Paran

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Mundanes Quadrat zwischen Sonne und Mond[1]

Ein Paran (abgeleitet von Paranatellonta) ist eine Beziehung zwischen zwei Himmelskörpern, die dadurch zustande kommt, dass die beiden sich zur gleichen Zeit entweder am Horizont oder am Merdian befinden. Parans sind mit Aspekten vergleichbar, und werden auch als "Paran-Aspekte" bezeichnet, wobei die Aspektbeziehungen wie bei den Mundanaspekten definiert sind: Befindet sich ein Himmelskörper am Horizont und ein anderer am Meridian, so entspricht diese Stellung immer einem Quadrat. Stehen beide am Horizont oder beide am Meridian, so ist diese Stellung entweder einer Konjunktion oder einer Opposition vergleichbar, je nachdem, ob sie sich in derselben Himmelshälfte befinden oder einander gegenüberstehen.

Definition und Sprachgebrauch

Der Begriff "Paran" ist eine Verkürzung aus dem Griechischem "paranatellontes asteres" oder "paranatellonta astra", was "nebeneinander aufgehende Sterne" bedeutet. Spricht man von "Paranatellonta", so ist dies genaugenommen ein Neutrum Plural, also wörtlich "neben<einander> aufgehende <Gestirne>". Der korrekte Sprachgebrauch des Wortes wäre daher: "Jupiter und Sirius sind Paranatellonta". Jedoch hat sich folgende Benutzung eingebürgert: "Jupiter und Sirius stehen in/ im Paran", sowie "Jupiter und Sirius bilden einen Paran-Aspekt".

Beschreibung

Steht die Sonne am Aszendenten und Jupiter gleichzeitig am Medium coeli, so befinden sie sich miteinander im Paran. Eine solche Stellung ließe sich im Horoskop zwar auch ohne Paranberechnung erkennen. Bei jenen Planeten, deren Umlaufbahnen stärker zur Ekliptik geneigt sind, und besonders bei den Fixsternen, von denen sich nur die wenigsten direkt auf der Ekliptik befinden, ist es aber nicht erkennbar, wann sie real aufgehen, untergehen oder kulminieren. So kann etwa der Mond im Horoskop mitten im zwölften Haus auf seinem Tierkreisgrad eingezeichnet sein, faktisch aber, mit seiner wahren Postion, am Aszendenten stehen, falls er sich gerade unterhalb der Ekliptik befindet. Noch größere Abweichungen gibt es bei den Fixsternen. Erst die Paran-Berechnungen für den jeweiligen Ort zeigen, welche Sterne und Planeten tatsächlich in einem bestimmten Moment am Horizont stehen oder kulminieren.

Die australisch-englische Astrologin Bernadette Brady hat sich ausführlich mit den Parans befasst, vor allem im Zusammenhang mit Fixsternen.[2]

Geschichte

Die Lehre der Paranatellonta wurde schon im fünften vorchristlichen Jahrhundert ausgebildet und geht ursprünglich auf die Beobachtung der mit den Tierkreisgraden und Dekanen am Osthorizont aufsteigenden, in der Himmelsmitte stehenden, oder den am Westhorizont untergehenden Sternen und Sternbildern zurück, aus denen jeweils ein bestimmtes Schicksal abgeleitet wurde. Eine Zusammenfassung dieser Lehre erfolgte durch den in Ägypten wirkenden Babylonier Teukros, und wurde um 100 v.Chr. als „Sphaera barbarica“ bekannt. Die Schrift von Teukros blieb allerdings nur teilweise erhalten, und wurde von Franz Boll in seinem Werk „Sphaera“ (1903) rekonstruiert. Wilhelm Knappich:"Besonders aus der Beobachtung der bei der Geburt aufsteigenden, kulminierenden und untergehenden Gestirne leitete man die Schicksale der Geborenen ab. Es handelt sich hier um die Lehre von den Paranatellonta."[3]

Ralph William Holden: "Die bekanntesten babylonischen Tafeln stammen von MUL APIN. Obwohl diese vermutlich erst um 700 v.Chr. erstellt wurden, gehen sie doch sechshundert Jahre weit zurück und sammeln alle beobachteten Ergebnisse; darin sind eine Fülle an Informationen enthalten hinsichtlich von Sternbezeichnungen und der Details von Aufgang, Kulmination und Untergang der Sterne."[4] Die heutige Astrologie berücksichtigt selten die Sterne oder Sternbilder auf den Vertikal- und Horizontachsen, und konzentriert sich fast ausschließlich auf die Himmelskörper des Sonnensystems.

Wirkung von Sternen im Paran mit Zwillinge[5]

Deutung

Stehen zwei Himmelskörper im Paran, so wirken sie gleichzeitig auf den Horoskopeigner ein, wenn auch über unterschiedliche Ebenen. Im Unterschied zu den astrologischen Aspekten besteht hier kein fester geometrischer Winkel, der ermittelt wird, sondern ein bestimmtes Verhältnis, das nur in Abhängigkeit vom Standort bzw. relativ zum Horoskopeigner zustande kommt. Die Wechselwirkung zwischen zwei Faktoren im Paran ist stark, ohne dass von vornherein gesagt werden kann, welcher Art von Aspekt sie am nächsten kommt, ob analytisch oder synthetisch. Viel hängt daher von der Thematik der beteiligten Planeten ab.

Parans und Astrokartographie

In der Astrokartographie werden auf Landkarten jene Linien eingezeichnet, auf denen ein Planet wirklich am Horizont (Auf- oder Untergang) bzw. am Meridian (Überquerung des MC oder IC) steht. Die Kreuzung zweier solcher Linien ist daher immer ein Paran. Wenn sich etwa die Jupiter-AC Linie mit der Venus-MC Linie kreuzt, so steht an diesem Ort Jupiter gerade am Aszendenten und gleichzeitig Venus am MC. Die wirkliche räumliche Position der Planeten, die sich bis zu 5° (Mond) oder 17° (Pluto) abseits der Ekliptik befinden können, und die im normalen Geburtshoroskop nicht zu erkennen ist, kann dazu führen, dass eine Stellung, die in der Radix aussieht wie ein Paran, auf der Karte tatsächlich einige geografische Grade (d.h. zig Kilometer) vom Geburtsort entfernt ist. Diese Abweichung hat dann mit der ekliptischen Breite vor allem des Planeten am Aszendenten tun.

Harald Mayen schreibt dazu in Einführendes zu den Astro-Landkarten: "Kreuzungen von Planetenlinien gelten ebenfalls als Kraftplätze. Die Energien beeinflussen sich dort gegenseitig. Dies gilt auch für den Fall, dass zwei Linien sehr nahe zusammenliegen. Kreuzungen können, in abgeschwächter Form, weltweit über dem betreffenden Breitengrad spürbar sein" [6].

Erin Sullivan behandelt das Thema in ihrem Buch[7] ausführlicher.

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Ekliptikal betrachtet (bzw. von den Tierkreispositionen her), hätten wir es hier mit einem Trigon zu tun
  2. Bernadette Brady, Fixed Stars (Red Wheel/ Weiser 1999 ISBN-10: 157863105X ISBN-13: 978-1578631056)
  3. Wilhelm Knappich: Horoskop und Himmelshäuser - Grundlagen und Altertum (zusammen mit Walter Koch). 144 Seiten. Sirius-Verlag 1959, S. 13
  4. Holden, Ralph William, Astrologische Häusersysteme, Chiron Verlag, 1998,S.36
  5. Tratado de astrología y magia von Alfonso X der Weise. Rom, 13. Jahrhundert
  6. Astrodienst Astroclick Reisen, Einführung. Wenn man dort auf eine Linienkreuzung klickt, erhält man auch direkt eine ortsbezogene Deutung des Parans
  7. Erin Sullivan: Angewandte Astro*Carto*Graphy, Chiron-Verlag Tübingen 2002 ISBN 3925100687 ISBN 978-3925100680