Mechanismus von Antikythera

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Größtes[1] Bruchstück des astronomischen Geräts von Antikythera im Archäologischen Nationalmuseum Athen

Der astronomische, sogenannte "Mechanismus von Antikythera" ist ein einer Astronomischen Uhr vergleichbares Gerät aus der Antike. Mit Hilfe seiner großen Zahl an Zahnrädern und Zifferblättern konnte es bereits wesentlich mehr astronomisch-kalendarische Zusammenhänge anzeigen, als es bei einer solchen Uhr aus dem späten Mittelalter möglich und üblich war.

Fundgeschichte

Der Apparat wurde im Jahr 1900 von Schwammtauchern zusammen mit anderen Fundstücken in einem Schiffswrack vor der griechischen Insel Antikythera, zwischen der Peloponnes und Kreta, entdeckt. Angesichts der vielen herumliegenden Götterstatuen, und da der Mechanismus recht unansehnlich (korrodiert) war, vor allem aber weil man den Hellenen eine solch ausgeklügelte technische Raffinesse nicht zutraute, wurde er anfänglich gar nicht richtig wahrgenommen. Mittlerweile ist das Gerät in über achtzig Teile zerbrochen - konnte aber mit modernsten Methoden gründlich untersucht werden.
Das zugehörige römische Handelsschiff dürfte sich auf dem Weg nach Sizilien oder Rom befunden haben, und ist zwischen 70 und 60 v.Chr. gesunken.

Aufbau

Räder-Schema des Mechanismus[2]

Die Zahnräder, Zeiger, Anzeigen und vermutete Abdeckplatten des Mechanismus bestehen aus Bronze. Der gesamte Apparat war ursprünglich in einem Holzrahmen oder in einer Holzkiste verpackt.[3] Erhalten sind dreißig Zahnräder, von denen sich 27 Räder im Fragment A und je ein Rad in den Fragmenten B, C und D befinden. Die Zahnräder waren zu mehreren Getrieben vereinigt, mit denen die von Hand vorgenommene Eingangsdrehung in passenden Übersetzungsverhältnissen zu den Zeigern auf der Vorder- und der Rückseite weiter geleitet wurde. Mittels eines seitlich angebrachten Drehknopfs oder einer Kurbel konnten über ein Winkel-Getriebe alle Zahnräder und damit alle Anzeigen des Mechanismus in Bewegung gesetzt werden.
Bewertung: Es handelt sich um einen hoch komplexen technischen Apparat, der nicht leicht einzuordnen ist:

  • Einerseits ein Astrolabium mit vielen feinen Zahnrädern (aber ohne Antrieb, d.h. es war von Hand/ mechanisch verstellbar)
  • Ein analoger Rechner oder Computer
  • Eine astronomische Kunstuhr

Die außen angebrachte detaillierte Gebrauchsanweisung ist ein Hinweis darauf, dass es kein Einzelstück war, sondern in mehreren Exemplaren existierte.
Vermutlich ist es ein technisches Spielgerät aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus.[4]

Der Mechanismus diente als Modell für die von der Erde aus beobachtbaren Bewegungen von Sonne und Mond.
Es gab drei große und drei kleine Anzeigen, von denen folgende vier die wichtigsten waren:

  • Ein Sonnenkalender mit Tagesskala und Monatsskala
  • Ein gebundener Mondkalender
  • Ein Finsterniskalender zur Anzeige von vergangenen und künftigen Sonnen- und Mondfinsternissen
  • Ein kleiner Olympiade-Kalender (mit 4-Jahres-Zyklen)

Der Zweck des Mechanismus war offenbar, die gleichzeitig verlaufenden periodischen Himmelsbewegungen der Sonne und des Mondes nachzubilden, bzw. folgende astronomische Perioden darzustellen:

  • Die siderische Periode der Sonne (etwa 365 Tage (das Sonnenjahr)
  • Die siderische Periode des Mondes (etwa 27 1/3 Tage)
  • Die synodische Periode des Mondes (etwa 29 ½ Tage)

Der Mechanismus enthielt zugleich Kalenderanzeigen.[5]
Dargestellt werden konnten auch indirekte Perioden wie

  • Der Meton-Zyklus[6], der sowohl 19 Sonnenjahre als auch 235 Mondmonate lang ist
  • Die Sarosperiode[7], die sowohl 223 Mondmonate als auch 242 drakonitische Mond-Perioden lang ist (ungefähr 18 Sonnenjahre)

Es wird vermutet, dass es für das Getriebe noch eine Ergänzung zur Feststellung der Planeten-Bewegungen gab, was bedeutet, dass das Ganze in erster Linie ein Modell für die Bewegung der Himmelskörper (eine Art "Mini-Planetarium") war. Fundort und -datum verraten eine Nähe zu Hipparchos.

Siehe auch

Nachbau Antikythera-Mechanismus, 2007

Weblinks

Literatur

  • Nick Kollerstrom: Decoding the Antikythera Mechanism. Astronomy Now, Vol. 21, No. 3, p. 32-35, 2007[8]
  • Eirini Paizi: Greek Diaries and Time-Reckoning Systems in the Antikythera Mechanism, 96 S., Heidelberg 2016 online (unveröffentlichte Bachelor-Arbeit in Klassischer Archäologie; academia.edu)

Quellen und Anmerkungen

  1. Das größte erhaltene Teil (Fragment A) weist eine Größe von 18 cm × 15 cm auf. Der gesamte Mechanismus dürfte etwa 31,5 cm × 19 cm × 10 cm groß gewesen sein - also vergleichbar einem hochkant gestellten heutigen Laptop
  2. Die rot markierten Teile oben sind hypothetisch
  3. Zum Zeitpunkt der Bergung waren noch Holzreste vorhanden.
  4. Inzwischen datiert man seine Entstehung sogar auf eine Zeit um 205 v.Chr. und bringt ihn mit Archimedes in Verbindung, der 212 v.Chr. starb
  5. Schließlich sind Sonnenjahr und Mondmonat Kalender-Einheiten
  6. Die Meton-Periode ist die Basisbeziehung für die Bindung eines Mondkalenders an einen Sonnenkalender.
  7. Die Saros-Periode ist die wichtigste Finsternis-Periode. Nach ihr wiederholen sich während über tausend Jahren alle stattfindenden Finsternisse. Am Gerät hatte man einen Zeiger, der angab, in welchem Mondmonat eine Finsternis stattfand.
  8. SAO/NASA ADS Astronomy Abstract Service

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