Maya-Astrologie

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Observatorium Caracol in der Ruinenstätte Chichén Itzá[1]

Die Maya-Indianer waren das kulturell weitestentwickelte Volk Mittelamerikas vor der spanischen Kolonisation. Sie verfügten über eine eigene Schrift, ein heiliges Buch ("Popul Vuh"), großartige Bauwerke wie Pyramiden, einen differenzierten Kalender sowie eine hoch entwickelte Astrologie, Astronomie und Mathematik. Damit beeinflussten sie auch andere, militärisch mächtigere Völker wie die Inkas und Azteken, deren Astrologie sich eng an die der Maya anlehnte. Ihr Niedergang begann bereits ein halbes Jahrhundert vor der Unterwerfung durch die Spanier.

Astronomie

Venus-Beobachtungen

Die Planeten Merkur und Venus, die in scheinbar wechselnder Gestalt als Morgen- und Abendstern am Himmel stehen, erfreuten sich besonderer Achtung und Verehrung. Ihre physische Identität war den Maya-Astronomen bereits bekannt. So enthält der Codex Dresdensis einen Venus-Almanach, in dem es heißt: Auf die 236 Tage Sichtbarkeit der Venus als Morgenstern folgen neunzig Tage Unsichtbarkeit. Danach ist die Venus wieder 250 Tage als Abendstern zu beobachten, ehe sie wieder acht Tage nicht zu sehen ist. Die tatsächlichen Werte der Venus-Intervalle kommen diesen Aufzeichnungen erstaunlich nahe.[2]

Piedra del Sol, ein aztekischer Kalenderstein

Kalender

Für die Zählung der Zeit sowie die astrologischen Berechnungen gab es Kalender. Der Mondkalender bestand aus 13 mal zwanzig, also 260 Tagen. Ein Mondjahr umfasste demnach 13 Monate mit zwanzig Tagen. Über die Basis für diese Berechnung gibt es verschiedene Vermutungen: 260 Tage dauert eine Schwangerschaft, die mit dem Mond in Verbindung gebracht wurde. Das ergibt sich aus der Multiplikation von neun Monden á 29 Tagen, dem Umlauf des synodischen Mondes, wobei ein Tag der Einfachheit halber abgezogen wurde. Den Maya war der Unterschied zwischen siderischem und synodischem Mond frühzeitig bekannt.

Das Sonnenjahr bestand aus 360 Tagen, obwohl die Maya-Astronomen wussten, dass der Sonnenumlauf in Wirklichkeit gut fünf Tage länger dauerte. Es wurde unterteilt in 18 Monate zu zwanzig Tagen. Fünf Schalttage sorgten dafür, dass die Zählung mit den astronomischen Erscheinungen im Einklang blieb. Den zwanzig Tagen des Sonnen- und Mondkalenders waren zwanzig so genannte Tageszeichen zugeordnet, die nach Tiersymbolen benannt waren. Sie folgten aufeinander in einer bestimmten, genau festgelegten Reihenfolge. Die Zeichen bildeten die Basis für die konkrete astrologische Deutung, denn sie bestimmten die Qualität der Zeit. Es gab günstige und ungünstige Zeichen. Zudem beherrschten die zwanzig Zeichen die Tages- und Nachtstunden. Die Maya zählten 13 Tages- und 9 Nachtstunden. Die Kombination der Zeichen, welche die Tage und die Stunden im Sonnen- und Mondkalender einer Person beherrschten, machten jeweils die individuelle Prägung aus.

Astrologie

Die Astrologie der Maya kannte keinen Tierkreis wie die abendländische. Sie basierte auf der Kombination des Sonnen- und des Mondkalenders sowie auf der Zahlenmystik. Die Grundzahl der Maya war die Zwanzig, welche auch in ihrer Astrologie eine wichtige Rolle spielte. Sie ergibt sich aus der Anzahl der menschlichen Finger und Zehen. Daneben war die Dreizehn von großer symbolischer Bedeutung. Ein Zyklus in der Zeitmessung dauerte 52 (vier mal 13) Jahre. Nach 52 Jahren fielen die Tageszeichen von Sonnen- und Mondkalender wieder zusammen.

Sonne-Mond-Polarität

Bei den Maya spielte die Polarität eine wichtige Rolle. Die Sonne war als fruchtbares und zerstörerisches Prinzip bekannt. Der Mond symbolisierte Geburt und Tod gleichermaßen. Auch in der Gestalt des Sonnengottes Itzamná und seiner Gefährtin, der Mondgöttin Ix Chel, kommt die Polarität von männlich und weiblich zum Ausdruck. Zur Polarität zählte auch, dass die Maya neben dem zyklischen Verständnis der Zeit ein hoch entwickeltes Bewusstsein von derem linearen Fortschreiten besaßen. Sie glaubten, der Kosmos werde fünf Weltenalter durchlaufen und dann durch Naturkatastrophen zerstört. Die Menschheit befinde sich bereits am Ende des fünften Weltenalters, das bis 2012 (unserer Zeitrechnung) dauere. Obwohl die Maya eine klare Wertung bei den Zeichen kannten, war ihre Astrologie keinesfalls vom Determinismus geprägt. Sie ließ stattdessen dem freien Willen viel Raum. Ein unter einem günstigen Zeichen stehender Tag oder eine entsprechende Stunde bedeutete nicht automatisch Glück und Erfolg. Wurde dieses Potenzial von den Menschen zu Anmaßung und Überheblichkeit missbraucht, änderten sich die Voraussetzungen schnell, und ein günstiger Tag brachte ungünstige Resultate. Gleichzeitig war es möglich, die Götter durch Demut und Opfer an einem ungünstigen Tag versöhnlich zu stimmen, sodass sich ein Vorhaben günstig entwickeln konnte.

Maya-Illustration

Prognose

Prognosen spielten in der Maya-Astrologie wie bei vielen alten Völkern eine wichtige Rolle. Aufgrund der großen Freiheit, die das Schicksal dem Individuum ließ, war die Voraussage von konkreten Ereignissen jedoch nicht so wichtig wie etwa in Indien oder China. Dennoch vermutet Wilhelm Knappich: "Außerdem sind im Astralsystem der Azteken, der Mayas und der Inkastaaten so viel frappante Ähnlichkeiten mit ägyptischen, chinesischen und indischen Lehren enthalten, dass man wohl eine direkte Übertragung annehmen muss. Die kühne Fahrt Thor Heyerdals, der auf einem Floß von Peru aus die Südseeinseln erreichte, lässt es durchaus möglich erscheinen, dass asiatische Kultureinflüsse über Indonesien nach Süd- und Mittelamerika eingedrungen sind."[3]

Doch die Belege dafür sind rar. Eher dürfte die Synchronizität als Erklärung für gewisse Parallelen zwischen asiatischen und mittelamerikanischen Praktiken eine Rolle spielen. Oder die Trance-Aussagen Edgar Cayces über die Inselwelt von Atlantis als historisch unter- und vorausgegangene Zivilisation bzw. Kulturepoche treffen doch zu.

Siehe auch

Aus dem Codex Dresdensis[2]

Weblinks

Literatur

  • Magda Wimmer: Die Maya. Weber der Zeit, Spieler des Universums 400 Seiten. Goldmann Verlag, 2000 ISBN-10: 3442215773 ISBN-13: 978-3442215775
  • Bruce Scofield, Barry C. Orr: How to Practice Mayan Astrology: The Tzolkin Calendar and Your Life Path 336 Seiten. Bear & Company, 2006; 2007 ISBN 978-1591430643

Quellen und Anmerkungen

  1. Auf der Halbinsel Yucatán im Süden Mexikos
  2. 2,0 2,1 Wikipedia: Codex Dresdensis
  3. Wilhelm Knappich: Geschichte der Astrologie. Frankfurt a.M. 1967. S. 23