Virgo

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Virgo bei Hevelius[1]

Lateinisch für

Der Ausdruck wird im englischen Sprachraum auch für das Tierkreiszeichen verwendet.

Die "Sombrero-Galaxie" M104 im Sternbild Jungfrau[2]

Astronomie

Das Sternbild liegt direkt auf der Ekliptik.
Sein mit Abstand hellster Fixstern ist Spica, der zweithellste Vindemiatrix.

In Virgo befindet sich der sechzig Millionen Lichtjahre entfernte Virgo-Galaxienhaufen, der etwa zweitausend Galaxien enthält. Dort liegt auch das Super-Galaktische Zentrum (SGZ), der Mittelpunkt dieser Galaxien (einschließlich der Milchstraße, ekliptikal Anfang Waage).

Die Jungfrau gehört zu den 48 Sternbildern der antiken Astronomie, die von Ptolemäus beschrieben wurden.

Wichtige Fixsterne

Name Katalog Mag eklipt. Breite Position 1900 1950 2000 2050 Natur (Ptolemäus)
Zavijava β-Virginis 3.8 0°41' n 25°45' Vir.gif 26°27' Vir.gif 27°10' Vir.gif 27°53' Vir.gif Merkur/ Mars
Zaniah η-Virginis 4.0 2°4' n 3°26' Lib.gif 4°8' Lib.gif 4°50' Lib.gif 5°32' Lib.gif Merkur/ Venus
Vindemiatrix ε-Virginis 3.0 16°12' n 8°33' Lib.gif 9°15' Lib.gif 9°56' Lib.gif 10°38' Lib.gif Saturn/ Merkur
Porrima/ Caphir γ-Virginis 2.9 3°7' n 8°46' Lib.gif 9°27' Lib.gif 10°8' Lib.gif 10°50' Lib.gif Merkur/ Venus
Auva δ-Virginis 3.7 8°46' n 10°5' Lib.gif 10°46' Lib.gif 11°27' Lib.gif 12°9' Lib.gif Merkur/ Venus
Heze ζ-Virginis 3.4 9°16' n 20°45' Lib.gif 21°26' Lib.gif 22°8' Lib.gif 22°49' Lib.gif Merkur/ Venus
Spica α-Virginis 1.0 0°32' s 22°26' Lib.gif 23°8' Lib.gif 23°50' Lib.gif 24°33' Lib.gif Venus/ Mars
Syrma ι-Virginis 4.2 7°11' n 2°24' Sco.gif 3°6' Sco.gif 3°47' Sco.gif 4°30' Sco.gif Merkur/ Mars
Khambalia λ-Virginis 4.6 0°29' n 5°33' Sco.gif 6°15' Sco.gif 6°57' Sco.gif 7°39' Sco.gif Merkur/ Mars
Rijl al Awwa, Ril Alauva μ-Virginis 3.9 9°40' n 8°44' Sco.gif 9°26' Sco.gif 10°7' Sco.gif 10°50' Sco.gif Merkur/ Mars
Demeters ägyptische Vorgängerin Astarte[3]

Geschichte des Sternbildes

Erstmals erwähnt wird das Sternbild in Mesopotamien; Nach dem MUL.APIN war es unter den Namen MULAB.SIN bzw. šir’u (= Ackerfurche) sowie auch unter dšala šubultu Šala (= Gott/ Göttin Kornähre) bekannt. Vom Umfang her entsprach es dem heutigen Sternbild Jungfrau, genauer demjenigen Teil davon, der sich südlich der Ekliptik befindet.
Der heliakische Aufgang des Sternbildes zeigte den Bauern den nahenden Arbeitsbeginn des neuen Jahreszyklus auf dem Feld an. Die Göttin Šala trägt in MULAPIN selbst den Beinamen Kornähre, wobei der Aufgang des Sternbildes die Endphase der Ernte (= Einbringen der Ernte) symbolisierte. Die Kornähre bezog sich explizit auf den Stern Spica (lateinisch „Ähre“).

Virgo schematisch

Mythologie

Für das Sternbild Virgo gibt es verschiedene mythologische Entsprechungen, doch sind es vor allem machtvolle Göttinnen, die mit dem Zeichen in Verbindung gebracht werden, zum Beispiel Tyche, die Göttin des Glücks bzw. Zufalls, Dike, die Göttin der Gerechtigkeit, oder Demeter, die Göttin des Getreideanbaus und der Fruchtbarkeit.

Besondere Erwähnung findet die Jungfrau als Dike, welche in der Mythologie auch Astraea, Göttin des Rechts und der Sitte genannt wird. Dike, Tochter der Themis und des Zeus, lebte zu einer Zeit auf Erden, in der es noch keinen Krieg und keine Gewalt gab, und die Erde einem Garten Eden glich. Aufgrund der Rohheit und Ungerechtigkeit unter den Menschen kehrte sie, getragen von ihren Flügeln, enttäuscht in den Himmel zurück. In alten Quellen wird das Sternbild ebenfalls als geflügelt beschrieben (u.a. in den Tetrabiblos des Ptolemäus). Neben ihr befindet sich das Sternbild Waage, als Sinnbild der Gerechtigkeit.

Das Sternbild wird zudem manchmal gleichgesetzt mit Persephone, der Tochter von Demeter mit Zeus. Diese wurde von Hades, dem Gott der Unterwelt, entführt, der sie zur Braut nahm. Göttervater Zeus konnte sie vor diesem Schicksal nicht bewahren, sondern lediglich eine Vereinbarung treffen, nach der sie den einen Teil des Jahres bei ihrem Mann in der Unterwelt verbringen musste, und den anderen an der Oberfläche verweilen durfte. Dies passt insofern, als das Sterbild Jungfrau genau dort auf der Ekliptik zu finden ist, wo auch der Punkt der Herbst-Tagundnachtgleiche liegt, und sich im Jahreskreis das Leben anschließend sozusagen wieder in die Nachtwelt zurückzieht.

In einer weiteren Version stellt das Sternbild Erigone dar, und steht in Verbindung mit den benachbarten Sternbildern Bärenhüter und den Jagdhunden. Der Gott Dionysos lehrte einst Ikarios, den Vater der Erigone, die Kunst des Weinbaus. Ikarios wollte seinen Wein unter die Menschen bringen und gab ihn einigen Bauern zum Kosten. Diese hatten nie zuvor Wein getrunken und töteten Ikarios, da sie dachten, dass er sie vergiften wollte. Erigone machte sich schließlich mit dem Hund Maira auf die Suche nach ihrem Vater. Der Hund fand die Stelle, an der sein Herr vergraben worden war, und aus Schmerz erhängte sich Erigone an einem Baum. Auch der Hund starb vor Trauer und wurde an den Himmel versetzt. Ikarios fand als das Sternbild Bärenhüter Eingang in das Himmelsreich.

In der Mythologie Mesopotamiens wurde das Sternbild mit Inanna aus dem Gilgamesch-Epos in Verbindung gebracht. Inanna schickte den Himmels-Stier auf die Erde, um Gilgamesch und Enkidu zu bestrafen. Als astronomischer Vorgang fand dieser Mythos am Himmel sein Gegenstück: mit dem heliakischen Aufgang des Sternbilds Jungfrau ging das Sternbild Stier unter. Im mythologischen Kontext folgte also dem Aufstieg von Inanna das Herabsteigen des Stiers auf die Erde, welcher die Funktion des Regenbringers und des Pflug-Ochsens erhielt.[4]

Virgo in Urania's Mirror[5]

Wirkung

Ptolemäus schreibt[6]

  • Die Sterne im Kopfe der Jungfrau und der eine oberhalb des südlichen Flügels haben Merkurnatur mit einer Mischung von Mars
  • Die übrigen leuchtenden im Flügel und im Gürtel diejenige Merkurs, und ein wenig der Venus
  • Der helle im nördlichen Flügel aber, Vindemiatrix, Saturn- und Merkurnatur
  • Spica dagegen besitzt Venusnatur mit einer Mischung von Mars
  • Die übrigen in den Füßen und im Saume des Gewandes ebenfalls Venus (oder Merkur?[7],) und ein wenig Marsnatur
Der riesige Virgo-Konstellationshaufen

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Auf des Hevelius Sternkarte von 1690 (posthum erschienenes Werk Firmamentum Sobiescianum bzw. Uranographia)
  2. Sie liegt gut zehn Grad rechts unterhalb der weißlichen Spica. Aufgenommen vom Hubble Space Telescope 2003. Siehe Schwarzes Loch im Mexikaner-Hut (Deutschlandradio, 2018)
  3. Im British Museum
  4. Wikipedia/Jungfrau (Sternbild)
  5. Tafel 21 in Urania's Mirror, einer Serie handgefertigter und -kolorierter astronomischer Himmelskarten; mit Text von Jehoshaphat Aspin. London, 1825
  6. Claudius Ptolemäus: Tetrabiblos Chiron Verlag, 2. Auflage 2000, S. 40, ISBN 3925100172
  7. Robson übersetzt: Merkur, siehe Vivian Robson: Fixsterne. Bedeutung und Konstellationen im Horoskop. Hugendubel München 1990, S. 61. ISBN 3880344612