Michael Scotus

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Michael Sir Wizard Lord Scot

Michael Scotus[1] (* ca. 1175 - 1180 in Schottland; † um 1235) war ein mittelalterlicher scholastischer Philosoph, Mediziner, Alchemist und Astrologe, von Dante Alighieri als Magier beschrieben.
Bekannt wurde er durch seine Übersetzungen aus dem Arabischen und seine Tätigkeit als Astrologe am sizilianischen Hofe Friedrichs II.

Biographie

Seine schulische Laufbahn ist unbekannt, aber die Ausbildung muss breit gefächert gewesen sein, und da er später gewöhnlich Magister Michael Scotus genannt wurde, kann man auf eine Lehrtätigkeit an einer Universität schließen. Bekannt ist, dass er bei seinem Onkel aufwuchs und dieser ihn an eine Universität ins Ausland schickte. Bevor er nach Toledo ging, um als Übersetzer und Astrologe zu arbeiten, lehrte er lateinische Sprache und Literatur. Und schon früh zeigte er ein linguistisches Interesse, d.h. an Benennungen, Definitionen und Etymologien.

Durch seine Nähe zum Islam war Toledo eine der wichtigsten Städte mittelalterlicher Bildung. Hier waren verschiedene Übersetzer tätig. Das erste historisch greifbare Datum in seinem Leben ist der 18.8.1217. Zu diesem Zeitpunkt vollendete er die Übersetzung eines arabischen astronomischen Werkes, nämlich des Kitab fi l-hai'a (= In Astrologia) von Alpetragius, welcher zu dieser Zeit auf der spanischen Halbinsel lebte. Sein Ruhm als Übersetzer gründet sich aber hauptsächlich auf die Übersetzungen von Averroes-Kommentaren der Aristoteles-Schriften wie De anima, De sensu et sensato, De cielo et mundo, Physica und Metaphysica. Insgesamt sind 14 Übersetzungen seiner Averroes-Kommentare erhalten, wovon er wahrscheinlich einige am Hofe Friedrichs II. vollendete.

Wie lange Scotus vor 1217 schon in Toledo lebte, ist unbekannt. Aber man weiß, dass er noch vor 1220 die drei arabisch vorliegenden Aristoteles-Bücher Historia animalium, De partibus animalium und De generatione animalium übersetzt hatte, die dann auch durch durch die Verwendung des Albertus Magnus in dessen De animalibus großen Einfluss erlangten.

Um 1220 taucht er in Bologna auf, um einer kleineren medizinischen Tätigkeit nachzugehen. Zwischen 1224 und 1227 scheint er in Diensten des Papstes Honorius III. und dessen Nachfolger Papst Gregor IX. gestanden zu haben. Am 31.5.1224 wurde er zum Erzbischof von Cashel in Irland gewählt, musste aber auf das Amt verzichten, da er der irischen Sprache nicht mächtig war. Am 9.5.1227 werden ihm weitere Pfründen in Schottland und England verliehen. Nach 1227 erscheint er nicht mehr in den päpstlichen Registern, und er wechselte vermutlich bald danach an den Hof Friedrichs II.

Ihm war die zweite Auflage des "Liber Abaci" aus dem Jahr 1227 gewidmet, des berühmten Mathematikbuches von Leonardo Fibonacci. Daraus wurde geschlossen, dass Scot sogar eine gewisse Rolle spielte bei jener Zahlenreihe, die heute als Fibonacci-Folge bekannt ist.

Welche Rolle Scotus als Hofastrologe Friedrichs II. spielte, ist nicht völlig geklärt. Fest steht, dass er als Übersetzer arbeitete. Des Weiteren beriet er den Kaiser in philosophischen Fragen und schrieb medizinisch-astrologische Schriften. Friedrich II. versuchte auch durch Fragen zu profitieren, die er bei einem Genesungsaufenthalt in den Bädern bei Puzzouli im Oktober/ November 1227 an ihn stellte.

Seite aus dem Heidelberger Schicksalsbuch

Scotus starb um 1235, wahrscheinlich während er noch in den Diensten des Kaisers stand. Francesco Pipino berichtet, dass Scotus vorhersah, dass er von einem kleinen Stein getötet werden würde und daraufhin einen Kopfschutz, das Cerebrerium, erfand. Pipino fährt fort, dass eines Tages, während Scotus eine Messe besuchte, er die Kopfbedeckung abnahm und just in diesem Augenblick ein kleiner Stein vom Gewölbe fiel und ihn am Kopf leicht verwundete. Nachdem er den Stein betrachtet hatte, regelte er noch seine Angelegenheiten und verstarb kurz darauf.

Astrologische Anekdoten

Durch Salimbene von Parma wurde eine Anekdote überliefert, in welcher Friedrich II. Scotus auf die Probe stellte. Und zwar sollte er die Entfernung zwischen dem Himmel und einer Kirchturmspitze errechnen. Der Astrologe rechnete und teilte das Ergebnis seinem Kaiser mit. Danach ließ Friedrich den Turm heimlich um eine Handbreit abtragen und sagte zu Michael Scotus, er solle die Entfernung nochmals berechnen, da er sie vergessen habe. Scotus kam nun nicht auf dasselbe Ergebnis wie vorher und meinte, dass der Himmel höher als zuerst oder die Kirche eine Handbreit abgesunken sei. Daraufhin umarmte der Kaiser seinen Astrologen ob seiner exakten Berechnung.

Eine weitere Geschichte wird ihm zugeschrieben[2]: Friedrich II. testete Scotus mit der Frage: "Durch welches Tor werde ich morgen meinen Palast verlassen?" Scotus überreichte dem Kaiser einen verschlossenen Umschlag mit der Bitte ihn erst zu öffnen, wenn er den Palast verlassen habe. Friedrich II. ließ eine neue Öffnung in die Mauern brechen und schritt durch diese nach außen. Dort öffnete er den Umschlag und las: "Du wirst Deinen Palast durch ein neues Tor verlassen."

Liber Introductorius

Der Liber Introductorius ist sein bedeutendstes Werk. Es ist in drei Abschnitte aufgeteilt: Liber quatuor distinctonum, Liber particularis und Liber physiognomiae. Es war Kaiser Friedrich II. gewidmet, der Liber physiognomiae sogar auf dessen Veranlassung hin verfasst worden. Seine genaue Datierung erweist sich als schwierig, dürfte aber nach 1228 liegen.

Da nur der Liber physiognomiae fertig ausgearbeitet ist, scheint es nicht überraschend, dass er als einzelnes Buch angesehen wurde und bis 1500 in zwanzig Ausgaben erschien. In den ersten beiden Teilen behandelt er darin die Themen Astronomie, Astrologie, Meteorologie, Medizin, Musik und Komputistik.[3] Er geht auch ein auf Fragen über den Geschlechtsverkehr, die Schwangerschaft, die Embryologie und die Physiognomie, legte vor allem sein Augenmerk auf die Differenzen in Gestalt, Sprache, Verhalten, Kleidung und Bewegung in Zeiten des Friedens und des Krieges, der Gesundheit und der Krankheit - zwischen Lombarden, Slawen, Deutschen, Griechen, Mongolen, Sarazenen, Schotten, Juden und Ägyptern.

An Arbeiten des Michael Scotus zu nennen sind außerdem die Ars Alchemiae und das Vaticinium, wobei es in letzterer um Prophezeiungen über italienische Städte geht. Weiterhin schrieb er kleinere alchemistische und medizinische Texte.

Werke

  • Astrologia cum figuris Handschrift Clm 10268, 14. Jh. Digitalisat der BSB Münchnen
  • Physiognomia (Liber physiognomiae), Venedig 1477, Louvain 1484, Basel 1485, Reutlingen 1486 Digitalisat der BSB München, Passau ca. 1487/88 Digitalisat der BSB München, Venedig um 1846, Lyon 1490, Leipzig 1495, Venedig 1503, 1505, Köln 1508 Digitalisat der BSB München, Venedig 1508 etc.
  • Expositio super auctorem spherae, Bologna 1495, 1518; S.H. Thomson (ed.)
  • The Texts of M. Scot's Ars alchemiae, in: Osiris 5, 1938, 523-559; G.M. Edwards (ed.), The »Liber introductorius« of M. Scot (Diss. Univ. of Southern Calif.), 1979

Deutsch

Statue von Scotus mit Turban[4]

Literatur

  • J. Ferguson: Bibliographical Notes on the Works of M. Scot, in: Records of the Glasgow Bibliographical Society 9, 1931, 72-100
  • Lynn Thorndike: Michael Scot. London 1965
  • Ulrike Bauer: Der Liber Introductorius des Michael Scotus in der Abschrift Clm 10268 der Bayerischen Staatsbibliothek, München 1983
  • Silke Ackermann: Sternstunden am Kaiserhof: Michael Scotus und sein Buch von den Bildern und Zeichen des Himmels. Frankfurt am Main 2009

Quellen und Anmerkungen

  1. Ergänzende Biographie-Informationen aus dem biographisch-bibliographischen Kirchenlexikon
  2. Website von Holger Roehlig
  3. "Komputistik" sind Zeitberechnungen, etwa für das variable Osterdatum
  4. In Melrose Abbey, von manchen für seine Grabstätte gehalten. Siehe Michael Scott: the Scottish wizard (Philip Coppens; englisch)

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