M. Erich Winkel

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Erich Winkel

Der deutsche Astrologe Max Erich Winkel[1] wurde am 20.4.1894 in Wriezen an der Oder geboren.
Er starb am 2.11.1973 in Apolda.[2]

Biographie

Im Jahr 1913 machte Winkel Abitur. Seine Interessen galten zunächst der Theologie, sein Vater verbot ihm allerdings deren Studium. Bis Ende des Ersten Weltkriegs ohne Beruf, war Winkel anschließend bei einem Verlag tätig. In den 1920er Jahren galt sein Interesse besonders der Astrologie. In den Jahren 1923 bis 1938 war er Schriftleiter der Astrologischen Blätter (später in Die Astrologie umbenannt, Zeitschriften der Berliner astrologischen Gesellschaft), die von Karl Brandler-Pracht gegründet worden waren; vorübergehend betrieb er in München auch eine psychoanalytische Praxis.

Ab Ende der 1920er Jahren verstärkte sich wieder sein Interesse an der Theologie und er veröffentlichte einige Werke, die Neuübertragungen der christlichen Evangelien[3] sein sollten, sowie ein Werk, "Der Sohn", das seine zunehmende Nähe zum völkisch-ariosophischen und nationalsozialistischen Gedankengut deutlich machte: er wollte nachweisen, wo die christliche Religion angeblich durch jüdische Einflüsse verfälscht worden sei.

1929 trat er in den "Stahlhelm" ein, wurde 1933 Mitglied der NSDAP und Blockleiter der Ortsgruppe V in München. Außerdem war er Mitglied in der antisemitischen Gruppe "Deutsche Christen" in Thüringen.[4] Ab 1937 versuchte er mit nationalsozialistischer Unterstützung eine theologische Dozentenstelle an der Universität Rostock zu bekommen. In diesem Jahr wurde ihm ohne theologisches Studium ermöglicht, die notwendigen Examina abzulegen. Die Nationalsozialisten sahen die Möglichkeit, über Winkel ihr Gedankengut an der theologischen Fakultät stärker zu verankern, wogegen es seitens der Studentenschaft ab seiner Lehraufnahme 1938 großen Widerstand gab, abgesehen von seiner mangelnden Qualifikation. Auch nach Anerkennung seines Werkes "Der Sohn" als Doktorarbeit blieben die Widerstände bestehen. Anfang 1939 musste Winkel eine psychiatrische Behandlung in Anspruch nehmen, und 1940 wurde sein Lehrauftrag gestrichen, da er nun auch aus Sicht der Nationalsozialisten untragbar geworden war. Ein Jahr zuvor hatte er eine Pfarrstelle in Azmannsdorf (heute Stadt Erfurt) übernommen. Zum 1.3.1953 wechselte er als Pastor nach Apolda, diese Stelle hatte er bis zum 31.7.1972 inne, zum 1. August wurde er in den Ruhestand versetzt.[2]

Astrologie

Erich Winkel (rechts außen, neben Vollrath) auf dem Astrologenkongress 1923

Verdienstvoll und noch heute unentbehrlich ist seine 1923 veröffentlichte Übertragung der Tetrabiblos des Claudius Ptolemäus ins Deutsche.

Daneben war er im März 1927 als Mitbegründer der - allerdings nur kurz bestehenden - akademisch orientierten Deutsche Kulturgemeinschaft zur Pflege der Astrologie tätig, welcher z.B. die Astrologen Thomas Ring und Dr. Wilhelm Moufang angehörten, oder Hochschullehrer wie Johannes Maria Verweyen und - erstaunlicherweise - der jüdische Philosoph Theodor Lessing.[5][6]

Für die Astrologie suchte Winkel eine theoretische Ableitung aus der Naturwissenschaft, und behauptete eine "funktionale energetische Tendenz", die den Planeten entspricht, und sich als integrale Energie in Formen wie Spannung, Hemmung und Ausgleich bemerkbar mache. Weiterhin galt seiner Ansicht nach für die Tierkreiszeichen ebenso wie für die Häuser ein Zusammenhang mit astronomischen bzw. geophysikalischen Größen.[7] Deutlich wurde sein Versuch einer naturwissenschaftlichen Verankerung der Astrologie in dem 1928 erschienenen Buch Naturwissenschaft und Astrologie.

Werke (Auswahl)

Bücher

  • (Übers.) Ptolemaios, Claudius: Tetrabiblos. Buch I u. II. Die hundert Aphorismen. Buch III u. IV. Nach der von Philipp Melanchthon besorgten und mit einer Vorrede versehenen seltenen Ausgabe aus dem Jahre 1553, griechisch und lateinisch. Zwei Bände, 153 und 145 Seiten. Berlin, Linser (1923); Chiron Verlag, Tübingen 2000 ISBN 978-3925100178
  • Deutsche Ephemeriden der Gestirnstände für das Jahr 1927 zum Gebrauche für die Astrologie. Berlin-Pankow, Linser-Verlag (1926)
  • Naturwissenschaft und Astrologie. 126 Seiten. Dom Verlag, Augsburg 1928; 1955

Artikel

  • Das Quartalshoroskop für den Sommer 1923 nach der Art des Ptolemäus. in: Astrologische Blätter, Heft 5, August 1923. Berlin-Pankow
  • Astronomie und Astrologie. in: Astrologische Studien, Heft 1, Nov. 1925, S. 5
  • Meteorologie und Astrologie. in: Astrologische Blätter, 8.Jhg. 1926-27/ Heft 7, 1926, Linser Verlag
  • Betrachtungen eines Naturwissenschaftlers. in: Süddeutsche Monatshefte, 24. Jhg., Heft 9
  • Die Funktionslehre des Seins. in: Jahrbuch für Kosmo-Biologische Forschung. Dom-Verlag M. Seitz & Co. Augsburg 1928, S. 35-66
  • Geschlechtsbestimmung. in: Andreas Bunkahle: Medizin und Astrologie. Leipzig, 2005

Periodika (Schriftleitung)

  • Astrologische Blätter. Monatsschrift für theoretische und angewandte Astrologie. (Unabhängige Zeitschrift für astrologische Forschung) Linser-Verlag 1923?-1927
  • Die Astrologie. (Bis 9. Jahrgang, September 1927). Linser-Verlag
  • Psyche und Uebersinnliche Welt. (Hrg. mit Brandler-Pracht) Linser Verlag, Berlin 1922-1923
Astrologische Blätter

Quellen und Anmerkungen

  1. Haendler, Gert; Holze, Heinrich: Die Theologische Fakultät Rostock unter zwei Diktaturen LIT Verlag Berlin-Hamburg-Münster, 2004 ISBN 3825868877; biographische Informationen zu Winkel ab Seite 55 online
  2. 2,0 2,1 Information per E-Mail von Heinz Heßmert an Liefeld am 16.1.2013
  3. insbesondere das Markus-Evangelium, eine Art Evangelienharmonie, wie sie zu jener Zeit oft verfasst wurde
  4. Reijo E. Heinonen: Anpassung und Identität. Vandenhoeck & Ruprecht, 1978 Seite 222
  5. Wilhelm Knappich: Geschichte der Astrologie. Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt/ M. 1967, S. 353
  6. Ellic Howe: Uranias Kinder: Die seltsame Welt der Astrologen und das Dritte Reich. Beltz-Äthenäum-Verlag, Weinheim 1995, S.136
  7. Knappich, Geschichte, S. 312