Paulus Alexandrinus

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Stilisiertes Porträt von Paulus Alexandrinus[1]

Paulus Alexandrinus war ein gräco-ägyptischer Astrologe in der Spätphase des Römischen Reichs (viertes Jahrhundert), der in Alexandria lebte und wirkte.[2] Er schrieb eine Einführung in die Astrologie, Eisagogika (elementa apotelesmatica), die nach dem Jahre 378 entstand. Sie ist uns erhalten zusammen mit Vortragskommentaren des Olympiodorus zwei Jahrhunderte später (564 AD).

Das Werk bietet eine allgemeine Einführung in die Grundbegriffe der Astrologie, mit Schwerpunkten bei den zwölf Orten (= Häuser), den Schicksalslosen nach Hermes Trismegistos, den Schicksalsjahren, sowie den Planeten als Herrscher der Tierkreiszeichen und Zeiten; es scheint rasch in Übersetzungen nach Indien gelangt zu sein.[3]

Gundel: Die Tendenz des Paulos geht dahin, immer wieder alte Quellen hervortreten zu lassen, insonderheit die weisen Ägypter, und doch auch die Lehren des Ptolemaios soweit irgend möglich gelten zu lassen...[4]

Astrologie

Die englische Übersetzerin für Paulus Alexandrinus, Dorian Gieseler Greenbaum, nennt folgende Besonderheiten seines überlieferten Werks[5]:

Philosophie:

Während beispielsweise von Ptolemäus eher die technischen Aspekte der griechischen Astrologie überliefert sind, erläutert Paulus Alexandrinus vor allem auch die dahinter stehende Philosophie. Ebenso nimmt er Deutungselemente auf, die von Ptolemäus eventuell als zu unwissenschaftlich weggelassen wurden.

Sensitive Punkte:

Es werden nicht nur die Berechnungsmethoden, sondern auch die zugrunde liegenden Ideen dargelegt, warum es etwa gerade die beteiligten Faktoren sind, die einen bestimmten sensitiven Punkt charakterisieren.

Dodekatemorien:

Die hier erläuterten Dodekatemorien haben nichts mit der Unterteilung eines Tierkreiszeichens in zwölf Abschnitte zu tun wie bei Manilius, sondern entsprechen dem 12. harmonischen Horoskop. Hier wird insbesondere beachtet, ob das Dodekatemorion der Wohltäter auf einen herausragenden Horoskoppunkt fällt.

Applikation und Separation:

Applikationen wurden schon berücksichtigt, wenn sie noch weit außerhalb des gültigen Orbis eines Aspekts standen, nämlich bis zu 30°. In einem Horoskop wurden daraus Aussagen abgeleitet, wann im Leben ein bestimmtes Ereignis eintrat. Ebenso wurde bei der Separation verfahren. Beachtung fand hier vor allem der Lauf des Mondes.

Mondphasen:

Alexandrinus erläutert eingehend die griechischen Überlegungen zu den Mondphasen, insbesondere auch Tod und Leben betreffend.

Sektion:

Die griechische Astrologie arbeitet mit den sog. Sektionen, der Unterscheidung in Tag- und Nachtgeburt. Die gesamte Deutung richtete sich nach dieser Einteilung: Tagplaneten sind in Taghoroskopen stark gestellt, Nachtplaneten in Nachthoroskopen.

Werkausgaben

Englisch:

  • Dorian Gieseler Greenbaum (Übers.): Late Classical Astrology: Paulus Alexandrinus and Olympiodorus.

Lateinisch:

  • Elementa apotelesmatica - Eisagogika. Hrg. Emilie Boer. Teubner, Leipzig 1958 (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana) ISBN 3322008770

Weblinks

Literatur

  • Gundel, Wilhelm/ Gundel, Hans Georg: Astrologumena. Die astrologische Literatur in der Antike und ihre Geschichte. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1966.
  • Denningmann, Susanne: Die astrologische Lehre der Doryphorie. Eine soziomorphe Metapher in der antiken Planetenastrologie. Saur Verlag , Leipzig, 2005 Online bei Google Books

Quellen und Anmerkungen

  1. Bei Dorian Gieseler Greenbaum
  2. Gundel/ Gundel, Astrologumena, 1966,S. 236
  3. Lexikon der Alten Welt, München 1990, S. 2235.
  4. Gundel/ Gundel, S. 239
  5. Informationen der Homepage von Greenbaum.