „Astronomische Karte“, in der er (teils auf Latein, teils auf Deutsch) die unterschiedlichsten möglichen Weltsysteme, also sowohl geozentrische als auch heliozentrisch und Mischsysteme, auf Karten darstellt, und damit einen Überblick über die damaligen Anschauungen gibt, der so sonst nirgends zu finden ist: Systeme von Claudius Ptolemäus, Plato, Anaximander, Porphyrius, Marcianus, Plutarch, ägyptisch (nach Vitruv), Tycho Brahe und Nikolaus Kopernikus und Coccejus. Weiter auch Deutungsschemata für Kometen (nach Abenragel), Aderlassen, Häuser etc.

Publikationen (Teil)

(Da seine okkulten Schriften mit Astrologie durchzogen sind, werden hier diejenigen aufgeführt, bei denen astrologischer Inhalt anzunehmen ist)

Frontispiz des "Thesaurus Chiromantiae" (1661)
  • Eine Zigeunerkarte oder Chiromantienspiel. Nürnberg bei Joh. Hoffmann
    Über den Tarot und die Chirologie.
  • Judicium chiromanticum Praetorii seu thesaurus chiromantiae locupletissimus: multis jocis et amoenitatibus, plurimis tamen seriis instructissimus. Leipzig 1661, 1026 S. (Metoposkopie ab S. 857) Digitalisat der HAB Wolfenbüttel]
  • Centifrons idolum Jani, hoc est: Metoposcopia seu Prosopomantia completissima. Leipzig 1661, 14 S. u. S. 301–340. Digitalisat der HAB Wolfenbüttel (In: Ludicrum Chiromanticum)
  • Eine astronomische Karte. Johann Hoffmann, Nürnberg 1663.
    36 auf Pappe aufgezogene deutsche Karten, die mit verschiedenen astronomischen Figuren versehen sind, unter denen sich deutsche Verse mit lateinischen Ueberschriften befinden. Eventuell auch unter dem Titel „Tabulae astroscopiae“ erschienen. Digitalisat der SLUB Dresden
  • Judiciolum Asteriae oder der Mittägliche Strauß-Stern, so sich im Außgange des 1664 … im Monat Decembr…, erschrecklich hat sehen lassen. Leipzig 1664
  • InDICIVM AqVILonis: Das ist/ der Nordische Comet/ und Mörderische Prophet : So im Ausgange des verwichenen/ und Anfange des angetretenen 1665. Jahrs/ am Himmel/ nicht ohne Verwunderung vieler tausend Menschen/ angeblicket worden/ Welchen außführlich/ nach seinen Umbständen ... erkläret und mit gründlichen Vermuthungen unserm lieben Vaterlande allhier auffm Papier vorgestellet Als den dritten Theil/ Nebenst einem andern Anhange/ von dem ietzigen in Martio erschienenen. Johann Wittigau, Leipzig 1665. Digitalisat der HAB Wolfenbüttel
  • Reformata Astrologia cometica. Das ist: eine verblümte Vermählung des höchsten Himmels mit der untersten Erden-Kugel. Leipzig 1665.
  • Urano Dromus Lacteus, Oder Der Silberfarbene Strobel-Stern: Welcher sich vom 22. Decemb. an des verschienen Jahrs/ biß in den Februar, dieses angehobenen M. DC. LXV. Jahrs ... am hohen Firmament/ in Eridano, Balenâ und Ariete Nordenwerts hinauff. 48 Seiten. Johann Wittigau, Leipzig 1665 Digitalisat der HAB Wolfenbüttel
  • Astrologia Germanica et Germana d. i. Eine neu erfundene Geographische Astrologie, drinnen der eigentliche und unfehlbare Dieterich zur höchsten Wunder-Kammer Gottes anzutreffen stehet … Leipzig, Frommann, 1665 3 Bll. 258 S.
  • Eine an die Hochmögende und ietzt Triumphirende Herren General-Staaten der vereinigten Niederländischen Provintzen dienstfertig abgelegte Recommendation der richtigen, wichtigen und neu erfundenen, auch Ihnen allein zugeeigneten Cometischen Astrologie, vom Autore. Leipzig 1666.
  • De suspecta Poli declinatione et excentricitate firmamenti vel ruina coeli. 239 Seiten. Christian Michaelis, Leipzig 1675, 239 S. Digitalisat der HAB Wolfenbüttel
  • Himmlischer Comet-Stern, Welchen der erzürnete Höchste Gesamt-Richter abermahl ietzund in diesem Vor Jahre Anno 1677. durchn Aprill über ein frisches gewisses Volck, zur Land-Plage, leider! verhänget hat wegen Sündiger Verschuldigung; und unter der Andromeda, durch Nord-Fisch und Triangel führende zum Medusischen Kopf aufgehaben hat. „Bey Autore zu finden“, 1677. 36 Seiten. Digitalisat der HAB Wolfenbüttel
Frontispiz zu "Blockes-Berges Verrichtung" (1669)
Postum
  • Collegium curiosum privatissimum physiognom-chiromant-metoposcop-anthropologicum ... : oder, Ein sehr nützliches Werck, darinnen curieus und doch vollkommlich abgehandelt wird, was zur Physiognomie, Chiromantie, Metoposcopie und Anthropologie gehöret. 128 Seiten. Philipp Wilhelm Stock, Frankfurt und Leipzig 1704; 1713.

Sekundärliteratur

  • Helmut Waibler: M. Johannes Praetorius, P.L.C.. Bio-bibliographische Studien zu einem Kompilator curieuser Materien im 17. Jahrhundert. 126 Seiten. Frankfurt/ M., Bern, Las Vegas Peter Lang Verlag 1979 ISBN 978-3820465723

Siehe auch

Quellen und Anmerkungen

  1. Quelle: Allgemeine Deutsche Biographie
  2. Praetorius, Metopuscopia, 1659