Johannes Schöner

Aus Astrodienst Astrowiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Johann Schöner[1]
Geburtshoroskop Schöners

Johann(es) Schöner, latinisiert auch Johann(es) Schonerus (* 16.1.1477 in Karlstadt am Main um 23:13 Uhr LMT (22:53 LAT)[2], Unterfranken; † 16.1.1547 in Nürnberg, Mittelfranken) war ein deutscher Mathematiker, Geograph, Kartograf, Astronom, Astrologe und Herausgeber.

Biographie

Ab 1494 studierte Schöner in Erfurt Mathematik, Theologie und Medizin, jedoch ohne einen Abschluss. Einer seiner Kommilitonen war Martin Luther. 1500 wurde er zum Priester geweiht und hatte Pfarrstellen im Raum Bamberg und Karlstadt inne. In Nürnberg lernte er die beobachtende Astronomie bei Bernard Walther. 1523 wurde er wegen Vernachlässigung des Chordienstes und Konkubinats[3] in die Fränkische Schweiz strafversetzt. Nach dem Bauernkrieg von 1525 begab er sich nach Nürnberg und konvertierte zum Protestantismus. Auf Empfehlung von Philipp Melanchthon wurde er 1526 Professor für Mathematik am dortigen Egidiengymnasium, eine Stelle, die er bis ein Jahr vor seinem Tod innehatte. Schon in Bamberg hatte er sich eine Druckerei eingerichtet. Mit der Unterstützung durch Johann Seyler fertigte er Erd- und Himmelsgloben an. Als Schüler von Waldseemüller erstellte er mit die ältesten Erdgloben überhaupt. Auf seinen Globen von 1515, 1520 und 1533 erscheint ein Brasilia inferior getrennt durch eine Wasserstraße von Südamerika, d.h. schon vor seiner offiziellen Entdeckung durch Magellan im November 1520. Dies entspricht der vom osmanischen Admiral Piri Reis 1513 gezeichneten Karte. Solche rätselhaften Einträge führten kürzlich zu der umstrittenen Hypothese Gavin Menzies, dass der chinesische Admiral Zheng He um 1420 die ganze Welt kartographiert hatte.

Zeitgenössische Horoskopzeichnung Schöners[4]

Schöner bearbeitete und veröffentlichte die astronomischen Beobachtungen, die sein Lehrer Bernhard Walther und Regiomontanus über vierzig Jahre lang in Nürnberg durchgeführt hatten: Observationes XXX annorum a I. Regiomontano et B. Walthero Norimbergae habitae [4°, Norimb. 1544].

Nikolaus Kopernikus verwendete Merkurbeobachtungen, die er Schöner zuschrieb, welcher sie ihm vor der Publikation mitgeteilt hatte. Es gab dabei 45 Beobachtungen, davon 14 mit Länge und Breite. 1538 hielt sich Georg Joachim Rheticus bei Schöner auf. Vermutlich überzeugte dieser ihn zusammen mit dem Drucker Johannes Petreius, Kopernikus in Frauenburg aufzusuchen und dessen Arbeiten druckfertig zu machen. Rheticus widmete ihm 1540 die Narratio Prima, die Vorveröffentlichung des Kopernikanischen Werkes.

Bernhard Walther hatte den Nachlass von Regiomontanus erworben, aber niemandem Zugang gestattet. Schöner publizierte einige der Arbeiten des Regiomontanus, u.a. die Begründung der wissenschaftlichen Kometenkunde "Problemata XVI de cometae (1472) magnitudine longitudineque ac de loco ejus vero", den "Algorithmus demonstratus", eine (ablehnende) Schrift über die Achsendrehung der Erde, und das Handbuch der Trigonometrie. Schöners erste eigene Publikation erschien 1515 in Bamberg: Horari cylindri canones, eine Anweisung zum Zeichnen von Sonnenuhren auf einem Zylindermantel. Ebenfalls in Bamberg veröffentlichte er eine Abhandlung über den "Computus Ecclesiasticus", in der er auf die Notwendigkeit einer Kalenderreform hinwies. Schöners nachgelassene Arbeiten wurden 1561 von seinem Sohn Andreas Schöner (1528-1590) herausgegeben.

In späteren Jahren wandte er sich verstärkt der Astrologie zu, über die er Monographien verfasste. In diesem Zusammenhang ist auch zu sehen, dass er Bernhard Walthers "Canones de judiciis aurae" herausgab, einen Versuch, die Meteorologie auf Gestirnseinwirkungen zurückzuführen.

Die Astronomen (IAU) ehrten ihn durch die Benennung des Marskraters "Schöner".

Holzschnitt aus Schöners Weltkarte[5]

Siehe auch

Äquatorium aus Papier von Schöner (1551)[6]

Weblinks

Werke (Auswahl)

  • Ein nutzlichs buchlein viler bewerter Ertzney Nürnberg 1528
  • Coniectur odder abnemliche außlegung uber den Cometen so im Augustmonat, des M.D.XXXI. jars erschinen ist Nürnberg: Petrejus 1531
  • Globi stelliferi, sive sphaerae stellarum fixarum usus, & explicationes, quibus quicquid de primo mobili demonstrari solet, id universum prope continetur, directionum autem ipsarum quas vocant, ratio accuratiss. est exposita, Haec omnia multo quam ante emendatiora & copiosiora singulari cura ac studio in lucem ed. fuere Nürnberg, 1533
  • Tabvlæ Astronomicae, Qvas uulgo, quia omnia difficultate & obscuritate carent, Resolvtas uocant. Ex quibus cum erraticorum, tum etiam fixorum siderum, motus, tam ad præterita quàm futura, quantumuis etiam longa secula, facillime calculari possunt Nürnberg 1536
  • Practica auf das Jahr 1536 Augsburg 1535 Auszug
  • Practica auf das Jahr 1537. Augsburg 1536
  • Ioannis Schoneri Carolostadii Opvscvlvm Astrologicum Nürnberg 1539
  • De Ivdiciis Nativitatvm. Libri Tres Nürnberg: Johann vom Berg & Ulrich Neuber 1545 Digitalisat der SLUB Dresden;
    Auf Englisch verfügbar mit ausführlicher Inhaltsangabe bei Arhat Publications
Schöner aüf dem 1000-DM-Schein

Quellen und Anmerkungen

  1. Stich aus dem 17. Jahrhundert bzw. 1597
  2. Als Datenquelle gibt Junctinus allerdings den 17.1., 22:53 LAT an: Ioannes Schoenerus excellens Mathematicus, nascitur Carolstadij, min.7. ante vndecimam horam noctis. mortuus est anno 1547. Die 17.januarij. Speculum astrologiae S. 1141; gleichlautend mit der Abbildung aus der Handschrift clm 27003.
    Astrodatabank/Schoener, Johann: Hier wird als Datenquelle für 23:22 Uhr LMT Alan Leo zitiert, Junctinus bildet ein Horoskop ab, das die gleiche Uhrzeit impliziert; Rodden Rating A
  3. Ein "Konkubinat" ist das Zusammenleben mit einer Frau (bei Katholiken für Priester verboten)
  4. Mit der Zeitangabe 22:53 Uhr LAT. Quelle Horoskopzeichnung: Digitalisat der BSB München: Tabulae horoscopicae Lutheri et multorum hominum illius et priorum temporum - BSB Clm 27003, 16. Jhdt. (anonym). Die Angabe des Aszendenten von 16°26' Lib.gif ergibt eine Zeit von 23:13:30 Uhr LMT
  5. Nürnberg, 1515
  6. Zur Darstellung der Planetenbahn des Saturn. Das Äquatorium (lateinisch: Gleichungsgerät) ist ein Gerät zur mechanisch-geometrischen Bestimmung der Planetenstände im Tierkreis auf der Grundlage des geozentrischen Planetensystems des Ptolemäus

Dieser Text verwendet Absätze, Sätze oder Formulierungen aus dem Wikipedia-Artikel Johannes_Schöner. Der Text steht unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.