John Partridge

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John Partridge
John Partridge: Geburtshoroskop

Der englische Astrologe John Partridge wurde am 18.1.1644 jul. (entspricht dem 28.1. greg.) um 14:27 Uhr LMT in East Sheen (heutiger Vorort Londons) geboren.[1]
Er starb am 24.6.1715 (greg.) in Mortlake, London.

Partridge schrieb und veröffentichte mehrere astrologische Almanache und Bücher.

Biographie

Bereits in den 1640er Jahren gab es einen John Partridge, der Verleger der Bücher William Lillys war. Eventuell handelte es sich dabei um Partridges Vater, dies würde dessen Zugang zur Astrologie erklären.

Partridge[2] stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Um 1680 arbeitete er als Schuster in Covent Garden. Jedoch gelang es ihm, sich im Selbststudium Latein, Griechisch, Hebräisch und Astrologie so weit beizubringen, dass er sich an der Universität von Leyden (Niederlande) einschreiben konnte und Medizin studierte. Er wurde bei Hofe von James II als Arzt vereidigt und später Leibarzt Königin Marias II.[3] Da sich Partridge stark in der British Whig Party (protestantische Arbeiterpartei) engagierte, musste er unter James II, einem bekennenden Katholiken, ins holländische Exil fliehen.

Mit seinem astrologischen Mentor John Gadbury, stand er nach der Rückkehr nach England auf Kriegsfuß. Gadbury unternahm zu dieser Zeit große Anstrengungen, das Ansehen der Astrologie bei Hofe wieder herzustellen, das durch deren Volksnähe während der Revolution und der Zeit der englischen Republik (in den 1650er und 1660er Jahren) großen Schaden erlitten hatte. Gadbury baute eine Front gegen alle noch mit republikanisch-parlamentarischem Gedankengut sympathisierenden Astrologen auf, insbesondere zu Lilly. Partridge war zwar astrologisch mit Lilly nicht immer einer Meinung, wollte sich jedoch auch nicht in der von Gadbury erhofften Weise von ihm distanzieren, da er ebens den Parlamentariern nahe stand. So kam es in den 1690er Jahren zu einem heftigen öffentlichen polemischen Schriftwechsel zwischen Gadbury und Partridge.

Astrologie

Reformator der englischen Astrologie

Partridge sah sich dem Ziel verpflichtet, die Astrologie zu reformieren. Hierzu wollte er sie vor allem von den Elementen der Arabischen Astrologie befreien und wieder zu Ptolemäus zurückkehren, wurde somit ein Anhänger der Placidianische Lehre, da Placidus de Titis diese hauptsächlich aus dem Kanon des Ptolemäus und Aristoteles legitimierte und etwa die Lehren eines Regiomontanus ablehnte.

Horoskopabbildung bei Sibly[4]

Wilhelm Knappich:"Während Lilly, Coley, Gadbury u.a. sich noch der üblichen regiomontanischen Horoskoptechnik bedienten, war John Partridge der erste, der die neue placidiansiche Lehre in England einführte.(..) Im Jahre 1687 verfasste er ein "Nativity portrait for Cromwell, calculated according to the Placidian canons" und einige Jahre später zwei Werke (in englischer Sprache), das "Opus reformatum" und die "Defectio geniturae", in denen er die traditionelle Technik verwarf und sich leidenschaftlich für die neue placidianische Lehre einsetzte."[5]

So wurde Partridge zum Wegbereiter für die Popularität des Placidus im englischsprachigen Raum. Sehr viel später, 1798 von Silby (später verbessert durch John Cooper), wurde die erste Übersetzung des lateinischen Originalwerkes von Placidus "The primum mobile or the celestial philosophy", London, 1816, veröffentlicht, damit die Placidianische Reform der Traditionellen Astrologie vervollständigt und durch spätere Autoritäten, wie Zadkiel, Alfred John Pearce oder Robert Cross Smith fortgeführt.

Der jährliche Almanach Partridges "Merlinus liberatus" (etwa ab 1680) erschien auch nach seinem Tod noch bis ca. 1835.

Der Schabernack von Jonathan Swift

Im “Merlinus Almanach” von 1708 nannte Partridge die Anglikanische Kirche „unfehlbar“. Dies zog die Aufmerksamkeit des Satirikers und Religionskritikers Jonathan Swift (bekannt als Autor von „Gullivers Reisen") auf sich. Als ausgewiesener Astrologiegegner berief dieser sich, unter dem Pseudonym Isaac Bickerstaff, auf Partridges (nur ungenaue) Jahresvorhersagen bezüglich des Ablebens bekannter Persönlichkeiten, und prognostizierte in einem öffentlichen Brief den Tod von Partridge für den 29.3. des Jahres. Am betreffenden Tag legte Swift in einem anderen Brief nach, und bestätigte den Tod von Partridge. Dieser Brief enthält zusätzlich noch einen spöttischen Trauervers auf Partridge.

Als dieser seinen Tod in einem Brief dementierte, gab Swift bekannt, dass das nicht stimmen könne, „denn es kann einfach keinen lebenden Menschen geben, der so entsetzlichen Unsinn schreibt“. Hierzu muss gesagt werden, dass Partridge sich zuvor insbesondere unter denjenigen Personen des öffentlichen Lebens Feinde machte, deren Tod er fälschlich prognostiziert hatte. Von diesem Gegenschlag Swifts erholte sich Partridge für den Rest seines Lebens nicht mehr.[6] Knappich:"Partridge war über diese Späße tief verstimmt und veröffentlichte bis 1714 nichts mehr. Erst in seinem Todesjahr (1715) schrieb er „The last will and testament of John Partridge“, worin er sich über Swifts Satiren bitter beklagte."[7]

Publikationen

  • Partridge's advice to the Protestants of England, 1678
  • Mikropanastron, or, An astrological vade mecum briefly teaching the whole art of astrology, 1679. Fascimile reprint, 2005
Über traditionelle Individual-, Stundenastrologie und Elektion. Dieses Buch enthält viele Aphorismen inclusive das fälschlich Ptolemäus zugeschriebene Centiloquium PDF von Paulo Alexandre Silva
  • Mercurius coelestis, being an almanack for the year of the world's redemption, 1682..., 1682
  • Merlinus redivivus, being an almanack for the year of our redemption, 1684...', 1684
  • Merlinus liberatus: Being an Almanack for the Year of Our Blessed Saviour's Incarnation 1707 (ab ca. 1680)
  • Defectio Geniturarum: Being an Essay toward the Reviving and Proving the True Old Principles of Astrology. London 1697 PDF von Paulo Alexandre Silva
  • Opus Reformatum: Treatise of Astrology in which The Common Errors of that Art are Modestly Exposed and Rejected, 1693. Reprinted, Kessinger Publishing, 2004 ISBN 0-7661-8471-4 PDF von Paulo Alexandre Silva

Weblinks

Anmerkungen und Quellen

  1. Geburtsdaten aus der AstroDatabank/Partridge, John Rodden Rating A (greg.), und von Sibly (jul.)
    Ebenezer Sibly: "A New and Complete Illustration of the Celestial Science of Astrology". London 1785; Stich Nr. 25, nach Seite 882. Besprechung S. 885 Digitalisat online
  2. Biographische Informationen aus der englischen Wikipedia, einzelne Ergänzungen von Skyscript
  3. Knappich, W., Geschichte der Astrolologie, 1988, S. 283
  4. Hier hat Partridge einen Jungfrau-Aszendenten
  5. Knappich, W., Geschichte der Astrologie, 1988. S. 283
  6. The Cambridge Companion to Jonathan Swift, Cambridge University Press. ISBN 0521002834
  7. W. Knappich, Geschichte der Astrologie, 1988, S. 283